Schwerter

  • 4. Die Verwendung von z.B. Wurmbundklingen im frühen Mittelalter lässt sich darauf zurückführen, das die Herstellung von guten Stählen extrem teuer und aufwendig war und die notwendigen Temperaturen nur mit größter Mühe erreicht werden konnten. Um den Einsatz solch hochwertigen Stahls möglichst gering zu halten (und das Schwert bezahlbar zu halten), wurde dieser dann mit minderwertigerem verbunden um den "Kern" einer Schwertklinge herzustellen. Gleichzeitig schaffen es die unterschiedlichen Materialeigenschaften der Klinge Zähigkeit und Härte zu verleihen. Die Schneiden selber wurden anschließend "angeschweißt". Eine Schneide aus einem homogenen Material war schon notwendig. Es gibt jedoch auch aus dieser Zeit (frühes Mittelalter: ca. 500 bis 1066) ein paar wenige, noch erhaltene homogene Klingen. Damast erscheint in diesem Licht einfach die schlechtere, aber bezahlbarere Wahl gewesen zu sein. Unsere heutigen Hochleistungsstähle machen eine Damastklinge, rein funktional, überflüssig. Sieht aber schön aus. :)
    5. Wer schonmal eine Replik eines frühmittelalterlichen Schwertes in der Hand gehalten hat, hergestellt mit der o.g. Technik wird feststellen, das man damit keine Köpfe einschlägt (höchstens vielleicht mit dem Gefäß), sondern dies eine perfekte Hiebwaffe ist, die einem japanischen Schwert in nichts nachsteht. Zum Köpfe einschlagen finden sich nicht umsonst solch brachiale Waffen wie Rabenschnabel und Streitkolben.


    MfG, Merc

    Um mal eines zu verdeutlichen...Damast ist auch in unseren Zeiten nicht unnötig bzw. überflüssig...will man die Eigenschaften verschiedener Stähle (inclusive deren Bestandteile, die ja durchaus stark variieren) miteinander kombinieren, bleibt nur Damast übrig...den allen überlegenen "Superstahl" gibt es nicht ;)



    VG, S.

