Durch Jennis sehr lobenswertes Engagement haben wir ja seit einigen Jahren die Möglichkeit, russische "Tacticals" - und das in sehr guter Qualität! - aus der Fertigung von Kizlyar auch in Deutschland (...und Österreich :)..) kaufen zu können. Einige von Euch werden wissen, daß z.B. der Stalker 2 zu meinen Lieblings-Einsatzmessern zählt.
Auch Messer aus Zlatoust, einer russischen "Messerstadt" sind seit geraumer Zeit über Böker oder andere Händler hier zu bekommen. Leider kann aber Jenni aufgrund der sehr restriktiven russischen Messer-Exportbestimmungen viele Produkte nur sehr langsam oder gar nicht bekommen, und bestimmte Messer anderer Hersteller waren regulär in Deutschland bislang gar nicht erhältlich.
Besonders geärgert hat mich das seit geraumer Zeit betreffend der "Smersh"-Messer der Firma NOKS, die zu den Modellen dieses Herstellers zählen, die durch die Verwendung beim russischen Geheimdienst und militärischen Spezialeinheiten (zumindest, soweit berichtet und in Foren diskutiert wird...)auch im Westen recht bekannt geworden sind. Der Name ist zusammengezogen aus dem Wörtern "SMERt SHpionam" (Tod den Spionen) und bezeichnet ein im WK II von der russischen Armee betriebenes Programm (und Einheiten)zur Ausschaltung von Spionen, Partisanen, Saboteuren - ist also sozusagen ein treffender Name für ein spitzfindiges Instrument zur Spionageabwehr
Es handelt sich dabei um eine Viererserie von Messern im Stil finnischer oder nordrussischer Messer, mit sehr spitzen, stabilen Klingen und Griffen ohne Parierelemente, getragen in Leder-Köcherscheiden mit dem bekannten kleinen Halterädchen.
Die Klingenlängen betragen 95, 115, 140 und 155 mm bei einer Klingenhöhe an der Hinterkante der Schneide von ca. 20 mm, die Griffe sind identisch und bei einer Länge von 110 mm zwischen 17 und 20 mm (am mittlerein "Bauch" und am Knauf) stark und zwischen 25 (an der Zeigefingermulde) und gut 30 mm hoch (im Auflagebereich). Die Klingenstärke beträgt bei den Modellen 1 und 2 einheitlich 4 mm, die Modelle 3 und 4 sind wahlweise mit 4 oder 6 mm Stärke zu haben. Das Nettogewicht des Smersh 3 (140er Klinge bei 6 mm Stärke) liegt bei 150 g.
Als Materialangabe habe ich 50X14MF gefunden, der Härtegrad wird mit 56-58 HRC angegeben.
Bilder und Daten findet man z.B. hier:
http://www.klyk.ru/index.php?categoryID=231&show_all=yes
Übrigens hat es sich als völlig erfolglos erwiesen (zumindest in meinem Fall), dort bestellen zu wollen
Trotz des vielleicht ein wenig dramatischen Namens ist das Messer also ein robuster Gebrauchsgegenstand in der Tradition von Finnenmessern - und ebenso vielseitig.
Nachrichtlich: Es gibt noch ein Smersh 5, das allerdings ganz anders gestaltet und einem herkömmlichen westlichen Messer mit breiter Klinge und Parierelement viel ähnlicher ist.
Ich fand Smersh 1 bis 4 sehr interessant, weil ich mit dem ähnlich konzeptionierten finnischen Sissipuukko M 95 (und im Kollegenkreis mit dem kürzeren M 07) von Peltonen ausgezeichnete Erfahrungen gemacht habe. Die klassisch orientierte Formgebung ist bei beiden Serien ähnlich, die Materialien modern, die Klingen stark und belastbar, die Detaillösungen an Messer und Scheide modern und praxisorientiert.
Mal ein paar Daten zum Vergleich: Das M 95 hat bei 155 mm Klingenlänge, 22 mm Klingenhöhe und 5,5 mm Stärke eine Grifflänge von 125 mm, der Griff hat eine relativ einheitliche Stärke von ca. 22 mm und eine Höhe zwischen 26 und 32 mm im Auflagebereich. Es wiegt netto ca. 200 g. Das M 07 hat eine 30 mm kürzere Klinge, die aber leider immer noch einen halben Zentimeter zu lang für die abstruse "42a-Konformität" ist. Es ist differentiell gehärtet und hat im Bereich des Körpers 45 - 50 HRC, im Schneidenbereich 58 HRC.
