Spartan Blades "Enyo" - (zu) kleiner Giftzwerg



  • Dankenswerterweise hat ja FoPa JTG kürzlich die erste Runde der Sammelbestellungen bei Spartan
    Blades abgewickelt – ich war mit einem Enyo dabei, das mir schon vor geraumer
    Zeit aufgrund seiner ebenso eleganten wie ergonomisch interessanten Formgebung
    aufgefallen ist.
    Bei dem von JTG angebotenen sehr günstigen Kurs konnte ich einfach nicht
    widerstehen, hatte aber schon vor der Bestellung ein wenig Bedenken wegen der (zumindest
    für meine Verhältnisse) sehr knappen Abmessungen des Messers.


    Hier einmal ein paar Maße:


    Gesamtlänge mm: 158
    Klingenlänge mm: 66
    Grifflänge mm: 90
    Klingenstärke mm: 4,8
    Gewicht g: 80 (netto incl. Wicklung und Bead)
    Klingenmaterial: S30V
    Beschichtung: DLC
    Scheide: Kydex mit Kugelkette, IWB-Loop und Band für Wicklung incl. Lanyard mit Spartan Helmet Bead


    (Daten siehe auch: http://spartanbladesusa.com/ca…-neck-knife-edc-p-72.html)


    Das Messer kam in einwandfreiem Lieferzustand und ist „live“ ein ebensolcher „Eyecatcher“
    wie auf den Bildern. Die Lieferschärfe ist ausgezeichnet für ein knapp 5 mm
    starkes Messer mit gerade mal halbhohem Anschliff. Die Hinterkante der Schneide
    ist vorsorglich gebrochen – allerdings eine dringend notwendige
    Vorsichtsmaßnahme, wie sich zeigen sollte.


    Das Messer sitzt definiert in seiner Kydexscheide, die sich mit dem mitgelieferten
    Zubehör IWB oder als Neckie tragen läßt. Ich hab „umgerüstet“ und die Scheide
    an ein BHB-Paddle geschraubt, bei Gürteltrageweise werde ich Paracord oder
    Kabelbinder durchschlaufen, das ist mir bei dieser kleinen Scheide lieber als
    ein IWB-Loop.





    (Größenvergleich mit Scheiden: CRKT Russell Sting, B+ Mosier Small Trigonaut, CRKT Stiff KISS, Enyo)


    Insbesondere die Spitze des Messers ist ungewöhnlich scharf und spitz, schon leichtes
    Touchieren trennt ein frei gehaltenes Blatt Papier mühelos. Das Messer
    schneidet von der Spitze weg sozusagen wie ein Skalpell (Pappen und Kletterseil
    geschnitten, dann die Ummantelung des Kletterseils mühelos geschlitzt, ohne die
    Seele zu beschädigen).


    Sehr durchdacht – und dabei optisch mit der entstandenen „Flosse“ ausgezeichnet
    gelöst! – ist auch die Daumenauflage, bei der man zwischen einer hinteren Handhaltung
    mit Auflegen des Daumens mit Andruck von hinten gegen die „Flosse“ und einer
    vorderen Haltung mit Andruck des Daumens gegen die Hinterkante der oberen Schor
    (Fehlschärfe) wählen kann.




    (Deutlicher: Vergleich ohne Scheide: Fox UTK, Enyo, CRKT Russell Sting)


    In der Hand zeigt sich aber auch sofort das große (eigentlich einzige) Manko des
    Messers – seine zu geringe Größe. Auf gängigen Youtube-Videos sah es ja schon
    ziemlich klein aus. Das ist aber immer auch eine Frage der Relation zur
    Handgröße – und die variiert sozusagen von den sehr kleinen Händen von Davide
    bei Coltelleriacollini bis zu den offensichtlich sehr großen Händen des
    Präsentators bei Nozenuz, um mal bekanntere Beispiele zu wählen.


    Meine eigene Handgröße ist mit 8 unterdurchschnittlich – das bedeutet z.B. bei von
    mir mitentworfenen Messern bei Martin von BS eigentlich fast immer eine
    Größenanpassung für andere Anwender.


    Selbst ich möchte das Enyo aber bei robusterer Arbeit nicht ohne Kordelwicklung
    verwenden, daher wurde unverzüglich „gebastelt“.


    Bei hinterer Handhaltung liegt bei mir das Messer zwischen Daumen und Zeigefinger
    und wird von Mittel- und Ringfinger gestützt, der Knauf drückt sich in die
    Mitte des Handtellers, der kleine Finger umfaßt den Bead des Lanyards. Das paßt
    dann aber von der Größe her so gerade, wenn das Messer so definiert in der Hand
    liegen soll, daß man auch widerstandsfähigeres Schneidgut angehen kann als im „Büroeinsatz“
    nötig.





