MNVS 1 und Night-Tronic 940 – gleich, da das Gehäuse vom selben Hersteller Insight Tech., USA – bekannt auch unter der Bezeichnung MUM bzw. Mini 14.Doch nicht gleich, weil andere röhren und andere Verarbeiter:
Bis auf die verbauten Röhren und daraus resultierenden Leistungsdaten unterscheiden sich das Geiger MNVS-1 und das NT940 von IEA äußerlich nicht. Eine Wertung hinsichtlich eines ersten oder zweiten Platzes verbietet sich insofern, als die eingebauten Röhren unterschiedlichen Generationen angehören – hier hat man vereinfacht gesagt zwei Golf GTI mit unterschiedlicher Motorisierung und Preis.
Die Hammamatsuröhre müsste man eigentlich mit einer leistungsstärkeren Photonis XX 2550 (XR5) vergleichen. IEA hat aber diese Gehäuse/Röhrenkonfiguration zur Verfügung gestellt, da bei den zivilen Kunden diese wirtschaftlichste Kombination am meisten nachgefragt wird; das Geiger Gerät sollte das derzeit maximal verfügbare abdekcen.
Beide Geräte gehören zur Klasse der monokularen Universal-Kompaktnachtsichtgeräte. Diese Geräteklasse repräsentiert die zunehmende Abkehr von klassischen monofunktionalen Geräten (Beobachtungsgeräte, Nachtsichtbrillen (NSB), Nachtzielgeräte) hin zu Systemen aus Basisgerät und Zubehör. Solche „Baukästen" liefern Lösungen für fast jeden Zweck: Vorschalt- oder Wechselobjektive sorgen für Vergrößerung, eine Kopfhalterung erlaubt das Tragen als monokulare Nachtsichtbrille, und Adapter ermöglichen die Montage etwa hinter Spektiven oder vor normalen Kameras. Zwei baugleiche Geräte lassen sich über eine Brücke zu Binokular oder binokularer Nachtsichtbrille koppeln usw.
Ausgeliefert wurde das vorliegende Gerät NT940 MIL wie auch das obige 922/4 mit einer X1441AH Röhre von Photonis, Bezeichnung 2 S Gen (siehe dazu auch oben). Commercial Grade „A". Andere Röhrentypen stünden – wie auch beim 922/4 – zur Verfügung.
Im vorliegenden Geiger-Gerät arbeitet eine Hamamatsu Röhre, vom Prinzip eine verbesserte 3. Gen Röhre (Galliumarsenid Fotokathode, filmless). Auch hier wären Geräte mit Supergen, 2+, XD4, XR5 oder anderen Röhrentypen lieferbar.
Anscheinend haben diese Häuser hinsichtlich der verbindlichen Angabe von Leistungsdaten wie auch der Herkunft der Röhren nichts zu verbergen. Ein Schelm wer Arges dabei denkt, wie geradezu hysterisch mitunter die Herausgabe derlei Belege von anderen Geräteherstellern abgelehnt wird.
Mit den geringen Maßen und Massen passen die Geräte in die Brusttasche eines Hemdes oder die Napoleontasche einer Jacke. An zwei Schienen am Kunststoffgehäuse lässt sich Zubehör wie etwa eine zusätzliche Infrarot-(IR)-Lichtquelle befestigen oder das Gerät an der Kopfhalterung fixieren. Gewindebohrungen ermöglichen eine Stativaufnahme. Die Stromversorgung erfolgt über eine 3V CR123 Batterie; das Gerät wie auch die integrierte IR-Lampe werden über einen einzigen Schalter ein- und ausgeschaltet. Eine kleine rote Signalleuchte im Okular zeigt den Betrieb des für kurze Entfernungen, Kartenlesen etc. gedachten IR-Aufhellers an. Der Schalter muss erst eingedrückt werden, bevor er sich schwenken lässt – in eine Richtung wird nur das Gerät aktiviert, in die andere Gerät und IR-Lichtquelle. Die Schalterbetätigung kann mit etwas Übung praktisch lautlos erfolgen.
