Messergriff aus Lederriemen

  • Hallo Leute, ich habe mir vor ein paar Wochen ein Kizlyar Phoenix I Combat Messer gekauft. Das einzige Problem an dem Messer ist der Griff. Er passt einfach nicht zu meiner Hand, weder in der Stärke (Dicke) oder in der Breite (Höhe), also habe ich hier im Forum gefragt was denn ein neuer Griff kosten würde. Ich sage einfach so, es ist mir zu teuer.


    Nun, heute Abend bin ich irgendwie auf die Idee gekommen, ich könnte den vorhandenen Griff nützen und ihn mit Lederriemen dort umwickeln wo eben die vorhandenen Maße für meine Hand nicht ausreichen. A einigen Stellen, also am Anfang und am Ende des Griffes würde ich dünnes schwarzes Lederband umwickeln und in der Mitte, wo es wirklich sowohl an Breite und an Stärke fehlt, dort würde ich gegerbtes Leder umwickeln.


    Das Problem ist, ich habe bisher noch keine Erfahrung mit solchen Sachen. Ich hoffe es findet sich jemand der sich auskennt und mir ein paar Tips geben kann. Ich überlege nämlich die ganze Zeit, welches Leder sollte es sein, welche Breite, Stärke, sollte es flach oder rund sein. Es gibt da wirklich viele Möglichkeiten. Das größte Problem sehe ich aber beim Kleben. Den ich würde das Leder einfach auf dem Griff draufkleben. Die Frage ist, kann man das bei diesem Material Textolite überhaupt machen, und zwar so, daß es dann wirklich hällt.


    Bin für jeden Tip und Ratschlag dankbar.

    vae victis

  • Servus Kibo!
    Lederriemen würd ich nicht nehmen, die lösen sich irgendwann und schlackern rum. :pinch:



    Tipp vom Sattler: :D


    Leder (Stärke 2-3mm) vom Sattler/Schuhmacher besorgen und an den Stellen, wo es dicker werden soll, Stücke in Schichten mit Holzleim aufkleben. Da der Leim eine Anzugzeit von 20 Minuten hat, muß Du die Stücke fixieren. Starkes Gummiband wär da optimal. Nach dem Anziehen (am Besten über Nacht :sleeping: ) schnitzt/schleifst Du Dir die geklebten Stücke in der gewünschten Form zu. Dann schneidest Du Dir ein großes Stück Leder zu mit der gewünschten Gesamtlänge und dem Umfang des Griffes plus mind. 3 cm länger und breiter! Du schmeißt das Leder ca. 1 Minute ins warme Wasser, damit es weicher wird und sich hinterher nach dem Nähen auf dem Griff festzieht. Jetzt muß es schnell gehen! :hai: Holzleim auf den Griff, Leder drumrum und dort, wo Dich eine Naht an der Hand nicht stören würde, klammerst Du am besten mit Leimklammern oder zur Not Wäscheklammern das Leder längs am Griff lang fest. Mit Ledernadel (gibts im Kurzwarengeschäft) die Stiche mit nicht zu kleinen Stichen (hohe Ausreißgefahr, weil des Leder jetzt so weich ist! :pray: )erstmal vorstechen, aber arbeite mit nem Fingerhut! :blsword: Nadel mit Garn (sehr gut geeignet ist da Knopflochgarn, was es auch im Kurzwarengeschäft gibt) versehen und knapp am Griff die beiden Lederkanten zusammennähen. Zur Einfachheit kannst Du Dir das Werkstück zum Nähen in den Schraubstock spannen, mußt aber die Backen des Schraubstocks mit Leder oder Ähnlichem bekleben, damit das weiche und verletzliche Material nun keinen Schaden nimmt. Sattler-Like kannst Du auch mit zwei Nadeln nähen. Einen Faden 2m abschneiden und an beiden Enden je eine Nadel draufziehen. Genäht werden die Stiche dann immer abwechselnd. Wenn Du kleine Dellen im Leder hast, reib sie vorsichtig mit einem runden Werkzeug weg. Dann läßt Du die ganze Sache durchtrocknen :waiting: (aber bitte niemals an der Sonne oder über der Heizung!!! :nono: ). Mit nem Cutter oder sonst scharfen Messer :stabby: schneidest Du ca. 2-3mm neben der Naht des Restleder ab und an Knauf und Parierstange vorsichtig des Zuviel an Leder passgenau weg. Zum Finish kannst Du die offenen Lederkanten noch mit Bienenwachs einreiben und mit einem Stück Stoff (Leinen z. B.) nachpolieren.


