Behandlung von Blasen unterwegs...

  • Guten Tag Leute!


    Nach einer PN Konferenz heute vormittag dachte ich, ich quäle euch nochmal mit einer meiner Erfahrungen...


    Ich habe im Winter 2009 auf 2010 einen Solo Alpcross von Grindelwald zum Lago Maggiore unternommen und dabei eine bewährte Methode angewendet und dokumentiert, Blasen an den Füßen zu behandeln.
    Ein paar bundies werden diese Methode auch noch kennen. Ich habe Sie von meinem Großvater übernommen ;)
    Erstmal zur Entstehung dieser Verletzung:


    Insgesamt mehr als 2500 HM auf einer Tagesetappe von knapp 70 km hatten einhergehend mit der abwechselnden Nutzung von Schneeschuhen und Steigeisen zu dem Problem einer Blase an der Ferse geführt. Ich denke vor allem die Schneeschuhe hatten der Schnürung genügend zugesetzt, dass ein "Schlappen" entstand, was wiederum zu der Sache führte.
    Bleibt die Empfehlung die Schnürung unterwegs zu kontrollieren. Ich hatte die Füße aufgrund eines Wetter Einbruchs und massiven Problemen mit der Kälte kaum noch gespürt und die Misere erst nach Beruhigung der Lage am nächsten Morgen im Tal vernommen.


    Da ich noch mehr als 140 km zu bewältigen hatte, benutzt ich folgende Methode, die ich zuvor und auch nachher nochmal angewendet hatte.


    Ich bitte euch darum mit sowas nicht zu experimentieren. Es soll Fälle geben, in denen die Leute empfindlich gegen die beschriebene Arznei waren und eine schlimme Entzündung samt Blutvergiftung die Folge war. Alles was ich beschreibe sind eigene Erfahrungen und keine Empfehlungen zur absoluten Ideallösung des Problems!



    Ist die Blase tiefsitzend unter der Haut und nicht zwischen den Hornschichten, so führt ein unbehandelt lassen der Blase zu schmerzen. Entweder die Verletzung schwimmt im eigenen Saft und das Gewebe weicht immer tiefer auf, oder sie platzt und man hat eine offene Wunde. Das gleiche passiert wen man sie einfach aufsticht.


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    Um die Blase zu öffnen, bzw zu leeren benutze ich ordentlich große Kanülen auf einer kleinen Spritze. Die Einstichstelle desinfizieren :D ;) Die Nadel führe ich quer zum Fuß ein, so dass kein Loch nach unten bleibt und wenig Gefahr besteht, dass man sich weiter in die Wunde sticht oder das sehr empfindliche verletzte Gewebe berührt. Dann saugt man das Wundwasser langsam heraus. Die Blase sollte nicht komplett geleert werden, sondern ein geringer Rest des Wassers enthalten bleiben.


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    Nun beschreibe ich meinen Favorit... Am Körper erhitztes Betaisodona. Die ist im warmen Zustand flüssig genug, so dass man sie mit einer weiteren (zuvor steril verpackten) Spritze aufsaugen kann. Mit neuer Nadel geht es dann in die zuvor benutzte Stelle des Einstichs und man füllt ganz sachte Salbe in den Fuß, so dass die menge theoretisch nur die Fläche der Wunde benetzt. Nicht die Blase damit aufpumpen!


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    So sollte das Ergebnis aussehen:


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    Der Vorteil: Die alte Haut ist zwar tot und fällt nach ein paar Wochen und einem längeren Bad wieder ab, jedoch ist die an den Rändern verwachsene Haut stabiler als jedes Pflaster und führt zu weniger Druckstellen als ein Tape. Die Salbe lässt die Haut auf der Wunde pappen. Die Reibung und damit auch der Schmerz sind damit minimiert.


    Bereits nach zwei Tagen sieht die Stelle dann so aus:


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    Meiner Meinung nach eine sehr gute methode, vor allem wenn man noch weiter muss. Läuft man dann nach zwei tagen noch 140 km an drei weiteren Tagen durch Schnee und Eis, dann sieht der Fuß irgendwann so aus und man ist etwas länger im Eimer. ich war danach dann drei Tage auf den Knien unterwegs...


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    Vielleicht hilft dieser Beitrag ja dem ein oder anderen bei diesem Problem in Zukunft weiter ;)


    Gruß,
    AJAX



    PS: Ja - an den Zehen das waren Erfrierungen. Die Nerven haben sich weitestgehend erholen können, jedoch sind die Spitzen immernoch taub. Alles an weissem Fleisch im Vorderfußbereich kam nach ein paar Wochen runter und darunter war die neue Haut weich wie Babyhaut :D


    Ein Arzt in Italien hatte mir gesagt, ich hätte das Gewebe langsamer "auftauen" sollen, dass hätte den Nerven weniger geschadet. Naja - Gespürt hatte ich da vorne sowieso nicht mehr viel...

