Wildnis-/Bushcraft für Anfänger

Zitat von Höhlentroll

was sind eigentlich die Basisfertigkeiten für einen Bushcrafter, vor allem mit Blick auf Anfänger?

Richtiger und sicherer Umgang mit seinem Werkzeug (Beil, Messer usw.) haben meiner Meinung nach oberste Priorität. Und bei jeglicher Tätigkeit, immer erst schauen WO man etwas tut ( -> Pinkeln über der Trinkwasserentnahme, Lagerplatz in der feuchtkalten Senke, Feuerstelle im trockenen Laub) Bei jedem Spaziergang oder bei jeder kleinen Wanderung sein Pflanzenwissen verbessern (Bestimmungsbuch in der Tasche). Letztenendes ist Bushcraft das was Du draus machst. Was ist Dir wichtig? Was ist "Bushcraft" für Dich? Dann ergeben sich die Basics eigentlich von selber.

"Bushcraft" - das erfordert eine Menge Grundwissen in Tateinheit mit Fingerfertigkeit (siehe WildHog9910s Beitrag) gepaart mit einer guten Improvisationsfähigkeit.

Skills kann man durch eigenes Experimentieren erarbeiten oder auch aus Büchern ziehen. Dabei besteht jedoch die große Gefahr, dass man unnötige Schwierigkeiten in Kauf nimmt, oder gar Fehler übernimmt und macht. Ich empfehle mit einem Grundwissen, wie du es hast, einfach möglichst viel mit erfahrenen Leuten, die das Thema intensiv behandelt haben, draussen zu sein und zu lernen. Da sieht man immer wieder Handgriffe, die eine Arbeit von einer Stunde auf wenige Minuten verkürzen.

Diese Skills erweitern dann deine Improvisationsfähigkeit, da du einfach mehr anwenden kannst.

Kurse lohnen sich da sehr. Ich bin bei ner Menge Leute gewesen und habe eine Menge mitnehmen können. Manchmal habe ich mir zu Gemüte geführt, wie man es nicht macht und meistens jedoch Wege gefunden Dinge besser zu machen!

Man muss bedenken, dass viele Methoden durch Testen und Ausprobieren über Generationen entstanden sind. Sowas findet man selber nicht so schnell raus. Es gibt zudem gewisse Fertigkeiten, derer wir uns als "Normalos" nie bemächtigen können. Dazu zähle ich z.B. die aktive Jagd auf größeres Wild ohne moderne Waffen. Menschen, die das beherrschen wurden von klein auf "trainiert" und haben es ihr Leben lang perfektioniert und es stellt deren Lebensinhalt dar (Naturvölker - Jagd mit Speer oder Pfeil und Bogen Systemen).

Man sollte also abwägen, woran man sich lange und intensiv aufhält, da es einem Vorteile bringt und machbar ist, und was man lieber relativ flott abhandelt, da man auf dem Gebiet vielleicht nicht die Möglichkeit oder gar Fähigkeiten hat

Mir fällt da noch ein - eine Basisfertigkeit für Anfänger ist vielleicht (solltest du diese noch nicht haben) der Umgang mit Holz. Welche Arten gibt es. Wie brennt was (schnell, langsam, heiss oder lodernd - hat alles Vor- und Nachteile), Zustände in frischem, toten, nassem und trockenem Zustand. Wo findet man was. Wurzeln verschiedener Bäume.

Wenn du die vielen Eigenschaften des Bushcraft Rohstoffs Nr 1 schon grundsätzlich kennst kommt dann die Umsetzung in verschiedene Dinge. Angefangen beim Feuer - Brauch ich ein ausdauerndes Feuer am Nachtlager, was mich lange schlafen lässt ehe ich nachlegen muss? Welches Holz dafür? Ich muss ein Feuer bei schlechtem Wetter anbekommen - welches Holz als erstes auf den Zunder und wo finde ich es? Ich brauche elastisches Holz, ich brauche hartes Holz, ich brauche weiches Holz, etc. etc.

Wenn du das noch nicht grob beherrschst hast du nun erstmal was zu tun

Ansonsten frage dich was du damit anfangen kannst. Womit baue ich einen Bogen? Was ist gut für eine Lodge geeignet die etwas länger stehen soll? Welches Holz für ein Lean to bei schlechtem Wetter und längerem Aufenthalt? Spitzen Feuerhärten... Spieße und Rost zum Grillen von Fleisch und Fisch...