    Gutes Gelingen :yeehaw: und falls Du noch Fragen hast, meld Dich!

    Wer seinen eigenen Weg geht, braucht niemanden überholen und kann auch von niemandem überholt werden. Karl Pilsl


    The Gear Saddlery - Mein Angebot

    Einmal editiert, zuletzt von Eule ()

  • einen Plastikgriff mit Leder auffüttern ist ein gewagtes Unterfangen, was meist mit Frust endet, weil dieses Tun auf Dauer einfach nicht hält oder ein unschönes fertiges Produkt ergibt. Leder hat nun mal die Eigenschaft Handschweiß und die damit verbundenen Salze aufzunehmen, diese wandern ins Leder und kristallisieren dort, und meist da wo es kein Weiterkommen mehr gibt, und das ist leider die Klebestelle. Die Folge ist dann meist ein Ablösen des Leders von der Klebefuge.Bei einem guten Schuh ist das unerheblich, man verwendet dazu einen hochflexiblen Lederkleber und diese Schuhe sind im ganzen Aufbau aus Leder, er kann also "durchatmen" und es kommt zu keinem Stau von irgendwelchen Feuchtigkeiten oder den damit verbundenen Salzen.
    Ein Messergriff aus Lederscheiben ist eine ganz andere Liga, man benutzt dazu sinnigerweise lohgares Sohlenleder, weicht es vor dem Kleben nicht ein, sondern verklebt es um einen starren Aufbau zu erhalten mit einem sicheren Zweikomponentenkleber, und zwar mit ausreichend Klebstoff, da Leder die Eigenschaft hat porös zu sein und direkt einen Teil des Klebers aufzunehmen. Die Kontaktstellen müssen aufgerauht sein und nach dem Kleben gepresst werden, das ergibt dann einen ziemich festen Lederklotz, aus dem man dann den Griff schleifen kann, ein abschließendes Polieren mit verschiedenen heißen Wachsen und ein letztendliches Ölen versiegeln das Leder dann auf längere Zeit.
    Die Problematik der Lederverarbeitung ist bei einem nachträglichen Füttern auf einen bestehenden Griff auch darin zu erkennen, daß es eben kein künstliches Material ist und immer arbeitet. Es wäre unter Umständen denkbar den bestehenden Griff mit einer Raspel aufzurauhen, dann unter Zuhilfenahme eines Zweikomponentenklebers dünne Lederschichten in mehreren Lagen aufzubringen, um schließlich mittels schleifen einen passenden Griff für die eigene Hand zu formen. Dann hätte man bestenfalls ein Endresultat was vielleicht anfangs in die Hand passt, aber auf Dauer auch nicht besonders aussieht und den eigentlichen Griff hingerichtet hätte.
    Offen gesagt würde ich von dieser Leder-Plastikverbindung Abstand nehmen. Es wäre vielleicht sinnvoller sich festen Stoff in Farbe des Griffes zu besorgen, dann einen langsam aushärtenden Zeikomponentenkleber und schichtweise einen "Zusatz-Micarta-Eigenbau" ins Auge zu fassen. Fertig ausgehärtet kann man sich diesen Griff auf die eigene Hand formen und muss sich keine Gedanken mehr über sich lösende Lederschichten machen. Aber auch bei diesem Tun wird ein sorgfältiges präparieren des ursprünglichen Griffs mittels Schleifpapier oder Feile und ein noch sorgfältigeres Entfetten Grundvoraussetzung sein.
    Wenn es wirklich Leder sein soll, dann wird wenn es von Dauer sein soll nicht viel anderes übrig bleiben als den jetzigen Griff zu entfernen und einen Lederscheibengriff in Angriff zu nehmen.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Wenn sich das Leder durchs Trocknen festzieht, hält es Bombenfest auf dem Griff. Ablösen kann sich da gar nichts mehr! Die Griffe an Voltigiergurten werden so gemacht und da klebt man direkt auf Metall und es hängt ein Mensch dran! Die Geschichte mit den Salzen durch Handschweiß hab ich bisher weder erlebt, noch gehört. Wenn man das richtige Leder (Blankleder) nimmt, dürfte das auch nicht passieren. Aufrauhen würd ich nichts, damit man den Griff nicht beschädigt.


    juchten: Scheinst vom Fach zu sein?

