Enzo PK 70 - legal, phänomenal, evtl. sogar genial?

  • Jaja, große Worte für ein kleines Messer, aber immerhin bewirbt Brisa das ENZo PK 70 mit den Worten "Rock solid construction built to last, this may be the last knife you'll ever need" und dem leicht pathetisch Anmutenden Slogan "from father to son", und da sind die Erwartungen nicht gerade klein.


    Nun, wir werden sehen....



    Hintergrund:


    Das unter dem hauseigenen Label laufende EnZo PK70 ist das zweite Klapmesser aus Eigenproduktion der finnischen Firma Brisa Ab Oy Ltd., die 1996 von Dennis Holmbacka und John-Erik Jussila in Jakobstad, Finland gegründet wurde.
    Brisa, das eine Vielzahl an Materialien und Werkzeugen für den Messerbau, bevorzugt im nordischen Stil, vertreibt, ist seit einiger Zeit auch für feststehende Messer aus eigener Herstellung, vor allem dem auch hier im Forum vieldiskutierten und berechtigterweise häufig empfohlenen, EnZo Trapper bekannt.


    Nach dem ersten eigenen Klappmesser, dem EnZo Birk, einem Einhand-Folder mit Linerlock, bei dem die gewohnte Linie der Verwendung unterschiedlicher Materialien, sowohl was den Stahl als auch das Griffmaterial betreffen, fortgesetzt wurde, stellte Dennis erstmalig im August 2010 bei Britishblades das Projekt eines Slipjoint Folders vor, der vor allem den rechtlichen Anforderungen Großbritanniens und Dänemarks folgen sollte und als Scandi-Folder seinen Anfang nahm.


    EnZo PK 70


    Anfang 2012 war es dann soweit, das EnZo Pk70 kam auf den Markt.


    Daten des Folders:


    Gesamtlänge: 16,0 cm
    Grifflänge: 9,2 cm
    Klingenlänge: 6,8 cm
    Klingenstärke: 2,5mm, zur Spitze verjüngend
    Klingenbreite: max 2,0 cm
    Gewicht: 85 Gramm
    Stahl: CPM S30V
    Verschluss: Slipjoint


    Im regen Austausch mit potentiellen Interessenten war ein Messer entstanden, was zwar nur eine Stahlsorte, dafür aber zwei unterschiedliche Anschliffe (Scandi Zero und Full Flat), sowie unterschiedliche Griffmaterialien (Holz, Carbon, G10, zum Teil mit Backen aus Titan oder Rentier) und einem Deep-Carry-Clip bei den Modellen ohne Backen bietet. Allen gemeinsam ist, dass das Modell mit unter 7 cm Klingenlänge und Slipjoint-Mechanismus (dazu später mehr) nahezu überall legal führbar ist.


    Im Größenvergleich mit einem Navaja Busa No 0 und einem 84mm SAK (Micro-Farmer):




    Lieferumfang:


    Das Messer kommt in einer Pappbox und einem Zettel mit Warnhinweisen, eine Tasche o.ä. gibt es nicht, auch nicht optional.



    Verarbeitung und Optik:


    Hier kommt nun der Titelbegriff phänomenal ins Spiel, anders kann man die Verarbeitung des PK70 nicht bezeichnen.
    Die Schalen sind sowohl an den Messerkörper, als auch an die Backen perfekt angepasst, alle Bohrlöcher sauber, die Schrauben alle perfekt intakt.





    Die Klinge steht perfekt mittig, der Anschliff ist absolut gleichmäßig und ordentlich scharf.





    Wenn man unbedingt Erbsen zählen will, dann sind die innenliegenden Kanten ein ganz wenig scharfkantig, aber damit hat es sich auch schon.


    Der Nagelhieb sitzt knapp unter dem Klingenrücken und fällt somit optisch nicht allzu dominant auf, ebenso positiv ist für meinen Geschmack die dezente Klingenbeschriftung, die sich zudem auf der von mir abgewendeten, rechten Klingenseite befindet.




    Das einzige, was mich persönlich etwas stört, ist die deutlich hervorstehende Klingenwurzel im geschlossenen Zustand, die sich, ohne Hülle in der Hosentasche getragen, verhaken könnte (und unter uns gesagt eher hässlich aussieht).


    Die Version mit Backen hat, wie beschrieben, keinen Clip, dafür aber wie alle anderen Versionen ein Lanyard-Loch, so sollte für jede Tragegewohnheit etwas dabei sein.


    Haptik:


    Der Folder liegt dank eines recht breiten und an der Unterseite konturierten Griffs trotz der geringen Größe recht satt in der Hand.




    Bei starkem Druck, z.B. beim schnitzen, drückt die obere Griffkante am Griffende etwas in die Hand, insgesamt ist die Handlage aber sehr gut.


    Verschluss und Innereien:


    Kommen wir zu einem für mich absoluten Highlight des Folders, der aus meiner Sicht das Prädikat genialvoll verdient, dem Verschluss.
    Ja, es ist ein Slipjoint, aber in einer Ausführung, wie ich es bisher noch nicht erlebt habe.


