Sawnto - Vom Kreissägeblatt zum Messer (hoffentlich)

  • Hab heute abend endlich ein altes Kreissägeblatt zerlegt. Leider ziemlich klein das Blatt, also war ich etwas beschränkt. Damit die Klinge nicht all zu kurz wird, hab ich mich dafür entschieden half-tang zu bauen. (heisst das so?) - Also die Angel wird nur zur Hälfte ungefähr in den Griff gehen. Und da das ein typisches Merkmal von japanischen Messern ist, war damit die Klingenform auch schon entschieden. :D


    Eigentlich wollte ich den Primärschliff (heisst das so? =) nur halb hoch ziehen, aber das hat nicht geklappt.Das Blatt ist eh ziemlich dünn, vielleicht grad mal einen millimeter, also ist eh nicht so viel mit dem Schliff zu machen, wenn es nicht als Rasiermesser enden soll. Wobei ich darüber auch schon sinniert habe. :huh:


    Hier mal ein Bid vom Sägeblatt - schon ausgeschnitten, mit Feuerzeug als Größenvergleich:


    DSC03956.JPG


    Das Grobe hab ich ma wieder mit dem Dremel und Trennscheibe gemacht, dann hört mein Werkzeugsortiment aber auch schon leider auf. Also praktisches Werkzeug mein ich. =)


    Alles weitere hab ich nämlich dann mit einer Feile gemacht. 8|


    P9070001.JPG


    P9070010.JPG


    Das war ganz schöne Plackerei. Ein Bandschleifer wär schon was tolles. =)
    Viel hab ich heute abend nicht mehr geschafft (kann momentan nur draussen), hab den groben Schliff drauf, wie gesagt, leider ganz hoch.


    P9070014.JPG


    P9070020.JPG


    P9070022.JPG


    P9070027.JPG


    Die Spitze der Klinge ist eine der Spitzen vom Blatt, da sass einer der "Zähne" drauf. Hab erst überlegt, ob ich den irgendwie drannlassen kann und das in die Form integrier, aber da beim Blatt schon ein paar Zähne fehlten, wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass mir der dann auch irgendwann abfällt. Was aber bestimmt nicht passiert wäre, denn der sass mal bombenfest drann. Die Spitze, wo der Zahn draufsass, scheint auch besonders gehärtet zu sein, denn die schaff ich mit den "normalen" Feilen kein Stück. Da gleitet die drüber wie über Glass. Da konnte ich nur mit meinem unbekannten Schleifstein mühsam abtragen.


    Über den Griff hab ich mir noch nciht viele Gedanken gemacht, schade dass die Angel so kurz ist, sonst hätte ich es gerne so gelassen, bzw. nur gewickelt.


    Als nächstes hab ich eine Menge Schleifarbeit vor mir, mal sehen wann meine Finger anfangen zu bluten. =)
    Wenigstens ist der grobe Schliff drinn, jetzt also "nur noch" die Kratzer rauskriegen.....oh mein Gott =)

  • Vorab, es wurden schon die tollsten Messer aus alten Sägeblättern gemacht.
    Du hast dir also schon mal das richtige Material ausgesucht.


    Ich hätte bei 1mm stärke jedoch einen Skandi-Schliff auf nur ca 1-2cm gemacht.
    Hätte viel Arbeit erspart und wäre bei 1mm Stärke voll ausreichend gewesen.


    Aber es ist ja dein Messer und ich bin gespannt was daraus wird :thumbup:

  • Kannst du mich mal aufklären was ein Skandi-Schliff ist?
    Bin grad am fein schleifen, und so wie es aussieht hab ich garnicht bis oben angeschliffen. Oder nur halb, oder irgendwie so. =)


    Auf jedenfall siehts fast so aus, als ob ich mit noch ein bisschen weiterschleifen den Schliff auf ungefähr 1/2 kriegen könnte. Ich hab nur so meine Probleme eine scharfe kante hinzubekommen mit meinen begrenzten Möglichkeiten. Alles halb wackelig von Hand und so.... =)


    Sind solche Kreissägeblätter eigentlich üblicherweise aus einer bestimmten Stahlsorte? Ob man da über den Daumen schätzen kann, was das für Material ist?
    Im Grunde aber auch egal, ist halt KS-Stahl. =)


    Hatte vorhin die Grandiose Idee meinen "Hand-bandschleifer" zu benutzen, aber da kann ich die geschwindigkeit nicht regulieren, und der macht so schnell. :rolleyes:

  • Schankedöhn! =)


    Ja, das hatte ich auch überlegt, aber dann verworfen, weil es mir zu simpel war. Da hatte ich noch nciht damit gerechnet, dass ich keine so scharfe, glatte Kante im Schliff hinkriege. =)

  • Ich muss sagen, sehr schöne Idee mit dem Sägeblatt! Aber ich würde den Griff nicht wickeln! Das wäre mir jetzt zu simel. Vielleicht, wenn du Lust hast, selber Micarta zu machen, würde ich das bevorzugen.


    Wahlweise auch schönes Holz!


