Hi.
Der Beitrag gilt im Grunde allgemein und an alle, ist aber in gewisser Weise etwas auf Karhu zugeschnitten
Es ist gut zu hören, dass bei deinen vielen und auch fernen Erfahrungen nie ein Grund entstand, dir "besseres" Equipment anzuschaffen. Auf Holz geklopft dass es so bleibt.
Wie ich weiter oben schon beschrieben hab gehen Outdoor und "Survival" einher. Das Überleben in einer Notsituation (Survival) ist meiner meinung nach Bestandteil jeder Outdoor Aktivität und man kann sich in Kursen, per Lektüre oder Try and Error darauf vorbereiten. Es reicht oft auch von den Erfahrungen anderer zu profitieren und hier liegt ein kleiner Ansatz in diesem Thread vor.
Auf Touren fernab der Zivilisation, ganz egal in welcher Umgebung setzt man sich einem höheren Risiko aus.
Deshalb halte ich es falsch das Thema Survival von Outdoor so strickt zu trennen. Der Ansatz von anderen im Thread die klar gesagt haben, dass sie eigentlich ehr in Zivilisationsnähe spazieren gehen trifft auf dich also nicht zu. Du arbeitest mit deinem Messer und bist weit weg von nem rettenden Dach, Arzt oder Logistik die dir hilft.
Punkt 1: Wie von Micha erwähnt - ein solides Messer deiner Wahl aus einem der wunderbaren modernen Pulvermetallurgischen oder hochlegierten Stähle wird dich begeistern, weil du Zeit sparen wirst aufgrund weniger Pflege- und Wartungsarbeit (Schärfen, etc.) Zudem ist die Handlage bei hochwertigen Messern meist sehr gut. Da musst du anprobieren wie Schuhe. Nur mal als Beispiel:
Mal im Vergleich die größten Kritikpunkte an 3 Messern die ich ganz gut kenne:
CR Green Beret: Wellenschliff im Bereich im wichtigen Bereich der Klinge. Relativ niedrig gehärteter S30V. Schräges Griffende ohne besondere Funktion.
Tonys GEK: Kantiger Skelettgriff, Entsprechend filigrane Schalen und Verschraubung, Keine Umgriffmöglichkeit.
Ajax´s MT: Popelige Griffwicklung die Schmutz sammelt, Große Fingernotch die wichtigen Klingenteil einnimmt. Zu taktischer Look.
Mal drei Pros zu den Teilen:
CR Green Beret: Wellenschliff, der das schneiden von Kunststoffteilen gut möglich macht. Geringe Härte die ein Nachschärfen im Feld erleichtert. Schöne Designelemente machen das gesamte Messer zu einer Augenweide einhergehend mit einer fantastischen Verarbeitung.
Tonys GEK: Griffergonomie die u.a. beim Tragen von Handschuhen ein Abrutschen unmöglich machen. Der Griff erlaubt durch die Langlöcher verschiedene Anwendungen mit Seilen. Die Griff-Klingen Proportionierung anhand fehlender Fingernotch ist so angeordnet, dass man eine maximale Klingenausbeute hat, was bei der Verarbeitung von Fell unter Zeitdruck in freien Gefilden unabdingbar ist.
AJAX´s MT: Leicht und günstig erneuerbare und sehr abrutschsichere Griffwicklung, die zur Not abgewickelt und als weiteres Tool im Notfall dienen kann.Durch den langen Griff insgesamt drei Greifmöglichkeiten - hinten zum Hacken, mittig für lange Schnitte und Kontrolle der gesamten Klinge für kräftige Schnitte, vorne für feinste Arbeiten und eine filigrane Kontrolle der Klinge.
Fällt was auf? Alles ist relativ und wie mit Schuhen. Selbst Laufschuhe gibts nicht umsonst in Hülle und Fülle. Ein paar hochwertige ASICS, Nike oder was auch immer sind besser als 15 € Schuhe von Deichmann, auch wenn man sogar Barfuß laufen könnte.
Nun die Überleitung zu
Punkt 2:
Der Schuh war nun Beispiel für den erhöhten Komfort, bzw. Haltbarkeit und Nutzen bei gleichem Zweck. Ich möchte dir aber nun erklären warum ich dir im Endeffekt eine solche Anschaffung empfehle.
Wie gesagt kann es im beim Outdooren immer flott zum Ernstfall kommen.