    Das wird beim ersten Öffnen des PK70 deutlich. Für Menschen mit großen Pranken ist das Öffnen vielleicht ein wenig friemelig, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Klinge recht stramm im Griff sitzt, einhändiges Öffnen ist somit keine Option.
    Das Messer besitzt einen Half-Stop, der den Namen auch wirklich verdient, es rastet förmlich ein.


    Ganz aufgeklappt rastet das Messer mit einem deutlichen "Klack" ein, das ich vorher nur von einem ordentlichen Backlock kannte. Und genauso fühlt sich die Klinge ausgeklappt auch, da wackelt nichts (Klingenspiel sowieso nicht, an keinem Punkt) und lässt sich auch nicht so einfach bewegen. Erst mit deutlichem Druck klappt die Klinge ein und stoppt wieder bei etwas über 90°.
    Das macht es sogar möglich, das Messer einhändig, ohne Sorge um die Finger, einzuklappen, etwas, was ich mit einem Slipjoint so noch nicht getan habe.






    Warum das so ist, verrät der Blick unter die Haube.


    Unter der Schale und der Backe sitzt eine 1,2 mm starke Platine und die Klingenachsenschraube.



    Die Washer sind aus Bronze.



    Eine kleine Kerbe an der Klingenwurzel sorgt dafür, dass die Klinge bei 90° deutlich und sicher einrastet.



    Ganz aufgeklappt muss dann beim Schließen die nächste Kerbe die Feder überwinden, was mit dem beschrieben Kraftaufwand einher geht und zu einem Slipjoint ohne Verschluss, der sich aber nach sicherer Verriegelung anfühlt, führt.



    Fazit


    Ich denke, man kann es an der einen oder anderen Stelle meines Reviews herauslesen, dieses Messerchen begeistert mich total ;)
    Das stimmt so vieles, dass ich auch mit der Optik der herausstehenden Klingenwurzel klar komme.
    Ernsthaft, für mich ein ganz großer Wurf, der jetzt schon einen Platz ganz oben auf der Liste der empfehlenswerten Messer verdient.


    Vielleicht ist es sogar das "Eine"? ;)

  • Danke Dir für diesen sehr schön gemachten, informativen und gut bebilderten review!


    Gruß Joe :thumbup:

    Wer aufgibt hat bereits verloren!
    Kopportunist Nr: 0969

  • Danke, das Messer hat mich schon länger interessiert.
    Von der Verarbeitung fehlt mir aber etwas Feinarbeit am Klingenspiegel, entweder Spiegelpoiert (ist bei dem gewählten Stahl halt etwas aufwendiger) oder Rustikal aber die Schleifspuren gefallen mir nicht wirklich.

  • Toller Bericht! Ich habe das Messer ebenfalls (mit durchgehender Carbon Schale und Scandi Anschlif) und kann von meinem sagen das die Klinge nur auf den Bildern nach "groben" Schleifspuren aussieht!
    In natura ist meins perfect verarbeitet! Ein tolles Messer zum kleinen Preis!

    Einmal editiert, zuletzt von mcnab ()

  • Schönes Review. Die Spuren auf der Klinge wirken auf den Bildern sehr auffällig, aber wenn das in natura dezenter ist, ist es ok.


    Aber ein sehr schönes Messer. Man hat nur die Qual der Wahl, welche Variante man denn nehmen soll - oder gleich mehrere... :D


    Danke!

    Gruß PaTa

  • Danke für das tolle Review, sehr ausfürlich und sehr gut erklärt, mir gefällt das Messer auch.Gerade habe ich mir ein paar Modelle angeschaut. Das mit Maserbirke oder das mit Rentierhorn Horn zum Beispiel sieht auch sehr nett aus.

    Glück Auf

  • Schönes Review sowie Messer ....Einzig das Phänomen mit der Klingnwurzel
    missfällt mir bei dem Messer...

    Wer deutlich spricht, riskiert verstanden zu werden.

    Einmal editiert, zuletzt von shrapi ()

  • Gibts ein vergleichbares Modell auch mit Lock?
    Im Umgang sagen mir Slipjoints eigentlich immer weniger zu, auch wenn sie gut gemacht sind. Aber ansonsten schaut das Messer schon ziemlich gut aus wenn man Materialien und Preis bedenkt.

    Honey, I can't go to bed yet - somebody on the internet is wrong!!

  • Moin Jungs,


    das Messer kann man hervorragend über den Hersteller beziehen, geht innerhalb weniger Tage.
    Dort kann man auch das Enzo Birk 75 bekommen, ein Einhandmodell mit Linerlock, ansonsten absolut ebenbürtig verarbeitet.:


    https://www.brisa.fi/portal/in…osMod=index&cPath=119_316
    https://www.brisa.fi/portal/in…osMod=index&cPath=119_244


    Wobei ich nochmal ganz klar sagen muss, dass diese Umsetzung des Linerlocks für mich absolut keine Wünsche offen lässt, ich habe damit schon einige Stunden geschnitzt und vin sowohl vom Sicherheitsaspekt als auch vom Handling absolut überzeugt!

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