Russische Tarnbekleidung

  • Nachdem hier in anderen Threads schon mehrfach über Tarnmuster und -bekleidung aus Russland diskutiert worden ist, möchte ich hier einige Stücke aus meiner Sammlung vorstellen. Zuvor einige allgemeine Informationen.


    In Russland werden zahlreiche Tarnmuster produziert, doch die wenigsten davon wurden offiziell in den Streitkräften oder den Sicherheitsbehörden eingeführt. D.h. die Mehrzahl der angebotenen Muster sind „kommerziell“.
    Offiziell eingeführt bzw. verwendet wurden das bekannte KLMK (grün mit weißen Flecken) und dessen hell-/dunkelbraune Variante „Berezka“. Weiters das Anfang der 1990er jahre eingeführte VSR und dessen Weiterentwicklung Flora. Dieses wurde kürzlich im Zuge der umfassenden Militärreform durch das „Digitale Flora“-Muster abgelöst. Von letzterem existiert auch eine khaki-/braunfarbene Variante für Wüsten- und Steppengebiete. In der Polizei werden verschiedene blau-grau-weiße Tarnmuster amtlich verwendet.


    Die kommerziellen Muster und die daraus gefertigten Kleidungsstücke finden ihre Kunden zum einen in Soldaten und Sicherheitsbeamten, die ihre dienstlich gelieferte Ausstattung ergänzen wollen. Dies wird von den Vorgesetzten i.d.R. geduldet. Bei Spezialeinheiten kann es auch vorkommen, daß diese sich selbst komplett neu einkleiden. (So verwendet etwa die regionale OMON-Einheit der Polizei in der Olympiastadt Sotschi [Sochi] auch Multicam-Klamotten.) Die zweite Zielgruppe der Firmen sind Zivilisten, die Tarnkleidung brauchen bzw. wünschen. Und das sind nicht wenige: Angler, Jäger, Kadetten, Kampfsportler, Airsoftspieler, Sammler usw. usf. Kurzum: Tarnbekleidung ist „chic“ und man fällt damit selbst in Großstädten nicht negativ auf.


    Nun zu den einzelnen Stücken …

  • Einer der größten Hersteller taktischer Bekleidung und Ausrüstung in Rußland ist die Fa. Splav mit Hauptsitz in Moskau. Sie verfügt auch über ein ausgeprägtes Vertriebsnetz mit eigenen Läden und einem Internetshop. Die Qualität der Splaw-Produkte ist im allgemeinen sehr hochwertig.


    Der hier gezeigte Tarnanzug vom Typ „Bekas“ ist hinsichtlich des Schnitts eine Weiterentwicklung des Feldanzuges, den die sowjetischen Fallschirmjäger in den 1980er Jahren erhalten hatten. Er verfügt über viele durchdachte Lösungen wie z.B. Gummizüge am unteren Jackenrand und an den Beinabschlüssen. Dadurch ist für eine gute Paßform gesorgt.


    Die Beintaschen befinden sich auf der Vorderseite der Oberschenkel, was dafür sorgt, daß die darin aufbewahrten Gegenstände beim Laufen weniger hin- und herschlackern. Ein schönes Detail ist die Messertasche am rechten Bein. Der Anzug ist bequem geschnitten und bietet genügend Bewegungsfreiheit, doch ohne sackartig zu wirken.


    Der Anzug Bekas ist in verschiedenen Tarnmustern sowie in schwarz erhältlich. Das vorliegende Exemplar ist in Berjoska (auch Berezka geschrieben) gehalten, einem Muster, das früher hauptsächlich von den sowjetischen Grenztruppen benutzt wurde.


    Ebenso kann der Kunde aus verschiedenen Materialien wählen. Dieses Anzug Exemplar aus Ripstop (53 % Baumwolle, 47 % Polyester), bei anderen ist der BW-Anteil etwas höher (60 %). Beim Bekas handelt es sich um einen dezidierten Sommeranzug. Er kostet umgerechnet 49 €.


