Hallo Leute,
ich möchte ein Gemeinschaftsprojekt nach einem Jahr der harten Beanspruchung vorstellen.
Ohne Beschönigungen und mit allen Nach- und Vorteilen, die sich über die Zeit herausgestellt haben.
Das Messer wurde von Zingzong nach meinen Wünschen gefertigt, von Blade - Systems gehärtet, gesandstrahlt und geschliffen, von mir bekam das Messer dann eine Griffwicklung und eine Kydexscheide verpasst.
Das Ganze entstand durch meine Begeisterung für Zingzongs Gebrauchsmesser (folgend der Initiative "Messer sind Werkzeuge")
Da mich Klingen mit einem aufwendigen Finish, bzw. mit einer Beschichtung, regelmäßig vom tatsächlich schonungslosen Gebrauch abhalten, war es ausdrücklich erwünscht ein Messer ohne besonders aufwendige Endbearbeitung zu bekommen.
Meine Vorgaben waren eine gerade Tantoform mit voller Stärke der Klinge bis zur Spitze.
Chiselgrind mit rechtseitigem Anschliff.
Klingenlänge 8 - 10 cm.
Klingenstärke 4 - 6 mm.
Gesamtlänge ca. 20 cm.
Das Messer sollte mich von vorne herein auf einen Auslandseinsatz begleiten, darum musste es mit einfachen Mitteln zu schärfen sein.
Da Fred (alias Zingzong) ohnehin mit Vorliebe den 1.2510 Werkzeugstahl verwendet, passte dies.
Im Jahr 2010 kam dann das Messer bei mir an.
So sah es aus, nachdem ich ihm eine Griffwicklung verpasst und eine Kydexhose gepresst hatte:
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(Zunächst konnte ich mich nicht zwischen schwarz und grün für die Griffwicklung entscheiden, die grüne Wicklung ist letztendlich geblieben.)
Die Primärspitze und die Schneide der Spitze sind im recht stumpfen Winkel geschliffen, die Schneide der Spitze ist nicht wirklich scharf, sondern eher meiselartig.
Die Sekundärspitze und die Hauptschneide hingegen sind extrem scharf ausgeschliffen.
Ein Werkzeugeinsatz der Klinge drängt sich geradezu auf.
Ich habe in diesem vergangenen Jahr mit dem Messer Konserven geöffnet, Draht für Flashbang - Traps zugeschnitten, bzw. gekappt, Fensterläden und Bodenklappen aufgehebelt, durch Türrahmen und Türblätter Löcher gebohrt, die Seitenscheibe eines Pkw eingeschlagen, Kabelbinder gekappt, armstarke Äste gehackt, gegraben, Essen zubereitet und das Profil meiner Stiefel von festgetretenen Nägeln und Steinen befreit.
Das Messer hat ALLES ohne Beschädigungen überstanden (von Benutzungsspuren abgesehen versteht sich).
Nachdem ich mich zunächst nicht wirklich mit dem stumpfen Anschliff der Spitze anfreunden konnte (ich war es gewohnt viel mit der Spitze zu schneiden), habe ich nun eine ausgesprochene Vorliebe dafür entwickelt.
Der stumpfe Schliff der Spitze und der sehr stumpfe Winkel der Spitzenform "schützt" die Primärschneide.
Es war lediglich eine Umstellung statt mit der Spitze der Klinge mit der Sekundärspitze des Tantoschliffs zu arbeiten.
Insbesondere beim "harten" messerunfreundlichem Einsatz als Dosenöffner, bzw.beim Bohren, Stemmen und bei Verwendung als "Brecheisen" leistet diese Klingenform extrem gute Dienste.
Das erste Eindringen in das jeweilige Material ist natürlich schwergängiger als mit einer scharfen, dünnen Spitze, ist jedoch der erste Widerstand überwunden und die Klinge eingedrungen, haben die Sekundärspitze und die Hauptschneide nahezu keinen verschleißenden Kontakt mehr mit dem feindlich gesinnten Material.
Durch den Chiselgrind und die Klingenform "verdrängt" die Klingenspitze z.B. beim Durchstoßen einer Konservendose deutlich mehr Material als die Sekundärspitze und die Hauptschneide an Platz benötigen.
Hier ein Bild des Messers beim Aufhebeln der Bodenklappe eines Erdbunkers:
Öffnenverkleinert.jpg
(Ich habe wie ihr seht auch mit einfachen Griffschalen experimentiert, diese jedoch nach kurzer Zeit aus Reinigungsgründen wieder verworfen).
Hier kommen wir auch gleich zu dem einzigen wirklich festgestellten Manko des Messers.
Dieser Stahl zieht den Rost geradezu an. Nach einem ganzen Tag im Hosenbund blühte der Rost richtig auf und es wurde eine allabendliche Prozedur die Griffwicklung zu entfernen, einen guten Stoß Waffenöl aufzusprühen, um danach die Paracord wieder dran zu pfriemeln.
Aus diesem Grund wanderte das Messer schließlich auch in ein ausgedehntes Essigbad.
Und SCHWUPS war die zügellose Oxidation beendet.
So sieht das Messer nun heute aus (und ich bereue keinen Kratzer, kein bischen Patina und keine einzige Schliere auf der Klinge):
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Jetzt noch ein paar Bilder bei der Bewältigung ganz normaler Aufgaben ....