Hallo zusammen,
ich will hier auch mal wieder was Konstruktives beitragen. Und so habe ich mich an ein kleines Review gemacht.
Zu den Hintergründen ein paar Worte:
Unsereiner gibt für Ausrüstung einen (un-)gesunden Batzen Geld aus oft. Nach dem Motto "You get what you pay for" geht man einkaufen und erwartet von hochpreisigen Dingen den Heiligen Gral, von günstigeren Dingen nur ein notdürftige Bedürfnisbefriedigung.
So geht es mir auch, mein Ansatz ist hier immer, was das zu erwerbende Etwas können soll.
Auf diese Weise bin ich meistens bei Militärsachen gelandet. Warum? Wenn die öffentliche Hand etwas beschafft, soll es langlebig sein, gut putzbar und günstig. Stabil und günstig? Anscheinend kann die Industrie wenn sie wirklich will (oder das große Geld riecht?). Wie dem auch sei, jedenfalls gilt ja der Grundsatz, gib es einem Soldaten, wenn der es nicht kaputtkriegt, ist es wirklich stabil. Nun bin ich kein Soldat (noch?) aber meiner Erfahrung nach muss mein Kram einiges abkönnen.
Für die Übergangszeit brauchte ich eine neue Jacke. Stabil und warm sollte sie sein, auch wenn man mal länger sitzt. Etwas länger im Schnitt um den Allerwertesten warmzuhalten und viele Taschen müssen dran. Taktisch? Logo, einfach, weil die Dinger Patchflächen haben Wer's mag, gelle?
Auf meiner Suche nach einem passenden Kleidungsstück habe ich die üblichen Verdächtigen abgeklappert. 5.11, stabil und gut, meine 5-in-1-Jacke habe ich schon lange und sie hat sich bewährt. Aber, sehr warm, wenn man sich bewegt darin, wenig Lüftungsmöglichkeiten. TT, gut, aber über der finanziellen Schallmauer. Arcteryx und Konsorten hatten da ohnehin keine Chance. Die Jacke sollte was mitmachen ohne zu murren, eine Art bekleidungstechnisches Maultier. Störrisch ihrem Besitzer gegenüber von mir aus, wenn es um Packmaß geht. Stabil und Ultraleicht und kompakt schließt sich weitgehend aus.
Es gibt ja diverse Fachliteratur: Foren, Printmedien, Webseiten, in diesem Fall vor allem: K-ISOM, das Einheiten-Magazin. Hier stieß ich auf einen Bericht über die High Defence Jacke. "High Defence, die Firma kenn ich nicht.", dachte ich mir. Egal, teuer war es nicht und der Bericht lobte die Jacke in allen Tönen. Also ein wenig nach Bezugsquellen gesucht und siehe da, Amazon hatte eine Jacke MFH High Defence im Programm. 50 Ocken und gut. Zum Hersteller MFH findet man einiges an Produkten, wenig an Information. Wie es mir scheint, sind hier Anforderungen der US-Army der Maßstab - ebenso wie der Geldbeutel der Soldaten.
Als die Jacke ankam, staunte ich erstmal über die doch etwas größere Verpackung. 50cm im Quadrat und 20 cm hoch, da denkt man an ein Eisbärenfell mit Bewohner eher, als an eine Jacke. Aber seht selbst:
Die Jacke, die ich dieser logistischen Lagerhalle entnahm, war schon vom Griffgefühl gut. Kurzentschlossen wurde sie letzten Freitag ausprobiert, eine kleine Wanderung an der Isar, Brotzeit unterwegs an einer Steinbank. Es ist bereits kühler und in den ABendstunden steigt Kondenswasser auf und überzieht alles mit Feuchtigkeit.
Doch bevor ich auf die Performance eingehe, die Daten und erste Eindrücke:
Ich fange mit den mir wesentlich erscheinenden Aspekten an ohne Wertung:
Die Jacke besteht aus einem Ripstop-Polyester-Elastan-Gewebe, eine sehr raue Softshell könnte man sagen, dieses Muli muss gestriegelt werden
Das Muli hatte einen guten Stammbaum, alle Nähte sind passabel vernäht soweit, das Fell ist mit Fleece aufgewertet, sozusagen Löckchen.
