Hallo,
Ich arbeite als Trainer und Dozent in sensiblen Bereichen von Psychiatrien, Forensiken, Wohnheimen für gewaltbereite Jugendliche usw. Mein Gebiet ist die Vorbeugung von Aggression und ebenso der handfeste Umgang mit daraus resultierender Gewalt.
Die Klientel soll und darf nicht mit herkömmlichen Verteidigungstechniken „bedient“ werden, denn es handelt sich um Kranke, Schutzbefohlene oder zeitweilig nicht schuldfähige Mitmenschen. Es ist erklärtes Ziel, jeder dieser potentiell aggressiven und gewaltbereiten Personen respektvoll auf eine Weise zu begegnen, die ein weiteres Miteinander in Therapie und Pflege noch möglich macht.
Es versteht sich von selbst, dass Mitarbeiter in diesen Bereichen keine Waffen oder sonstige Abwehrgegenstände bei sich tragen und anwenden, jedenfalls nicht mit Genehmigung der Einrichtungen.
Da sich jedoch beileibe nicht jede brenzlige Situation mit Worten und Psychologie bewältigen lässt, kommt es nicht selten zu Handgreiflichkeiten, bei denen Personal häufiger zu Schaden kommt als man annimmt, zumal sich die Klienten dabei nicht an Regeln halten und auch auf Gegenstände zurückgreifen.
Die Mitarbeiter werden von mir geschult, sich aus jeder 1:1 Situation zu befreien und sich in Sicherheit zu bringen. Unausweichliche Konfrontationen sollen nur im Team angegangen werden.
Nun, die Qualität der Schulung trägt neben der Kompetenz des Personals dazu bei, dass der Gewalt entweder vorgebeugt wird oder mit ihr adäquat umgegangen wird – zu einem hohen Prozentsatz erfolgreich. Es bleibt das berühmte Restrisiko für den Fall, dass das Konzept nicht aufgeht, der Plan eben nicht funktioniert.
Für mich persönlich habe ich dieser Tatsache Rechnung getragen, indem ich eine Krav Maga Instruktoren-Ausbildung mitgemacht habe – sicher ist sicher. Klar ist aber auch, dass derjenige „Kunde“, der mich dazu zwingt, Krav Maga anzuwenden, danach nicht mehr mit mir therapeutisch oder pflegerisch zusammenarbeiten will. Jedoch ist mir im Ernstfall meine eigene Gesundheit wichtiger als die des Aggressors.
Da die eigenen Knochen und Gewebe bei der Selbstverteidigung nicht zu den belastbarsten Materialien gehören, kam ich zu dem Entschluss, dass etwas wie ein Kubotan her muss, klein, unauffällig und nicht in jedem Fall als Waffe zu erkennen. Ich informierte mich hinlänglich und entwarf schließlich einen Schlüsselanhänger aus Edelstahl, der meinen Bedürfnissen entsprach.
Eine Kombination aus Kubotan und Koppostick, am Schlüsselbund zu tragen und den Schlüsselbund miteinbeziehend in Anwendung und Wirkung. Da sich die neuralgischen Punkte am Körper des Menschen oft mit denen decken, die bei einer Akupressur genutzt werden, wurde das Werkstück folgerichtig von mir als Akupressur-Stift eingestuft.
Ich legte eine Kleinstserie von 100 Stück auf und veräußerte oder verschenkte diese an befreundete Trainer, mit der schriftlichen Auflage, sie nur als Akupressur-Stifte zu führen. Zudem ätzte ich einen Schriftzug in die Edelstahlstifte, der auf den wirklichen Einsatzzweck subtil hindeutet - „1st84thoseintheknow“ . Um euch die Rätselarbeit zu ersparen: Es liest sich „first aid for those in the know“, also „Erste Hilfe für die Eingeweihten“.