  • -Merc-, dieser Punkt 4, ich würde mal gern wissen woher diese Aussagen kommen.
    Ein Schmiedefeuer im Mittelalter oder bei den Kelten war nicht kälter als eins bei uns, mit einem damals gebräuchlichen Blasbalg der handbetrieben war liessen sich jederzeit Temperaturen erzeugen die Stahl und Eisen auf Schweißtemperatur gebracht haben, abgesehen davon daß beim Einsatz der damals gebräuchlichen Holzkohle weitaus weniger Gebläseluft nötig war als bei Schmiedekohle, weil Holzkohle einfach leichter brennt.
    Wurmbunte Klingen, ich glaube bis heute gibt es nur Spekulationen darüber wieso die Mittelteile von damals gebräuchlichen Klingen zum Teil tordierten Ursprungs waren. Das Tordieren von schwach kohlenstoffhaltigem Stahl in der Mitte einer Klinge erschließt sich mir nicht, die einen behaupten es hätte der Zähigkeit gedient, andere der Federkraft, sprich Flexibilität oder was weiß ich alles. Wenn ich schwach kohlenstoffhaltigen Stahl tordiere passiert gar nichts außer dass er gedreht ist, wenn ich ihn einschweiße passiert auch nichts, er ist nicht flexibler als vorher und auf Federhärte kann ich ihn nicht härten aus zwei Gründen, der erste ist dass er nicht Kohlenstoff genug hat um auf Federhärte zu kommen und der zweite Grund ist noch einfacher, wenn ich den Mittelteil einer Klinge auf Federhärte anlassen will muß ich weit hinter das Temperaturfenster er Härtetemperatur der Schneide gehen, also wird diese wieder ausgeglüht und somit unbrauchbar als Schneidwerkzeug.
    Ich glaube langsam die haben die Mittelteile verdreht damit es einfach besser ausgesehen hat, das Leben war ja schon trist genug, lasse mich aber gern diesbezüglich belehren, aber bitte keine Spekulationen sondern etwas was man bei einem Fachmann nachlesen kann, vornehmlich mit Hochschulabschluss in Metallurgie oder Geschichte, oder beidem von mir aus. Wenn wir schon spekulieren, vielleicht hatte es auch irgendeine rituelle Bedeutung, wurmbunt, das könnte sich auch Drachen bezogen haben, oder was weiß ich.
    Homogen war definitiv jeder Stahl der damals im Gebrauch war, das Material aus den Rennöfen mußte ja zuerst mehrfach mit sich selbst verschweißt werden um überhaupt mal in eine Form zu kommen aus der man etwas schmieden konnte, bis endlich ein geschmiedeter Gegenstand auf dem Amboss oder Ambossstein lag, war das Metall so oft erhitzt und gehämmert worden dass es bestimmt homogen war.
    Damast, respektive Feuerverschweißungen waren keine Frage oder Gutdünken vom Schmied, das Verschweißen des Materials mit sich selbst war ein unabdingbarer Vorgang um überhaupt etwas in der Hand zu halten aus dem man etwas schmieden konnte. Und das ist alles noch gar nicht so lange her, es gibt heute nch jede Menge Gitter und Zäune, die , wenn man sie durchtrennt und die Schnittstelle poliert und ätzt astzacke Musterzeichnung erkennen lassen.
    Genauso sind japansiche Schmiede verfahren, es ist total egal wie wir den "Reduktionsofen" nennen, das Produkt ist immer ein ein "schwammähnliches" Gebilde dass erst durch Weiterverarbeitung, sprich durchschmieden und mit sich selbst verschweißen so geformt wird dass man einen "Grundstahl" in der Hand hält.
    Unsere Hochleistungsstähle machen Damast auch nicht überflüssig, da muss ich mal eine Lanze für dieses Material brechen. Das Material was durch Feuerverschweißungen erzeugt wird ist nicht durch irgendeinen anderen Stahl zu ersetzen, es vereint sowohl optimale Zähigkeit wie Härte durch Diffusion der einzelnen Komponenten, so etwas kann man gar nicht ofentechnisch erzeugen. Diese Aussage möchte ich aber bezogen sehen auf den Thread, Schwerter.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Nochmal kurz zum Damast...ich möchte hier einmal den DSC rostfrei von Markus Balbach anführen (DSC=Damascener super clean)...es sind u.a. Niolox/SB1 (mit Niobanteilen) und soweit ich mich erinnere 440A miteinander verbunden...der dritte Stahl will mir jetzt nicht einfallen ;)


    440A hat ein feines Gefüge, kann allerdings als Monostahl nicht allzu hoch gehärtet werden (so bis ca. 56 HRC ist die normale Grebrauchshärte).
    Nun kann allerdings der DSC rostfrei (eigentlich rostträge) bis 62/63 HRC gehärtet werden, weil Du den Verbund hast...nehmen wir einmal eine normale Gebrauchshärte von 60 HRC an.
    Trotz der Härte bleibt die Klinge elastisch aufgrund des Damastes, Du hast aufgrund des 440A ein feines, homogenes und richtig rostzähes Gefüge, und Du hast zusätzlich die Vorteile von Niob (feinere Körnung, längere Schnitthaltigkeit, etc.) mit im Damast...wo ist denn jetzt da ein Nachteil bzw. wieso ist das überflüssig?
    Zudem hast Du noch was optisch sehr ansprechendes dazu...



    VG, S.

  • Ich glaube ich muss hier eines klarstellen: ich zweifele nicht die Funktionstüchtigkeit einer Damaszierung an, Stähle mit unterschiedlichen Eigenschaften miteinander zu kombinieren und damit die Eigenschaften in einem Stück Stahl zu vereinen. Es sind für mich aber zwei unterschiedliche Dinge, ob ich die Entwiclungsgeschichte der Schwerter des euopäischen Mittelalters betrachte oder moderne Verfahren zur Herstellung möglicher Damastarten, die es damals, nach bisherigen Funden, nicht gegeben hat.


