Lindblom 5000 und 5100 - viel Messer für wenig Geld

  • Viele von Euch werden sich ja noch an die Diskussion erinnern, die hier
    vor einigen Monaten geführt wurde und darin „gipfelte“, daß zur allgemeinen
    Überraschung gelang, die Klinge eines 1000 €-Messers durch die eines Mora zu
    schlagen (…nachdem andererseits kühn eine ermittelte Oberflächenhärte des
    Mora-Messers zur „Klingenhärte“ erklärt und das Mora damit in den Olymp der
    schnitthaltigsten Messer erhoben wurde…). Somit eher plakativ als informativ,
    hat diese Diskussion jedoch den positiven Effekt gehabt, wieder einmal
    grundsätzlich den Blick auf eine Gattung von Messern zu richten, mit denen wir
    uns vor allem aus einem Grund irgendwie schwertun: Sie sind einfach zu
    preisgünstig und profan, als das sich viele Messerfreunde „guten Gewissens“
    dazu bekennen könnten, ohne um ihr Ansehen zu fürchten…


    Warum sollten wir denn Hunderte von Euros für unsere Lieblinge
    berappen, wenn wir eingestehen würden, daß so ein skandinavisches Billigmesser
    ebenfalls „seinen Job macht“? Zudem haben gerade die Tactical-Freunde unter uns
    (…wie ich…) mit ihrer Orientierung an der mißbräuchlichen Anwendung von
    Einsatzmessern und ihrer Vorliebe für Viertelzöller in Full-Tang-Bauweise die
    Messlatte für Hebelbelastbarkeit, Scherlast usw. so hochgelegt, sich so daran
    gewöhnt, nicht in Belastungsdurchschnittsparametern zu denken, sondern in
    Spitzenlasten, daß wir uns zuweilen den Blick darauf verstellen, was vielleicht
    90 Prozent der Anwender in 90 Prozent aller Anwendungssituationen ganz schlicht
    mit einem Messer anfangen.




    "Nordische Kombination": Fällkniven F1 mit Tuning nach Wünschen von King ChriBo höchstdaselbst, Peltonen Sissipuukko M 95, Lindblom C-Stahl, Lindblom Rostfrei, Noks Smersh 3


    Der Gerechtigkeit halber: Das gilt nicht nur für den Tactical-Freund
    mit seinem Bild von Feldeinsatz und dem Nachschärfen mit Feldsteinen, sondern
    meinetwegen auch für den Jäger, der ein Messer erst dann als brauchbar
    betrachtet, wenn es so schnitthaltig ist, daß man sich damit auch nach dem
    Abschwarten von 2 Sauen noch rasieren kann. Nur leider hatte ich in den ganzen
    letzten Monaten voller Alltagsanwendungen und Wanderungen NIE die Gelegenheit,
    ein willig daliegendes Schwein abzuschwarten und zu zerlegen, geschweige denn
    gleich zwei…


    Mut zu einer ganz nüchternen Betrachtung hat mir neben einem
    Testbericht im MM, in dem ein Mora im Kreise diverser Bushcrafter ausgezeichnet
    abgeschnitten hat (ebenso wie in Berichten vieler Outdoor-Freunde), auch das „Geständnis“
    einiger sachkundiger und angesehener Forumsmitglieder und Messerfreunde
    gemacht, zur richtigen Gelegenheit selbst auch gern mal zu einem der
    schwedischen „Billigmesser“ zu greifen. Wenn das jemand wie Freund „waltan“
    macht, der auf Jahrzehnte von Anwendungserfahrung und Vergleichsmöglichkeiten
    mit einer Vielzahl von Messern aus dem Hochpreissegment verfügt, hat das für
    mich Gewicht.