Wenn du da das Falsche nimmst bricht die Hütte zusammen, das Feuer geht evtl aus und vorher sind noch die Fische rein gefallen, weil das Rost schneller weg gebrannt war als der Fisch durch war, etc.

Zitat von AJAX

Wenn du die vielen Eigenschaften des Bushcraft Rohstoffs Nr 1 schon grundsätzlich kennst kommt dann die Umsetzung in verschiedene Dinge

Und hier könnte man ansetzen und den nächsten Punkt der To Do Liste gleich mit abarbeiten.
-->Richtiger Umgang mit Werkzeug das für die Weiterverarbeitung geeignet ist...
Gerade im Umgang mit scharfem Werkzeug irgendwo im Wald (da kommt idR kein Krankenwagen in 2 Minuten) ist auf eine korrekte und sichere Arbeitsweise zu achten.

-->Falls dochmal was passiert, ist eine gute Basis an Erste Hilfe Wissen angebracht...nächster Punkt auf der To Do Liste

Ich persönlich mache mir weniger Gedanken über Begrifflichkeiten wie "Was ist Bushcraft,Survival,Urban Survival etc" und was gehört da alles dazu.

Für mich stand seit früher Jugend der Spass an der Natur und alles was eben dazugehört im Vordergrund.
Der beste (Survival-)Lehrer ist imo die eigene Neugierde.

Ich hätte weiter gesponnen - Blätter, Nadeln und jeglicher Wuchs plus Verarbeitung und Verwendung. Dann Verarbeitung von Tieren und Verwendung und Verarbeitung von Fell, Knochen und Innereien.
Dann folgt die Kombination aus allem

Das komplexeste und meiner Meinung nach fast Königs Kategorie ist pflanzliche Nahrung. (tiefgreifender als die 0815 Nummern mit Brennessel und co. )

Erste Hilfe draussen ist durchaus wichtig. Ich hab mich bisher zwar nie beim Arbeiten mim Messer verletzt, aber dennoch etwas Erfahrung. Empfehle als kleinen Leitfaden und Ideenstifter Nehbergs Medizin Survival

Klar kann und soll man das auch weiterspinnen, aber es geht ja erstmal um den Einstieg.

Oft sind dem ganzen aber auch Grenzen bzgl. der Möglichkeiten und Gesetze gesetzt.
Ich kam zB noch nie dazu ein großes Stück Wild zu versorgen, über nen Fisch kam ich nie hinaus da ich weder Jäger bin, noch welche kenne.
Kennt man Jäger oder Bauern mit Tierbetrieb, hat man evtl die Möglichkeit hier mal bei nem Aufbruch oder beim Schlachten bissl reinzuschnuppern.
Fallenbau finde ich auch total spannend und wichtig, ob die Eigenbauten in der Praxis dann funktionieren, kann man aber auch nicht ohne weiteres in Erfahrung bringen

Mit pflanzlicher Nahrung hab ich mich nie richtig beschäftigt. Das Thema finde ich auch wichtig, kann mich aber irgendwie nicht dafür begeistern hierzu mal ein gutes Buch zu lesen.
Klar, ein paar Beeren kennt man schon aber eigentlich ist Fleisch mein Gemüse

Bushcraft ist der. feststehende Begriff für ein lang anhaltendes Überleben in der Wildnis. Dafür sind diese Skills absolut unabdingbar.
Hier sind mittlerweile viele Jäger und ich glaub da würde sich jeder freuen mal in Begleitung eines ambitionierten Interessierten loszuziehen Da findet sich bestimmt jemand in der Nähe ... Sollte ein Tier erlegt werden, so erlebst du schonmal den grundsätzlichen Umgang damit.

Es ist wirklich eine wichtige und durchweg interessante Erfahrung!

Irgendwann muss ich eh mal die Jägerausbildung machen, denke da lernt man unheimlich viel...

Was mir für Anfänger noch gerade eingefallen ist...Knoten!!!
Es ist nie verkehrt 3-5 Knoten zu können. Damit meine ich keine Zierknoten wie Diamantknoten und co. sondern ein paar einfache Knoten (auch leicht lösbare) die beim Lagerbau, Ausrüstung etc dienlich sind.