    juchten
    Soweit mir bekannt, nach Geibig, Alfred: Beiträge zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter. Eine Analyse des Fundmaterials vom ausgehenden 8. bis zum 12. Jahrhundert aus Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland, Neumünster 1991, S.112 f., "[...] klingt die Sitte, Klingen zu damaszieren[...]" mit Aufkommen neuer Schmiedeverfahren ab dem 10. Jahrhundert langsam aus. Geibig zieht dabei Vergleiche zu den Werken von Jankuhn, Kirpicnikow, Emmerling und Menghin. Die russische Literatur erschließt sich mir leider nicht, aber ich weiß, das die Russen auf dem Gebiet Archäologie viel geforscht und puliziert haben und dies immernoch tun. Leider dauern Publikationen in der BRD diesbezüglich immer sehr lang, sodass neuere Foschungsergebnisse nur spärlich ihren Weg zu den Leuten finden. Ich lasse mich aber auch gern vom Gegenteil überzeugen.


    Gruß Merc,


    PS: Interessante Diskussion, die sich gerade entwickelt. Ich kann nur aus Anwendersicht sprechen, du aus Herstellersicht. Wie üblich liegt die Realität dann wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc

  • Ich glaube ich muss hier eines klarstellen: ich zweifele nicht die Funktionstüchtigkeit einer Damaszierung an, Stähle mit unterschiedlichen Eigenschaften miteinander zu kombinieren und damit die Eigenschaften in einem Stück Stahl zu vereinen. Es sind für mich aber zwei unterschiedliche Dinge, ob ich die Entwiclungsgeschichte der Schwerter des euopäischen Mittelalters betrachte oder moderne Verfahren zur Herstellung möglicher Damastarten, die es damals, nach bisherigen Funden, nicht gegeben hat.



    DAS möchte ich zumindest für den Bereich Japan und historische Klingen anzweifeln, für Europa trifft das sicherlich zu 100% zu :)


    Wurden die historischen, hochwertigen Katans (und anderen Schwerter) nicht z.T. aus Damast gemacht, bei dessen Herstellung teilweise insgesamt mehrere tausend mal gefaltet wurde?



    VG, S.

  • Die historischen Japanischen Schwerter wurden nicht aus klassischem Damast hergestellt sondern aus Raffinierstahl, hierbei wurde der Stahl gefaltet und mit sich selber verschweißt (rafiniert) um Schlackestoffe und Fremdstoffe in dem Stahl gleichmäßig zu verteilen. Dies war damals notwendig da der verwendete Rohstoff stark verunreinigt wurde. Von daher sollte man die Begrifflichkeiten nicht durcheinanderwerfen. Bei der eigentlichen Damast Herstellung wird ja eben eine Trennung der Stahlarten mit verschiedenen Eigenschaften gewünscht und durch eine Ätzung sichtbar gemacht.
    Der Mehrschichtige Aufbau der Katana Klingen hat mit dem eigentlichen Damast eigentlich nichts zu tun.