    Seit einiger Zeit tausche ich mich mit Pekka Boegens von Durapi.com
    aus, einem freundlichen und geduldigen Menschen, den ich penetrant damit
    belästige, auf J.P. Peltonen einzuwirken, endlich eine 42a-konforme Variante
    des von mir sehr geschätzten Sissipuukko aufzulegen. Da Herr Boegens neben den
    Rangermessern auch schwedische Messer des unteren Preissegments führt, wurde
    auch die „Mora-Diskussion“ irgendwann Gesprächsthema, auch wenn die von ihm
    angebotenen Messer keine Moras sind, sondern Messer der Firma Lindblom, in der
    Machart den Moras allerdings recht ähnlich.


    http://www.durapi-shop.com/shop/category…ram=cid%3D11%26


    Auch Forumsfreund „Kanji“ vertreibt allerdings diese Messer!

    2 Mal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Herr Boegens hat mir freundlicherweise zunächst ein Lindblom 4000 zur
    Verfügung gestellt. Schon dieses Messer hat mich angesichts seines
    Praxisnutzens und des Preis-Leistungs-Verhältnisses ziemlich beeindruckt. Ich
    habe es Kollegen bei Durchsuchungen als Durchsuchungshilfsmittel ausgeliehen,
    wir verwenden es danach seit Monaten in Haus und Garten – und insbesondere die
    Handlage und die Schneidleistung haben mich bei einem Messer erstaunt, das
    insgesamt weniger kostet als ein TekLok eines meiner Einsatzmesser. Von einer
    allgemeinen Empfehlung hat mich bei diesem Modell nur die Scheide abgehalten,
    die lediglich eine Art Aufbewahrungsbehälter in einer abstrahierten ungefähren
    Form des Messers darstellt, in der das Messer aber heftig wackelt und klappert.


    Gerade das führt schnell zu einer grundsätzlichen Unterscheidung der –
    nennen wir es mal so – „Tragephilosophie“ von Gebrauchsmessern. Viele von uns
    führen EIN Messer bei allen Gelegenheiten, haben es ständig dabei, meist am
    Körper geführt, und verwenden es universell – eben als „Allrounder“ und „EDC“.


    Daneben ist es aber auch nicht unüblich, Gebrauchsmesser an „strategisch“
    günstigen Stellen zu deponieren und dort dann bei Bedarf aufzunehmen und im
    entsprechenden Bereich einzusetzen – mag das das Reservemesser im Rucksack
    sein, in der Angeltasche, das Messer im Handschuhfach des Pkw, im Keller oder
    im Gartenschuppen oder dem Balkonregal.


    Dazu kommt bei mir z.B. das Vorhalten eines Reservemessers in der
    Gerätetasche oder ggf. sogar einer gewissen Anzahl von Messern als
    Einsatzleiter, um die häufig ohne zureichende Ausrüstung herumlaufenden
    Mitstreiter „arbeitsfähig“ zu machen, wenn im Arbeitsverlauf etwas
    aufzuschneiden ist (…was bei uns schon relativ häufig vorkommt…).


    Gerade hier punktet natürlich ein Messer, das wenig kostet, wenig wiegt
    und ohne große Reue zerstört oder verloren werden kann.


    Deponiert man ein Messer im Pkw, ist es meist entweder für den
    schnellen Zugriff nicht geeignet – oder wird von außen ggf. gesehen. Das
    sichtbare Aufbewahren eines teureren Messers scheidet aber fast schon aus, um
    nicht unnötige Aufbruch- und Diebstahlanreize zu schaffen.


    Zudem gibt es auch Tragesituationen (z.B. beim Joggen oder Radfahren),
    bei denen man häufig ein möglichst leichtes Messer vorzieht – und das sind die
    Lindbloms im Vergleich zu meinen sonstigen ERs oder BS allemal.