Oh ja. Das stimmt. Bin da selber immer wieder zu faul

meine fundamentalen "Bushcraft" - Kenntnisse habe ich als Junge vom Land, von frühester Jugend an, durch den Umgang mit versierten Leuten erhalten. Da waren Leute die Pferdegeschirre mit Rohhaut flickten, Hasen mit Wurfknüppeln erlegten und diese in 3 Min. küchenfertig hatten, Därme säuberten um diese als feste Bindemittel zu verwenden und ein Nachbarsmetzger, der mir zeigte wie man ein Messer allgemein und speziell handhabt. Indianer zeigten mir wie man qualifizierte Schlingen setzt, "anders" jagt, Häute versorgt oder Jerky herstellt. Will sagen, dass da Leute waren welche mich auch auf meine anfänglichen Fehler hinwiesen. Das alles in Büchern zu veranschaulichen bzw. aus diesen 1:1 zu konsumieren und dann richtig, ohne Korrekturvon von außen zu praktizieren (z.B. "setze deine Messerklinge bei dieser Arbeit nur im vorderen Drittel ein, die Effizienz ist mehrfach höher "), halte ich für unrealistisch.

Mich würde auch mal interessieren, wo ihr so hingeht (man so hingehen kann) um Bushcraft-Fähigkeiten zu üben? Zum Beispiel, wenn ich Feuermachen üben möchte stehe ich immer vor dem Problem, einen Ort zu finden wo das geht. Nutzt ihr euren Garten oder kennt ihr Waldbesitzer so gut, dass sie es euch erlauben?

Zu den Grundfähigkeiten: Ich finde ein Feuer unter verschiedenen Bedingungen in Gang zu bekommen, ist schon eine ganz gute Herausforderung. Unterschlupf und Schutz vor dem Wetter (vor allem in angemessener Zeit) herzustellen auch.

@ Agonie,
die von Dir aufgelisteten Fähigkeiten gehören zu den Elementarfähigkeiten des Survival. Bushcrafting erfordert mehr spezifische handwerkliche Fähigkeiten und vor Allem differenzierteres Know how.

@ Tony Lennartz

Da stimme ich voll zu. Meine Aufzählungen sollten auch eher einen Teil der Ausgangsbasis darstellen.

Es gibt iin manchen Wäldern oder Grüngebieten Grillplätze auf denen vor allem im Winter nichts los ist. Dort kann man eigentlich ungestört ein paar Sachen auf der vorhandenen Feuerstelle üben. Ansonsten mal Steinbrücke ins Auge fassen, wo nicht gearbeitet wird und noch kein Naturschutzgebiet eingerichtet ist. Im Wald selber ist das schwierig bis unmöglich, bzw. nicht gestattet. Manche Bauer besitzen auf ihren Grundstücken kleine Waldgebiete. bei denen kannst du auch nachfragen

Danke für die Tipps. Hier im nahegelegen Wald gibt es auch einen Grillplatz am Naturlehrpfad. Hatte den zuständigen Förster mal angerufen. Bei entsprechender Waldbrandstufe könnte ich den Platz für ca 50€ zum Grillen mieten. Das fand ich beispielsweise nicht sehr attraktiv. Es ist natürlich auch klar, dass nicht Jeder zu jeder Zeit im Wald Feuer machen sollte/darf.
Ich werde die Umgebung mal aufmerksam nach Möglichkeiten erkunden.

Hast du ihm gesagt, dass du nicht grillen willst, sondern Naturfreund bist und einfach nur mal ne h alternative Methoden zum Feuermachen probieren möchtest?

Ansonsten - Schreib mal Tony wegen nem Basis Seminar. Da kannst du dich austoben und bekommst auch direkt gezeigt wie es geht

Nein, so genau habe ich ihm das nicht erklärt.
Beim letzten Campingurlaub hatte ich den Betreiber vorher gefragt, ob ich ein kleines Feuer in einer großen Feuerschale machen dürfte. Auch das war auf keinen Fall möglich.

So ein Basisseminar fass ich fürs nächste Jahr mal ins Auge.