Karambit...Nutzen und tieferer Sinn!

  • Hi Leute
    Jetzt sagt mir doch bitte mal einer worin der Nutzen eines Karambit-Messer liegt. ?(
    Sieht mir stark nach einer reinen S.V Waffe aus.
    Gruß
    Butch

    Es sind schon viele Dünne gestorben,aber noch kein Dicker geplatzt!

  • Wir haben vor einiger Zeit schon einmal ausführlich darüber diskutiert, viele Argumente gegen die pauschale Betrachtung von Karambits als reine "SV-Messer" oder pauschal als Hiebwaffen findest Du hier:


    ???Karambit???


    Kurz zusammenfassend:


    Geht man vom "typischen" Karambit mit einer hawkbillförmig gebogenen Klinge und einem Griffring aus, muß man zweierlei nicht unbeachtet lassen:


    1. Einwärts gebogene Messerklingen sind seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt, auch hier in Westeuropa, verbreitete Arbeitsmesserformen, vor allem im landwirtschaftlichen Bereich, im Gartenbau, im Weinbau usw. Ob nun typische italienische Bauernmesser, Hippen, Gärtnermesser - Du wirst allerorten einwärts gebogene Klingen als reine Werkzeugmesser wiederfinden. Ähnliches gilt übrigens auch für viele Arbeitsmesser im Handwerk, z.B. zum Schneiden von Leder, Dachpappe usw. Es ist also völlig unsinnig, allein aus der Klingenform auf eine ausschließliche oder auch nur primäre Anwendung als Waffe zu schließen.


    2. Einen Griffring anzubringen, muß nicht als Absicht bei der Konstruktion automatisch bedeuten, daß man sich da vorgestellt hat, das Messer am Ring ganz wunderbar um den Finger "spinnen" zu lassen, um bei einer Waffenanwendung Reichweite zu gewinnen oder bei der Zielpeson "einzuhaken" - sondern man hat sich hier überlegt, ein Gestaltungsdetail zu wählen, durch das man das Werkzeug auch bei nassen, verschmutzen Händen (und Werkzeug) verlustsicher halten kann. Natürlich mag es manchem Schreibtischhelden heute nur noch einfallen, solche Tools in Verruf zu bringen, indem man sich nur wildes Meucheln damit vorstellt - aber in den Reisfeldern und tropischen Wäldern, in denen diese Messer als landwirtschaftliches Werkzeug ihren Ursprung hatten, machen sich die Menschen tatsächlich die Hände an anderen Dingen naß und schmutzig als am ausgebluteten Feind...


    Ursprung des Karambits, das nichts anderes ist als ein asiatisches Gegenstück zur europäischen Hippe und zu vielen Bauernmessern, ist die friedliche Anwendung als Werkzeug. Das Potential dieses Werkzeugs erkennend, wurden eben auch Waffenformen dafür entwickelt - außerdem mußte man im Falle von Auseinandersetzungen auf das zurückgreifen, was an Werkzeugen verfügbar war. Das war im Europa der Bauernkriege nicht anders, in dem die Kämpfer mit Forken, Dreschflegeln und sicher auch Hippen in den Kampf gezogen sind. Das macht aber die Mistgabel nicht als Gattung insgesamt zur Waffe...


    Perfektioniert wurde natürlich die Waffenanwendung von Werkzeugen und Alltagsgegenständen entweder in Zeiten der Armut (..die Bauern waren nun einmal zu arm, sich ein Schwert zu leisten...) und / oder Zeiten von Waffenverboten, wie z.B. im alten Japan, in dem man ausgefeilte Techniken für den Waffeneinsatz bäuerlicher Werkezeuge entwickelte, weil es weiten Bevölkerungskreisen verboten war, "richtige" Waffen zu besitzen.


    Heute jedoch angesichts der wunderbaren Vorführungen von Kali-, Arnis- und Escrimameistern mit dem Karambit dieses als Gattung insgesamt nur als Waffe zu betrachten, wäre etwa so "logisch", wie bei einer Nunchaku-Kata von Bruce Lee zu dem Schluß zu kommen, bei jedem Dreschflegel müsse es zwangsläufig um eine Mordwaffe gehandelt haben.....


    Übrigens gibt es auch Karambits mit ganz anderen als Hawkbill-Klingenformen z.B. auch geraden schlanken oder bauchigen Barongformen usw. (z.B. von Rich Derespina). Es wäre somit auch kein Argument für einen Mangel an EDC-Tauglichkeit der Klingenform, das Karambit als Gebrauchsmesser verwerfen zu wollen.

  • Das Thema hat der Micha jetzt wunderschön erklärt und aus allen Richtungen beleuchtet!


    Allerdings lese ich in der Abhandlung auch wieder eine Verharmlosung um jeden Preis.
    Moderne Karambits haben sicher überhaupt gar nix mehr mit traditionellen Werkzeugen mit ähnlich geformten Klingen zu tun und werden auch ganz sicher nicht mehr für die Feld- und Gartenarbeit gekauft. Das sind nur noch reine taktische Messer!


    Das ist nur meine bescheidene Meinung zu dem Thema, denn ich finde überhaupt nicht, dass man die Messer bewusst "harmloser" darstellen muss, als sie sind. Es ist doch gar nicht nötig Rechtfertigungen für Karambits zu finden. Wir wissen doch alle, wozu die Messer in der heutigen Zeit bestimmt sind. Mich stört es nicht, das zu akzeptieren!

    Viele Grüße
    Patrick

  • Ok!
    @Micha
    Ich Danke Dir für diese ausführliche Erklärung.
    Jetzt weiß ich Bescheid.
    Ich denke wir können den Tread schließen.
    Nochmals vielen Dank und ein schönes Wochenende noch.
    Butch

    Es sind schon viele Dünne gestorben,aber noch kein Dicker geplatzt!

  • Ich bevorzuge bei manchen Tätigkeiten auch gerne die Vorzüge einer sichelförmigen Klinge ganz ohne den Hintergedanken einer SV Anwendung. Unabhängig davon hat ja Micha bereits auf den vorhandenen Diskussinsthread hingewiesen. Aufgrund dessen ist hier erst mal zu.
    Edit: hat sich mit dem Wunsch von Bad Boy überschnitten ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von balinzwerg ()

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