    Gerade in diesen geschilderten Bereichen sehe ich den Nutzen von Messern
    wie den Lindbloms und den Moras für Anwender, die eigentlich höherpreisige
    Messer kaufen und verwenden – nicht als völligen Ersatz, sondern als sinnreiche
    Ergänzung, als einzusetzendes Messer für einen bestimmten Bereich oder
    bestimmte Gelegenheiten. Teilt man diese Einschätzung, schmunzelt man natürlich
    ein wenig über die „Konkurrenzdiskussion“ der Vergangenheit…


    Daneben muß man anerkennen, daß es eine große Zahl von Anwendern gibt,
    die auch für ein mitzuführendes Messer, einen wirklichen „Allrounder“ für den
    für sie realistisch in Frage kommenden Bereich des gesamten Anwendungsspektrums
    KEINE zighundert Euro ausgeben wollen oder können. Die suchen ein Messer für
    den Berufsalltag oder die Wochenend-Wandertour – ganz „profan“ nicht für das
    Fällen von Bäumen oder als Steighilfe beim Entern von Felswänden, sondern für
    das Schneiden von Seilen und Folien, Wurst und Schinken, den geschnitzten
    Stock, die auszunehmende Forelle oder die zu öffnende Blisterpackung…..Und die
    haben KEINE emotionale Verbindung zu diesem Werkzeug, sondern gehen damit um
    wie mit einem Schraubendreher oder einer Haushaltsschere. Auch diese Anwender
    haben aber etwas Brauchbares und Praktisches „verdient“!


    Auch hier ist die „Konkurrenzdebatte“ völlig verfehlt. Diese Anwender
    werden kein 500 €-Messer erwerben, ihre „Schmerzgrenze“ für den
    Gebrauchsgegenstand Messer liegt weit darunter, auch hier ist also keine
    Notwendigkeit für einen Glaubenskrieg.


    An dieser Stelle – sozusagen vorab vor dem näheren technischen Blick –
    hier zur Klarstellung: Alle Moras und Lindbloms, die ich bislang in der Hand
    hatte (…auch diejenigen, mit denen ich technisch völlig zufrieden war….) haben
    mich emotional nicht wirklich berührt, sie sind wirklich Gebrauchsgegenstände
    wie der zitierte Schraubendreher (…oder übrigens auch ein SAK…) – aber sehr gut
    funktionierende! Daher ist auch meine Zufriedenheit (…man wird sehen, warum…)
    überhaupt kein Grund, mit dem Kauf von Customs oder bestimmten Serienmessern
    aufzuhören, die mich aufgrund meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem
    Thema begeistern und die ich mir sozusagen aus „Jungenstolz“ als Neuerwerbung
    quasi abends nebenmein Bettchen lege.

    2 Mal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Aufgrund der Erfahrung mit dem 4000er von Lindblom hat Herr Boegens
    dann vor gut zwei Wochen „nachgelegt“ und ein 5000er und ein 5100er Lindblom
    zur Verfügung gestellt. Ich wollte herausfinden, ob diese Messer sich,
    sozusagen trotz des ungewöhnlich geringen Preises, als „ernsthafte“
    Gebrauchsmesser eignen und in der Lage sind, einen Platz an den oben
    dargestellten Stellen mit ausreichender Leistung einzunehmen.


    Die Messer verfügen jeweils über einen dreilagigen Kunststoff-/Gummigriff
    und unterscheiden sich lediglich hinsichtlich des Klingenmaterials (das rote
    5100 ist aus nicht rostträgem Kohlenstoffstahl, das blaue 5000er aus rostträgem
    Stahl).


    Hier ein paar Daten:


    Gesamtlänge mm: 220
    Klingenlänge mm: 100
    Klingenstärke mm ca. : 2,2
    Klingenhöhe max. mm: 19
    Anschliff: Scandi-Schliff, ab 5 mm auf 0
    Klingenmaterial 5000/5100: „Edelstahl“/ „Carbonstahl“, Details unbekannt
    Erl: ca.10 x 35 mm, eingelassen in Kunststoffgriff
    Griffstärke max. mm: 20 / 25 (Mitte / hinterer Knauf)
    Gewicht g (net./br.) 85 / 110
    Scheide: Kunststoff-Köcherscheide mit schmalem Gürtel-Knopfclip
    Preis €: 13,95 (ab 4 St.: 9,95)



    Der Auslieferzustand war – mit Ausnahme der Werksschärfe – überzeugend:
    Sauber gearbeitet, vor allem aber mit einem zwar nicht wackelfreien, jedoch
    auch beim Tragen am Gürtel klapperfreien Sitz des Messers in den Scheiden, die
    sich deutlich von den denen des 4000ers unterscheiden und sehr an Mora-Scheiden
    erinnern, einschließlich des skandinavien-typischen Clips, der ein Befestigen
    sowohl an schmalen Gürteln (bis max. 35 mm) als auch an Knöpfen von Jacken,
    Hosen oder Ausrüstung ermöglicht. Bei breiteren Gürteln kann man aber mit einer
    Paracord-Schlaufe „mogeln“.


