Hatte letztes Jahr mal ein paar LL zum Test:
Solingen steht nicht nur für Messer, als vielmehr im Bereich innovativer Lichttechnik für den Stammsitz „der" deutschen Lampenschmiede: die Zweibrüder ® Optoelectronics von Rainer und Harald Opolka. Der Weg von der ersten Lampe V8 aus dem Garagenbetrieb anno 1994 bis zu den heutigen, z. T in Übersee gefertigten Modellen war weit – und von einigen erfrischenden neuen Ideen gesäumt; technisch wie im Hinblick auf Design.
Der umfassende und informative Katalog besticht sowohl durch Form und Inhalt, als auch durch eine manchmal recht eigenwillige Terminologie – Photonenröhrenreflektoren, Energiepack (für Batteriefach), Advanced Focus und Lichtdomgenerator (für „Taschenlampe") klingen für den oft doch recht erdverbundenen Waidmann halt ein wenig spacig … Das Advanced Focus System erlaubt die Verstellung des Lichtkegels von breitem Streulicht zu konzentriertem Strahl durch Verschieben des Lampenkopfes (Einhandfokussiermechanik Speed Focus) mit seinem speziellen optischen Bauteil, der sog. Reflektorlinse. Dieses Element vereint im Hinblick auf gezielte Lichtstrahlformung – weiter Kegel oder enger, weitreichender Punktstrahl - die Vorteile von Linse und Reflektor und schließt die jeweiligen Nachteile gerade im Hinblick auf die Kombination mit LED´s weitestgehend aus.
LED LENSER ® M1 und M5
Zum Lieferumfang gehören neben der jeweiligen Leuchte samt Batterie auch noch die obligatorische Bedienungsanleitung, ein Nylonetui, eine Handschlaufe sowie die Smart Card, eine Kurzbedienungsanleitung im Scheckkartenformat. Das Nylonetui erweist sich als ungewöhnlich vielseitig nutzbar: die Gürtelschlaufe lässt sich Öffnen, um zum Anlegen den Gürtel nicht Öffnen zu müssen. Klettverschluß und Druckknopf sichern die Schlaufe und verhindern unfreiwilliges Öffnen. Der eingefädelte Mini-Karabinerhaken am M1 Etui überstand das erste Öffnen nicht … dies kann aber ein unglücklicher Zufall sein.
Die Endschalter der Leuchten erlauben die Vorauswahl des Leuchtmodus: volle Lichtleistung, gedimmter Sparmodus oder „Disco", wie der Verfasser den aus dem Verteidigungsbereich stammenden Stroboskop-Modus nennt.
Durch ein- oder mehrmaliges leichtes Antippen des Endschalters wählt man die Leuchtart vor, das Durchdrücken des Schalters bis zum hör- und fühlbaren Einrasten arretiert den Schaltzustand. Ausgeschaltet wird durch nochmaliges volles Durchdrücken des Schalters. Durch eine Bohrung in der Lampenendkappe ist eine kleine Metallschlaufe gefädelt, in die normalerweise die Handschlaufe etc. eingehängt wird. Es kann passieren, dass diese kleine Metallschlaufe beim Hochklappen über den Schalter ragt und so den Schaltfinger behindert .
Die Fokussierverstellung lässt sich einhändig bedienen, der Verfasser hält dabei die Lampe mit Mittel-, Ring- und kleinem Finger; Daumen und Zeigefinger fassen den Lampenkopf und verschieben ihn, bis sich das gewünschte Strahlbild ergibt. Der weiche und ruckfreie Lauf des Lampenkopfes kann ein leichtes Wackeln nicht verbergen.
Das jeweilige Strahlbild ist gleichmäßig, zeigt bei genauerem Hinsehen aber den einen oder andern konzentrischen Ring bzw. eine konzentrische gestufte Lichtverteilung; vor allem in den Zwischenpositionen.