    In der vorderen Handhaltung kriege ich ebenfalls um Haaresbreite den kleinen
    Finger hinten auch noch um den Griff, der Daumen liegt hinter der oberen Schor
    und drückt ergonomisch sehr sinnvoll auf die Klinge, alles sehr schön…Aber der
    Zeigefinger liegt eng und unmittelbar an der Hinterkante der Schneide. Ohne das
    angesprochene Kantenbrechen der Hinterkante der Schneide würde man sich da also
    sofort selbst „beißen“ – bei ein wenig Verrutschen nach vorn ist das aber immer
    nicht auszuschließen, schon bei meiner zarten „Mädchenhand“.





    Ich frage mich also, wie Anwender mit größeren Händen (meinetwegen Kumpel „bagheera“
    mit schreckenerregender Gr. 11…) da das Messer noch bequem und sicher führen
    sollen.


    Bei der ersten Diskussion habe ich schon geschätzt, bei einem „Upgrade“ mit einer
    Vergrößerung von 1:1,25 könne aus dem Enyo ein tolles Gebrauchsmesser werden,
    das sich auch für den durchschnittlich „gebauten“ Anwender eignet. Das hat sich
    für mich durch den ersten Umgang mit dem Messer voll bestätigt. Größen-„Reserven“
    wären allemal da, bei entsprechender Vergrößerung käme das Messer gerade mal
    auf 20 cm Gesamtlänge und eine knapp achteinhalb cm lange Klinge. Bei der
    schlanken Bauweise des Messers allemal insgesamt noch immer zum Tragen in der
    Hosentasche geeignet und ebensowenig auftragend wie das jetzige Modell.


    In der jetzigen Fassung kann ich das Messer nicht ALLGEMEIN empfehlen. Wer
    ansonsten mit sehr zierlichen Messern gern und erfolgreich umgeht (unbeschalte
    Perrins, Buck Hartsook, Folts Minimalist usw.) wird aber bestens bedient. Auch
    Anwender mit ähnlich kleinen Händen wie meinen sollten einen zweiten Blick auf
    das Enyo wagen, das einfach bestechend gut aussieht, vergleichsweise sehr
    stabil ist und vor allem höllisch gut schneidet (gerade im Spitzenbereich).


    Wer eher normal große Messer gewöhnt ist und schon die hier gezeigten
    Vergleichsmesser wie das CRKT Russel Sting oder das Fox UTK als zierlich
    empfindet UND größere Hände als meine hat, sollte sicherheitshalber ein Enyo
    erst mal in die Hand nehmen und schauen, ob er damit klar kommt.


    Meines werde ich behalten, ich komme ja – obwohl Größeres gewöhnt – noch so gerade hin
    und bin angetan von der Schneidleistung und (ehrlich gesagt) auch von der Optik
    des Messers, das selbst meiner Frau auf Anhieb gefallen hat. Geführt wird es
    als Zweitmesser und Ergänzung eines großen Folders.

    2 Mal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Klasse Bericht, klasse Fotos.


    Das Design ist schon gelungen, aber die Größe.... Wobei ich es noch zierlicher erwartet hätte.

  • Und ich das ich noch ne halbe Nummer kleinere Haende als Micha habe :D

    Man card revoked if you don't firmly grip my hand when you shake it. (You're excused if you're under 8.) Also, if you shake too long, I will get very annoyed with you...

  • da ich schlanke finger habe, passt mir das enyo trotz handschuhgröße 11 wesentlich besser als micha. :D
    es ist eben ein 3-finger-messer, aber von außergewöhnlich perfekter verarbeitung (alle ! kanten gebrochen) und schönheit. :thumbup:


    deshalb bleibt meines auch bei mir. ;)


    ps: enyo ist übrigends sie göttin des blutigen nahkampfes. :bibber:

    Jörg

    Einmal editiert, zuletzt von JAG ()

  • Das ist ja eigentlich auch meine Aussage, Jörg :)
    Wer eben ansonsten auch mit Dreifingermessern wie den Genannten oder ähnlichen Messern umgeht, wird auch das Enyo mögen - wer große Hände hat uns unsonsten eher Normalgriffe gewöhnt ist, sollte es halt vorher mal ausprobieren...


    Meins bleibt ja auch bei mir, auch ich finde das Messer optisch ungewöhnlich attraktiv, das Enyo ist ne richtige kleine Schönheit (...und rattenscharf :) ).


    <...das schreibt der mit den kleinen Händen und den Wurstfingern :) >

  • Also ich hab Handschuhgröße XL, trotzdem passen bei mir vier Finger drauf. Allerdings hab ich mir doch tatsächlich gerade beim Ziehen trotz der gebrochenen Hinterkante in den Zeigefinger geschnitten und suppe jetzt die Tastatur voll... :S Hab mich aber in das Messerchen verliebt und es darf bei mir bleiben. Trage es hauptsächlich als Neck-Knife und es sollte eigentlich alle (meine) Alltagsaufgaben zuverlässig erledigen.