    Vor allem kann man aber wegen des geringen Gewichts die Scheide auch in
    Jacken oder an Westen gut befestigen – wenn man sich nicht für die oben
    angesprochene „Depotlösung“ entscheidet…


    Die Werksschärfe war mäßig – was aber bei diesen Messern nicht wirklich
    ein Problem ist: Durch die relativ dünnen und nicht extrem ausgehärteten
    Klingen sowie den „Scandi-Grind“ (aus voller Klingenstärke ohne Winkeländerung
    in einer Schneidfase linear auf Null geschliffen) ist das Nachschärfen mit
    jedem normalen Haushaltsschärfer ein Kinderspiel – und schnell gemacht.


    Ein paar Züge z.B. duch einen V-förmigen Wolframkarbid-Schärfer und
    danach ein paar Züge über einen Keramik-Abziehstab – und das Messer ist RICHTIG
    scharf. Frisch geschärft, schlagen diese Messer eine ganze Reihe meiner weit
    höherpreisigen Serienmesser in der Schneidleistung sozusagen mühelos. Ich habe
    das z.B. an Abschnitten von Kletterseil verglichen, daneben aber auch im „Tagesbetrieb“
    immer wieder bemerkt.


    Und weil es so mühelos ist, macht man es eben z.B. zusammen mit der
    Reinigung des Messers schnell „mit“ und empfindet das regelmäßige Nachschärfen
    nicht als Last. Daher kann ich eigentlich kaum ein Statement zum
    Schnitthaltigkeitsvergleich abgeben – ich habe die Messer mit sehr geringem
    Aufwand eben während des gesamten Erprobungszeitraums scharf gehalten. Auch die
    Reinigung ist anspruchslos: Ich reinige ALLE Testmesser ziemlich respektlos mit
    dem Spülschwamm, wasche sie ab, entferne auch mal Anhaftungen mit Stahlwolle
    usw. Was mehr Sorgfalt braucht, ist für meinen Alltag eher nicht so geeignet.
    Auch die Kohlenstoffstahlklinge ließ sich mit diesen rustikalen Haushaltsmitteln
    auch nach dem Schneiden von säurehaltigen Lebensmitteln immer schnell wieder in
    einen „ordentlichen“ Zustand bringen.


    Was schon beim ersten „Kontakt“ auffällt, ist die für ein derart
    preisgünstiges Messer sozusagen unverschämt gute Handlage: Der dreidimensional
    geformte Griff (mit seitlichem „Bauch“ in der Mitte und sowohl nach unten als
    auch seitlich verbreitertem hinteren Knauf) besteht aus einem harten Kunststoffkern
    und einem gerauteten sehr griffigen Gummimantel, der auch den hinteren Knauf
    überzieht. Ergonomisch ist die Sache besser gelöst als bei vielen teuren Serienmessern,
    die ich schon in der Hand hatte. Haptisch ist die Lösung mit dem Gummiüberzug
    ebenfalls sehr praktisch – sie kommt eben aus einem Land mit auch mal
    schlechterem Wetter und Leuten, die häufig auch in Kälte und Nässe draußen
    arbeiten. Das merkt man.