    Eine Besonderheit der Klamotten von Splaw (und anderen russischen Herstellern) ist das differenzierte Größensystem. Zunächst wird über die Konfektionsgröße (50, 52, 54, 56 …) die Weite der Kleidungsstücke ermittelt. Dann folgt die Körpergröße in Schritten von 6 cm (170, 176, 182, 188 cm …). So erhält man nahezu perfekt passende taktische Bekleidung. :)

  • Ein weiterer Hersteller von taktischer Bekleidung ist die Fa. ANA aus St. Petersburg. Auch ihre Produkte gelten als sehr hochwertig. Doch sind sie m.E. designmäßig oft denen der Konkurrenz unterlegen, weil ANA z.B. an seinen Klamotten sehr sparsam mit Taschen umgeht. (Auch der hier vorgestellte Anzug des Typs „Notsch 91“ hat keine Beintaschen.) ANA verfügt über verschiedene Vertriebspartner in der RF sowie einen Webshop.


    Die Jacke des hier vorzustellenden Anzuges ähnelt der des bereits behandelten Bekas: Blousonähnlicher Schnitt, Verschluß mittels Reißverschluß und Knöpfen. Die Hose ist einfacher gehalten und ähnelt einer normalen Anzughose. Das Material: 50 % Baumwolle, 50 % Polyester – ebenfalls ein relativ dünner Sommeranzug.


    Auch ANA bietet seine Produkte in verschiedenen Tarnmustern an. Das hier dargestellte Exemplar trägt das Muster „Kamysch“. (Splaw hat ein ähnliches Muster namens „Tigr“ im Programm, welches jedoch stärker ins grüne geht als das relativ braune Kamysh. Beide Tarnmuster ähneln dem amerikanischen Tiger-Stripe und dem französischen Leopard.)

  • Vor einigen Jahren wurde der Grenzschutz Rußlands gründlich umorganisiert. An die bisherige, relativ zentralistische militärische Organisation trat eine Struktur aus territorialen Behörden. Außerdem wurde auf die seit 140 Jahren übliche Verwendung von Wehrpflichtigen im Grenzschutz verzichtet.
    Diese stärkere Professionalisierung sollte auch in der vollständig erneuerten Uniformierung der Grenzer (russ.: Pogranitschniki) zum Ausdruck kommen. Die Dienst- und Paradeuniformen sind jetzt dunkelblau und Tarnbekleidung wird nur noch beim Dienst an der „grünen Grenze“ getragen. Für die Mitarbeiter wurde ein komplett neues Bekleidungssystem eingeführt.


    Dazu gehörte auch die Entwicklung dreier neuer „digitaler“ Tarnmuster, die in Deutschland noch recht unbekannt sind. Eines für waldreiche Gegenden (das hier gezeigt wird), eine Variante für Steppen- und Wüstenregionen in Khaki- und Brauntönen und eine weiß-graue Winterversion. Sie alle wurden von der Firma Wojenform-Design entwickelt und im Jahre 2008 eingeführt. Die neuen Tarnmuster sollten nicht nur der „Corporate Identity“ dienen, sondern auch eine bessere und universellere Tarnwirkung entfalten als die alten, insbesondere Berjoska und Flora.


    Kleidungsstücke im grünen Pogranitschnik-Muster werden von verschiedenen Herstellern produziert (u.a. ANA). Der hier vorgestellte Anzug stammt von der Fa. Babek. Er besteht aus einer Schlupfjacke und einer Bundhose. Letztere kann auch mittels spezieller Hosenträger getragen werden. Jacke, Hose und Taschen werden nur mittels Knöpfen verschlossen. Die Weite der Jacke kann reguliert werden und sie besitzt eine feste Kapuze. An den Ärmel- und Beinabschlüssen befinden sich Gummizüge. Außerdem sind an der Jacke Schlaufen zur Befestigung von Tarnmaterial angenäht. Zur Verbesserung der Tarnwirkung sind die Jackenärmel noch ein wenig verlängert, so daß sie einen Teil der Hände bedecken.


    Der Schnitt ist großzügig. Dieser Anzug ähnelt im Design den sowjetischen Scharfschützentarnanzügen aus dem Zweiten Weltkrieg, die über der normalen Felduniform getragen wurden. Doch ist er als eigenständiger Anzug und nicht als Überbekleidung ausgeführt.
    Auch dieser Anzug ist ein Modell für die wärmere Jahreszeit. Die genaue Materialzusammensetzung ist mir leider nicht bekannt, doch es dürfte sich um ein stabiles Mischgewebe handeln.