  • Hallo, Wurst-Michi! :D
    Danke für deinen Bericht.
    Ich hatte überlegt, mir eins zu kaufen weil mir die Form doch sehr zusagte.
    Da ich Handschuhgröße 12 (in Worten: zwölf) habe, bin ich doch froh, dass ich es nicht bestellt hab.

    "Eet watt gor is, schnack watt wohr is und drink watt kloar is!"

  • Danke für dieses sehr informative Review :thumbup: Eine Frage hätte ich noch bzgl. des Tragesystems, wie genau funktioniert das? Ist mir bis gerade eben noch nicht untergekommen. :scratch:


    Gruß
    Stefan

    „Der Nachteil der Intelligenz besteht darin, daß man gezwungen ist, ununterbrochen dazuzulernen.“

    Kopportunist #0072

  • Serienmäßig: An die Kydexscheide wird ein sog. IWB-Loop angeschraubt. Man kann das Messer in den Hosenbund schieben und den Gürtel durch die über den Hosenbund geschobene Schlaufe ziehen.


    Oder man verwendet die Kugelkette und trägt das Messer um den Hals.


    Ich hab die Schlaufe abgenommen und durch Montage auf dem Paddle ersetzt.
    Das wird auf den Hosenbund aufgeschoben und hakt sich fest. Durch die Breite sitzt das relativ bequem und definiert. An das Paddle könnte man die Scheide auch kopfüber oder horizontal anschrauben.


    Wenn ich die Scheide am Gürtel tragen will, zieh ich zwei Kabelbinder durch die Ösen der Scheide, das ist eine sehr flache Lösung.


    Die Scheide hält das Messer dabei auch kopfüber, falls gewünscht.

  • Danke für die umfassende Erklärung :)


    Gruß
    Stefan

    „Der Nachteil der Intelligenz besteht darin, daß man gezwungen ist, ununterbrochen dazuzulernen.“

    Kopportunist #0072

  • Danke Balinzwerg, das Teil habe ich noch nie gesehen. Das werde ich mir genauer ansschauen. Witzig ist das das Enyo schon auf dem Teil total zierlich scheint. Micha hats ja dann auch so beschrieben.

  • Ich frage mich also, wie Anwender mit größeren Händen (meinetwegen Kumpel ?bagheera?
    mit schreckenerregender Gr. 11?) da das Messer noch bequem und sicher führen
    sollen.

    Tja, Micha, deshalb habe ich ja auch wirklich schweren Herzens das Messer weitergegeben. Das tat mir echt leid, denn es ist eine richtige Augenweide - aber für mich halt zu klein.


    Dabei ging es nicht mal rein um die Länge des Griffs; mit dem Lanyard zur Stabilisierung hätte es als Dreifingermesser noch klappen können. Aber der Griff ist mir auch zu schmal und zu flach. Habe halt gerne "etwas in der Hand". :D


    Ernsthaft, ein wirklich schönes Messer, 1A-Verarbeitung, sehr scharf, taugliche Klinge und das alles zu ´nem absoluten Toppreis - aber leider hat es sich in meiner Hand einfach nicht gut angefühlt. ;(

    #9: Never go anywhere without a knife!


    Ich bin gegen Gewalt aber für Gegengewalt.

  • Irgendwie kann ich mich mit Fixed nicht richtig anfreunden, ich hab die Dinger einfach nicht gerne am Gürtel.
    Das hier häng ich mir um den Hals und und es stört mich garnicht, klasse.
    Die Größe, besser Kleinheit, ist wirklich grenzwertig. Kleiner dürfte nicht. So bekomme ich 3 1/2 Finger und den Daumen unter. Geht also so grade noch.
    Aber ich habe ein Fixed dabei für alles außer Bäume fällen und Ölfässer zersägen.
    Wer ein kleines Fixed sucht, wird hier bestens bedient, besser als bei den LaGriffes und Rhinos und Konsorten, imho.
    Und für die, die nen Klopper suchen, gibts ja auch genug am Markt.


    Mir gefällts bombig, vesöhnt mich mit feststehenden Messern.

    Holger - T.I.T.A.N. #5555 - Kopportunist #5555
    "Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", Otto von Bismarck

  • ......wieder mal hochgeholt, weil ich mich schon wieder an dem Ding geschnitten habe ;(


    Aber was läßt man einer solchen kleinen Schönheit nicht alles durchgehen.... 8)


    Ist allerdings wirklich wenig helle, bei einem so kleinen Griff das Hinterende der Schneide fast so "bösartig" zu gestalten wie die Sekundärspitze eines Tanto.... :bibber:

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

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