Es ist noch nicht lange her, da waren wir grillen mit ein paar Studienkollegen. Alles junge Leute, wir alle kennen uns noch nicht allzu lang.
Als es ums Tomatenschneiden geht, zieht bevor ich reagieren kann einer der Kollegen so ein 0815 Pfadfindermesser mit ~8 cm Klinge raus, zeigt der ganzen Gruppe was für ein tolles Messer er hat und wie gut er doch vorbereitet sei. Ich halt mich einfach zurück... Da das Ding aber so stumpf ist dass man darauf nach Texas reiten könnte (zerquetscht die Tomaten nur), greife ich zum BM Nimravus und geb es dem Tomatenschneider. Erster Eindruck "wtf hast du denn für ein Teil dabei" (obwohl es eigentlich relativ harmlos aussieht... zumindest im Vergleich zu einigen Sachen ausm Forum hier), aber er ist von der Schärfe überzeugt und hocherfreut wie gut das schnippelt.
Der Rest der Gruppe war eher skeptisch, seitdem hab ich ein bisschen einen "der mit den Messern und Lampen"-Status... aber das macht mir eigentlich nichts. Ein paar hatten noch gefragt ob sie das Messer ausleihen könnten zum Verpackungen aufschneiden, Grillfleisch schneiden, etc. und waren auch durchwegs begeistert. Einige aber wohl nur wegen dem Gefühl ähnlich wie wenn man als kleines Kind als erstes mal ne Softair in der Hand hat oder so.
Ich finde es aber schon traurig, dass von dieser Generation zwar jeder ein Handy, meist irgendein sackteures Smartphone, überall mit rumschleppt und auch ohne dieses scheinbar nicht überleben könnte, man aber nicht in der Lage ist, für solche höchst trivialen Tätigkeiten ausgerüstet zu sein (vor Allem wenn man's plant!) bzw. man anscheinend erwartet, das Grillgut würde sich von selbst schneiden. Von ca. 15 Leuten waren wie zwei die einzigen, die Messer dabei hatten.
Bei denen, die nochmal ein paar Jahre jünger sind, ist es noch viel schlimmer.
Smartphones sind übrigens ein guter Vergleich bei Diskussionen um teure Messer: "Du schleppst ein 600€-Iphone durch die Gegend, wenn mein 80€ Sony-Ericsson schon viel mehr kann als ich nutze und sagst mir, ein 150€ Messer wäre teuer?"
Egal wie er argumentiert, es läuft auf zwei Möglichkeiten raus: Statussymbol oder Handysüchtig. Idealerweise versteht er dann, dass man für was schönes/gutes durchaus etwas mehr ausgeben kann. Auch die Frage nach dem Nutzen ("wofür brauchst du denn ein Messer??") lässt sich dadurch leicht aushebeln.
Funktioniert allerdings nicht bei Leuten mit Firmenhandy oder mit garkeinem