Was dunkles und böses von Stephan Wollenweber

  • Irgendwie bin ich gerade in Review Laune. Warum auch immer.


    Einige haben dieses hier ja schon am See gesehen. Nun habe ich mal ein paar Bilderchen gemacht und möchte hier noch ein weiteres Messer von Stephan Wollenweber (swol hier im Forum) vorstellen.


    Die Grundgedanken zu dem Messer stammen von mir, woraus Stephan eine Zeichnung, besser gesagt zwei entwickelt hat. Eine Version gefiel mir dann etwas besser, die dann auch Grundlage für das Messer hier geworden ist.


    Hierbei sollte sich auch nicht stoisch an die Zeichnung gehalten werden. Das Messer hat quasi beim Schmieden und entstehen ein kleines Eigenleben entwickelt und herausgekommen ist dies hier.


    Ein dunkles, böse wirkendes Bowie-, Outdoor-, Campknife-, Wie-Auch-Immer-Ding.


    Auf eine genaue Bezeichnung möchte ich mich nicht festlegen, denn das Design bietet hier doch ein vielfältiges Anwendungspektrum. Und wir wollen es ja nicht mit einer Bezeichnung in eine Schublade zwängen.


    Die Idee war halt, es sollte mal was größeres sein, so etwas in Richtung Bowie mit schönen Guard. Ja, ich bin ein großer Guard-Fan.


    Der Ablauf war vorbildlich. Über jeden Fertigungsprozess gab es Bilder und das Resultat spricht für sich. Fantastische Arbeit.


    Stephan hat in meinen Augen eine besondere Art Messer zu fertigen, so dass ich großer Fan seiner Arbeiten bin. Die haben für mich so etwas urtümliches, also eine richtig ehrliche Art ein Messer zu sein. Dies soll jetzt nicht bedeuten, dass die Messer nicht auf extrem hohen Niveau gefertigt sind. Ganz im Gegenteil. Sie verkörpern für mich das, was ein Messer ausmacht: BENUTZEN.


    So auch hier. Das Messer insgesamt sollte eine dunkle Erscheinung werden. Dies ist vollends gelungen. Ein großes Messer, so wie ich es mir vorgestellt habe. Eigentlich besser. Viel besser.


    Wie bereits gesagt. Die Verarbeitung tadellos. Keine Spalte dort wie sie nicht hingehören. Alles perfekt ausgerichtet aber eben diesen Touch, als sei es aus einer anderen Zeit. Dies verkörpern z.B. auch die Monturen. Die sind aus Puddeleisen einer alten Heuwagenachse, geschätzt um 200 Jahre alt.


    Die Klinge ist aus 1.2519, selektiv gehärtet. Durchgehend gefertigt, verklebt und mit der Abschlussmontur verschraubt. Genau so baut man Messer für diesen Einsatzzweck. Eigentlich unzerstörbar. Auch der 1.2519 wird treue Dienste leisten.


    Die dunkle Färbung wurde durch Ätzen in Säure und einem anschließenden Bad in Kaffee erreicht. Der Griff auf einem tief schwarzen Stück Ebenholz verstärkt diesen dunklen (leicht gemeinen) Charakter des Messers. Gleiches Verfahren haben die Monturen erhalten. Geätzt und anschließend ein Kaffeebad.


    Es ist rasiermesserscharf abgezogen, so dass hier keinerlei Nacharbeiten erforderlich waren. Die Schneide wurde perfekt in die Mitte gelegt.


    Bei der Scheide wollte ich was eckiges. Auch hier eine Arbeit, die zur Gesamterscheinung passt.


    Für mich ein optimales Messer, wenn man mal was größeres Mitnehmen möchte. Die Handlage ist grandios. Das Ebenholz greift sich fantastisch.


    Da jetzt auch wieder die bessere Jahreszeit ansteht, freue ich mich schon darauf, es mal ausgiebig zu testen. Das wird mir bestimmt viel Freude machen.


    Zunächst Daten, dann Bilder.


    Stahl: 1.2519, selektiv gehärtet
    Griff: Ebenholz
    Monturen: Puddeleisen
    Gesamtlänge: 290 mm
    Klingenlänge: 165mm bis Guard
    Grifflänge: 125mm
    Klingenstärke: 5mm
    Klingenhöhe: 38mm
    Gewicht: 420 Gramm ohne Scheide
    Scheide: Leder

  • Wieder ein toller und Ausführlicher Bericht mit vielen schönen und Aussagekräftigen Fotos von dir!


    Nicht zu Letzt wegen des Wunderschönen Messers.


    Vielen Dank dafür, es ist mir immer eine Freude!

  • Echt schönes Messer! Die Guard hätte mir etwas kleiner auch gereicht, hat aber so einen sehr urgewaltigen Look. :thumbup: :thumbup:


    Eine Frage, was ist Puddeleisen?




    Mfg

    Mfg Andreas




    Ist das Spiel vorbei, landen Bauer und König in der selben Kiste.

  • Puddeleisen ist historisches Eisen. Es wurde bei der Herstellung gekocht und gerührt. Man hat aber bei dem Prozess nicht die Schlacke vom Eisen getrennt.


    So zumindest im Groben.


    Puddeleisen ergibt dadurch beim Ätzend dieses eigentlich unverkennbare Muster.

    [font='Chicago, Impact, Compacta, sans-serif']Kopportunist #995---T.I.T.A.N. #995

    Einmal editiert, zuletzt von Rosa Plüschrammler ()

  • Die Optik ist sehr cool jedenfalls! Wird das durch die Einschlüsse dann nicht ziemlich brüchig?

    Mfg Andreas




    Ist das Spiel vorbei, landen Bauer und König in der selben Kiste.