  • Moin
    Ich Poste jetzt mal Gaaaanz Vorsichtig aber in der Ehemailgen UDRRS / Russland /GUS sin mehr als 40! Tarnmuster Im Ensatz..


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in der UdSSR Spezial- und Sondereinheiten jedweder Art weitgehend aufgelöst oder in normale Linieneinheiten umstrukturiert worden. Das betraf nicht nur die Aufklärer der Landstreitkräfte und die Kampfschwimmer der Marine, sondern auch Gebirgstruppen und berittene Einheiten. Während letztere zumindest in den Grenztruppen eine Nische fanden, ging es mit dem Know-How der Kampfführung im Gebirge steil bergab. Ab 1980 zwang jedoch die Intervention in Afghanistan die Sowjetarmee dazu, sich wieder verstärkt diesem Thema zu widmen. Dazu gehörte auch die Entwicklung besonderes funktioneller Bekleidung für die bergsteigenden Soldaten.


    Der hier behandelte Anzug „Gornyje 3“ ist eine Folge dieser Entwicklung. Hersteller ist die Fa. Splaw. Dort sind verschiedene Varianten dieses Gebirgsanzuges erhältlich, nicht nur in diesem grün-braunen Farbton, sondern auch in verschiedenen Tarnmustern. (Auch andere Hersteller bieten analog ausgestattete „Gorka“-Anzüge an, z.T. in interessanten Farbvarianten wie grün mit Besätzen in Tarnmustern [Beispiel im Pogranitschnik-Muster].)


    Der Anzug besteht aus Jacke und Hose. Letztere wird mit Hosenträgern geliefert, kann wahlweise aber auch mit einem Gürtel getragen werden. Beide Teile werden mittels Knöpfen geschlossen. Die Jacke verfügt über eine verstellbare Kapuze. An den Arm- und Beinabschlüssen sind Gummizüge angebracht. Es sind zahlreiche Taschen vorhanden, die entweder mit Knöpfen oder mittels Klett verschlossen werden können. An den Knien und Ellenbogen befinden sich Taschen, in denen Polster untergebracht sind.


    Der Schnitt ist bequem, aber nicht unförmig. Der Stoff ist deutlich dicker als etwa der des Tarnanzuges Bekas, was das Modell Gornyje zu einem guten Ganzjahresanzug macht. Material: imprägniertes Baumwolle-/Polyester-Gewebe.


    Die Gebirgsjägeranzüge sind derzeit die mit am besten ausgestatteten (und damit auch mit am teuersten) Feldanzüge aus der Produktion russischer Hersteller. Sie werden häufig von Spezialkräften getragen, wie aus zahlreichen Einsatzfotos ersichtlich ist. Kosten des hier vorliegenden Exemplars: umgerechnet 98 €.


    Die grün-braunen Farbtöne, in denen dieses und ähnliche Modelle erhältlich sind, bieten zudem den Vorteil, daß sie – anders als Tarnanzüge i.e.S. – nicht so „militaristisch“ wirken.

  • Ich Poste jetzt mal Gaaaanz Vorsichtig aber in der Ehemailgen UDRRS / Russland /GUS sin mehr als 40! Tarnmuster Im Ensatz..


    Ich weiß. Hier möchte ich aber einige typische Muster und die dazugehörenden Kleidungsstücke vorstellen. Vor allem das neue Grenzschutztarnmuster finde ich sehr interessant.
    Zudem zeigt sich seit zwei, drei Jahren zumindest in Russland eine Tendenz zur Vereinheitlichung der Bekleidung. Der "Wildwuchs" früherer Jahre wurde doch schon eingedämmt, zumindest bei Linieneinheiten im Garnisonsdienst.

  • Moin
    Da Magst Du Zwar Recht haben,aber Allein Bedinngt Durch Die Verschiedenen Klimatischen und Vegetationszonen,Ergiebt es sich bei den GUs Streitkräften (Sonderformationen mal Außen vor) das es Verschiedene Tarnmuster gibt.Dazu dann noch Frühjahr,Sommer,Herbst,Winter.