    Und, mach weiter so!! =)

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • Ja, das geht mir beim Schleifen auch die ganze Zeit durch den Kopf. =)


    Aber bin damit soweit durch, hab gestern versucht die Löcher in die Angel zu bohren. Dafür wäre das vielleicht angebracht, oder ich muss mir mal einen neuen Bohrer besorgen, mehr als eine kleine Mulde krieg ich da nämlich nicht rein. =)


    Hab noch ein Batt hier liegen, mit dem werd ich das machen, und dann hinterher das ganze wieder auf "Hausfrauenart" härten.


    @Hawk
    Mit der Wicklung hast du recht, dafür ist ja die Angel auch etwas zu kurz. Hatte noch Reste vom Olivenholz, da bin ich grad dabei einen Griff zu basteln.

  • da hast Du zwei Probleme, was für ein Stahl ist es und er ist verdammt dünn. Was das weitere Arbeiten betrifft, besorg Dir ein Stück ganz normales Stahlrohr vom Eisenhandel, cirka 100 mm länger als die Klinge und eine Möglichkeit Holzkohle über Nacht brennend allein zu lassen. Pack die Klinge in das Rohr und nimm als Füllmaterial Holzkohlenasche (oder wickle die Klinge in Zeitung und stopf soviel Zeitungspapier rein wie es nur geht), schließe beide Enden mit Lehm oder etwas ähnlichem zu und leg es in die Holzkohlenglut. Dann lass es über Nacht dort ausglühen. Rein theoretisch würde auch ein kurzzeitiges Erwärmen auf gut 700 Grad die Sache erleichtern, aber wenn man kein Schmiedefeuer hat und einen Schweißbrenner dafür nehmen muß, dann ist das einfach zuviel vom Fingerspitzengefühl und vom Glück abhängig.


    Wenn Du dir schon die Arbeit machst mit dem Ausglühen, glüh am besten die zweite Klinge auch direkt mit aus, so hast Du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.


    Wenn dann die Klinge fertig bearbeitet ist, dann melde dich einfach wieder, dann sehen wir weiter. Bei einer derart dünnen Klinge kann man mit den Hauruckmethoden die man ohne Glühofen oder Schmiedefeuer jedeweder Art anwendet nicht einfach so zu Werke gehen. Vergiß schon mal die ganze Magnetherabfallerei oder sonstiges Vorgehen wie es oft industriell gemacht wird, dort ist die ganze Wärmebehandlung exakt auf das Produkt eingestellt, das ist nicht einfach so auf deinen Fall übertragbar.


    Wie gesagt, glüh zuerst einmal die Klinge und die noch nicht ausgesägte aus und mach die Messer dann fertig, dann kommt Schritt für Schritt.


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

  • Och... so Olivenholz fände ich auch recht passend. Das ist nicht so "überkandiddelt!. Ich mein, so edles Holz wie Cocobolo oder Ebenholz wäre auch bei dem Projekt echt too much!


    Ich bin gespannt!

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • wenn einer eine Klinge von Hand in Form bringt und sich dabei wunde Finger zuzieht gibt es kein Holz daß da nicht draufpasst, zumal diese teuren Hölzer ja auch nicht reserviert sind für Klingen die meist unbenutzt und zu Tode poliert in der Vitrine landen.


    Roman

    panta rhei

  • Hast schon Recht, Roman, aber ich persönlich finde, dass man zu einem rustikalen Messer, dass dann auch viel "Blut" als Tribut für die Handarbeit fordert, eher zu solideren Sachen greifen sollte, als zu edlen Hölzern! Ich finde, dass Olive oder Eiche da eine tolle Wahl ist, oder am Besten selbstgemachtes Leinenmicarta oder so!


    Aber dafür haben wir hier ja alle verschiedene Meinungen und das macht unser Forum so stark! Und letztlich obliegt die Entscheidung eh dem Erbauer!


    Gruß, Hawk

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • Danke für die ganzen Tipps!
    Wie gesagt, die Klinge ist soweit fertig, Da muss ich nichts mehr machen ausser ein bisschen polieren - Werd das mit dem Rohr aber mit der nächsten versuchen. Über Nacht in Glut legen ist kein Problem, da nehm ich einfach unsere Grill-Feuerstelle.
    Das Härten hätte ich jetzt mit besagter Magnetmethode probiert, aber da bin ich auch flexibel. Für die nächste Klinge werd ich aber eh noch eine ganze Weile brauchen, stecke da zur Zeit "leider" mehr Zeit rein, als ich eigentlich über habe.