  • Ich kenne Puddel nur in der Verwendung für Zwingen, Guards oder Abschlüssen. Da ist mir dergleichen noch nie passiert, also dass das was an dem aus Puddel gefertigten Stück kaputt gegangen ist.

    [font='Chicago, Impact, Compacta, sans-serif']Kopportunist #995---T.I.T.A.N. #995

  • Ein sehr schönes Messer, auch wenn ich immer noch keine Holzgriffe mag. Aber zu diesem Messer passt das natürlich bestens. :thumbup:
    Kannst Du mal bitte die Stärke des Guards messen? Der sieht echt gewaltig aus. 8o

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

  • Der Guard ist nicht klein, was mir hier aber besonders gut gefällt.


    Der sollte um 20mm haben oder meinst Du die Stärke? Da glaube ich um 7mm

    [font='Chicago, Impact, Compacta, sans-serif']Kopportunist #995---T.I.T.A.N. #995

  • Hey Frank, das Teil sieht stark aus!! Farbe, Material und Form wissen für mich zu überzeugen!


    Einzig sieht der Griff für meine Verhältnisse etwas "ungemütlich" aus. Ist er aber bestimmt nicht. Jedenfalls folgt alles dem Design und ergibt ein tolles Gesamtbild!


    VG

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • Glaube ich nicht, Klinge und PE sind asymmetrisch zur Längsachse, zudem ist der Griff nicht ganz gerade in der Längsachse angebracht, sondern ein wenig schräg. All diese Faktoren reduzieren das Drehen.....

  • Moin,


    Puddeleisen wurde im Wesentlichen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt. Es wurde nicht nur flüssig gerührt, sondern auch als zäher teigiger Klumpen auf einem Rost über dem Feuer gewendet. Es ging darum, dem Roheisen durch Luftkontakt soviel Kohlenstoff zu entziehen, dass es schmiedbar, teilweise härtbar wurde. Mengemmäßig war so ein Klumpen auf das begrenzt, was ein Puddler bewegen konnte, deshalb wurden etwa die frühen Eisenbahnschienen aus mehreren Stücken zusammengeschweißt.
    Manchmal wird alles alte Eisen fälschlicherweise als Puddeleisen bezeichnet, dann liest man vom "Parierelement aus Puddel von einem alten Maueranker von 1750" oder so. Man kann die verschiedenen Materialien wohl am Schliff- und Ätzbild erkennen, aber da bin ich kein Experte.
    Auch sozialgeschichtlich (Industrialisierung, Arbeiterbewegung) ist das Thema nicht uninteressant. Die Puddler waren bisweilen gut bezahlte Fachleute und renitente Arbeitskräfte, ohne die nix ging. ;)



    zum Messer:
    Gefällt mir grundsätzlich gut. Schöne Klinge, ich steh auf Bowies und 2519. :thumbup:
    Der Griff geht gar nicht, sorry. ;) Archaisch ist ok, find ich auch gut. Ebenso double guards. Aber dieses Design find ich seltsam, passt irgendwie nicht. Diese fetten Batzen zwischen Holz und Klinge, der optische Versatz zwischen Holz und Abschlussstück (wirkt vielleicht auch nur auf den Fotos so?).
    Ob man unzerstörbare Messer so baut, sei mal dahingestellt. Und gibt es einen richtigen Ort für Spalte an einem Messer? ;)

  • Abend,


    danke für die Infos über Puddeleisen.
    Wer es noch ausführlicher will, kann hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Puddelverfahren



    Der Griff geht gar nicht, sorry.


    Du musst Dich nicht für Deine ureigene Meinung entschuldigen - mit diesem Geschmack musst ja Du leben ;)


    Aber dieses Design find ich seltsam, passt irgendwie nicht.


    Sagt wer? Ich finde es sehr passend zum Stil, den es vertritt ... so what?


    Diese fetten Batzen zwischen Holz und Klinge

    laut Wikipedia sind Batzen Geldstücke: http://de.wikipedia.org/wiki/Batzen
    Münzen konnte ich zwischen Holz und Klinge nicht finden, oder sollte der Guard gemeint sein? ?(
    Dann fällt mir doch die Aussage des Threaderstellers ein: " Ja, ich bin ein großer Guard-Fan".
    Und für einen Guard-Fan kann dieser gar nicht massiv genug sein .... :thumbup:


    der optische Versatz zwischen Holz und Abschlussstück (wirkt vielleicht auch nur auf den Fotos so?).
    Ob man unzerstörbare Messer so baut, sei mal dahingestellt.

    Wenn Du dir nicht sicher bist, ob es nur auf dem Foto so wirkt, frage ich mich, warum du es dann kritisierst?


    Zusätzlich scheinst du das Wissen zu haben, wie man unzerstörbare Messer baut. Ich liebe unzerstörbare Messer!
    Ich würde mich sehr freuen, wenn Du dein Wissen mit mir teilst! Auch fände ich es absolut wissenswert,
    welche Bauteile, Materialien und Verarbeitungstechniken an diesem Messer in Verdacht stehen, dass sie nicht
    unzerstörbar sind. Bei meinem nächsten Custombowie werde ich dies dann unbedingt berücksichtigen.

  • Interessant, was du so alles herausliest und hineininterpretierst. Dein 3. Satz sagt aber eigtl. alles.
    Wenn du deine Definitionen aus Wikipedia ziehst, kannst du natürlich nicht wissen, das Batzen (regional/lokal) noch ganz andere Sachen bezeichnet. ;)
    Im Übrigen ist der Wiki-Artikel zum Puddelverfahren stellenweise ungenau/falsch.

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