Da ich denke, dass dieses kleine Messer es wert ist, Beachtung zu finden, möchte ich ein kleines Review dazu schreiben. Der große Bruder ist ja nun schon seit 2003 auf dem Markt und besitzt den Ruf, ein sehr gutes und günstiges Springmesser zu sein. Erfreulicherweise lässt sich gleich sagen, dass das Mini diesem Ruf ebenfalls gerecht wird. Zwar sind Springer dieser Größe ein echtes Nischenprodukt, erfreuen aber dennoch im Alltag als praktische „Fädchen-Abschneider“ und „Brieföffner“ sowie „Bleisstiftanspitzer“ und stellen die wohl sheeple-freundlichste Variante dar, einen Springer zu benutzen.
Direkte Konkurrenten stellen das Benchmade Impel, das Protech Runt und Protech Stinger sowie die (nicht mehr gebauten) Modelle Mictrotech Mini UMS und Mini UDT dar.
An dieser Stelle lässt sich gleich sagen, dass das Mini AKS hier einen entscheidenden Vorteil geniesst, die 6,4cm (2,5“) lange Klinge bietet deutlich mehr Nutzen, als die der Konkurrenz deren Klingenlänge die 5cm (2“) nicht überschreiten, um die Gesetze in Kalifornien nicht zu verletzen, und dort den Absatz zu erlauben. Natürlich schlägt sich das auch in der Grifflänge wieder. Dennoch bleibt das Mini AKS ein echtes Dreifingermesser, will man es in einer normaler Schneidposition halten. Erst mit geschlossener Faust finden alle viel Finger gerade so Platz. Einen halben cm mehr Länge hätte dem Messer gut getan, ohne dass es zu nah an das 'ausgewachsene Modell' herangewachsen wäre. Dennoch bietet es so deutlich mehr Komfort als die Konkurrenzmodelle.
Die Handlage ist dann aber überraschen gut, was vor allem der gelungenen Oberflächenstruktur und der Breite der Alu-Schalen zu Gute gehalten werden kann. Hier kann man nicht meckern, bei der Größe ist mehr Handlage wohl nicht herauszuholen.
Zum hohen Gebrauchswert des Messers trägt aber nicht nur der Griff, sondern vor allem auch die Klinge bei. Da es sich, wie schon gesagt, um eine verkleinerte Version des bekannten großen AK-74 handelt, besitzt auch die Schrumpfversion eine höchst praktische Klingenform, die darüber hinaus über einen Flachschliff verfügt und daher ein kleines Schneidwunder darstellt. Erfreulicherweise leidet die Stabilität nicht darunter, da Böker dem Kleinen eine Klingenstärke von 3mm spendiert hat. Der Anschliff ist symmetrisch und das Messer ist schön scharf. Zwar ist der AUS-8 nicht das Maß der Dinge und steht sicherlich hinter dem S30V des Impel oder des 154CM der Protechs zurück, stellt aber einen annehmbaren Gebrauchsstahl dar, der auch schnell wieder eine gesunde Schärfe annimmt. Hier ist allerdings der erste, wenn auch kleine Makel des Messers zu finden, der Anschliff als solches ist von der Höhe symmetrisch, beginnt aber versetzt. Das ist nicht weiter schlimm, wäre wohl aber produktionstechnisch leicht zu verhindern.
Wenn ich schon bei kleinen Fehlern des Messers bin, möchte ich gleich zum Zweiten und gleichzeitig Letzten kommen: dem Kunststoffwasher, der sich auf der einen Seite der Klinge befindet.
Einige werden ihn ja schon gesehen haben. Nein, er ist nicht einfach zu groß, der Innendurchmesser ist zu groß, viel zu groß. Dadurch „schwimmt“ der Washer, bewegt sich also bei jedem Öffnen ein Stück und wandert somit über die Klinge. Mal guckt er raus, mal nicht. Den Sinn dahinter kann ich nicht nachvollziehen, im Gegenteil, bietet er doch die Gelegenheit Schmutz zu fangen oder durch einknicken so beschädigt zu werden, dass er die Klinge bremst oder gar blockiert.
Im Anschluss an die Bilder habe ich ihn entfernt und ihn durch eine Lage dickflüssiges Fett (XF-7 Waffenfett) ersetzt. Die Auswirkungen waren ein noch besserer Klingengang und die Klinge war ab da zentriert im Heft, vorher wich sie minimalst vom Zentrum ab.
Vorher wie nachher sei an dieser Stelle lobend erwähnt, dass Klingenspiel für das Mini AKS ein Fremdwort ist. In keiner Position lässt sich die Klinge bewegen und trägt mit diesem Fakt zu dem bisher hervorragenden Bild des Kleinen bei.
Auch die Feder gibt keinen Grund zu Beanstandung, sie schlägt gut zu und ist auf dem Niveau der Anderen, mit Ausnahme des Protech Stingers, dessen Feder wirklich extrem hart zuschlägt, was bei unachtsamem Halten des Messers schon mal dazu führen kann, dass es aus der Hand geschleudert wird.