Die umstülpbare Augenmuschel schirmt Seitenlicht, welches sich in störenden Reflexen auf der Okularlinse äußern könnte, ab.
Beim Einsatz als Nachtsichtbrille sorgt eine Kunststoffbrücke für eine Verbindung zum eigentlichen Kopftragegestell. Die zunächst etwas wackelig erscheinenden Kunststoffschienenverbindungen sitzen nach dem Anziehen der jeweiligen Rändelschrauben fest, das gesamte System bleibt aber flexibel. Der Verstellumfang des Kopftragegestells wie auch die mögliche Relativpositionierung des Nachtsichtgerätes (NSG) zum Gestell ist großzügig bemessen, sogar „E.T." dürfte die Nachsichtbrille tragen können.
Für manche Beobachtungsaufgaben erweist sich die einfache Systemvergrößerung als nicht mehr ausreichend. Den Geräten lagen 3fach und 5fach Vorsatzobjektive bei.
Im Bedarfsfalle lässt sich bei der NT940 ein Vorsatzobjektiv vor das eigentliche Geräteobjektiv setzen. Eine Klemmverbindung – filigran anmutend, aber aufgrund der Dimensionierung und konstruktiven Ausgestaltung bombenfest sitzend – hält die Zusatzobjektive auf dem Geräteobjektiv fest. Gegenüber Wechselobjektiven können die Vorsatzobjektive ohne eigene Scharfstellung auskommen und so einfacher gestaltet werden.
Eine vergleichbare Option bietet auch das MNVD-1
Bei Nacht:
Die Anpassung an die eigene Sehschärfe erfolgt über die Okularverstellung. Bei beiden Geräten nervte die etwas fummelige Verstellung und das mitdrehen der stülpbaren Augenmuschel. Andererseits merkt man dieses Komfortmanko nur bei häufigem Benutzerwechsel, ansonsten lässt man die einmal als passend empfundene Sehschärfe eingestellt – oder bringt mit Klebeband eine sicht- oder fühlbare Markierung am Okular an.
Nach dem Abnehmen der Schutzkappe lässt sich das Bild mittels des Einstellringes am Objektiv scharf stellen – der Verstellumfang reicht von etwa 30 cm bis unendlich. Der Verstellweg lässt sich durch 1,5 –2 Umdrehungen nutzen.
Das Bild der IEA NT940 erschien monochrom in einem gelblichen Grün. Der Gelbton lässt das Bild heller erscheinen, als es tatsächlich ist. Auch die hier eingebaute XX1441AH zeigte sich als sehr guter Vertreter ihres Typs – kaum Bildrauschen und ohne Fehler in Form von schwarzen Flecken etc. Der Blickwinkel beträgt bei der einfachen Vergrößerung rund 40° (beide Geräte).
Selbst in klaren Neumondnächten reichte die Verstärkerleistung aus, um Rehe auf freiem Feld noch auf rund 80 - 100 m gut zu sehen. Ein eindeutiges Erkennen, sprich die Unterscheidung etwa von anderem Schalenwild, Ansprechen hinsichtlich Geschlecht etc. war nicht mehr möglich.
Eine 120 m entfernte Katze verriet sich bei bedecktem Himmel und fast Neumond durch die deutlich erkennbaren „Katzenaugen" – das Auge nachtaktiver Tiere weist eine reflektierende Netzhaut auf, die auch einfallendes langwelliges Restlicht besser zurückwirft als die restliche Körperoberfläche. Die macht die Augen zu optisch markanten Punkten, die gerade beim flüchtigen Beobachten selbst auf weiter entfernte Tiere aufmerksam machen.