    Trocken „geht“ ein Verrutschen sozusagen gar nicht. Auch der
    unvermeidliche Eiswassertest (..im Winter darf es auch eine Schneeeinreibung
    sein…) brachte kein anderes Ergebnis. Zum Schluß habe ich eine Schraubzwinge an
    der Klinge befestigt, den Griff mit Pflanzenöl verschmiert, einen vollen
    Wassereimer an die Zwinge gehängt und den Eimer mehrmals mit dem am Griff
    gefaßten Messer angehoben. Kein Problem. Allein schon durch den hinteren Knauf
    bleibt das Messer sicher in der Hand.


    Natürlich habe ich die Messer auch im Haushalt zu allen Aufgaben
    eingesetzt. Es mag aber keinen Interessierten wirklich wundern, daß sie sich –
    beständig scharf gehalten und mit vergleichsweise sehr dünnen und
    schneidfreudigen Klingen – gerade in diesem Bereich bestens gehalten haben.
    Bilder von Kartoffeln, Zwiebeln und Pappkartons habe ich mir (und Euch) daher
    als wenig spannend erspart….

    3 Mal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Aus den angesprochenen Gründen war ich über den Alltagsbereich hinaus
    nicht an grenzwertigen Belastungstests interessiert. Ich wußte, ich würde sie –
    wie jedes andere Messer auch – bei genügend Unfug und Gewalt kaputt bekommen.
    Trotzdem wollte ich die Erprobung nicht abschließen, ohne zumindest auch – im Rahmen
    des noch „normalen“ Anwendungsspektrums – etwas damit angestellt zu haben, das
    praktisch auch vorkommen kann und dem Messer schon ein wenig mehr abverlangt
    als das Speckschneiden.


    Die Haltbarkeit der Spitze habe ich z.B. damit erprobt, damit in Holz
    herumzubohren und unter Verdrehen des Messers mit dessen Spitze Material
    abzutragen. Das hat einwand- und beschädigungsfrei funktioniert.





    Danach habe ich das Messer mit einem Schlagholz durch ein Palettenbrett
    geschlagen. Das sollte man normalerweise nicht unbedingt mit Messern mit
    Gummigriff machen. Das Messer hat am Griffende aber keinen Schaden genommen,
    durch die Einbettung des Erls in den harten Kunststoffkern und dessen
    Ummantelung mit Gummi wurde das Gummi nicht unmittelbar auf den dünnen Erl
    gequescht, sondern gegen den viel breiteren Kern gedrückt. Ach die Klinge hat
    weder beim Einschlagen noch beim späteren Herauslösen aus dem Brett „geschwächelt“.





    Schließlich habe ich es dann auch noch mit Batoning versucht. Der Erl
    des Lindblom ist nicht so lang wie der des Mora, er reicht kaum durch die
    Hälfte des Griffs. In einem russischen Testbericht habe ich Bilder eines
    Vorläufermodells des 5000ers gesehen, dessen Griff seitlich aufgebrochen war,
    offenbar durch extreme Seitenbiegelast. Die Frage war also, ob bei Batoning der
    Erl entweder herausbrechen, der Griff insgesamt brechen oder der Erl sich
    zumindest „losrappeln“ würde.


    Ich bin ja kein erklärter Fan von Batoning und war einigermaßen
    gespannt.





    Scheitholz war keine Herausforderung, obwohl die Klingenlänge natürlich
    bei größerem Schneidgut den Schlagholzeinsatz nicht ganz einfach macht. Einige
    Male habe ich daher nicht auf den Klingenrücken geschlagen, sondern auf das
    vordere Griffende, weil die Klinge komplett in das Schneidgut eingedrungen war.




    Noch einmal: Es ist mir NICHT darum gegangen, den Griff mit
    Maximalgewalt „kaputtzukloppen“, sondern die Arbeit zu erledigen. Das gelang
    problemlos ohne Beschädigung der Messer.



    Nach Batoning „mit“ der Faser kam dann noch eine Runde „quer“ zur Faser
    dran: Das Einkerben eines dicken Astes von der Seite her. Auch das gelang ohne
    Beschädigung, wenn ich mir auch angesichts eines 85g-Messers mit 10cm-Klinge
    schon ein wenig mein gewohntes Becker BK9 gewünscht habe…




    Die Griffe zeigten jedenfalls keine Schäden, die Klingen saßen fest,
    die Schneiden waren nicht umgelegt oder ausgebrochen – man muß also keineswegs
    zart mit den leichten Lindbloms umgehen.