Gerade im defocussierten, also flächig aufgedrehten Sparmodus erhält man eine blendfreie, für Lesen, Kartenbetrachtung etc. sehr gut geeignete Helligkeit. Die kleinere M1 strahlt heller, weiter und auch etwas länger als die größere, von einer AA-Batterie gespeiste M5; die erzielbaren Leuchtweiten des intensiv weißen, leicht bläulichen Lichtes sind beeindruckend, mit der M1 kann eine rund 150 m entfernte Person ausgeleuchtet werden, die M5 strahlt an die 90 m.
Der vorstehende Schalter in der Endkappe lässt sich gut ertasten – allerdings gibt es keinen Schutz gegen unbeabsichtigtes Einschalten. Trotz der fast durchgehenden Riffelung des Gehäuses fühlt sich die Oberfläche etwas glatt an, eine etwas bissigere Riffelung wäre zwar weniger handschmeichelnd, dafür aber weniger rutschig.
Um ein Abrollen auf geneigten ebenen Flächen zu verhindern, würde sich der Verfasser eine kantige Struktur, eine „Nase", Clip oder ähnliches am Gehäuse wünschen.
Bei einer Nachsuche mit der M5 im strömenden Regen fiel das Fokussieren immer schwerer. Durch das Verschieben des Lampenkopfes auf dem Gehäuse wurde Wasser durch die Dichtungen des Speed Fokus Mechanismus in den Lampenkopf gesaugt. Inwieweit dies die Lampenfunktion beeinträchtigen kann, konnte innerhalb des Testzeitraumes nicht festgestellt werden. Das eingedrungene Wasser ließ sich in der Trockenheit der Jagdhütte durch mehrfaches Betätigen der Fokussierung wieder „lenzen", wobei Wassertropfen zwischen Lampenkopf und Reflektorlinse austraten.
Bei der statischen Dichtigkeitsprüfung versagte die M5, nach einer Nacht in einem Glas Wasser leuchtete sie nicht mehr. Erst nach dem Zerlegen und der Lagerung in einem Exsikkator war wieder Funktion zu verzeichnen.
Fazit:
Die Lichtleistung vor allem der M1 ist – insbesondere unter Berücksichtigung der minimalen Abmessungen – erstaunlich; die Bedienung erfolgt nach kurzer Eingewöhnung intuitiv. Die erzielbaren Leuchtweiten bzw. flächige Ausleuchtung suchen in dieser Größenklasse ihresgleichen.
Trotz überlegener Helligkeit und Fokussierbarkeit fallen die Led Lenser ® gegenüber einfacheren Leuchten ohne Fokussierung (Fenix LD10 mit AA-Batterie oder PD20 mit CR123 Batterie) in der Summe ihrer Gebrauchseigenschaften etwas zurück.
X21: Das Flaggschiff stellt aufgrund Größe und Gewicht eher einen Handscheinwerfer als eine Taschenlampe dar. Insgesamt sieben (!) LED-/Reflektorlinseneinheiten (in der Firmennomenklatur sog. Terminatorlinsen) sorgen für einen maximalen Lichtstrom von bis zu 1050 Lumen – ein solcher Lichtstrahl, durch das Advanced Focus System gebündelt, zeichnet sich deutlich innerhalb eines KFZ-Fernlichts ab.
Das Batterierohr ähnelt dem der P17, wie bei dieser sitzt der kleine, leichtgängige Druckknopfschalter seitlich, unmittelbar hinter dem Lampenkopf mit seinen Kühlrippen. Der vordere Teil des Lampenkopfes ist als Teil des Fokussiermechanismus in Längsrichtung verschiebbar; er sitzt in beiden Endpositionen spielfrei. Je nach Stellung ergibt sich eine großflächige Ausleuchtung oder ein gebündelter Lichtstrahl, mit dem der Verfasser von der Kanzel aus das 340 m entfernt geparkte KFZ suchte und fand (beileibe nicht durch die Reflektoren in den Rücklichtern). Die X21 verfügt noch über eine Art „Abblendlicht", eine schwächere zweite Stufe, die immer noch die Leuchtleistung einer vollwertigen normalen Taschenlampe erreicht. Ein/Aus bzw. die beiden Leuchtstufen lassen sich wie bei der T7 bzw. der P17 schalten, so dass hier kein Umgewöhnen zwischen den einzelnen Lampe erforderlich ist.
