Unterschätzte Schätzchen, Teil 1 und 2

  • Freunde,
    es gibt ja so viele Messer, von denen man begeistert sein kann... Aber wem sag' ich das?
    :D


    Zu solchen Klassikern zählen für mich z.B. das unvergessliche Benchmade 710 (womit für mich alles begann), das Spyderco Military (verdammt nah am perfekten Produkt, wenn auch nicht unbedingt am perfekten Messer), und das Strider SnG (auch so ein all time favourite).


    Mit genügend Zeit an den Füßen würde ich die am liebsten hier alle noch mal vorstellen. Einfach aus der Begeisterung am guten Messer heraus, sozusagen...


    Bei diesen Schätzchen findet man allerdings entweder in diesem oder anderen Freak-Foren (hierzulande und jenseits des großen Teichs) sowie bei Youtube ganz viele sehr gut gemachte, informative, spannende Reviews. Die Vorstellung dieser tollen 'Bestseller' überlasse ich also vielleicht lieber denen, die das besser können als ich.


    Manchmal aber, da fällt einem dann aber auch so ein ganz besonderes Schätzchen in die Hände, und darüber findet man dann (fast) nichts in den einschlägigen Quellen. Und dann fragt man sich, warum dieses Messerchen in der Community eigentlich so wenig Beachtung findet.


    Also habe ich mir vorgenommen, euch heute mal ein tolles EDC von Tom Ferry vorstellen, das vor einigen Tagen bei mir eingetrudelt ist.


    Tom macht seit 1995 Messer und lebt nach eigenen Aussagen von seiner Handwerkskunst seit 1999. Er ist begeistert von Damaszener-Stahl, was man seinen Custom Entwürfen auch ansieht! Außerdem ist er einer der Erfinder von Timascus, jener vielversprechenden Mischung aus Titan und Stahl, die man zunehmend auch in Customs anderer Messermacher findet.


    Vor kurzem hat er allerdings auch ein neues Unternehmen namens Tango Foxtrot Knives LLC gegründet, in dessen Rahmen er seine Entwürfe als kleine Serien verkauft, vor allem in gängigen (PM) Stahlsorten wir S30V oder D2. Und das ist - wenn ihr mich fragt - ein Glücksfall, denn ich mag Damast nicht wirklich... oder besser: wirklich nicht! :D


    Ohne es zu wissen, war ich bereits vor der Entdeckung dieses Messerchens schon mal über eines von Toms Patenten gestolpert, denn er hat in Zusammenarbeit mit Michael Vagnino die Everflush Spring entwickelt, die auch in Michaels beliebten (und auch bekannteren) Slipjoints zum Einsatz kommt.


    Auf Tom Ferry und Tango Foxtrot Knives bin ich aber dann erst durch das T1 aufmerksam geworden, das ich durch einen glücklichen Zufall erwerben und in meine Sammlung aufnehmen konnte:







    Wie ihr seht, handelt es sich um einen echten Gentleman's Folder ohne Verriegelung und Clip, dafür aber mit abgerundeten Kanten, schlankem Griff und einer 3" langen Klinge versehen.
    Den trägt man also gerne in der Hosentasche seines Anzugs oder (bei Bedarf) sogar mal in der kleinen Feuerzeugtasche seiner Jeans.


    Gesamtlänge: 17,8cm
    Klingenlänge: 7,6cm
    Stahl: stonewashed D2


    Die Verarbeitungsqualität ist gut, wenn auch nicht überragend, wenn man bedenkt, dass man einen Folder der 200€-Klasse in Händen hält: Einige kleinere, nicht beseitigte Kratzer vom Fertigungsprozess sind am Griffrücken hier und da noch zu erkennen und rasieren tut die Klinge leider von Haus aus nicht. [Edit: Jetzt schon, siehe Bilder!] Abgesehen davon aber ist alles stimmig: In geschlossenem Zustand sitzt die Klinge mittig, beim Öffnen spürt man deutlich die stramme Feder, die dafür sorgt, dass die Klinge bei circa 90 Grad stoppt (siehe letztes Bild!) und sich dann erst komplett öffnen lässt. Währenddessen hebt sich übrigens am Griffrücken nichts, ein Merkmal der erwähnten everflush spring.


    Der Griff verdient noch ganz besondere Erwähnung, denn hier hat Tom die Materialien wirklich meisterlich in Szene gesetzt! Für die Griffschalen setzt er bei dieser Ausführung 'lightning strike' Carbon ein, bei dem Kupferfäden eingewoben sind. Dadurch bekommt der Griff durch den sich ergebenden Rotton ein geradezu magisches, warmes Leuchten, das dem ganzen Messer eine fast unwirkliche Aura verleiht. Da kann man schon mal einen Nachmittag drüber staunen...
    8o

    MIND IS KING

    6 Mal editiert, zuletzt von Dickreef ()

  • Tja, und als zweites Messer in dieser Reihe der hierzulande allgemein wenig beachteten Schmuckstücke möchte ich euch dann noch Todd Beggs Mini Glimpse in der Version als Friction Folder vorstellen:



    Todd Begg ist einigen vermutlich durch die Blade Brothers Serie auf dem Discovery Channel bekannt. Die drei ungleichen Brüder, die sich aber wunderbar ergänzen und dabei noch für jede Menge Unterhaltung sorgen, haben die Messercommunity ja bereits zwei Folgen lang amüsiert.


