• Hallo,
    ich bin neu in diesem Forum und möchte in meinem ersten Post etwas über meine Erfahrungen mit Camp knives berichten.
    Ich wohne am Waldrand und habe so recht häufig das Vergnügen der einsickernden forstlichen Vegetation entgegenzutreten.
    Im Laufe der Jahre hat sich hierfür ein kleines Sammelsurium an Haumessern angesammelt, die ich mehr und teilweise auch weniger liebgewonnen habe
    und auch hin und wieder mit auf Ausflüge nehme :) .


    Alle sind aus (rostenden) Kohlenstoffstählen.


    Hier in Ihrem Zuhause


    In der folgenden Tabelle habe ich ein paar technische Daten zu den Messern gesammelt.


    Um etwas zur praktischen Eignung der Messer sagen zu können definiere ich erst einmal die Haupteinsatzfelder:
    1. Arbeiten mit dünnem, buschigem Material: Brombeeren, Hecken, Brennnesseln, Zweige.
    2. Arbeiten mit astigem Material: Unterstandbau, dickere Äste, kleine junge Bäume, Feuerholz
    3. Grobe Arbeiten: Bäume fällen, spalten.
    Weitere Kriterien als Campknife: Essen zubereiten, Selbstverteidigung?.


    Im Laufe der Zeit haben sich zwei Favoriten herausgestellt:
    A. Schweizer Gertel
    Rund ums Haus das vielseitigste Gerät, schnitthaltig, für fast alle Arbeiten einsetzbar, taugt sogar zum Fällen kleinerer Bäume (D<15cm).
    Bei dünnem, hartem Material durch die sichelartige Form sogar der Machete überlegen. Die im Vergleich zur großen Machete
    geringere Reichweite sehe ich in unseren Breiten nicht als Nachteil. Bei uns kann man um Hindernisse ja meist auch einfach herumlaufen.
    Im dichten brasilianischen Busch ist die lange Machete, die am ausgestreckten Arm bis über den Boden geht besser. Allgemeine Arbeiten wie Essen machen gehen
    mit dem Gertel durch die spezialisierte Form natürlich nicht so gut.


    B. Von Tempsky Bowie
    Die beste Wahl wenns in Mitteleuropa nach draußen geht und grobe Arbeiten eingeplant sind, da vielseitiger, "ziviler" zu tragen und mit leichten Vorteilen bei Camp-Aufgaben.
    Das Schneide bietet eine sehr gute Kombination von Härte, Zähigkeit und Schneidengeometrie für das Einsatzfeld und steckt im Holz weniger oft fest
    als das Gertel. Damit kann man sich evtl. die Mitnahme eines kleinen Beils sparen. Essen machen geht auch und dass es zur Verteidigung
    taugt hat von Tempsky wohl ausreichend bewiesen. (ausser gegen Gewehrkugeln ;( )


    Die Negativ-Liste führt das grosse Khukri an, sieht eindrucksvoll aus taugt aber eigentlich für nichts wirklich gut.
    Zum Abtrennen von dünnen Material kann man es durch das enorme Gewicht nicht stark genug beschleunigen. Beim Hacken von
    grösseren Ästen oder Stämmen verkantet und verdreht es sehr schnell und ist weit weniger effizient als ein Beil. Zur Selbstverteidigung ist es
    gemessen an der Reichweite meiner Meinung nach zu langsam. Aber der Stahl taugt was. Das kleinere Khukri ist in Allem etwas besser.


    Das Beil ist unschlagbar wenn es rein ums Hacken von Stämmen und spalten geht. Bei anderen Aufgaben hat es Nachteile.


    Die Macheten schlagen sich auch recht gut, sind aber sehr sperrig und kaum "zivil" zu verstauen.


    Becker BK1 "Brute" und Kizlyar DV2 sind Ok, aber schwer und kurz im Vergleich und deshalb beim Hacken auch durch die grösseren Schneidenwinkel deutlich unterlegen.
    Dünne härtere Zweige weichen beim Schlag aus und werden meist nicht durchtrennt.


    Bei nächster Gelegenheit stelle ich vielleicht noch ein paar Tests rein.

    3 Mal editiert, zuletzt von Erdferkel ()

  • Hallo .....(mit Erdferkel wollt ich dich dann doch nicht anreden :) )!


    Einen sehr schönen und informativen Beitrag hast du da verfasst. Ich finde vor allem Beiträge gut, die sich mit der praktischen Seite unseres Hobbys befassen, zumal ja leider nicht jeder einen Wald ums Eck hat und sich somit kaum die Möglichkeit zum Testen bietet.


    Gruß,
    Erwin

  • Hallo,


    interessanter Bericht :thumbup:


    Was berechnest du denn in der letzten Spalte der Tabelle bzw. wozu soll der Wert gut sein ?(


    Danke!

    Gruß PaTa

  • Ach ja:
    ich habe versucht irgendwie mein subjektives Gefühl der Effizienz beim Hacken in massives Holz in eine Formel zu packen.
    Da ist die Gesamtlänge im Quadrat (wegen des Flächenträgheitsmomentes, Steinerscher Satz usw.), die Masse und das Verhältnis von Schneidenlänge zu Gesamtlänge drin.
    So richtig glücklich bin ich noch nicht mit der Formel, aber sortiert man die Liste danach sieht sie so aus:



    Demnach sind die Macheten am Effizientesten, danach das Beil und meine Favoriten.
    Wahrscheinlich stimmt das sogar, die Macheten nerven aber im Holz weil sie oft steckenbleiben. Liegt an der dünnen Klinge und der Schneidengeometrie.


    Die Khukris schneiden schlecht ab.

  • Das obere ist ein Kizlyar DV2 Special Combat.
    Das Messer darunter von einem Messermacher in Brasilien, dort in einem Waffengeschäft gekauft. Macher? Auf der Scheide steht "Facas KM100, Taquaras"


    Noch was zu den Griffen:
    Die Griffe der Khukris funktionieren wegen des nach oben Richtung Handballen geschwungenen Teiles nicht besonders, das kleinere habe ich nachgearbeitet jetzt gibts wenigstens keine Blasen mehr.
    Die Griffe Macheten sind sehr gut. Das Gertel auch, wegen des metallenen Fanghakens am Griffende ziehe ich aber gerne einen Handschuh an.
    Kizlyar ist OK, das von Tempsky Bowie benutze ich mit einer Fangschnur, die ich oben um das Parierelement lege, dann kann man es deutlicher entspannter führen. Eine Griffwicklung mit Tape hilft gegen die fehlende Kontierierung des Griffes sicher auch. Der Becker Griff ist gut, möglicherweise rutschig wenn nass, aber meiner ist gestrahlt worden.

    Einmal editiert, zuletzt von Erdferkel ()

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