Was sind die Vorteile von 1095 Stahl (z.B. gegenüber 440c)

  • ... Der Witz bei pulvermetallurgisch erzeugtem Stahl sind ja eben nicht die groben Schneiden. PM Stahl ist viel feinkörniger als erschmolzener Stahl, wenn man nicht einen S90V legiert. ...


    ... Es gibt immer einen PM-Stahl der einem beliebigen konventionellen Stahl überlegen ist. Wie Outdoorforest schon ausgeführt hat, ist die Aussage zu den extrem großen Körnern schlichtweg falsch. ...
    Wie auch schon gesagt wurde, es gibt keine schlechten Stähle. Es gibt nur Stähle die für verschiedene Anwendungen unterschiedlich gut geeignet sind. Stecke ich meine Leistungsanforderung entsprechend hoch, wird man heutzutage allerdings in der Regel bei PM-Stählen landen. ...


    Dass es keinen per se schlechten Stahl gibt und es auf die Anwendung ankommt, habe ich ja auch geschrieben.
    Der zuletzt zitierte Satz wiederum ist in der Form aber eben nicht richtig, meiner Ansicht nach. Hoch in welche Richtung?


    zu Korngrößen, Karbiden etc. bei PM-Stählen beispielhaft:
    http://www.messerforum.net/sho…814&viewfull=1#post222814 (Beitrag #5)
    http://www.messerforum.net/showthread.php?47794-Warum-immer-PM-Stähle&p=411667&viewfull=1#post411667 (Beitrag #18 )
    Außerdem sehr aufschlussreich sind Gefügeaufnahmen, etwa die im Buch von Roman Landes. :thumbup:





    ... Und das mit dem Anlassen, ich habe da mal mit Chris Reeve(seiner Interner-Antwort-Dame) drüber gesprochen. Das niedrige Anlassen kommt daher, dass eine Schneide mit Dents einfacher zu reparieren wäre als eine mit Chips.


    Siehste, unter Potenzial und dafür missbrauchsresistent(er). Im Prinzip das gleiche wie beim 1095. ;)

  • Bedenke, das der Beitrag von 2005 bzw. 2007 ist! in den letzten 7 Jahren hat sich in der Industrie mächtig was getan, und gerade der M390 wird mit neuester Technik hergestellt. Hier ist also davon auszugehen, das die Körner erheblich feiner als 5 Mikrometer sind.


    In der Regel schleife ich meine Messer in einem Winkel von etwa 30°, wo ein C-Stahl seine Vorteile im Bereich der Zähigkeit und ggf. Feinkörnigkeit nicht ausspielen kann. Die Klinge wird lediglich schneller stumpf als eine aus M4/S30V/M390....


    Schleife ich einen C Stahl deutlich feiner aus, wird dieser ebenfalls sehr schnell stumpf, wenn er da auch stabiler ist als ein hochlegierter PM-Stahl.


    Zu Thema Korngröße:


    http://www.saar-hartmetall.de/…s/Saar_PM_Legierungen.pdf (Saarländer können wohl doch etwas mehr als nur Lyoner machen :P )


    Hier wird ein Schliffbild von 1.3344 gezeigt, die zu sehenden Körner bewegen sich im Bereich von 0,5-1 Mikrometer. Das bestätigt eigentlich meine Aussage, da die PM-Körner mittlerweile nur marginal größer sind als Körner in C-Stahl.


    Die von Saarstahl angebotenen Stähle 1.4404 und 1.4462 könnten übrigens für Maraging-Versuche interessant sein.

  • Zitat

    Und M4 hat nochmal wie viel % Chrom? ;)


    4%.


    Zusammen mit den anderen Legierungselementen stellt sich hier aber eine gewisse Rostunempfindlichkeit ein, obwohl sich Patina bilden kann. Immerhin enthält der Stahl etwa 5% Molybdän, welches sich ebenfalls positiv auf die Rostbeständigkeit auswirkt.


    Edit: Übrigens: Ich behaupte nicht, das Rostträge Stähle genau so viel können wie rostfreie! Ich behaupte lediglich, das PM-Stähle C-Stählen überlegen sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Stefan Roth ()

  • Mal ein kleiner Erfahrungsbericht von meinem Ontario TAK aus 1095 von den letzten zwei Wochen in denen es sehr geschunden wurde: Es hat alles mögliche geschnitten - von Fleisch über Pappe über Nylon bishin zu Glasfaser, Knochen und Holz. Es ist ohne jegliche Pflege noch rasierend scharf ohne irgendwelche Macken. Es gibt lediglich an der Schneide eine schwarze Patina, Rost gibt es keinen. Dabei war das Messer 24/7 nass und ständig mit Salz und Lebensmittelrückständen in Kontakt. Nachgeschmack an Lebensmitteln konnte ich keinen feststellen. Nur wenn man direkt an der Klinge leckt schmeckt es etwas metallisch. Die Schrauben haben ein wenig Rostrand bekommen. Soviel dazu. Bin besonders von der Rostresistenz sehr angetan.
    Gruß
    Daniel

  • ... Zu Thema Korngröße:
    http://www.saar-hartmetall.de/…s/Saar_PM_Legierungen.pdf (Saarländer können wohl doch etwas mehr als nur Lyoner machen :P )
    Hier wird ein Schliffbild von 1.3344 gezeigt, die zu sehenden Körner bewegen sich im Bereich von 0,5-1 Mikrometer. Das bestätigt eigentlich meine Aussage, da die PM-Körner mittlerweile nur marginal größer sind als Körner in C-Stahl. ...