    Andere kennen Todd vielleicht durch seine länger zurückgehende Zusammenarbeit mit der Firma Böker, in deren Rahmen u.a. Messer wie das bekanntere Serien-Kiridashi und ein Klapper namens „Field Marshal“ entstanden. Doch diesen Serienprodukten, die in Punkto Verarbeitung keineswegs ganz vorne mitspielen (auch und besonders im Vergleich mit Serienfertigungen anderer Hersteller nicht) fehlt genau deshalb, was Todds Messer so einzigartig macht, nämlich die Liebe zum Detail und die Top Verarbeitung!


    Todds Customs allerdings gehen auf Shows meist so ab 1750$ über den Tisch - je nach verwendeten Materialien auch deutlich darüber - und sind auf dem Sekundärmarkt praktisch direkt nach dem Kauf schon ein paar hundert Dollar mehr wert. Solche Preise bewegen sich natürlich weit jenseits der normalen Messerkaufbudgets, sogar für Freaks wie unsereinen, wo man diesbezüglich eigentlich nicht mehr von ‚normal‘ sprechen darf.
    :D


    Anyway. Bei dem hier vorgestellten Mini Glimpse handelt es sich nun um ein Messer aus der sogenannten ‚Field Grade‘ Serie der in San Francisco beheimateten Messerschmiede. Diese Semi-Custom Serie (von Todds einmaligem Bruder Mark auch liebevoll DNC, „damn near custom“ genannt) fällt durch angenehm bezahlbare Preise und eine den Customs ähnliche gute Verarbeitung auf, und das bei den gleichen genialen Designs. Nur eben mit etwas weniger hochpreisigen und leichter zu verarbeitenden Materialien. So werden beim vorliegenden Mini Glimpse statt Titangriffschalen mit Bronze- und Carboninlays zum Beispiel einfache G10 Griffe verwendet, und auch die Oberflächen der Klingen sind nicht poliert oder handsatiniert, sondern stone- oder acidwashed.






    Macht aber nix, die Dinger machen einfach nur Spaß, und Todds Handschrift scheint immer überall durch, vor allem beim unnachahmlichen Grind, auch wenn der Maestro hier vielleicht nicht mehr jede Klinge einzeln und höchstpersönlich handgeschmirgelt hat.


    Das flossenähnliche Gebilde an der Klingenwurzel ist übrigens kein Flipper, sondern dient im aufgeklappten Zustand als Finger Guard, wie Mark nicht müde wird zu betonen. Dadurch hat man im Rahmen des Einsatzbereiches eines solch kleinen Messers (Klingenlänge 3 Zoll) alle Sicherheit, die man braucht, denn Hebeln oder grobes Stacheln stehen glaube ich eher nicht auf der Speisekarte dieses kleinen EDCs.




    Als waschechter Friction Folder ist das Teil im Übrigen natürlich voll 42a-tauglich und kann bedenkenlos getragen werden… Vorausgesetzt, man hat noch ein Strider Dauntless oder eine Busse Battle Mistress dabei –für die groben Sachen!
    :D

    MIND IS KING

    Einmal editiert, zuletzt von Dickreef ()

  • Danke für den sehr gut geschriebenen Bericht.
    Vor allem das 2. Messer von Todd Bregg sieht ja mal hammermäßig stark aus.
    Muss gleich mal ein bischen googeln ob die noch was schönes haben.

  • Vielen Dank für Deine Vorstellung der beiden Messer,
    Ich hoffe dieser Thread füllt sich weiter mit ein paar Exoten!


    So ein frischer Wind passt aktuell ganz gut!


    Grüsse
    Pat

  • Vielen Dank für Deine Vorstellung der beiden Messer,
    Ich hoffe dieser Thread füllt sich weiter mit ein paar Exoten!


    So ein frischer Wind passt aktuell ganz gut!


    Grüsse
    Pat


    Danke Pat,
    das würde mich natürlich freuen, wenn hier noch weitere solcher 'unterschätzten Schätzchen' gepostet würden!
    :thumbup:

    MIND IS KING

  • ...Ich schließe mich meinen Vorrednern an
    :thumbup:
    Tolle Vorstellung..Noch ne´tollere Idee.


    Die Messer treffen allerdings nicht meinen (Mainstream) Geschmack.
    Bin neugierig was Du sonst noch aus dem Hut zaubern kannst.


    Gruß aus´m Sauerland woll


    Butch

    Es sind schon viele Dünne gestorben,aber noch kein Dicker geplatzt!

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