Ich schildere nun mal einen Fall wie es mir ergangen ist. Nehmen wir mal an du bist auf einem Trip in der Wildnis nördlicher Hemisphäre und hast vor nur eine Nacht weg zu bleiben. Durch anhaltendes Schlechtwetter ist einer der Flüsse nicht zu durch-/ überqueren und man ist gezwungen zwei oder mehr Tage auszuharren bis es weiter gehen kann. Man schlägt also sein Notlager auf und macht es sich so bequem wie möglich. Da das schlechte Wetter alle Kleidung feucht gemacht hat und nun auch das Zelt von innen Klamm wird, strukturiert man um und errichtet diverse Bauten zwecks Überdachung von Schlafstätte und Trockenplatz für die Kleidung am Feuer. Dazu kommt entsprechend ne Menge Feuerholz, da es auch noch durch Wind und Temperatursturz kühler geworden ist.
Das Messer ist mittlerweile seit Stunden fast dauerhaft in der Hand und es macht wirklich keinen Spaß mehr. Dazu kommt noch Dunkelheit und ein wenig Stress und Sorge. In der Nacht bemerkt man, dass es wieder stärker regnet und immer mehr Wasser in den Unterschlupf dringt, da die übergeworfene Plane des defekten Zelts einhergehend mit Laubabdeckung auch schlapp gemacht hat.Also wieder raus und schnell Reisig zuschneiden und ausbessernd abdecken, damits die Penntüte nicht auch noch erwischt. Am nächsten Tag bemerkt man, dass man in der Nacht die halbe Regenjacke verkokelt hat und diese unbrauchbar ist. Bei der kalten Temperatur muss es aber weiter gehen und da will man nicht direkt völlig Nass werden, Also den intakten Teil des Zeltrest (der zum Glück noch ausreichend groß ist) mit dem Messer als Ponscho zurecht schneiden.
Der Fluß ist wieder passierbar, aber kleine Holzbrücken überspült und äusserst rutschig, ein durchwaten relativ gefährlich. Deshalb Stützstangen für die Durchquerung zurecht machen und weiter.
Im weiteren Verlauf wird der Hunger wieder groß. Schinken und Käse sind noch übrig und werden mit dem gleichen Messer geschnitten
Nach der Heimkehr und ner h am Feuer in der Hütte hab ich mir dann das gute Stück zur Brust genommen, es kurz abgezogen und gereinigt. Dabei war ich dankbar, dass es dabei war.
Der Kernpunkt: Es kann beim "Outdoor" sehr schnell zu einer Notsituation kommen. Ich hab mir oft vorgestellt, dass in diesem, wie auch in anderen Fällen das Messer versagt hätte. Ich weiss von Tony, dass ihm sowas ein paarmal passiert ist. Ihr kennt sicherlich alle das Gefühl, wenn die Bahn Verspätung hat, oder das Auto morgens unerwartet nicht anspringt und man zu spät zur Arbeit kommt. Man nehme dieses Gefühl hoch zehn und weiss wie es sich anfühlt wenn man in einer bedrohlichen Situation das wichtigste Hilfsmittel verliert...
Wie gesagt - ich hoffe, dass du keine anderen Erfahrungen machst als die schönen, die du bisher sammeln durftest, aber ich empfehle dir als Outdoorenthusiast generell mal auf die teuren Klingen zu schauen und mal zu fühlen wie geil es einfach ist mit so einem Teil zu arbeiten wenn es deinem persönlichen Feeling entspricht. Dazu kommt die Gewissheit, dass du ein Tool hast, das bombproof ist. Man hofft, dass man es nie unter Beweis stellen muss. Sollte es dazu kommen, dann ist man in Sicherheit.
Ich denke kaum, dass ich damals im Val Grande oder auch auf anderen Trips gestorben wäre weil das Messer schlecht war. Aber ich hätte bestimmt mehr gefrohren, wäre nasser geworden und hätte vielleicht die Schneidezähne beim Abbeissen vom kalten Speck verlohren
Skills und Tools einhergehend.
Zurück zu R. Nehberg: Er hat auf den wildesten Trips garkein Messer dabei. Ich komme (schlechter als er) auch ohne parat, aber auch er hat mal mit Norbert Leitner zusammen gearbeitet und was ein solches Messer kostet dürfte den meisten bekannt sein. Dazu noch hätte mir dieses Messer im geschilderten Fall wenig genutzt
Gruß,
Ajax