    Plan - Prepare - Execute

    3 Mal editiert, zuletzt von AJAX ()

  • Oh ja diese Methode kenne ich aus meiner Bundeswehrzeit nur zu gut. :D


    Aber ich muss sagen das sie auch bei mir immer sehr gut funktioniert hat.
    War auch die Standard Behandlung im Sanitätsbereich. Jedenfalls solange keine Allergie gegen die Salbe vorgelegen hat.

    Bier kaltstellen ist auch irgendwie kochen!

    Einmal editiert, zuletzt von TwoZero ()

  • Das kann man so machen, wenn man es kann :D
    Da das Unterspritzen mit Betaisodona Salbe aber nicht jedermanns Sache ist und die Salbe auch nicht immer die passende Konsistenz/oder die Kanüle ein ausreichendes Lumen hat kann man auch nach der Entlastung der Blase durch Punktion die Salbe auch auf die Blase auftragen, sterile Kompresse drauf und dann einen elastischen Wickelverband damit nichts verrutschen kann.
    Den Deckel der Blase muss man aber auf jeden Fall belassen, sonst wird der Marsch zur Qual und die Infektionsgefahr steigt!


    Viele Grüße
    Docknive :thumbup:

    [size=10][b][align=center]""Nur schwache Gemeinwesen nehmen der Mehrheit die Freiheit, weil sie den Missbrauch der Freiheit durch eine kleine Minderheit fürchten.""
    Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio

  • Also ich bin definitiv allergisch gegen Spritzen auf Bildern :D
    aber die Methode scheint ja gut zu wirken.
    Danke für den Tipp

  • Sehr interessant, eine mir neue Methode - und Respekt - wahrscheinlich gibts Leute die hätten sich wegen sowas vom Hubschrauber holen lassen ;)

    Instinctively, most people retreat from threats - Fortunately, the best among us confront them

  • Interessant, danke für den Bericht! Kann man die eigene Verträglichkeit der Betaisodona Salbe vorher auf der Haut testen (Halsbereich) oder muß es eine "offene Wunde" sein?
    Wenn man keine Jod Allergie hat müsste die Anwendung mit der Salbe problemlos sein (steriles Vorgehen vorrausgesetzt)?

    Gruß
    Günni.

  • Bevor ich eine längere Tour unternehme, gehe ich in die Apotheke und kaufe spezielle Blasenpflaster. Die sind zwar teurer, aber wirkungsvoller, als Billigprodukte. Nach Blasenbildung, oder wenn eine im Anmarsch ist, ein Stück drauf und gut ist. Nach zwei oder drei Tagen muss man sie dann aber wieder ab machen und bis dahin ist im Normalfall alles verheilt. Und da ich kein Mediziner bin, mache ich auch keine lokalen OP's.

    Das war mir nicht klar - Nicht klar ?! Ihnen war nicht klar, dass die Waffen haben würden ? Schwere, große, gefährliche Maschinengewehre mit Kriegsverbrechern am Abzug ?

    Einmal editiert, zuletzt von one two ()

  • Die Dinger hab ich in allen Variationen getestet und sind bei mir durchgefallen. Bei großen Blasen tief unter Hornhaut hats nichts gebracht und auf der Lauffläche hälts nicht. Würde von den Dingern auf Touren mit längerer Abgeschiedenheit abraten. Nach der Heimkehr sicherlich einen Versuch wert! ;)

    Plan - Prepare - Execute

  • spezielle Blasenpflaster


    Zu diesem Thema kann ich mich auch mal öffnen.
    Ich gebe hier nur Erfahrungen weiter, die ich selbst gesehen und auch (bei anderen ;) ) angewendet habe. Die Erfahrungen sind hauptsächlich aus 3 Jahren Nimwegen + Vorbereitungsmärschen.


    Das Thema Blasenbehandlung wird in den verschiedenen Nationen sehr unterschiedlich gehandhabt. Ich finde die Deutsche Version am besten (meine Meinung).


    Die Blase wird wie im Text beschrieben "geöffnet" allerdings mit einem Skalpell. Also ein an die grösse der Blase angepasster Schnitt ausgeführt (merkt man nicht,tote Haut) um das Wundwasser zu entfernen und den Druckschmerz zu verringern. Dann gibt es 2 Möglichkeiten:


    1. man spült die Blase mit Betaisodona "Flüssig" und drückt es im Anschluss wieder aus (Männerversion, sehr Schmerzhaft)
    2. man nimmt eine Kompresse und wischt über den kl. Schnitt und den bereich drum herum (wenig Schmerzen), danach mit Tape (es gibt dafür spezielles Tape, also vorher informieren) die Blase ohne Falten Tapen. Am besten von einer 2. Person


    Blasenpflaster: Nimwegen 2012, Blasenpflaster in Einenregie! Das Pflaster wurde in Einenregie auf eine Blase aufgebracht und es wurden 40km damit Marschiert, Ergebniss: Abends im San Zelt unter Tränen und Schreien wurde das Blasenpflaster mit der Haut entfernt, da es sich mit der Haut verbunden hat. Blasenpflaster nach dem Marsch zur Heilung "JA", wären einem Marsch "NEIN"!


