Eine Frage der Einstellung? Messerpflege - wie haltet ihr es damit?

  • Ich mag keinen Streit vom Zaun brechen, aber dieser Thread hat mich gerade auf einen eigenartigen Aspekt unseres Hobbys gebracht, und ich muss sagen, es ist doch komisch:


    Bei Schusswaffen motzt selten einer von uns "professionellen Anwendern", dass man sie nach einem Tag draußen Abends zerlegt, reinigt, leicht einölt und wieder zusammensetzt, damit sie nicht rosten (auch wenn man der Waffe in Bezug auf die Langlebigkeit dadurch auch keinen Gefallen tut). Aber auch der Nachlässigste schaut ab und an mal drüber und wischt eventuelles Kondenswasser ab, oder zieht mal eben nen geölten Docht durch. Sonst gibts möglicherweise von vorgesetzter Stelle eins auf den Deckel.


    Bei Messern - auch Haushaltsmessern - beobachte ich häufig, dass absolute "Pflegefreiheit" vorausgesetzt wird - und speziell bei "Einsatzmessern" auch noch eine tadellose, Kratzer- und Fleckenfeie Optik nach jeglicher Nutzung obendrein. Liegt es daran, dass mit dem Anschaffungspreis das Anspruchsdenken derart ansteigt, dass man darüber vernachlässigt, dass es sich wie bei jedem günstigeren Messer im Wesentlichen auch nur um ein Stück Stahl mit Griff handelt?


    Ausdrücklich überspitzt ausgedrückt:
    Bei einem verschmodderten, in den verschiedensten Farben angelaufenen Opinel oder Morakniv, dem noch die Schuppen vom letzten ausgenommenen Fisch im Übergang zum Griff klemmen und der Holzgriff entsprechend müffelt, wird liebevoll von "Gebrauchspatina" gesprochen, während bei (Outdoor-)Messern höherer Preisklassen (die üblicherweise für weitaus härteren Gebrauch gestaltet und geeignet sind) die bleibende Spur eines schwitzigen Fingerabdruckes schon zur panischen Reklamation abseits jeder konstruktiven Kritik führt.


    Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Entweder ihr kauft Gebrauchsmesser und kommt mit den materialüblichen Veränderungen klar, oder ihr kauft Wertanlagen für die Vitrine. Ein Gebrauchsmesser, welches man jederzeit wieder als "kaum gebraucht" verkaufen kann, wird es nicht geben. Da muss man die eigene Nachlässigkeit oder Empfindlichkeit nicht auf den Stahl oder den Hersteller schieben. An beidem herrscht derzeit kein Mangel und ihr trefft die Wahl.


    Feuer frei...

  • Nun alles Messer welche ich mir kaufe kaufe ich mir nicht als Vitinenstücke sondern als Gebrauchobjekte, egal ob das ein 400 Sebenza ein Strider oder ein GEK ist.
    Jedes Messer wird benutzt, Manche härter andere "normal" wenn dann mal wie beim Strider oder GEK Gebrauchsspuren auf der Klinge oder an riff zu finden sind, stört mich das garnicht im Gegenteil!! Das verleit de Messer meinermeinung nach einen gewissen Charme und Charakter..


    Nun Pflegen tu ich die Messer auch nicht wirklich akribisch. klar nach den gebrauch hin und wieder mal mit klarem klaten Wasser abspülen und den gröbsten Dreck abrubbeln.. Fertig. Hatte damit noch nie irgendwelche Probleme was rost oder patina angeht...


    Ich kannn leute nicht verstehen welche sich echt klasse und teure Messer zulegen und dann nur in der Vitrine Verstauben lassen und hin und wieder mal ein Stück papier damit abschnipseln... Ich freu mich jedes mal wenn ich eines meiner Messer richtig rannehmen kann.



    Grüße

    better be judged by twelve than carried by six

  • Entweder ihr kauft Gebrauchsmesser und kommt mit den materialüblichen Veränderungen klar, oder ihr kauft Wertanlagen für die Vitrine.


    Na damit ist doch eigentlich Alles gesagt, oder?


