Aber nochmal zurück zur Messer Auto Analogie. Hier kauft sich ja auch kein Frischling der gerade seien Führerschein hat und noch kein eigenes Auto hatte gleich einen nagelneuen 911er Porsche. Da fängt man kleiner an mit einem gebrauchten Golf oder dergleichen und arbeitet sich hoch wenn einem danach ist. Nur so lernt man doch auch die Qualität und die Unterschiede einzuschätzen und zu lieben.
Schön wär's Aber was ist, wenn die Kohle nun mal vorhanden ist? Dann passiert genau das Gegenteil und der Nachwuchs bekommt zum 18. nen Mini Cooper S, Golf R32, Focus ST oder ähnliche überzüchtete Rennschüsseln in die Einfahrt gestellt. Die sehen dann nur noch oberflächlich "vernünftig" aus.
Abgesehen von den Finanzen sind selbst 5 Jahre alte gebrauchte Kleinwagen heute technisch schon Welten von dem entfernt, womit man bis etwa Mitte/Ende der 90er seine ersten Fahrerfahrungen gemacht hat. Setz heute mal einen jungen Fahrer, der seine Probezeit hinter sich hat in ein Auto ohne Navigationssystem, elektrische Fensterheber und verstellbares Lenkrad, der zeigt dir den Vogel (von Servolenkung, rundum-Airbags, ESP und ABS mal ganz zu schweigen). Können diese Leute sicher ein Auto führen? Natürlich, aber sie müssen weniger dabei selbst leisten und müssen weniger um ihre Sicherheit besorgt sein. Entweder kann man darauf neidisch sein, weil einem das selbst nicht vergönnt war oder man erkennt an, dass Autofahren früher gefährlicher war und es aus heutiger Sicht ein unnötiges Risiko darstellen würde, seinen Nachwuchs z.b. in einem "ungepanzerten" A-Corsa auf die Straße zu schicken.
Die einzige Parallele, die ich in dem Vergleich Messer-Auto anerkennen kann, ist der Preis und in gewissen Kreisen das Prestige eines besonders begehten Modelles. Ansonsten haben sich (Outdoor-)Messer technisch nicht wesentlich so verändert, als dass es im Gebrauch einen riesigen Unterschied machen würde, ob man ein neues oder 10, 30 oder 60 Jahre altes Design verwendet, wie man an der fortlaufenden Produktion von z.B. Ka-Bar oder Randall oder den vielen Skandinavischen Herstellern sieht. Mit allen kann man schneiden, leicht hacken, hebeln und stechen.
Gründe für eine Kaufentscheidung bei Messern und anderen DIngen, die ich nicht "brauche" aber "will", sind für mich daher lediglich:
Es muss mir gefallen, es muss seinen Zweck erfüllen und ich muss den Preis für angemessen halten. Rein rational geht das jedenfalls nicht vonstatten.
Irgendwann kommt allerdings der Punkt, wo ich nicht mehr einsehe, einen subjektiv hohen Preis für ein Serienmesser zu bezahlen, wenn ich mir für vergleichbares oder weniger Geld ein Messer nach meinen Wünschen bauen lassen kann.
"Für ein teures" Messer kann letztlich ich nicht argumentieren, wohl aber "gegen ein billiges" (zu unterscheiden von "günstig" und preiswert")