Bilder und Daten findet man z.B. hier:
http://www.durapi.com/produkte/messer.php
Das Wenige, das ich zum "Smersh" recherchieren konnte, war sowohl hinsichtlich der Faktenangaben als auch insbesondere in der Bewertung sehr unterschiedlich bis gegensätzlich und reichte von voller Zufriedenheit bis zu Geringschätzung. In einigen Systema-Videos habe ich russische Könner sehr fließend und geschickt damit umgehen sehen - zumeist reverse und im typischen Systema-Stil mit einer angestrebten ebenso raschen wie "ultimativen" Beendigung der Auseinandersetzung Interessanterweise verzichten ja viele russischen Messer (in besagter Tradition bzw. Orientierung) auf PEs - und ähneln in Grundform und Anwendung damit z.B. auch japanischen Aikuchi und ähnlichen Messern. Daher mag kein Zufall sein, daß z.B. James Williams, der Entwickler des Bugei / CRKT Hissatsu, sowohl Systema als auch japanische Messerkampfformen meisterlich beherrscht und wegen der Anwendung auf sehr engem Raum bzw. in sehr enger CQC-Anwendung und zur Vermeidung am Festlegen von PE an eigener oder gegnerischer Kleidung oder Ausrüstung diese Art von Messern sehr bevorzugt. So kann man das Smersh 3 (oder vielleicht eher das etwas längere 4) sozusagen als "russisches Hissatsu" sehen
Das verlockt jemanden mit meinen Interessen natürlich, sich selbst ein Bild zu machen - nur wie?
Vor kurzer Zeit bin ich nun mit einem deutschen Händler und Importeur mit guten Kontakten nach Russland (diesmal nicht Jenni) in Berührung gekommen und habe einfach mal angeregt, die Importmöglichkeiten (oder besser: die Exportmöglichkeiten aus Russland...) für diese Messer einmal zu prüfen.
Das wurde versucht, hat sich im Einzelfall als relativ aufwendig erwiesen - hat aber nun mit einem "Musterstück" geklappt, das heute zur Begutachtung bei mir eingetroffen ist: Smersh 3 mit einer Klingenstärke von 6 mm.
Ich habe allerdings dem Importeur geraten, insbesondere auch den Import des Modells 2 zu versuchen, im Hinblick auf 42a eben. In den nächsten Tagen werde ich mit dem Messer umgehen und Euch meine Eindrücke schildern.
Zum Ersteindruck: Der Griff, der deutlich kürzer als der des M 95 ist, liegt sehr gut in der Hand, die Gummimischung mit viel Grip und die dreidimensional ergonomisch gestaltete Form wirken sehr gut zusammen.Ich will gar nicht verschweigen, daß mir ein kleines griffintegriertes PE sympathisch wäre (und sei es auch nur für die Nerven ), andererseits müßte es aber schon SEHR heftig zugehen, um von diesem Griff auf die Schneide abzuruschen, zumal vor Beginn der Schneide unten noch ein geriffelter "Sicherheitsbereich" von knapp 15 mm Länge liegt.
Das Messer ist unter dem Indexfinger balanciert und liegt sehr leicht in der Hand, dabei aber wegen der Form des Griffs und der starken Klinge wirklich "satt", sowohl forward als auch reverse.
Die Scheide besteht aus Leder mit einer Harteinlage, über die vordere Unterkante des Griffs gleitet ein Rädchen, wie man es vom M 95 kennt, und hält das Messer auch tipup gut fest. Wie beim M 95 hat man ein sicheres Gefühl, kann aber ohne "Gezerre" flüssig ziehen. An der Hinterseite ist eine Gürtelschlaufe, die allerdings nur für Gürtel bis ca. 45 mm Breite reicht. Die Tragehöhe ist sehr günstig, die Schlaufe ist allerdings nicht seitenwahlfrei umsetzbar wie bei der Kunststoffscheide des M 95.
Auf der Vorderseite ist eine zweite Schlaufe aufgenietet, die ein Durchführen von Gürteln bis ca. 35 mm Breite gestattet. Das ist sehr praktisch, da man entweder das Messer unter dem Gürtel höher oder auch insbesondere mit der Schneide nach vorn hoch am Gürtel tragen kann, um reverse zu ziehen - hier ist ja eine höhere Position sehr günstig.
Falls Ihr das Messer interessant findet, laßt uns das hier ansprechen. Vermutlich wird der Importeur sich die Mühe mit der ganzen Abwicklung nur machen, wenn er hier auch sozusagen "interessiertes Publikum" erwarten kann. Leider kann ich Euch momentan noch nicht sagen, zu welchem "Kurs" das Messer hier angeboten werden kann. Ich hab auch mit der Vermarktung nichts zu tun, sondern habe nur den Denkanstoß gegeben und kann jetzt immerhin mit dem Muster umgehen, um mir ein eigenes Bild von diesem Meser machen zu können, das allerdings einen recht guten Ersteindruck hinterläßt
Ich persönlich werde mit Sicherheit das Smersh 3 behalten und könnte mir ein 2er als einschneidiges 42a-konformes Gebrauchsmesser durchaus vorstellen. Dabei gebe ich allerdings unumwunden zu, daß nicht allein die Möglichkeit eines modernen Finnenmessers die ausschlaggebende Rolle spielt - das könnte man schon auch mit einem Martiini aus der "Black Line" haben, sogar billiger als mit einem Smersh.
Aber das 3er wirkt sehr robust, ergonomisch überzeugend - und hat NATÜRLICH auch den Nimbus eines hier seltenen russischen militärischen Gebrauchsmessers...für vielfältigen Gebrauch.
Bezeichnenderweise hat das Messer übrigens sofort Gnade in den diesbezüglich ziemlich unerbittlichen Augen meiner lieben Frau gefunden Sie hat es sofort in die Hand genommen, die schlanke Form gelobt (...solange das nur für Messer gilt, meinetwegen...)und die Handlichkeit sofort positiv angemerkt. Ein guter Start!