    2 Mal editiert, zuletzt von balinzwerg ()

  • Merc, danke für die Ausführungen, aber ich glaube wir reden alle irgendwie aneinander vorbei.
    Herr Geibig geht vermutlich, jetzt spekuliere ich mal, von einem gewollten mehrteiligen Aufbau einer Klinge aus, also von mehreren einzelnen Bestandteilen, eben die "Innenlagen" eines Schwertes, ob jetzt tordiert oder in sonst einer Herstellungsform, dann eine Schneidleiste aufzusohlen. Dies führte zu den in der Literatur mehrmals genannten wurmbunten Klingen.
    Meine Ausführung beschränkt sich darauf überhaupt erstmal das Material herzustellen aus dem die einzelnen Komponenten bestanden. Diese einzelnen Komponenten waren schon mehrmals mit sich selbst verschweißt und stellten schon in sich sozusagen einen "Damast" dar, was vermutlich, wenn man eine solche Klinge mal im Originalzustand sehen könnte, einen fantastischen Anblick abgeben würde.
    Über den Begriff Damast kann man sich weiterhin auslassen und was damit gemeint ist, ist Damast jetzt eigentlich nur Wootz, oder zählen wir auch die feuerverschweißten Klingen dazu, aber darüber unterhält man sich ja überall schon zur Genüge. Ist der Begriff Damast von Damaskus abzuleiten oder von dem arabischen Wort -damasqi- (Allah möge mir meine Schreibweise verzeihen), das für -fließen- steht, womit die wellenförmigen Musterzeichnungen gemeint waren.
    Ist moderner Damast, ich benutze jetzt mal frech einfach das Wort für alle Klingen die mehrlagig aufgebaut sind, egal ob aus mehreren einzelnen Komponenten oder aus einem Paket heraus stammen, mit altem Damast zu vergleichen. Damals die Stähle aus Rennfeuertechnik, heute moderne Stähle die aus einem Schmelzverfahren stammen? Inwieweit hat der schweizerische Schmied Volker Hollmann mit seinen Ausführungen Recht oder die Liga derjenigen die ihn für einen "lest das bitte selbst nach" halten und ihn verteufeln?
    Ich sehe wohl Unterschiede in Damast von damals, wenn ich das mal großzügig so sagen darf, und dem Damast den wir heute produzieren. Das Material aus einem Rennofen wird wohl aufgrunddessen weil es nicht zu einer Schmelze, abgesehen von der Schlacke, kommt nicht viel an Legierungen mitnehmen können, die weitaus höhere Temperaturen benötigen, von Mangan mal abgesehen, währenddessen der heutige Stahl den wir zur Herstellung von Damast benutzen wohl legiert ist weil er aus einem Schmelzverfahren stammt.
    Was den Unterschied der japanischen Blankwaffen und den hiesigen betrifft, es gibt vermutlich wohl Unterschiede im benutzten Erz, aber nichtdestotrotz muß der japansiche Schmied auch mehrmals falten um einen homogenen Ausgangsstahl für ein Schwert zu erhalten. Der generelle Unterschied sehe ich darin dass man hierzulande in Europa oft den kohlenstoffhaltigen Stahl, also die Schneidlage in Schichten weicheren Materials, also kohlenstoffärmeren Material, "einbettete", während die Japaner den Mantelstahl aus kohlenstoffreichem Material benutzten und einen weichen Kern einschweißten. Ich lasse jetzt bewußt spezielle Klingenaufbauten hier wie in Japan außer Acht, sondern sehe es nur im Allgemeinen.
    Persönlich habe ich weder je eine Schwertklinge aus Tamahagane noch aus Rennfeuerstahl geschmiedet, kann also keine Erfahrungen diesbezüglich anführen, allerdings schon etliche Schwertklingen aus altem Blattfederstahl geschmiedet. Es ist zwar ein laienhaftes Herangehen an so eine komplizierte Sache wie dem Schmieden einer Schwertklinge, hat aber auch zu passablen Ergebnissen geführt. Das Ausschmieden einer solchen Klinge aus Blattfederstahl in einem Holzkohlenfeuer dass aus ungefähr gleichen Teilen Holzkohle aus Eichen- und Kiefernholz bestand, hat Klingen hervorgebracht, die bei selektiver Härtung ziemlich bissige und stabile Klingen ergab. Das Zerhacken einer Blechtonne führte zu fast keinem Schaden an der Schneide, ich gehe sogar soweit zu behaupten dass derart geschmiedete Klingen in Leistungsfähigkeit nicht viel hinter aufwendig hergestellten Klingen anzusiedeln sind. Das hat natürlich historisch keinerlei Bedeutung, sondern ist rein auf Gebrauch ausgerichtet, aber das sollte eigentlich jede Schwertklinge sein, gleich aus welchem Material.
    Die Fachliteratur ist auch eine zweischneidige Sache was Schwerter betrifft, bei manchen Ausführungen hat man den Eindruck dass vermutlich der fremdsprachige Ursprungstext nicht so wiedergegeben wurde wie der Verfasser es eigentlich gemeint hat.
    Der japanische Schmied schmiedet seinen Stahlblock aus, spaltet und faltet ihn und verschweißt ihn mehrmals mit sich selbst, wie Herr Yoshihara das erläutert, cirka ein halbes Dutzend mal bis er davon überzeugt ist dass der Stahl die richitge Güte hat, dann spaltet er ihn längs und legt den Kernstahl aus kohlenstoffärmeren Material ein, verschweißt alles und reckt es auf Länge um aus dem Stab dann eine Klinge zu formen. Ist das jetzt Damaststahl oder nicht?
    Jeder der ein Katana in der Hand hält, ich spreche jetzt absichtlich von Katana und nicht von den Klingen die aussehen wie ein Katana, wird beim genauen Betrachten der Klingenoberfläche feststellen dass man eine Musterung sieht die wie Damast aussieht, obwohl es keiner sein soll wie man zuweilen liest.
    Es wäre wohl für uns alle hilfreich wenn jemand mal diese ganzen Begriffsbestimmungenn ordnen würde, so dass wir alle eine Ausgangsbasis hätten. Die Ägyptologen benutzen ja auch eine "Königsliste" von der alles wissen das sie nicht gänzlich korrekt ist, aber man muss ja irgendwo anfangen damit nicht alle dauernd verschiedene Parameter anlegen.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Danke Roman, ich lerne immer wieder gerne von deinen Ausführungen.
    Du hast sicher recht, wenn wir über die Eigenheiten der Schwertherstellung diskutieren sollten wir erst mal bei den Begrifflichkeiten anfangen.
    Da ich, bis auf ein wenig Literatur die ich in Jugendjahren als Japan Fan mir aneignen konnte, da eher ein Laie bin überlasse ich das aber lieber den etwas bewanderten in dieser Materie.
    Für mich gab es eigentlich immer Damast mit der weiteren Unterteilung des San Mai, der für mich kein klassischer Damast ist, dann den Wootz von dem ich bisher nur gelesen habe und dem Rafinierstahl.