  • Interessant, ich überlege gerade was ich wirklich machen soll. Die Lederringe, da müsste ich vorher die alten Textolite Schalen runternehmen und dann die Scheiben nacheinenader verkleben, so wie ich es verstanden habe. Aber dann wird es schwierig sie zu formen.


    Am leichtesten wäre dieses Blankleder nehmen, vielleicht gibt es ja das schon in Riemen, oder zurechtschneiden und dann kleben. Muss mal schauen. Vielleicht finde ich noch einen Sattler dem ich das in die Hand geben kann, und der es zu einem günstigen Preis, so um die 30 Euro machen kann, sonst muss ich wirklich selbst ran. Aber vielen Dank für die zahlreichen Tips. Vielleicht könnte Eule das Ganze noch ausführlicher schildern. Wäre sehr dankbar.


    Übrigens ich würde es wirklich aus Lederriemen lassen, also nichts Glattes drüber. Das ist besser, weil es griffiger ist, damit man nicht verrutscht. Das Messer ist doch recht groß und schwer, Klingenlänge 21 cm, das sagt schon glaube ich, vieles aus. Der Griff muss dicker werden, er ist einfach unterdimensioniert für ein Messer dieser Größe. Man hat immer das Gefühl, das Messer fliegt einem aus der Hand. Im Reversegriff gehts grad noch so, aber Sabre Griff oder Hammer Griff, eine Katastrophe, jedenfalls für mich. Hab halt große Hände, ein UMSC Ka-Bar passt da schon viel, viel besser. Hab ja eines. Das hat auch einen Ledergriff, und irgendwie hab ich mir dann gedacht, diese Riemen, nur nicht so breite, könnte man ähnlich am bestehenden Griff ankleben. Aber das Problem mit dem Kleber, an das hab ich dann auch sofort gedacht.


    Irgendwas muss ich aber machen. Es wäre wirklich schade so ein Messer einfach nur liegen zu lassen, denn im Wald könnte man mit dem auch viel anfangen, hat ja der Test von Black Forrest Ghost gezeigt.


    Noch einmal, danke für die Tipps.

    vae victis

  • Damnke Creamneuron, aber Leder ist doch schöner, wie ich meine. Ich habe meinen Schmied um Rat gefragt, er hat gemeint, ich soll zuerst den Klebstoff auf den Griff schmieren, dann Lederriemen drüber und mit Klebeband fixieren, dann 24 Stunden trocknen lassen und dann mit Schmirgelpapier bearbeiten. Er hat selbst Textolite und verwendet es, müsste gehen.


    Vielleicht noch jemand einen Vorschlag?

    vae victis

  • Sorry, Kibo, aber ich zweifle daran, daß das Ergebnis besser aussehen wird als die von Creamneuron zitierte Lösung von BFG. Und neben dem Aussehen ist für mich auch nicht unwichtig, wie's funktioniert. Ich hatte schon von Christian "BFG" mit der geschilderten Wicklung gepimpte Griffe in der Hand, das ist eine funktional absolut überzeugende Lösung.


    Was Ledergriffe angeht, kannst Du Roman "Juchten" bedingungslos vertrauen - ich hab ja, obwohl ich aus der eher an modernen Griffmaterialien orientierten "Tactical-Fraktion" komme, auch eine Reihe von Messern mit Ledergriff - bislang habe ich nichts gefunden, das haptisch/ergonomisch einem von ihm gefertigten Lederscheibengriff gleichkommt.



    BJ 1-7 Commando
    Linder Mark 1
    Juchten M1
    SOG Recon Bowie

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Micha M. danke für die Antwort. Ich muss sagen, jetzt bin ich total verwirrt. Entweder Lederriemen ausprobieren, billige und schnelle Lösung oder Lederscheiben, oder wie von Juchten vorgeschlagen, klingt kompliziert für jemanden der zwei Linke hat, oder so ein "Zusatz-Micarta-Eigenbau".