    Bei einem Sammlerstück ärgert man sich natürlich über jegliche Spuren die durch den Gebrauch entstehen. Aber genau aus diesem Grund sollte man ein Vitrinenstück oder auch Sammlerstück in der Vitrine lassen :)
    Messer sind ja für viele nicht einfach nur Werkzeuge sondern auch Kunstgegenstände für die, wie für eine Skulptur oder ein gemaltes Bild, viel Geld ausgegeben wird.


    Aber bei Gebrauchsmessern sollte man im Klaren darüber sein das eine Beschichtung nicht ewig hält, Patina und Rost definitiv zum Thema werden. Eine den verbauten Werkstoffen entsprechende Pflege muss dann einfach sein, um von diesem Gebrauchsmesser noch lange was zu haben.


    Ich finde z.B. die Diskussionen um die Ontario-Messer die man oft liest, ganz witzig. Da wird sich über die schlechte Beschichtung aufgeregt. Aber ein Ontario RAT3 z.B. kostet wenig, performt gut verliert aber relativ schnell seine Beschichtung. Wer braucht schon die blöde Beschichtung bei dem Teil? Wenn man dieses Messer jedoch nach Gebrauch pflegt, hat man für lange Zeit ein sehr gutes Gebrauchsmesser. Für die Vitrine taugt das allerdings nicht mehr.
    An dem Tag wo man sich entscheidet ein Messer zu benutzen, verliert es eben einfach an Wert.


    Man muss sich eben im Klaren sein wofür man ein Messer möchte!



    Ich persönlich finde es aber teilweise schade das sehr viele geniale Messer, die von Messermachern in aller Welt, in mühevoller Arbeit entwickelt werden, es nie aus der Vitrine schaffen. Ich kann es aber auch gut verstehen das man sein 500€ Busse nicht verschändeln will.



    Ich bin ganz ehrlich, auch bei mir schaffen es manche nicht aus der Vitrine. Die Vitrinenstücke sind für mich das, was für andere ein Picasso ist.

  • Teuflische Frage, sozusagen :)...jedenfalls eine, deren Antworten mehr als eine Facette haben.....


    Wer wäre ich, mich über die "Vitrinensammler" zu erheben, die ihre Messer "mint" so konsequent im Originalzustand erhalten, daß sie sie zuweilen nicht mal auspacken, geschweige denn benutzen....Leute wie "Knifecollector", die mit ihrem Wissen, Engagement und Bestand sozusagen eine Referenz in der Szene sind...


    Durchaus legitim also - und auf seine Art auch gut für uns eher anwendungsorientierten Interessierten - wenn man das aufrichtig macht. Was mich allerdings zum Schmunzeln bringt, sind dann zuweilen von anderen "Spezialisten" (NICHT von Ralf, vor dessen Sachkunde ich einigen Respekt habe!!) veröffentlichte Bewertungen über ihre Einsatzmesser und Fighter und ihre jeweiligen technischen Leistungen, wenn diese Messer nach einiger Zeit hier wieder auftauchen "noch nie was geschnitten, nie benutzt".....Nun gut...


    Ganz ab von irgendwelchen - durchaus legitimen - Werterhaltungs-Erwägungen machen mir selbst, meinetwegen irrational oder emotional, aber am meisten die Leute Spaß, die zwar Geld für hochwertige Messer ausgeben, diese dann aber "schnöderweise" auch richtig rannnehmen. Interessierte Leute, weitab vom Posen, wie beispielsweise Neuzugung Tamer mit seiner sehr sympathischen Vorstellung von Anwendungsbildern hochwertiger Messer z.B. von Erik M.....Die steigen auf das Angebot an, für zugegeben nicht wenig Geld ein hochwertiges Messer zu erwerben, auf das man sich dann auch in harten Anwendungen verlassen kann - und lassen es darauf ankommen. Klasse! Von denen wird keiner hingehen und Jeremiaden über den zitierten "Fingerprint" loslassen......