Mit dem Washer verschwand beim Zusammenbau die Sicherung, auf die ich kurz eingehen möchte. Sie entspricht der Sicherung im großen Modell und funktioniert tadellos. Es handelt sich um einen kleinen Kunststoffklotz der in Schienen in beiden Schalen läuft und durch einen federgelagerten Detentball in der jeweiligen Position gehalten wird. Eine simple Lösung die nur zu verbessern wäre, würde man den Schieber auf der Gegenseite ebenfalls durch einen zweiten Detentball ergänzen.
Nötig ist dies allerdings nicht, da der Schieber sicher verriegelt und in beiden Positionen gut einrastet. Allerdings hat er auch einen Nachteil; er drückt im Daumen. Dies gilt ebenfalls für die Benchmade Modelle 2550 und 3550, weshalb sich BM wohl dazu entschlossen hat, die Sicherung des Impel auf die Seite zu verlegen. Ich habe ihn einfach ausgebaut, denn mag er zwar für den ein oder anderen von Vorteil sein, dessen Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen, man brauch ihn aber nicht. Ich schließe ein versehentliches Öffnen des Messers aus, und somit hat die Sicherung keine Verwendung bei mir. Erfreulich, dass der Ausbau nicht nur mehr als einfach ist, er hinterlässt auch optisch kein Loch oder Ähnliches, wie es bei den Benchmade Springern (Ausnahme sind die AXIS-Lock Springer) der Fall wäre. Protech verzichtet bekanntermaßen gleich auf Sicherungen.
Ist man bei konstruktionsbedingten Vorteilen und Nachteilen, sei hervorzuheben, dass das Mini AKS als einziges Messer feste Stahlbuchsen zwischen den Schalen hat, die in entsprechenden Vertiefungen sitzen und dadurch einen absolut präzisen Sitz ermöglichen. Ein Fakt der imho erwähnenswert ist, da ich diesen Aufbau deutlich besser finde, als die Methode der Konkurrenz, bei denen die Griffschrauben direkt in Gewinde im Alugriff geschraubt sind. Nicht nur dass dadurch immer ein bündiges Passen der Schalen gewährleistet ist (ich habe schon Protech Messer gesehen, bei denen dies nicht war), auch kann solch ein Gewinde nicht so leicht kaputt gehen. Es existiert wohl mehr als ein altes Microtech, bei dem das Gewinde durch zu festes Zudrehen einer Schraube kaputt gegangen ist.
Auch der Clip ist für ein solches Messer gut durchdacht, auch wenn ich zugeben muss, dass er im Gegensatz zur Konkurrenz nicht meine optische Zustimmung findet. Technisch ist allerdings wenig auszusetzen; er stört nicht in der Hand, sitzt durch eine Tasche im Griff bombenfest und hat genau die richtige Spannung. Zusätzlich lässt er das Messerchen komplett in der Tasche verschwinden, das ist sehr schön, macht aber einen Lanyard empfehlenswert.
Letzteren habe ich aber sowieso angebracht, da er nicht nur das Ziehen aus der Tasche, sondern auch das gesamte Greifen erleichtert und den Griff etwas verlängert. Ein Nachteil des Clips ergibt sich wohl daraus, dass ich nicht erkennen kann, was passiert, wenn man ihn abmontiert. Der Logik nach wird die Tasche bleiben und entsprechend wird sich die hintere Buchse nicht festschrauben lassen.
Insgesamt ist das Mini AKS seiner Konkurrenz mehr als gewachsen, auch wenn es durch die Griff-Beschichtung etwas billiger anmutet als BM oder Protech, bis auf den Klingenstahl lässt sich wohl kein Argument finden, was den anderen Messern einen deutlichen Vorzug gibt. Zählt man jetzt noch die meiner Meinung nach bessere Griffkonstruktion und den einfachen und spurenlosen Ausbau der Sicherung dazu, stellt das Kleine mehr als nur eine billige Alternative dar. Denn zu letzt sollte noch erwähnt werden, dass das Böker+ mindestens um die Hälfte billiger als die Konkurrenz ist. Denn selbst gebrauchte Microtechs bringen es locker auf 100€, die Protechs beginnen um die 120€ und das Impel stellt die Spitze mit knapp 160€ dar, der dreifachen Summe des Mini AKS.
In den USA gibt es das Mini AKS als BladeHQ Special ebenfalls als Version mit schwarzer Tanto-Klinge (plain und serrated), sowie als bekannte Version mit grau-grünem Griff und schwarzer Klinge mit Serrations. Eine Frage der Zeit, bis diese Modelle auch hier erhältlich sind, wobei ich mir aufgrund der Größe und des Einsatzzweckes eher ein paar farbige Modelle gewünscht hätte, denn ein „taktisches Einsatzmesser“ ist das Mini wohl nicht, eher ein freundlicher kleiner Begleiter mit sehr guter Qualität, der den Spieltrieb befriedigt und dem ein wenig Farbe am Griff (blau, orange, rot usw.) wohl auch nicht schaden würde.
Wer aufgrund der Gesetze das Kapitel Springmesser also nicht ganz geschlossen hat, und wer kleine Messer mag, dem sei ein kleiner Blick auf dieses Modell empfohlen, mir macht es auf jeden Fall Spass.
Falls Ihr noch Fragen habt, ich beantworte sie gerne.