“...wo ist der Unterschied zwischen einem Messer und einem Schwert?
Zwischen einem großen Messer und einem kleinen Schwert?
Wo hört ein Messer auf, und wo fängt ein Schwert an? Wer kann das sagen?”
Löwenzahn zu Rumo (Walter Moers; Rumo & Die Wunder im Dunkeln)
Das Warrior wurde in den späten 70er Jahren des vergangen Jahrhunderts konzipiert als Kampfmesser. Es wies für die damalige Zeit einige revolutionäre Merkmale auf (Form, Griffmaterial und “Sägezahn”-Rücken).
Gestaltet wurde es von Bob Taylor und Randy Wanner, beide sind Trainer, die sich speziell mit dem Kampf in der Nahdistanz beschäftigt und einiges hierzu veröffentlicht haben. Das militärische Wissen wurde von Michael Echanis (Nahkampf-Ausbilder der Spezial Forces und der SEALs, geb. 1950 - gest. 1978, Artikel http://www.hwarangdo.com/Magazines/BBJan77-echanis.htm) beigesteuert.
“Kampfmesser” waren bis dahin Dolche oder Messer mit Bowieform wie z.B. von Randell oder KAR-BA. Taylor und Wanner waren wohl hauptsächlich mit den Griffen unzufrieden aber auch die Klingenform sagte ihnen und ihrem von den Philippinischen Kampfkünsten geprägten System nicht zu.
Sie wollten ein Messer das für den Reversgripp spezialisiert ist, das durch seinen gekrümmte Form um einen evtl. Block herum geht und mit dem “eingeharkt” und weitergeführt werden konnte. Mit kräftigem Handschutz und rutschfestem Griff. Taylor war wohl einer der Ersten der das Design mit Hilfe von Computern zu optimieren versuchte.
Bis 1991 entstanden einige Muster, aber für eine industrielle Fertigung fand sich kein Hersteller der sich zutraute die Vorgaben der Beiden zu erfüllen. Al Mar war der erste der sagte das er es schaffen würde und fing mit seiner Firma AMK an es zu realisieren. Die Fertigung sollte in Seki Japan erfolgen, die AMK änderte aber (angeblich) von sich aus die Stahlsorte die Taylor und Wanner haben wollten von ATS-34 auf den günstigeren 440 Stahl, um die geforderten Eigenschaften anzugleichen musste auch die Dicke von den geforderten 3/16 Zoll (4,76 mm) auf 6 mm erhöht werden. Des weiteren wurde das Parierelement und der Skull Crusher dicker und schwere als eigentlich angedacht um den Schwerpunkt der Klinge bei zu behalten.
Durch das “Übergewicht” litt leider die Führigkeit des Warriors. Teilweise wurden die Klingen schwarz beschichtet, mit der Beschichtung waren die Entwickler auch nicht zufrieden, da sie den Korrosionsschutz nicht erhöhte.
Es kam zum Bruch zwischen AMK und Taylor/Wanner, AMK zahlte keine Lizenzgebühren und fertigt das Warrior ohne Erlaubnis (die Lizenz wurde ihr 1995 entzogen) weiter in Japan und Taiwan.
Es gibt 3 Varianten vom Al Mar Warrior:
Blanke Klinge - Schwarzer Griff
Schwarze Klinge - Schwarzer Griff
Schwarze Klinge - Cameo Griff (ähnlich Woodland)
Gesamt Länge: 345 mm
Klingen Länge: 190 mm (bis zum Parierelement, 7” d.h. 177,8 mm bis Ende Anschliff)
Dicke: 6,2 mm
Schwerpunkt: 13 mm hinter dem Parierelement
Griff: “SoftGrip overmold over a hard substrate” das selbe Material das einige Gerber-Griffe haben (sie werden auch soweit ich weiss im gleichen Werk gefertigt)
Gewicht Messer: 514 g
Gewicht Lederscheide: 142 g
Die Lederscheide halte ich persönlich für das größte Manko des Warriors, ich habe keine vernünftige Trageposition dafür gefunden. Entweder stört die Breite des Parierelements oder das Messer lässt sich nicht mehr schnell und sicher ziehen. Sinnvolle Tragevarianten währen für mich entweder im Schulterhalfter zum nach untenraus ziehen (habe davon Fotos gesehen, anscheinend denken andere auch so :-)) oder am Traggeschirr bzw. Einsatzweste vorne. Beides würde aber ein neue Scheide erforderlich machen, sinnvoll währe es das heute aus Kydex zu fertigen. Abgesehen von den allgemeinen Schwächen der Lederscheide, hat meine eine zu kurze Sicherungslasche so das man sie nicht schliessen kann. Es währe wahrscheinlich möglich sie zu weiten.
Ich glaube nicht an die Geschichte dass das Warrior alleine durch AMK “verhunzt” wurde. Ich denk eher das die Entwickler sich sowohl den wirtschaftlich Zwängen gebeugt haben und daher später selber nicht mehr mit der Umsetzung zufrieden waren. Hatte versucht eine Kontakt mit Bob Taylor herzustellen um zu erfahren wie es wirklich war, leider (bis jetzt) kein Erfolg.
Unter Messerexperten wie z.B. James Keating wurde die Form des Warrior gut angenommen. Die Meinung unter ihnen war aber dass die Klinge deutlich kleiner sein könnte und dadurch die Beweglichkeit gesteigert würde ohne an Funktionalität zu verlieren. Ab 1992 überarbeite Taylor seinen ursprünglichen Entwurf des Warrior (7” Klinge) und konstruiert eine kleinere Version, den Hobbit Warrior mit 5” Klinge (nach seinem Spitznamen “Hobbit from Hell”). Vom Hobbit wie von der Ursprünglichen Warrior-Version wurden einige als Einzelstücke von verschiedenen Messermachern gefertigt. Die wohl größte Menge, 52 Stück, vom Handmade Warrior wurden von Alan Blade gefertigt und im September 1994 auf der Soldier of Fortune Convention verkauft (Anfang März 2009 war eins (Nummer 28) davon in EBay USA für 600 $ aufgerufen).
1995 verkauft Taylor die Rechte an dem Design an die Firma Round Eye Knife & Tool (REKAT), die die Produktion übernimmt. REKAT experimentiert auch mit der Ursprungsgröße des Warrior, baut aber nur 16 Stück von ihm, die auf den Namen Gaijin-Warrior hören. Ansonsten baut REKAT den Hobbit Warrior und einen Folder mit der Klingenidee, den “Pocket Hobbit”.
Ich habe den Artikel mit dem Zitat von Moers begonnen, da ich finde dass es das Warrior am besten wieder gibt. Bei ihm bin ich mir nicht sicher ob es ein Messer oder ein Schwert ist oder sein will. Es hängt irgendwie dazwischen und das macht es gerade interessant...
Nachtrag: Den Artikel schreibe ich weil es so gut wie keine Informationen zum Warrior auf Deutsch gibt. Ich habe versucht die verschieden Internet-Quellen nicht nur mittelmässig zu übersetzen sondern auch ein paar ihrer Unstimmigkeiten zu bereinigen. Bilder der verschieden Varianten sind relativ einfach im Netz zu finden, wegen Urheberrechten usw. verlinke ich nicht und bitte das zuverstehen. Zu den Inhand-Bildern, ich habe Handschuhgröße 9.