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • zb. das Partizan Muster wurde von Örtlichen und Überegionalen Spetznaseineihen zb. in Georgien,Azerbashan,UND in der Ukraine Benutzt1


    gruß Jörg

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • Hallo Jörg,


    das ist bekannt. Spezialeinheiten tragen alle möglichen Tarnmuster. Erlaubt ist, was gefällt. ;) Ich habe sogar schon gesehen, daß jagdliche Tarnklamotten in Realtree und ähnlichen Mustern verwendet wurden.

  • Der Schnitt und die Sache mit dem Gummizug an den Beinenden gefällt mir schon einmal sehr gut.
    Die Hosen (Hossenbund) scheinen relativ weit hinauf zu reichen, oder täusche ich mich da?

    MfG, Joachim
    Nachrichten bitte per E-Mail.

  • Moin
    Ich Möchte hier auch Keinen Streit vom Zaun Brechen,nur die Zahl der in Russland Benutzen Tarnmuster ist Schier nicht Abzuschätzen.


    Gruß Jörg

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • Ungeachtet der Vielzahl an Tarnmustern in Russland und den GUS Staaten, finde ich es sehr interessant und auch wirklich toll, dass nicht nur "westliche" Tarnmuster und Kleidungsstücke vorgestellt werden. Je mehr umso besser. Ich habe schon das eine oder andere Mal versucht, an Informationen zu kommen und war mit den verfügbaren Infos mehr als unzufrieden.


    Hier ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen ist sicher nicht schlecht. Danke!

  • Ich finde deine Vorstellung sehr interessant und informativ , vielen Dank dafür :thumbup:
    Gibt es eine Bezugsquelle in Deutschland ?


    Gruß Chris

    Cranium Society Lifetime Member

  • Lese ebenfalls mit großem Interesse mit.
    Die Aufzählung erhebt ja keinen Anspruch, "vollständig" zu sein - insbesondere nach deutlichen Hinweisen auf Individualbeschaffung!
    Hier werden aber sowohl sehr interessante Gestaltungen von militärischer Einsatzkleidung als auch Tarnmuster gezeigt, die mir so noch nicht bekannt waren.

  • Ja, dem ist so. Ich persönlich empfinde dies als angenehm.


    Okay, danke.
    Ein Bild mit "Hose am Mann, ohne Jacke" würde mich sehr freuen.


    Aus was für Materialien sind die Jacken und Hosen, Baumwolle, Mischgewebe, oder?

    MfG, Joachim
    Nachrichten bitte per E-Mail.

  • Ich war überrascht und freu mich wie über Dein Review !
    Sehr interessante Darstellung der einzelnen jacken und Hosen und den informativenText finde ich gut gemacht
    Schöne Fotos!(kannst Du noch was zu den Kampf Sandalen schreiben?! ;) :D grinnsss)


    Wenn es da ü40 varianten gibt wird das ein langer Tread..... :thumbup:

  • Zunächst vielen Dank für Eure positiven Reaktionen! :)



    Gibt es eine Bezugsquelle in Deutschland ?


    Meines Wissens derzeit nicht. (Habe selbst die Sachen vor Ort gekauft.) Ich werde mich aber noch einmal nach möglichen Bezugsquellen erkundigen.



    Ein Bild mit "Hose am Mann, ohne Jacke" würde mich sehr freuen.


    Ich werde sehen, ob ich in den nächsten Tagen noch eine Fotosession durchführen kann.



    Aus was für Materialien sind die Jacken und Hosen, Baumwolle, Mischgewebe, oder?


    In der Regel sind es Mischgewebe.



    (kannst Du noch was zu den Kampf Sandalen schreiben?! ;) :D grinnsss)


    Das sind taktische Hausschuhe der Marke Schlagmichtot. :D



    Wenn es da ü40 varianten gibt wird das ein langer Tread.....


    Keine Angst, ich besitze nicht einmal annähernd 40 Varianten und kann sie also gar nicht im Detail vorstellen. ;)

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