Survivalschule.at - meine Erfahrung aus den Kursen

  • Als Survivalfan, der meinte aufgrund des Lesens zahlreicher
    einschlägiger Bücher und das beinahe lückenlose Anschauen von Filmen a la
    Survivorman eigentlich sehr wohl zu wissen worum es bei Survival geht und was
    zu tun ist, habe ich mich entschlossen einen Kurs in der Survivalschule.at
    besuchen, um zu sehen ob ich noch etwas lernen kann. Da ich dachte kein Weichei
    zu sein und Herausforderungen aufgeschlossen bin hab ich gleich mit dem Extreme
    Kurs begonnen.


    To cut a long story short: ja, es gab und gibt noch eine
    Menge zu lernen :surprise: und ich habe dann auch noch die „einfacheren“ Kurse besucht und
    dabei eine viel gelernt, vor allem Erfahrungen gesammelt.


    Habe insgesamt 3 Survivalkurse der Survivalschule.at
    besucht. Rückblickend wäre es besser gewesen mit dem Basic Kurs zu beginnen. Da
    ist es durchwegs urgemütlich und lustig.


    Bei minus 8 Grad im Freien ohne Schlafsack reduziert sich
    die Anzahl der Witze zwangsweise und man ist mit elementaren Dingen
    beschäftigt.


    Mike ist der Leiter der Survivalschule, hat eine Menge
    Erfahrung und ein enormes Wissen, was man auf Youtube unter Survivalschule.at
    sieht. Wer an einem Kurs teilnimmt sollte die Chance ergreifen und Mike viele
    Fragen stellen.


    Es hat mir sehr gut gefallen, und ich habe von Mike, Sepp
    (auf Youtube Waldhandwerk) und Chris (auf Youtube Survivalwolf) eine Menge
    gelernt.


    An Stelle eines Praxisberichts möchte ich meine Erkenntnisse
    und Schlussfolgerungen mitteilen. Diese konnte ich nur durch aktives Handeln
    in den Kursen erlangen.


    Wenn man einmal etwas selber gemacht hat ist es unendlich
    mehr wert als die gleiche Sache irgendwann einmal irgendwo gelesen, gesehen
    oder gehört zu haben.


    Damit es keine lange und unleserliche Wurst wird, steht am
    Anfang was ich von den Kursen mitgenommen habe, wer sich für Details
    interessiert findet Beispiele oder Näheres darunter.


    Stehe auch gerne für Rückfragen zur Verfügung.



    Erfahrung aus den Kursen der Survivalschule.at: 1. Der enorme Unterschied zwischen reinem Wissen und dem Bewusstsein wie es in der Realität ist


    Es ist jedem klar: wenn man im Frühling 48 Stunden,
    teilweise unter null Grad im Wald ist, ohne Nahrung, nur mit einem Messer und
    Feuerzeug ausgestattet, wird es kalt.


    Und man bekommt eine Ahnung wie es ist, wenn man tatsächlich
    einmal unbeabsichtigt in so eine Notlage kommt. Das ist definitiv anders als gemütlich
    vor dem Fernseher zu sitzen und sich zu wundern warum Les Stroud und Co so zu
    kämpfen haben.


    Wenn man im Fortgeschrittenenkurs mal selber gemacht hat, selbst
    nur in vergleichsweise winzigen Ansätzen, hat man eine gute Vorstellung darüber
    wie das konkret ist und was da abläuft (zB. die Luftströmungen an einem
    Berghang in Abhängigkeit von der Zeit) und was man braucht wenn man später mal unfreiwillig in so
    eine Situation kommen sollte. Keine leichte Sache, aber man weiß dass man es
    schaffen kann.


    Ein Bild sagt manchmal mehr als 1000 Worte. Bücher mit
    zahlreichen Darstellungen und das Anschauen von Survival Shows sind gute Grundlagen.


    Wenn man diese Dinge zuvor nie ausprobiert hat, wird es kaum
    in einer Notsituation gelingen, vor allem wenn man wirklich unter Stress steht,
    das Ende ungewiss ist, keine Profis im Hintergrund zur Seite stehen und man
    jederzeit abbrechen kann wenn man nicht mehr will oder kann. Oft sind winzige
    Zusatzdetails notwendig, die man in den Filmen nicht einmal ansatzweise
    mitbekommt und nicht einmal in den Büchern liest.


    Wenn tatsächlich einmal eine Notsituation eintritt ist es wohl
    unbezahlbar, Survivalgrundlagen zumindest einmal gemacht zu haben:
    Unterschlupf, Feuer Wasser, Notnahrung, Signalisieren, Bergung von
    Verletzten...

    7 Mal editiert, zuletzt von balinzwerg ()

  • In einem Wald kann man mit den vorhandenen Materialien in
    einer Notsituation vieles machen, aber:


    für ein wasserdichtes Lean To, einen A Frame... wird eine
    Zweigschicht in Armlänge benötigt, das dauert.


    Wenn man keine Isomatte dabei hat kann man Zweige für die
    Bodenisolierung sammeln. Damit es wirkt muss die Schicht mindestens ein halben
    Meter hoch sein.


    Eine simple Aludecke spart Stunden an Shelterbau, ist zusätzlich
    wind- und wasserdicht, reflektiert
    Wärme vom Feuer zurück, kann zum Sammeln von Wasser genutzt werden,
    braucht keinen Platz, wiegt und kostet fast nichts...


    Eine solide Unterkunft dauert Stunden, das Sammeln und
    Aufbereiten von Feuerholz für eine Nacht ebenso -> wenn man im Winter merkt,
    dass man unfreiwillig im Freien übernachten muss und nur mehr 3 Stunden Licht
    hat weiß man was zu tun ist und eine Alu Decke oder Poncho ist ein
    unglaublicher Wert.


