Keine schlauen Sprüche.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich entgegen meiner persönlichen Überzeugung und Vorliebe derzeit doch bei einigen Foldern zugeschlagen habe.
Vor gut einem Jahr habe ich das Hornet das erste Mal in der Hand gehabt. In Langgöns beim TF Frühjahrstreffen konnte ich es das erste Mal bewundern.
Im ersten Moment war ich erschrocken, als ich es in der Hand hielt: Es ist ja kein kleiner Folder, der mit gut 10cm Klingenlänge schon ausgewachsen ist. Und eben nicht nur die Klinge, sondern auch Griff und der Rest. Erschrocken deshalb, weil ich für mich das Gewicht höher angesiedelt hatte. Gut: Mit 180 Gramm definitiv nicht leicht, aber rein von der Optik her, hätte ich ihn noch schwerer eingeordnet.
Bereits dort war ich sofort von diesem Messer fasziniert. Schön selber belogen: Brauchste nicht, magst eh keine Folder, liegt nur rum, bla, bla....
Irgendwie immer mal geguckt, ob es noch da ist. Mal mit dem Murat telefoniert.
Dann in Buseck ein zweites Mal in der Hand gehabt, abermals selber belogen: Folder, was willste mit Foldern? Das Rhino reicht doch, nimmste ehr nicht, bla, bla...
So ist das mit der Selbstbelügerei und der Selbstkasteiung: Schlussendlich habe ich es nun doch. Und was soll ich sagen? Keine Sekunde bereut.
Das war meine persönliche Gesichte zu dem Messer, die natürlich noch nichts über das Hornet selbst aussagt.
Das Hornet stellt für Murat zwei Premieren da: Zum einen hat er hier das erste Mal 1.2442 verwendet. Zum zweiten zeigt das Messer erstmalig sein Tiger-Stripe Finish.
Dieses Messer spaltet die Nation in zwei Lager. Besser gesagt die Foren: Hate it, or love it hieß es als Murat es vorgestellt hat.
Im MF überwog: hate it
Im TF überwog: love it
Schon faszinierend, wie unterschiedlich hier die Reaktionen sind. Was Material etc. dazu beiträgt, um die Faszination für ein Messer zu erschaffen oder eben nicht.
Aber „hate it“ trifft es wohl auch nicht ganz so genau, was die Reaktion im MF anging. Aber dort war es doch sehr viel verhaltener.
Da ich es nun habe, erübrigt sich die Frage, zu welchem Lager ich gehöre.
Zugegeben: Die Materialkombi aus Tiger-Stripe-Titan, Carbon und einem dazu nicht unbedingt typischen Klingenmaterial ist speziell. Mir gefällt es sehr.
Wirkt das verzierte Titan in Verbindung mit dem Carbon teilweise unruhig, so spricht die Realität eine andere Sprache: Es passt einfach. Es sieht gut aus und es ist ungewöhnlich.
Das Hornet Modell von Murat gefiel mir von je her. Mit den Bolstern, die die Klingenachse beidseitig verdecken eine recht aufwendige Konstruktion. Hier muss alles passen. Ausfräsungen unter den Backen, damit die Achsschraube Platz findet und das bei Titan, was gerne Zicken in der Bearbeitung macht.
Die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel. Es gibt einfach keine Spalte. Nichts, was man auch nur Ansatzweise kritisieren könnte. Der Übergang zwischen Bolstern und den Carbonschalen ist phänomenal. Grandios gefertigt.
Die Klinge verriegelt im ersten Drittel. Natürlich Spielfrei. Ehrensache.
Aber auch hier: Der eingelegte Liner ist austauschbar, so dass bei Abnutzungserscheinungen dieser getauscht werden könnte. Eine Konstruktion, quasi für die Ewigkeit.
Die Klinge ist auf Bronzewashern gelagert, auf einer 4mm für Murat üblichen Achse.
Die Klinge läuft Butterweich. Ist schnell. Verriegelt mit einem schönen klack.
Da allerdings ein Teilbereich der Klinge „schmiederau“ belassen ist, merkt man beim Öffnen diesen Bereich, da der Detenball darüber läuft und einen „raues“ Öffnungsgefühl vermittelt.
Drückt man den Liner beim Öffnen zur Seite, merkt man erst, wie gut die Klinge läuft. Der Detentball braucht denke ich noch etwas, bevor er sich eine Bahn „gerubbelt“ hat.
Nachdem ich ein paar mal mehr damit rumgespielt habe, ist es auch schon anders.
Nicht falsch verstehen: Hier wird auf richtig richtig hohem Niveau gejammert!
Da sind wir dann auch bei der Klinge. Material 1.2442. Viel Gutes hört man darüber. Selber kann ich noch nicht viel dazu sagen. Dazu habe ich es einfach noch zu selten benutzt.
Die Klinge insgesamt ist brüniert, toll gefinished und weist eben einen Teilbereich auf, den man als schmiederauh bezeichnen könnte. Ich mag das sehr. Gerade die Kombi mit dem High-End-Titan-Carbon-Gelöt ist spannend und trifft genau meinen Geschmack.
Die Klingenform: Sehr tauglich für alle anfallenden Arbeiten. Nichts extravagantes, eine schöne Spitze, nicht zu filigran, nicht zu dick, genau so macht man es für ein EDC.
Der Murat kann einfach Messer machen. Und seine Messer sind auch deshalb für mich immer toll, weil er echt ein richtig netter Typ ist.
Es ist immer toll, seine Messer in den Hände zu halten. Bei Murat kann man tatsächlich blind kaufen: Von der Verarbeitung her wird man sicherlich nicht enttäuscht sein.
Genug gefaselt. Zunächst die Daten, dann die Bilder.
Stahl: 1.2442
Griff: Carbon
Backen: Titan
Platinen: Titan
Spacer: Stahl
Gesamtlänge: 230mm
Klingenlänge: 105mm
Klingenstärke: 3mm
Klingenhöhe: 33mm
Gewicht: 180 Gramm