  • Ich danke dir Roman für die "einfachen" Ausführungen zur Stahlherstellung und muss mich dir vollkommen anschließen. Besonders über eine Definition von Begriffen zur Schaffung einer gemeinsamen Ausgangsbasis, sollten wir ernsthaft nachdenken.


    Das hat natürlich historisch keinerlei Bedeutung, sondern ist rein auf Gebrauch ausgerichtet, aber das sollte eigentlich jede Schwertklinge sein, gleich aus welchem Material.


    Amen! ;)


    Übrigens gibt es bis heute Regionen auf unserem Planeten, wo Schwerter immernoch im militäriswchen Einsatz sind. Ich verweise da direkt auf das phillipinische Marine Corps, speziell die Recon Marines mit ihrem Ginunting.


    Gruß, Merc

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
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  • Ich muss jetzt leider mal kurz eure fachliche Diskussion unterbrechen.


    Ich hab nur gerade zwei Videos über die Nachbildung eines Wikingerschwerts gesehen und dachte mir, hier gibt es bestimmt auch viele, die diese bewundern wollen, ich hab zwar kein Wort verstanden was gesprochen wurde, aber die Bilder reichen vollkommen:


    Viking Swort Part 1


    Viking Sword Part 2


    (dauern zusammen ne knappe Stunde)


    Ich habe wirklich größten Respekt vor allen, die das Schmiedehandwerk beherschen und diese Kunst weiterleben lassen.


    Hoffe der Beitrag war nicht zu Off Topic.


    Gruß
    Stefan

  • Danke Roman, ich lerne immer wieder gerne von deinen Ausführungen.
    Du hast sicher recht, wenn wir über die Eigenheiten der Schwertherstellung diskutieren sollten wir erst mal bei den Begrifflichkeiten anfangen.
    Da ich, bis auf ein wenig Literatur die ich in Jugendjahren als Japan Fan mir aneignen konnte, da eher ein Laie bin überlasse ich das aber lieber den etwas bewanderten in dieser Materie.
    Für mich gab es eigentlich immer Damast mit der weiteren Unterteilung des San Mai, der für mich kein klassischer Damast ist, dann den Wootz von dem ich bisher nur gelesen habe und dem Rafinierstahl.

    Natürlich sind San Mai/Suminagashi keine Damaste, wie wir sie verwenden, aber es sind für mich auch trotzdem Damaste :)



    VG, S.