Bei etwas mehr Mondschein bzw. Restlicht gelang auf 50 – 80 m das gezielte Ansprechen von Wild. Imponierend fand der Autor die Möglichkeit, trotz eigentlich störender Gegenlichtquellen in Baumschatten, Gebäudeecken etc. hineinsehen zu können; einige andere früher getestete Geräte regelten hier unselektiv ab, woraus eine dunkles Gesamtbild resultierte. Der sog. HALO-Effekt wie bei einigen anderen Geräten, also ein heller Hof um Lichtquellen war kaum feststellbar, ebenso wenig die „Schlierenbildung", das Nachleuchten bewegter Lichtquellen.
Die Koppelung des Gerätes an die Kopfhalterung gestaltet sich beim ersten Mal etwas fummelig, allerdings lernt man die blinde Bedienung schnell. Nach dem Absetzen des Gerätes ist man auf dem jeweiligen Auge zunächst einmal etwas nachtblinder. Der Bildeindruck auf dem Auge, mit dem man durch das Nachtsichtgerät geblickt hat, erscheint dunkler und rotlastiger. Dies kommt davon, dass die lange Wahrnehmung des grünen Bildes einen Art Negativeindruck in der zu grün komplementären Farbe Rot erzeugt.
Mit dem 3-fach Objektiv erschließen sich Leistungsbereiche bis nahe an die 922/4 heran; mit dem 5-fachen Objektiv sieht man ebenso gut und viel wie mit 922/4 (aufgrund des identen Röhrentyps nachvollziehbar) oder dem Zeiss Gerät. Allerdings stößt man mit der 5-fachen Vergrößerung bei den doch kompakten Abmessungen der Objektive (Durchmesser der Frontlinse) an Grenzen; Bildrauschen und Detailerkennung fallen gerade bei der 5 fach Vergrößerung drastisch mit abnehmendem Restlich ab.
Das MNVS 1 lieferte unter guten Restlichtverhältnissen ab Halbmond und klarem Himmel kaum bessere Beobachtungsergebnisse als das NT 940 MIL – was angesichts der doch mindestens um eine Generation überlegenen Röhre zunächst überraschte. Je dunkler es wurde, umso mehr traten die Unterschiede bzw. der Vorsprung der im MNVS 1 verwendeten Röhre zutage. Im direkten Vergleich lieferte die MNVS 1 ohne Vergrößerung erkennbar kontrastreichere und deutlichere Bilder – nicht spektakulär, aber deutlich. Anders bei vorgeschalteten Vergrößerungen: wo die XX1441AH Röhre in die Knie ging und das Bild schon recht grieselig wurde, änderte sich diesbezüglich bei der Hamamatsu Röhre praktisch nichts – der Bildausschnitt erschien mit zunehmender Vergrößerung zwar etwas dunkler, aber nicht kontrastärmer oder von Störungen(Bildrauschen) überlagert.
Interessanterweise zeichnete sich der Vorsprung des MNVS 1 in bebauter Umgebung noch deutlicher ab als in der freien Natur – Der Grund hierfür könnte im unterschiedlichen IR-Reflexionsverhalten von Bewuchs, Holz etc. gegenüber Stahl, Beton, Mauerwerk und Asphalt liegen und in der Tatsache, dass die in den Geräten eingebauten Röhren unterschiedlich auf die verschiedenen Frequenzen ansprechen.
An dieser Stelle muß nochmals die wirtschaftliche Seite betrachtet werden. Die leistungsstärkste Photonis-Röhre XR5 kostet 2995,-€ Aufpreis, wobei Preiszuwachs und Leistungszuwachs völlig auseinander triften. Für die meisten zivilen Kunden gilt: im Budgetrahmen von 2500,- bis 3500,-€ ein Maximum an Leistung und Sicherheit (Garantie) zu erhalten.
Fazit:
Gerade hier zeigte sich eindrücklich, dass für die tatsächliche Geräteleistung in erster Linie die verbaute Röhre verantwortlich ist. Für das letzte Quäntchen Spitzenleistung kommt man an modernster Röhrentechnik nicht vorbei – vorausgesetzt der Kunde ist bereit, hierfür sehr tief in die Tasche zu greifen.