Die Jacke geht gut über den Gürtel, in Taillenhöhe ist ein Gummizug integriert, sodass man das Volumen regulieren kann - ich finde das super, denn ich hasse es, wenn Jacken sich wie Kartoffelsäcke tragen. Muli mit Bauchbinde sozusagen
Damit es nicht zu dampfig wird, kann man unter den Armen einen großzügigen Reißverschluss zum Durchlüften öffnen, übrigens ein 2-Wege-RV! Ebenso finden sich auf dem unteren Teil seitlich zwei weitere Reißverschlüsse, mithilfe derer man schnell an am Gürtel getragenes Material gelangt.
Es sind einige Taschen vorhanden: an den Oberarmen je eine, darüber eine Klettfläche. (Haften Patches an Mulis? )
Die Jacke ist lang geschnitten, zwei schräge Taschen finden sich unterhalb des Gummizuges. Übrigens, die Reißverschlüsse laufen gut, sind abgedichtet, allerdings kein erkennbarer Hersteller, habe nach den Buchstaben im Netz gesucht, aber nichts dazu gefunden.
Auf der Innenseite findet sich eine Handytasche und eine RV-Tasche. Auf der Außenseite zwei Napoleontaschen und eine Rangabzeichenschlaufe (kann man alternativ verwenden )
In den Oberarmtaschen befinden sich elastische Schlaufen, allerdings vertikal, kann also etwas fummelig sein, hier hätte ich eine horizontale Anordnung der Gegenstände sinnvoller gefunden. Die Ärmel können mit Klettbündchen auf die gewünschte Weite fixiert werden
Eine Kapuze fehlt der Jacke leider, spart aber auch Gewicht. Immerhin bietet sie einen recht hohen Kragen, bis oben zugezogen wird es schön gemütlich.
Eins der Highlights sind die in die Ärmel eingenähten Schlüpfer, ich nenne sie Snowflaps, in die man mit Daumen und Händen schlüpfen kann, sodass Handschuhe abgedichtet getragen werden können und keine Lücke zwischen Handschuh und Jacke entsteht. Braucht man diese nicht, schlüpft man komplett durch und stopft sie in den Ärmel. Diese Einsätze sind an den Öffnungen ebenfalls elastisch.
Zum Einsatz: Ich hatte ein 5.11-Hemd an, Ärmel hochgekrempelt an dem Abend. Mit der Zeit kam der Bodennebel und alles bekam eine Schicht aus kleinsten Wassertropfen verpasst. Ich kenne einige Ausrüstungsgegenstände, die hier kapitulieren. Diese Kälte kriecht überall rein, durch die hohe Luftfeuchtigkeit scheint die Wärmeleistung von Baumwolle begrenzt zu sein.
Ich habe die Jacke angezogen und sofort wurde es angenehmer. Ich saß auf einem umgestürzten und angeschwemmten Baum, dennoch: Die Jacke hielt dicht. Es war angenehm warm darin und blieb das auch lange, obwohl ich mich nicht bewegte.
Von dieser Jacke bin ich positiv angetan. Für kleines Geld bekommt man ein akzeptables Stück Bekleidung fürs Grobe, das Wärme bietet und Stabilität. Darüber hinaus viele Taschen, Patchflächen und einen guten Sitz mit vielen Möglichkeiten der Regulierung.
Ein Fazit:
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- guter Sitz, fällt normal aus, also kein Ausreißer nach oben oder unten
- anständiges Material, passabel verarbeitet
- gute Wärmeleistung
- günstige Anschaffung (Farben schwarz oder oliv)
- viele Taschen und Anpassungsmöglichkeiten
- hoher Kragen
- verstärkte Ellenbogen
- integrierte Snowflaps an den Händen, sodass Handschuhe komplett abschließen können.
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- Elastikbänder gewähren nur vertikales Verstauen in den Oberarmtaschen, hier wäre es sinnvoll gewesen, das Material direkt seitlich in die Schlaufen schieben zu können
- Nähte nicht perfekt überall, aber akzeptabel
- keine Kapuze
- kein bekannter Hersteller der RVs
Unterm Strich kann ich die Jacke guten Gewissens empfehlen. Wer eine robuste Jacke für die Übergangszeit sucht mit Möglichkeiten zum kleinen Geld, kann hier zugreifen.
Ich hoffe, dieses kleine Review konnte dem einen oder anderen weiterhelfen, bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung
Und jetzt die Bilder: