Ein neuer Härteofen musste her

  • Da mir mein alter Ofen langsam zu klein wurde, für
    Kochmesser z.B., hab ich mir mal nen
    größeren gebaut, funktioniert bestens, die Außenhülle fehlt zwar noch ich
    wollte aber trotzdem schon mal zeigen J:



    Daten:



    Innemmaß 50x12x10cm, 2300Watt, In 15 Min 800°C nach 35 min
    1100°C, nach einer Stunde außen 65-70°C



    Bild:












    Folgende Vorgaben hatte ich mir gesetzt:



    -
    Klingen bis 40-45cm sollten reingehen



    -
    Zerlegbar Zwecks Heizelementwechsel/Reparatur



    -
    Horizontaler und Vertikaler Betrieb möglich zum
    einhängen größerer Klingen



    -
    Bessere Temperatursteuerung mit Temperaturkurven/Haltezeiten



    -
    Türkontaktschalter (immer den Stecker raus
    nervt!)



    -
    Betrieb an 230V






    Material:








    Ich habe mich gegen eine Lösung mit Innen-Keramikrohr
    entschieden da das Anbringen der Heizelemente und deren eventueller Austausch
    wesentlich schwieriger ist. Außerdem
    kostet so ein Rohr alleine ohne äußere Isolierung schon mehr als die Feuerleichtsteine.



    Die Maße des Ofens ergaben sich mehr oder weniger durch die
    Größe der Steine, ohne groß Rumzusägen bekommt man mit 16 Steinen ein Innenmaß
    von 50x12x12 – der Querschnitt könnte zwar noch etwas größer sein- aber da kann ich mit leben.










    Also aus ein paar Winkeleisen ein Gerüst für die Steine zusammengeschweißt:










    Da ich 1. nicht schweißen kann und 2. Nur das billigste
    E-schweissgerät mit ebenso billigen Baumarktelektroden besitze bin ich froh
    dass ichs so hinbekommen hab, jemand mit mehr Erfahrung kann sicher was
    schöneres zusammenschweißen. Beim
    nächsten Ofen wird ich wohl wieder auf ne Schraubkonstruktion zurückgreifen,
    das geht auch aber die Schrauben stören halt innen beim einpassen der Steine.
    Oder Popnieten etc.













    Da ich feststellen musste dass die Steine leider nicht 100%
    rechtwinklig sind (beim vermörteln ziemlich egal) sich vermörtelte Steine aber später
    nicht beschädigungsfrei trennen lassen musste was anderes her. Diesmal hab ich
    die Steine mit Keramikfaserband (1280°) gegeneinander abgedichtet. Die
    Klassifikationstemperatur gibt nur den höchsten Wert an für Dauerbetrieb kann
    man da jeweils noch mal 10-20% abziehen. Reicht aber. Spalte zwischen den
    Steinen sind möglichst zu vermeiden denn selbst durch nen kleinen Spalt tritt
    dann 800° heisse Luft aus und dann wird’s punktuell unter der Außenhülle
    mächtig warm – Verbrennungs/Brandgefahr! Bisher siehts sehr gut aus, der Ofen
    ist dicht und die Keramikfaser hält auch. Werd ich so beibehallten.





    Ebenfalls neu ist die Elementaufhängung, anstatt Rillen in
    die Steine zu schneiden hab ich Elementeträger aus Streifen einer
    Vermiculitplatte gesägt und mit 3mm Edelstahlpins an die Steine gepinnt.
    Vermiculit ist Feuerseitig nicht das optimale Material (Klass 1100°) deshalb kann
    ich über die Langzeithaltbarkeit dieser Konstruktion noch nix sagen. Der Ofen
    wurde bereits ein paar mal benutzt und bisher sieht das Vermiculit noch aus wie
    neu und hat sich in keiner Weise verändert. In meinem Kaminofen sind ebensolche
    Vermiculitplatten verbaut, diese halten im Schnitt 2 Winter dann müssen sie
    getauscht werden, der Ofen ist im Winter aber täglich mehrere Stunden in Betrieb. Sollte das Vermiculit im Ofen nur
    annähernd ähnlich lange halten ists gut ansonsten läßt sich aufgrund der
    plug&play Konstruktion auch leicht was anderes einbauen. 100%ig empfehlen
    kann ich das so noch nicht wie gesagt fehlt mir die Langzeiterfahrung damit,
    wenn man auf der ganz sicheren Seite bleiben will fräst man eben Rillen in die
    Steine.