    Mit der jetzigen Klinge und Härten, da hab ich noch garnicht weiter drüber nachgedacht. Da die Klinge eh so dünn ist, bin ich davon ausgegangen, dass das Messer, wenn überhaupt, eh sein Einsatzgebiet in der Küche finden wird. Also für härtere Arbeiten war das nicht angedacht. (Sogar mein Opinel hat eine leicht dickere Klinge)



    Edlere Hölzer (Olive gehört für mich aber schon zu "Edelhölzern") wären natürlich auch fein, am besten sehr dunkel, würde bestimmt auch gut passen. Würde aber hier das Konzept durchkreuzen, ich benutze ja nur Materialien die vorhanden sind. Selbstgemachtes Micarta steht aber auch definitiv sehr weit oben auf meiner ToDo-Liste. Auch schön wäre ein fertiger Griff (Ein Aststück oder eine alte Türklinke oder ähnliches), da bin ich schon am gucken, was mir da unter die Finger kommt im Haus. (Haben einen Speicher, der eigentlich nur für Gerümpel genutzt wurde die letzten 5 Jahre, das ist wirklich eine wahre Fundgrube. =)


    Ich bin auf jedenfall erstaunt, wie "einfach" das ganze ist. Nicht einfach im Sinne von "aus dem Ärmel schütteln", aber jetzt wo ich dabei bin, komm ich zu Ergebnissen, die man durchaus als Messer bezeichnen kann. Bevor ich da das erste mal was gemacht hab, war die Vorstellung einfach so weit weg. Am meisten erstaunt es mich, dass ich das alles mit simpelsten Werkzeugen schaffe.In dem Sinne ist nämlich nicht nur das Material des Messers "recycelt", sondern auch beim Werkzeug versuche ich mit dem auszukommen was das ist..


    Mal sehen ob ich heute abend noch weiterkomme. Bin bei der KLinge nämlich inzwischen auch auf eine normale Klingenform umgestiegen. Diese Tantoform hat den Schliff doch um einiges erschwert. war aber in meinen Augen eine gute Entscheidung, gefällt mir so besser. Glaube aber ich muss am "Bauch" vorne noch ein kleines bisschen mehr wegnehmen und die Klinge nach vorne etwas schlanker machen.


    Als Schliff hab ich auch das für mich einfachste gewählt, wie beim Opinel, also ohne Schneidphase, ganz einfach. Hab mir da auch die Zähne ausgebissen, aber nie eine zufriedenstellende Gerade geschafft.


    P9090058.JPG


    P9090064.JPG


    P9090070.JPG


    Und so hab ich mir den Griff vorgestellt. Natürlich noch alles roh, das wird noch schön abgerundet.

  • wir sind einer Meinung, letztendlich entscheidet der Macher was draufkommt, ob irgendso ein tropisches Ölausschwitzholz oder so ein zu Plastik gewordenes verschimmeltes Stück Buchenholz. Ich bin eigentlich auch für die einheimischen Hölzer, hier wächst doch genug und man braucht sich auch nicht den nach Tran und Urin riechenden Penisknochen von irgendeinem armen Bewohner der Eismeere auf den Erl zu schrauben.


    Viele Grüße


    Roman


    PS: das selbstgemachte Micarta steckt mir auch immer noch in der Nase, ich muß das mal ausprobieren

    panta rhei

  • @ Roman: Super! Wusste ichs doch! Micarta selber machen, macht richtig Spaß! Ist ne super Sauerei, aber wenn das Ergebnis nur halbwegs gut geworden ist, ist das schon wirklich toll!

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • ich komme wieder auf die Härterei zurück.


    Im vorliegenden Fall müssen wir ja mit den Mädchen tanzen die da sind, also soll das Ganze ohne großen Aufwand über die Bühne gehen. Zum Ausglühen (ich nenne es jetzt einmal bewußt so wie früher, es ist ja weder ein weichglühen noch sonst etwas, das Metall wird nur in einen einigermaßen bearbeitbaren Zustand versetzt), ich zitiere Dir jetzt einmal eine Passage aus einem Buch aus den vierziger Jahren, -Merkbuch für Fehler bei der Warmbearbeitung von Eisen und Stahl-:


    "Gehärtete Stähle lassen sich am leichtesten weich glühen. Man erhitzt sie auf etwa 700 Grad und legt sie an die Luft. Ein Halten auf Temperatur über längere Zeit ist hier nicht erforderlich." Das heißt, die Klinge langsam auf eine Glühfarbe bringen die nach dunkelrot aussieht, allerdings ohne sonstige Beleuchtung (sonst bist Du immer drüber) und dann abkühlen lassen.


    Was die Wärmebehandlung an sich angeht, Du bist zwar nicht gezwungen das zu machen, aber man kann dadurch etwaige Spannungen abbauen und die Schneide so durch das Anlassen einstellen daß man mehr Freude mit ihr hat.


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

  • Nabend!


    Der Tip mit den Bohrern dürfte Gold wert sein. Da werd ich mir wohl mal einen besorgen müssen.
    Und vielen vielen Dank für die ganzen Tips zum Thema Metall.


    Ich werd jetzt erstmal ein bisschen am Griff weitermachen.


    Das Thema Tropenholz seh ich ähnlich. Es gibt wirklich reichlich heimische, sehr gute Hölzer. Und Horn und Knochen mag ich überhaupt nicht. Da hab ich inzwischen zwar schon ein paar schöne Sachen gesehen, aber ich mag sowas überhaupt nicht in der Hand haben.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!