    Tja..und selbst? Ich werde selbst erst mit einem Messer wirklich hinreichend vertraut, wenn ich damit umgegangen bin, bei aller allgemeinen Erfahrung. Also gehe ich mit meinem ganzen Bestand möglichst um, und fast alle meine Messer haben Nutzungsspuren. Solche Dinge wie Kratzer scheren mich bei fast keinem Messer - aber rechtzeitig vor der Krönung zum "feuerverzinkten Hardcore-Nutzer" gestehe ich trotzdem freimütig, daß ich mir den Arsch abärgern würde, wenn meine beiden wunderschönen Al Mar - Messer Schalenrisse davontrügen....


    Ansonsten muß das Reinigen und Pflegen sich bei den Messern meines Bestands rustikal durchführen lassen, sozusagen zum Gesicht passend....sobald man dafür Kamelien-, Kamel- oder sonstwas für ein Öl braucht außer welches aus der WD40-Flasche oder eben Waffenöl, ist das nix für mich. Ich gestehe: daß das bei meinem BJ 1-7 Commando nicht reicht und das Messer mittlerweile streifig und beschlagen aussieht, ärgert mich trotzdem....


    Die meisten Messer aber haben mittlerweile bei mir Nutzungsspuren - auch relativ teure (für meine Verhältnisse...) Messer wie z.B. Extrema Ratio. Die ER-Chefs lieben Bilder solcher Messer übrigens, sie sehen sonst nur neue und haben auch noch die Anwendung im Kopf, nicht "nur" die Vitrine....


    Rustikales Reinigen also, und kein Jammern über anzusehenden Gebrauch bei mir - fast immer...
    Spülschwamm, Edelstahlreiniger, AkoPads.....

  • Wenn ich ein Messer hart ran nehmen (wozu ich seit meinem Berufswechsel leider kaum noch komme) ist mir bewußt, dass dies Spuren hinterlässt. Diese nehme ich selbstverständlich in Kauf und ärgere mich auch nicht darüber.


    Die meisten meiner EDCs bewältigen allerdings nur die einfachsten Schneidaufgaben und werden regelmäßig mit Kamelienöl gepflegt. Und da muss ich zugeben, dass auch ich mich über Kratzer an meinen Klingen ärgere, wie z. B. die kaum vermeidbaren Kydex-Spuren. Wenn ein nagelneues Messer noch nichts geschnitten hat und allein durch das Herausziehen aus der Scheide bereits einen langen „Kratzer“ auf der Beschichtung hat (so geschehen bei meinem TFDE 15), mindert das zunächst meine Freude an dem Messer – zumindest solange, bis ich es zum „User“ erkläre, der benutzt aussehen „muss“.


    Aber das geht mir nicht nur bei Messern so, sondern allgemein bei neuen Sachen. Als ich mir vor 6 Jahren zum ersten Mal einen Neuwagen gekauft habe, war mir völlig klar, dass dieser nach einem Jahr nicht mehr Kratzer- und Beulenfrei sein wird. Trotzdem habe ich mich wahnsinnig geärgert, als ich den ersten Steinschlag im Lack entdeckt habe oder als vom neben mir geparkten Auto die Tür schwungvoll gegen mein Auto geschlagen wurde. :strangle:

  • also ich brauch immer einige zeit bis ein messer zum user "degradiert" wird. erst ein paar wochen bespielen, sich dran freuen, panisch fingerabdrücke weg wischen :D . sobald aber die ersten spuren drauf sind scherts mich nicht mehr. dann stört mich auch keine beschädigte spitze oder eine etwas umgelegte schneide mehr... was mich halt richtig nervt sind die berüchtigten kydex-kratzer. wenn ein nagelneues messer nach 2 mal ziehen schon verkratzt ist, find ich das nich so toll... ich will es ja wenigstens ne weile als neuwertig ansehen können....


    gereinigt werden die messer mit wasser und haushaltsbürste. rostanfällige messer bekommen ab und an de dünne schicht ballistol drauf. das wars.


    vitrienenschätzchen hab ich aber auch. 2 busse 1 crusader und ein von martin veredeltes pohl 2 werden gehegt und gepflegt bis... tja bis zum ersten kratzer... :)


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