    Besser wäre noch eine
    Aufhängung der Elemente mittels Keramischer Trägerrohre aber
    da hab ich in den von mir benötigten Maßen nichts Brauchbares auftreiben können.
    Kennt jemand eine Bezugsquelle für Kleinmengen Sillmanit oder Mullitrohr in
    8/10mm???



    Da der Ofen auch Aufrecht betrieben wird sind die Elemente
    zusätzlich mit U-förmigen Pins aus dünnem (0,6mm)Kanthaldraht an den Steinen
    befestigt damit sich da nichts löst und Elemente in den Brennraum hängen. Damit man Klingen auch Einhängen kann hab ich
    im Türbereich noch ein wenig Platz gelassen um eine Auflage zu bekommen







    Für die Steuerung



    Hab ich mir einen programmierbaren PID (30 Programmschritte)besorgt,
    damit ist dann definiertes Weichglühen, Pendeln, Haltezeiten etc. kein Problem mehr.
    Der PID ist von auberins.com.



    Diesmal ebenfalls dabei : Türkontaktschalter und
    Leistungsschütz. Da der Ofen offen zugängliche Elemente hat und mir das
    ständige Stecker ziehen vor dem Öffnen mittlerweile ziemlich auf den Sack ging ist
    jetzt eine bequemere Lösung eingebaut. Ein einfacher Schalter tuts definitiv
    nicht! Der Türkontaktschalter steuert den Schütz, so daß bei geöffneter Tür das
    Heizelement KOMPLETT vom Netz getrennt ist!
    Aus Sicherheitsgründen sollte sowas immer Pflicht sein wenn man nicht
    jedesmal den Stecker ziehen will.



    Das funktioniert genau so wie gewünscht und ist wesentlich
    bequemer als vorher.






    Wenn man sowieso Schmiedet und mit Gas arbeitet ist ein
    Härtefass a la Torsten Pohl wahrscheinlich einfacher und Kostengünstiger zu realisieren, da ich aber
    leider bei mir zuhause keine Möglichkeit dazu habe und die Werkstatt sich
    jetzt im Winter in den Keller zurückgezogen hat kommt für mich nur ein
    Elektroofen in Frage. Falls es jemand interessiert- das Ganze hat im jetzigen Zustand ca. 350€
    gekostet.











  • Echt klasse! Will mir sowas auch mal bauen, hab aber von Steuerung usw. leider 0 dunst.....

    Mfg Andreas




    Ist das Spiel vorbei, landen Bauer und König in der selben Kiste.

  • Das ist wirklich wow!
    Gerade von der Steuerung und den eingesetzten Materialien bin ich beeindruckt. Machst du etwas in der Richtung beruflich? Das meiste von dem verwendetem Zeug habe ich noch nicht einmal gehört!

  • Gracias, ist ja nur ein Ofen :D allerdings nicht mein erster, die funktionalität hat sich gesteigert an der optik arbeite ich noch :whistling:
    Das mit der Steuerung ist nicht so kompliziert wies aussieht man muß nur die 4 abgebildeten Teile richtig verkabeln. Wenn man auf Türkontaktschalter und Leistungsschütz verzichtet sinds nur noch 2, Allerdings sollte man dann aus Sicherheitsgründen jedesmal vorm Öffnen der Stecker ziehen. Hab ich so gemacht aber wie gesagt ging mir das langsam tierisch aufm Sack. also mit mehr Technik gekontert...
    Das hier ist z.B eine der älteren Steuerungen, in ein altes PC Netzteilgehäuse eingebaut, zur bequemlichkeit ne Steckdose dran um verschiedene Geräte damit benutzen zu können. Hab damit sowohl einen Härteofen als auch nach dem Härten den alten "Pizza-anlassofen" geregelt. Oder mal ne Kochplatte rein wenn irgendwas bei genau 70 Grad ne weile köcheln soll etc.etc

  • WOW


    Meinen allerhöchsten Respekt vor Deiner Handwerkskunst! ich bin echt begeistert! Ich selber bin handwerklich nicht unbegabt (Habe die Klimaanlage in meinem Wagen selber nachgerüstet) aber sowas traue ich mir nicht zu!

    Listen to me, it's better to be, lying dead with honor soldier than to never be free!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!