    Wirkliche Unterschiede zwischen den beiden Modellen habe ich nicht wirklich
    festgestellt, ich bin mir nicht sicher, ob der leichte Vorteil, den ich in der
    Schneidleistung der C-Stahl-Klinge gesehen habe, nicht eher meiner
    Erwartungshaltung und Vorliebe entsprach.




    (Gewohnt) langer Rede kurzer Sinn: Mit dem 5000er und dem 5100er bin
    ich angesichts ihrer Alltagstauglichkeit und insbesondere ihres
    Preis-Leistungsverhältnisses wirklich sehr zufrieden und kann sie auch – im Rahmen
    und im Sinne der o.a. Ausführungen – ähnlich eingestellten Anwendern empfehlen.
    Außerdem kann ich sie Anwendern empfehlen, die einfach nur wenig Geld für ein
    gebrauchstüchtiges Messer ausgeben können oder wollen.


    Ich selbst werde weiter auch „teure“ Messer erwerben und führen, Mora
    und Lindblom sehe ich als Ergänzung des Bestands, nicht als Ersatz für meine
    sonstigen Messer. Daher werde ich sie vermutlich auch eher nicht als „ständiges
    EDC“ führen, sondern – wie oben beschrieben – strategisch deponieren bzw.
    anlaßbedingt tragen bzw. mitführen. Auf Auto, Garten, Rucksack und Gerätetasche
    verteilt sich da ein Viererpack für nen Zehner pro Stück gut und sinnvoll –
    eben viel Messer für wenig Geld….

    2 Mal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Lindblom sehe ich als Ergänzung des Bestands, nicht als Ersatz für meine
    sonstigen Messer. Daher werde ich sie vermutlich auch eher nicht als „ständiges
    EDC“ führen, sondern – wie oben beschrieben – strategisch deponieren bzw.
    anlaßbedingt tragen bzw. mitführen. .


    Meiner Meinung nach der richtige Ansatz, sehe ich ebenfalls so.
    Aber der Test zeigt sehr deutlich das es eben nicht immer das hochpreissige Serienmesser oder gar ein Custom sein muss.
    Wichtiger als die Klinge selbst ist imo der gekonnte Umgang damit. Wenn man dann noch ein halbwegs gebrauchstüchtiges Messer in der Hand hat ist doch alles bestens.


    Aber um dein F1 beneide ich dich trotzdem... 8)

  • Hallo Micha,


    was diese Sorte von Messer (Mora,Lindblom) angeht,kann ich mich deiner Meinung anschliessen.


    Dein Beitrag ist wie gewohnt,excellent,detailliert und sehr sachlich gestaltet.


    Du solltest wirklich anfangen Bücher zu schreiben - einen treuen Käufer hättest du schonmal :thumbup:

    Si vis pacem para bellum

  • Toller Bericht, danke dafür. :thumbup: Auch ich stehe auf Gummigriffe, insbesondere die von ER, da ist nur mE leider kein richtiger Allrounder in der Produktpalette.

  • Das Shrapnel dürfte dem Begriff wohl am nächsten kommen. Das besitze ich ebenfalls und finde es schon ziemlich vielseitig. Es ist - mit dem Fulcrum C - auch in meinem Kollegenkreis ziemlich verbreitet und wird gern genutzt.

  • Das Shrapnel hatte ich auch mal. Ich muss ehrlich sagen, ich finde das TFDE vielseitiger. Auch wenn es bei der Schneidleistung etwas zurücksteht.
    Ein richtiger Allrounder ist es trotzdem nicht.