    Erfahrung aus den Kursen der Survivalschule.at: 3. Die beste Ausrüstung macht absolut keinen Sinn wenn man damit nicht umgehen kann


    Wer zum ersten Mal in einem Sturm sein neues Zelt aufstellt wird
    automatisch für das nächste mal lernen, vorausgesetzt die Motivation für ein
    nächstes mal bleibt vorhanden.


    Wer Karabiner und Seil dabei hat und sich noch nie abgeseilt
    hat wird wenig damit anfangen können.


    Einen Feuerstahl mitzunehmen und zu glauben, dass es ganz
    einfach geht wenn man ihn braucht wird sich wundern. Es bedarf einer gewissen
    Übung.


    Mit einem winzigen Survivalkit in der Größe einer kleinen
    Maxpedition Tasche können, bezogen auf Notfalls- Situation, schon beinahe
    paradiesische Umstände herstellen.
    Feuer, Shelter und Signalisieren kann man so locker
    abdecken.


    Eine Klappsäge ist eine enorme Erleichterung und, wie Les
    Stroud sagt, Gold wert. Wenn man allerdings ein Büromensch ist hat man nach
    spätestens 2 Stunden Probleme die Säge zu halten. Kraft hilft. :thumbup:


    Erfahrung aus den Kursen der Survivalschule.at: 4. Messerwahl


    Wer an einem Survivalkurs teilnimmt und beispielsweise das
    Tactical Forum nicht kennt erfährt eine Art Outing und stellt fest, dass er mit
    seinem Messer Fetisch nicht alleine ist.


    War zuvor ein neurotischer Messersammler der darauf achtete,
    dass die Messer nur ja keine Kratzer haben.


    Wenn man „DAS SURVIVALMESSER“ des persönlichen Vertrauens zum
    ersten Mal tatsächlich verwendet kann es Überraschungen geben. 8|


    Man muss wissen, welche Vor- und Nachteile ein Messer hat,
    ob ein langes Arbeiten ohne Handschuhe möglich ist ohne Blasen zu bekommen,
    welche Vor und Nachteile der Schliff hat, die Klingengeometrie, wie ist der Winkel
    beim Schnitzen (bestimmt die Kraft dieman braucht), was passiert mit Klinge und
    Finish wenn man gefrorene Hartholzstämme spaltet...


    Nach langem hin und her habe ich mich durchringen können,
    ein Survivalmesser in der 400€ Klasse seinem angeblichen Bestimmungszweck
    zuzuführen.


    Das Ergebnis war ernüchternd ;( und die, für mich nicht aber
    für Euch, positive Erkenntnis daraus ist:


    Es gibt noch relativ günstige Messer um die 200€ die für
    diese Zwecke super geeignet sind :thumbup: (Fällkniven, ESEE).


    Auch meine Striders haben sich gut geschlagen und sind im
    Outdoorbereich absolut brauchbar.


    Wenn man keine Axt dabei hat ist ein großes Messer eine gute
    Alternative und keineswegs Ausdruck irgendwelcher Komplexe.


    Size matters: Ab 20 cm Klingenlänge lassen sich Bäume gut
    entasten, man kann größere Blöcke spalten, die Wucht beim Hacken und Hauen benötigt
    viel weniger Hiebe als ein kleineres Messer was wiederum Energie spart...


    Für Feuer und Shelter ideal. Schade, dass es bei vielen
    Firmen nur maximal 18 cm Klingenlänge gibt.


    Für feine Arbeiten wie Nahrungsmittelzubereitung und
    Schnitzarbeiten sind TT´s (tinytacticsals) super.
    Dazu hat sich mein Fällkniven WM1 bestens bewährt.


    Die billigen Moramesser sind speziell im Bushcarftbereich
    unschlagbar was das Preis Leistungsverhältnis anbelangt.


    Das Buch von Ayres, The Tactical
    Knife möchte ich an dieser Stelle empfehlen.

    4 Mal editiert, zuletzt von balinzwerg ()

  • Sehr schön das hier zu Lesen. Sehr aufschlussreich und vorallem alles auf den Punkt gebracht, weshalb solche Kurse für Interessierte durchaus Sinn ergeben. Ich Wette du hattest eine menge Fun:-) Prima!

  • balinzwerg Vielen Dank


    phagomir und ICEMAN


    Ja es hat eine Menge Spaß gemacht. Wir sind oft bis nach Mitternacht am Lagerfeuer gesessen und haben uns gut unterhalten. Ist auch kein Wunder, da man ja auf Gleichgesinnte stößt ;)


    Ohne praktische Anwendung läuft wenig bis gar nichtsl. Und selbst Spezialeinheiten müssen dieselben Vorgänge immer wieder wiederholen, obwohl sie diese sicher gut können.

  • Nachdem ich ein paar Leser habe, eine Ergänzung.


    Natürlich kann man sich ein Survivalbuch in den Wald
    mitnehmen und loslegen.


    Leider stellen sich in unseren Breiten die Fragen: wo kann
    man legal und ungestört Bäume fällen, Feuer machen, übernachten... ?


    In einer Gruppe gibt es den von phagomir beschriebenen Fun
    Faktor.


    Obwohl man eigentlich das Überwinden von Notfällen übt,
    macht es eine Menge Spaß.


    Mit einer Gruppe im Wald zu übernachten ist was ganz anderes
    als dies alleine durchzuziehen.


    Hat man wirklich den Biss, alleine 3 Tage die Bestandteile
    eines Kurses zu machen ?


    Last but not least: ein guter Guide kann eine Menge zeigen. Es kommt oft auf minimale Details an die nur er weiß.


    Am besten ist natürlich die Kombination Kursbesuch und
    Selbermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bergmann ()

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