  • Neben dem Buch der Fünf Ringe ist übrigens für die Liebhaber des Japanischen Schwertkampf der Roman Musashi zum empfehlen.
    Er handelt von dem historischen Musashi und bindet historisch belegte Ereignisse in eine spannende Handlung über das historische Japan ein.
    ;)

    Da kann ich mich deiner Meinung nur anschließen :thumbup: Für mich ein hervorragendes Buch, welches historisches Hintergrundwissen und einen gut zu lesenden Roman beispielhaft verbindet. Für jeden der sich mit (alt)japanischer Kultur und Schwertkampf befassen möchte ist das Buch ein muss.

    Die Kunst des Krieges lehrt uns, nicht darauf zu hoffen, daß der Feind nicht kommt, sondern darauf zu bauen, daß wir bereit sind, ihn zu empfangen.
    -Sunzi-

  • Ich möchte hier mal eine Frage an die Fachleute stellen. Ich gebe zu, ich kenne mich mit Schwertern nicht unbedingt gut aus. Nun, ich bin zu der Information gelangt, daß die Wikinger ihre Schwerter so geschmiedet haben, daß der Kern aus einem weicheren Stahl und der Außenmantel aus härterem Stahl war, ist das korrekt?


    Ich lese hier daß das es bei der Katana ebenso war und frage mich eigentlich was das für einen Sinn hat? Ich meine, einen harten Kern mit einem weicheren Außenmantel zu versehen leuchtet mir irgendwo ein aber umgekehrt verstehe ich es nicht so ganz.


    Vielleicht kann das ein Fachmann erklären. Mich interessiert da nicht so genau der Vorgang des Schmiedens, den werde ich wahrscheinlich eh nicht so ganz verstehen, sondern, was hat es in der Anwendung gebracht?

    vae victis

    2 Mal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • Servus


    Bin leider auch erst seit kurzer Zeit im Schwertkampf tätig. Aber wenn ich das richtig verstanden habe geht es dabei um eine harte Schneidleiste und einen "weichen" Kern bzw Rücken um die Schläge nicht gleich zum Brechen der Klinge führen zu lassen.


    Gruß Jot

    Wer aufgibt hat bereits verloren!
    Kopportunist Nr: 0969

  • Danke für die Info Kodiak69, das macht schon Sinn aber da eine Katana auch diferenziell gehärtet wird, bekommt man ja sowieso einen weichen Rücken, ich meine, wenn man keine diferenzielle Härtung macht, dann leuchtet das schon ein, aber sogar mit einer diferenziellen Härtung noch so etwas zu machen, das Ding sollte dann ja als unzerstörbar gelten, ist es aber nicht. Ich kann mich an ein Video erinnern wo ein deutsches Bihänder Schwert aus dem Mittelalter gerade am Rücken zerschmettern lässt, das Katana fällt ja dabei fast in sich zusammen.


    Weiß jemand ob die Wikingerschwerter auch einen weichen Kern haben oder ist meine Info falsch?

    vae victis

  • Servus


    Also mal grundsätzlich machen wir mit dem Katana eher ziehende Schnitte oder Durchstoßungen mit der Spitze.


    Ist schon ne ganz andere Anwendung als mit dem gängigen europäischen Schwert. Wobei ich finde das viele Häue (hoffe ich schreib das richtig) und Wachten aus dem europäischen ähnlich aussehen wie im japanischen welches ich bis dato gesehen habe.


    Muß aber dazusagen meine Schwerttechnik lerne ich im Bujinkan und nicht im Kendo!


    Denke mal es gibt bestimmt versiertere Schwertschwinger hier im Forum als mich :thumbdown:


    Gruß Joe

    Wer aufgibt hat bereits verloren!
    Kopportunist Nr: 0969

    2 Mal editiert, zuletzt von kodiak69 ()


  • Weiß jemand ob die Wikingerschwerter auch einen weichen Kern haben oder ist meine Info falsch?