In dem mitgelieferten Koffer sitzt die Lampe fest und sicher, daneben finden noch Batterien sowie ein Tragegurt/Umhängeriemen samt Haltern Platz.
Was Robustheit, Bedienlogik, Waserdichtigkeit etc. angeht, gelten die w. o. gemachten Ausführungen. Angesichts der extremen Lichtleistung wäre eine Vorrichtung wünschenswert, die das versehentliche Einschalten verhindert oder erschwert – nicht immer ist ein Transport im Koffer möglich oder praktisch: Beim Beladen des Jagdfahrzeuges in der spätnachmittäglichen Dämmerung bzw. beim Ein- und Auspacken des Rucksackes in der Kanzel führte die unbeabsichtigte Betätigung des Einschalters zu blendenden Erlebnissen, die in Form von blau-grün vor den Augen tanzenden Sternchen noch eine ganze Weile nachwirkten.
Im wahrsten Sinn des Wortes stellt die X21 einen Lichtriesen dar, der die Tür in neue Bereiche der Helligkeit aufstößt. Wer maximale Leuchtleistung bei noch vertretbaren Dimensionen sucht, wird hier fündig.
Zubehör:
Es sei dahingestellt, ob Grün- oder Rotfilter, Kabelschalter etc. sinnvolles Zubehör – die fehlende Verfügbarkeit solcherlei Anbauteile enttäuscht etwas.
Auch wenn es durch Reflexion zu einer Verminderung des Lichtoutputs führen würde – gerade für den rauen Outdoorgebrauch würde eine transparente Schutzkappe für die Lampenköpfe das Zerkratzen der freiliegenden Reflektorlinse verhindern.
Die LED LENSER ® Lampen hinterlassen beim Verfasser einen etwas dualen Eindruck. In den repräsentativen, mattschwarzen Kartons (oder dem X21-Koffer) stecken gut geschützt und sicher in Moosgummi o. ä. gebettete Lampen, deutschsprachige Bedienungsanleitungen, Etuis etc. und ein Trockemittelbeutel – ein wohltuendes Kontrastprogramm zu den heute üblichen Blisterpacks, die für den Verfasser immer recht billig wirken. Die Geräte sind zweifelsfrei gut designt – davon zeugen zahlreiche Preise. Reflektorlinse, Speedfocus etc. stellen interessante, sinnvolle und funktionelle Innovationen dar. Die Verarbeitung? Recht ansprechend, bis hin zu den Details wie hartvergoldeten Kontakten. Kleinigkeiten wie Angussspuren an den Reflektorlinsen oder fehlende Schutzscheiben stören diesen Eindruck aber wieder etwas, aber nur den, der extrem genau hinschaut.
Die Lichtleistung selbst ist unstrittig hervorragend. In der Summe wirken die LED-LENSER s ein wenig trendig-verspielt .
Nach der zugegeben etwas arg taktischen bzw. pragmatischen Denke des Verfasser lassen die Lampen „Biss" vermissen – sie sind unzweifelhaft „schön und gut"; was dem Autor fehlt ist der Bezug zur manchmal allzu rauen Praxis; ein no-nonsense-approach; der Werkzeugcharme, den eine Maglite, Surefire etc. heute noch verströmen. Andererseits sind einige der o. a. Leuchten dienstlich eingeführt, was eindeutig für sie spricht.
In der Summe: interessante und helle Lampen, die sich – u. a. - als hochwertiges Geschenk für Taschenlampennutzer eignen, die mit ihren Lampen nur leuchten und nicht auch noch Nägel einschlagen wollen.
_______________
Sollte mal veröffentlicht werden (deshalb auch der weichgespülte Ton), aber ging dann irgendwie unter - ich stehe übrigens nicht in Geschäftsbeziehung zu Zweibrüder oder so.