    Die Schweizer haben was schönes, ein Notfallset mit Gerbstoff "flüssig". Schnitt in die Blase, ausdrücken, den Gerbstoff rein und gut! (Version für Chuck Norris, ich habe noch nie jemanden so Schreien hören :D )

  • Das Thema Blasenbehandlung wird in den verschiedenen Nationen sehr unterschiedlich gehandhabt. Ich finde die Deutsche Version am besten (meine Meinung).


    Die Blase wird wie im Text beschrieben "geöffnet" allerdings mit einem Skalpell. Also ein an die grösse der Blase angepasster Schnitt ausgeführt (merkt man nicht,tote Haut) um das Wundwasser zu entfernen und den Druckschmerz zu verringern. Dann gibt es 2 Möglichkeiten:


    Also das sollte man sicher nicht machen wenn man danach den Fuß noch zum Laufen benutzen will. Man kann zwar mit dem Skalpell die Blase inzidieren um sie zu entlasten, aber sie komplett zu entdeckeln führt nur dazu das man-unabhängig von der weiteren Versorgung-auf " rohem Fleisch" läuft.
    Viele Grüße
    Docknive

    [size=10][b][align=center]""Nur schwache Gemeinwesen nehmen der Mehrheit die Freiheit, weil sie den Missbrauch der Freiheit durch eine kleine Minderheit fürchten.""
    Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio

    2 Mal editiert, zuletzt von Docknive ()

  • Blasenpflaster funktionieren bei mir sehr gut sofern sie von Compeed sind. Vor einer grösseren Tour pflege ich die Haut der Füsse besser und mache sie mit einer Feuchtigkeitscreme geschmeidig. Blasen unter der Hornhaut entstehen ja weil die, meist harte Hornhaut sozusagen "scheuert" weiche Hornhaut tut das weniger. Garantie für Blasenfreiheit ist es selbstverständlich nicht, nur die Chancen erhöhen sich.


    Liebe Grüsse
    draussen

  • Krass da hast du aber ne Tour durchgezogen!!! :thumbup:
    Respekt. Sehr schöne Anleitung.


    Ich benutze für solche Geschichten meist Oxovasin (Vorteil: Das Gewebe verheilt schneller -- Nachteil: sobald das Fläschchen auf ist, nur noch 14 Tage haltbar und auch teuerer als Betaisadona), wobei es schon ne ganze Weile her ist, dass ich ne Wasserblase bei mir versorgt habe. Bin wohl etwas faul geworden. :rolleyes:

  • Also das sollte man sicher nicht machen wenn man danach den Fuß noch zum Laufen benutzen will. Man kann zwar mit dem Skalpell die Blase inzidieren um sie zu entlasten, aber sie komplett zu entdeckeln führt nur dazu das man-unabhängig von der weiteren Versorgung-auf " rohem Fleisch" läuft.



    Wer sagt was von Entfernen?

    gelbe_schleife-schwarz-zweizeilig.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Kommandeur ()

  • "Also ein an die grösse der Blase angepasster Schnitt ausgeführt (merkt man nicht,tote Haut) um das Wundwasser zu entfernen und den Druckschmerz zu verringern."


    Dann habe ich deinen Bericht wohl falsch interpretiert. :S
    Bitte höflichst um Verzeihung und ziehe meine Bemerkung zurück! :D


    Alles Gute


    Docknive

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    Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio

  • Hey Kommandeur!


    Das mit dem Schnitt ist sozusagen der Klassiker. Habe für michfestgestellt, dass die Haut bei einem Schnitt an entsprechender Stelle gerne einreisst.
    Das wichtige bei der Sache mit der Spritze ist eine stabile Kanüle - einmal um überhaupt durch diese doch recht wiederstandsfähige Haut zu kommen und andererseits um die Salbe irgendwie da durh zu bekommen. Diese muss wirklich warm sein um eine entsprechende Viskosität zu haben. Stecke sie mir bei anstehenden Problemen immer in die Hosen- oder Jackentasche ;)



    Den anderen Danke für die Teilnahme im Thread - die Mittelchen klingen interessant und werd mich da mal schlau machen.
    Tape (Frau ist Physiotherapeutin) hab ich von A bis Z probiert und führt bei mir unter der Sohle nur zu mehr Problemen. (Übrigens kann ich Tape den Sportlern unter uns zur Genesung sämtlicher probleme nur empfehlen!) Die vorhandene Haut als Pflaster ist momentan mein Favorit ;)


    schönen Gruß und bis später!

    Plan - Prepare - Execute

    Einmal editiert, zuletzt von AJAX ()

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