    Habe da leider nur ein Beispiel eines gut erhaltenen Wikingerschwertes aus Norwegen:
    Der Kern besteht aus einem Paket aus drei Strängen Damast. Ein links gedrehter Damaststab in der Mitte wurde mit zwei rechts gedrehten Damaststäben zu einem Klingenkörper vereinigt. Dieses Paket wurde dann noch von Schneidkanten eingefaßt. Eine Abbildung des Nachschmiedeversuchs zeigt deutlich drei Torsions-Damaststäbe nebeneinander und beidseitig angeschweißt die Klingen aus Lagendamast. Weich war dieses Torsionspaket im Kern sicher nicht, es sollte der Stabilität dienen.

  • wir können das nicht einfach so aus der zeitlichen Ferne betrachten und mit den heutigen Stählen vergleichen. Die Japaner waren und sind Meister darin ihren rohen Ausgangsstahl entsprechend auf- und abzukohlen, wie vermutlich auch unsere europäischen Vorfahren sehr wohl wußten wie man einen harten Stahl durch Aufkohlen erzeugen kann. Die ganz grobe Richtung ist, dass die Japaner einen harten Mantelstahl mit weichem Kernstahl haben, hier hingegen die Schneidleiste entweder eingebettet in weichen Stahl oder aufgesohlt wurde. Erschwerend kommt noch hinzu dass die Übergänge alle extrem fließend sind, die Japaner waren ebenso Meister darin einen Schwertrohling aus mehreren einzelnen Teilen als zwein aufzubauen, genau wie man hierzulande aufwendige Damaszierungen verwendetete, sowohl für Innen- wie für Außenlagen.


    Knackpunkt ist nach wie vor, egal wo ein Schwert gefertigt wurde, wie hoch der Kohlenstoffgehalt war der alles weitere beeinflusste. Wir müssten ganz vorne anfangen, beim rohen Erz, wie es verhüttet und weiterverarbeitete worden ist. Alles andere ist rein spekulativ. Wenn wir genau wüßten welches Erz verwendet wurde, z. B. bei den Wikingern (gehen wir mal davon aus dass ein Wikingerschmied es auch gemacht hat, es wurden ja auch frisch und munter Schwerter aus anderen als Winkingerschmieden in Gebrauch gehalten) und wie es genau weiterverarbeitet wurde, dann könnten wir Rückschlüsse auf die alten Schwerter ziehen.


    Grundsätzlich, ich glaube ich habe es schon geschrieben, war es eine sehr aufwendige Sache, die Luppe war alles andere als homogen und konnte es durch mehrfaches Verschweißen zu einem Stück Stahl geformt werden dass brauchbar war. Erst danach hatte man die Möglichkeit eine längere Klinge anzugehen. Inwieweit z. B. die tordierten Einlagen aus härtbarem Stahl bestanden weiß ich nicht, ich weiß aber dass Stahl desto öfter man ihn verschweißt immer mehr Kohlenstoff und eigentliche Ursprungsmasse verliert. Auch wenn man eine gewisse Federkraft erzeugen möchte ist das vermutlich eine sehr kitzelige Sache gewesen, wenn ich bedenke dass man die Mitte des Schwerts eigentlich auf eine Temperatur anlassen müsste die wieder die gehärtete Schneide ausglüht, so würde mich mal sehr interessieren wie sie das gemacht haben.


    Das Riesenproblem was zu unendlichen Diskussionen führen kann ist einfach dass die Möglichkeiten fast unendlich sind und eigentlich kein Schmied damals aufgeschrieben hat wie er was angestellt hatte, leider. Das erinnert mich wieder an die indischen Schmiede, die letzten die angeblich hochwertigen Wootz herstellten. Man hat in Indien ellenlange Texte über religiöse Geschichten verfasst, wie irgendwelche Götter oder ähnliche Gestalten in Mörserbottichen reitend Gebirgsflanken dank ihrer Zauberkraft zum Rutschen brachten, meterweise feinste Farbzeichnungen wie man unter Aufbietung von Knochen- und Gelenkverrenkungen diverse Stellungen während der Fortpflanzung einnehmen kann, aber keiner von diesen Schmierfinken hat mal ein paar Sätze dazu geschrieben was ein Schmied damals in seinen Tiegel schüttete um einen Wootzrohlung zu erzeugen, ich will ja nicht vermessend werden, aber es hätten ja ein paar Zeichnungen gereicht.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

    2 Mal editiert, zuletzt von juchten ()

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