    Ich muss ehrlich sagen, ich habe so etwas vorher noch nie gemacht. Den alten Griff will ich nicht unbedingt zerstören. So ein Micarta-Eigenbau, wäre eigentlich ein Textolite Eigenbau, hab ich noch nie gemacht. Ich habe keine Ahnung wie so etwas geht. Das nötige Werkzeug, naja, ich bin nicht unbedingt ein Heimwerker King.


    Tja, jetzt ist guter Rat teuer.


    Es wäre nur Schade das Messer einfach so irgendwo liegen zu lassen, denn man kann damit wirklich viel anfangen. Ich hab es getestet, also ich hab das Gefühl, es ist unzerstörbar, und ich bin gut darinn solche Sachen zu zerstören. Die Spitze ist so geformt daß ich damit eine Holzplatte zwar nicht ganz durchdrungen hab, aber die Platte ist einen Meter weit nacht hinten geflogen von der Wucht des Stoßes, das Messer hat es gar nicht mal gespürt. Man kann mit ihm auch Holz hacken, aber das habt ihr ja eh auch in dem Test gesehen, für die, die es gesehen haben. Wie gesagt, ich möchte es nicht, nur wegen dem blöden Griff, zu Hause herumliegen lassen.


    Noch Vorschläge?

    vae victis

    Einmal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • Ich würd's machen wie BFG, also tapen - außen dann entweder Grifftape oder Schrumpfschlauch. Damit kannst Du die Stellen, die Dir nicht voll genug sind, genau bedarfsweise "auspolstern", zudem erhöhen beide genannten Materialien zusätzlich noch die Griffigkeit.


    Es ist einfach zu machen (sogar ich würde das wohl hinbekommen :) ), kostet wenig, man muß die Textolite-Schalen nicht groß behandeln oder gar umformen - und bedarfsweise läßt sich alles auch wieder abwickeln und der Klebstoff der Tapes rückstandslos entfernen.


    Finde auch nicht, daß das die Optik verhunzt - das ist ja ein reinrassiges Einsatzmesser, und da ist tapen absolut nicht ungewöhnlich oder würde als provisorisch oder dilettantisch empfunden.


    Ich vermute, ne Lederwicklung würde "gebastelter" aussehen, sich ablösen oder verschieben usw., wie von Juchten geschildert - und ein Lederscheibengriff würde wirklich Arbeit machen und einen größeren Umbau erfordern.

  • Naja, Tapen, das hab ich mir auch schon überlegt, nur welches Tape, und das Problem ist, ich müsste in der Mitte des Griffes verdammt viel Tapen. Ich hab ja jetzt schon Tape drauf, aber das ist zu wenig. Dieser Strumpschlauch, nein, das nicht. Irgendwie kann ich das dem Messer nicht antun. .


    Mir fällt noch ein, ich könnte etwas Textolite besorgen, dann so formen wie ich es brauche und es dann mit einem starken Kleber an die nötigen Stellen einfach draufkleben und dann noch etwas Tape drüber. Aber ob das hällt, das ist die Frage. Und wo krieg ich Textolite her. Vielleicht ist es am Besten, zuerst Tapen und wenn ich Geld hab, dann neue Griffschalen. Etwas aus der billigen Ecke, aber wenigstens passen sie dann in der Hand.


    Lederriemen könnte ich auch probieren. Wenns nicht hällt dann runter und was anderes probieren, Die sind nicht teuer da kann man sich damit spielen. Mehr fällt mir nicht ein.

    vae victis

  • So, mir ist noch etwas eingefallen. Ich hab bei ein paar Messern gesehen, daß sie in der Mitte mit einer Schnur eingewickelt waren. Naja, Schnur ist gut, das war schon dick. Aber ich habe absolut keine Ahnung welches Material das war. Ich würde nicht sagen daß es Paracord war, wohl eher etwas wie Leder oder ein anderer natürlicher Stoff. Vielleicht finde ich das Bild, dann stelle ich es hier rein. Das wäre eine sehr einfache Methode, ich glaub, besser als Tapen, weil da brauch ich dann die ganze Rolle Tixo. :D

    vae victis

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