    Welche Seite? Ein Schliffbild hab ich leider nicht gefunden. Einige Gefügeaufnahmen gibt es dort. Aber a) sind die Maßstabsangaben nahezu nicht zu entziffern und b) ist in der Datei kein Stahl aufgeführt, der für Anwendungen entwickelt wurde, die denen eines Messers gleichkommen. 1.3344 = M3 ist meines Wissens ein Schnellarbeitsstahl und dafür optimiert.
    Die reinen Korngrößen sind ja nicht das allein entscheidende. Ihr Anteil an der Gesamtmasse und die Stabilität des Gesamtgebildes ist ja auch relevant. Und da hapert es eben, sobald man einen gewissen Schneidenwinkel unterschreitet. Daran ändert auch das Alter der (exemplarisch!) verlinkten Beiträge nichts. ;)


    Nichtsdestotrotz hat die Entwicklung in diesem Sektor sicher Fortschritte gemacht und möglicherweise bin ich da nicht auf dem neuesten Stand. Hat sich an dem "Grundproblem" der großen Schneidenwinkel und relativ dicken Klingen (über der Schneide) Grundlegendes geändert? "Problem" deshalb, weil für unseren Anwendungsbereich ja immer noch "schneiden" im Vordergrund steht und da glaube ich, genug Anwendererfahrung mit unterschiedlichsten Messern/Stählen zu haben, um eben anderen Sachen klar den Vorzug zu geben.
    Zugegeben, bei einem Messer, das neben schneiden auch (oder vor allem) graben, Türen öffnen und Kisten aufhebeln soll, mögen die Vorgaben wieder andere sein.

  • Lest euch einfach mal diesen Beitrag durch, und danach bei Interesse den ganzen Thread. Da ist genau das Thema, zu dem wir hier jetzt gekommen sind, schonmal komplett durchgekasptert worden, und das zum Teil von den kompetentesten Leuten, die ich auf dem Gebiet kenne. Und der Thread ist nur ein Jahr alt, ist also noch vor Ablauf MHD. :rolleyes:


    Der Knackpunkt an der ganzen Sache ist mit diesem Zitat schön illustriert:


    "Einfache C-Stähle erwiesen sich bei seinen Versuchen- Zerhacken von Nägeln oder Einschlagen in aufrecht stehende Bleche und bei Biegeversuchen- mit Abstand besser, als die moderne und die rostfreie Fraktion. Die noch stabilen Schneidenwinkel betrugen einerseits ca. 20 Grad, andererseits um 40 Grad."


    In dem Zusammenhang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die oft zitierten Messwerte für die "Zähigkeit" sich meist auf den sog. Kerbschlagversuch beziehen. Jetzt klingt dieses Wort verführerisch passend zum Einsatz und Missbrauch von Klingen, kriegt man doch den Eindruck, hier würde gemessen, wie schnell die Schneide beim Schlagen Kerben kriegt. ;) Dem ist aber nicht so, es geht vielmehr um die Messung der Energie, die erforderlich ist, um relativ große Querschnitte mit einem Schlagpendel zu durchbrechen. Was hier getestet wird, hat viel mehr mit dem Totalbruch einer Klinge zu tun als mit dem Ausbrechen der Schneide, wo die Größe/Verteilung der Karbide und deren Festigkeit in der Matrix entscheidend ist. Daher kommt auch die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen beim Kerbschlagversuch und den oben zitierten gewaltigen Unterschieden bei der Stabilität von Schneiden mit relativ kleinem Winkel. Und zwischen einer Schneide mit 20° und einer mit 40° WInkel liegen halt im Gebrauch Welten.

  • Kann man bei 40° noch von einer Schneide sprechen? Ich nenne sowas Schlagfläche :bibber:

    Ja klar. Gemeint ist bei einer Winkelangabe meist der Gesamtschneidenwinkel. 40° sind also 20° pro Seite. Laut Spyderco der optimale Kompromiss aus Schnitthaltigkeit, Schneidkantenstabilität und Schneidfreudigkeit. Ich schleife alle Messer auf 40° außer meine Opinel und Küchenmesser. Die bekommen 30°. Passt halt auch schön mit dem Spyderco Sharpmaker.


    Gruß
    Stefan

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