  • Ich
    habe es Kollegen bei Durchsuchungen als Durchsuchungshilfsmittel ausgeliehen,


    Ist danach noch jemals eine Matratze, Sofakissen, Stuhlbezug, Teddybär oder sonst was
    Gepolstertes ganz zurück geblieben ??? :D


    Sozusagen: TESTED BY MICHA & FRIENDS

  • Warum sollten wir denn Hunderte von Euros für unsere Lieblinge
    berappen, wenn wir eingestehen würden, daß so ein skandinavisches Billigmesser
    ebenfalls ?seinen Job macht??


    Ist doch ähnlich aus dem selben Grund warum man lieber nen Porsche/Ferrari etc fahren würde als nen 20 Jahre alten Fiat Punto....:D

    Das Leben ist zu kurz für schlechte Scheiden.

  • Toller Bericht Micha und sehr informativ.Hab mich schon länger gefragt ob ich mir sowas zulegen soll.Werd mir jetzt eins zulegen um in der Angelkiste für den Fall der Fälle ein zu haben.
    Aber wie gesagt super Bericht.
    :thumbup:


    Grüße

    Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss auch mit jedem Arsch klar kommen!

  • bei der Reduktion auf das Wesentliche gibt es natürlich immer Überraschungen. Der Vergleich mit den Autos ist gar nicht mal schlecht, obwohl ich da, was Sportwagen, explizit diese italiensichen flachen Superflitzer betrifft, ein wenig Skepsis habe. Meine Konfektionsgröße entspricht leider nicht dem XXL was sich italienische Modedesigner in ihren lockeren Höschen und ihren Rüschenhemden so als XXL vorstellen, es fällt sozusagen ein wenig mehr bodenständig XXL-mäßig aus. Das aber nur am Rande. Zudem drängt sich einem ja faierhalber die Frage auf, was mache ich mit einem solchen Superflitzer wenn ich den momentanen Anspruch habe, den nur ein Geländewagen russischer Fabrikation zu erfüllen mag.


    Es geht, so wie ich Micha verstanden habe, auch gar nicht darum hochpreisige Messer mit einem Messer für um die zehn Euro zu vergleichen, sondern mehr um fundamentale Feststellungen. Diese Messer sind das, was man eigentlich unter dem Begriff -Reduktion auf das Wesentliche- bezeichnet. Sie haben einen anständigen Griff, eine Schneide die das tut was Schneiden so gemeinerhand tun und eine Scheide um das Messer zu verstauen. Ich sehe keinen Ansatzpunkt für Kritik, allerdings auch keinen Ansatzpunkt für irgendwelche Grundsatzdiskussionen. Diese Messer sind Werkzeuge in ihrer reinsten Form, hier eben in der Erscheinungsform eines Messers. In meinem Besitz befinden sich auch etliche davon, offen gesagt finde ich hin und wieder eins daß ich irgendwo vergessen habe, ob im Garten oder im Keller oder was weiß ich wo. Es stimmt schon, ein teures Messer kann auch alle diese Arbeiten machen, aber ich werde mit einem teuren Messer weder irgendwelchen Kleber abkratzen oder, jetzt die Augen zu, versuchen Schrauben damit aufzudrehen oder sonstige Tätigkeiten, die in kratzen, schaben und schneiden von irgendwelchen Sachen die ich normalerweise nicht mit einem teuren Messer zerteilen möchte, enden.


    Ich werde immer wieder solche Messer kaufen und keinerlei schlechtes Gewissen dabei haben. Zudem kann man einmal diese Selbstsicherheit, die ein alter Trunkenbold, der überall auf seinen Wegen und Plätzen in der heimischen Peripherie Flaschen versteckt hat. einmal nachvollziehen. Selbst wenn man einmal ohne Messer in Haus und Hof unterwegs ist, ich weiß, ein unhaltbarer Zustand, aber weiß man dann doch um das beruhigende Gefühl, daß man sich immer nur ein paar Schritt von der nächsten Klinge entfernt aufhält. Jetzt stell sich einmal einer vor man hat an mehreren Plätzen drinnen, und vor allem draußen Messer liegen die sich preislich an der Schmerzgrenze bewegen. Ich hätte dann keine ruhige Minute mehr.


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

    Einmal editiert, zuletzt von juchten ()

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