Ich bin ja ein sehr großer Freund von ausgefallenen und gut gemachten Scheiden. Für mich ist eine Scheide nicht nur Mittel zum Zweck, um ein Messer zu transportieren und sicher aufzubewahren. Eine Scheide muss schon mehr bieten.
Die Arbeiten von Michel sind mir schon lange aufgefallen. Brillierten sie auf Fotos schon immer durch professionelle, sehr saubere Verarbeitung so ist die Realität eine andere: BESSER.
Fotos liefern leider auch in der heutigen Zeit nicht ansatzweise das, was die Wirklichkeit noch bereit hält. Auf Fotos kann man viel Kaschieren oder man erkennt nicht wirklich die handwerkliche Arbeit vollends.
Bei Michel ist es eben so, dass die Wirklichkeit eben noch einen oben drauf setzt.
Auf diversen Treffen sind mir die Scheiden schon positiv aufgefallen auch ist hier immer wieder Kuh-Dex in diesem Zusammenhang gefallen.
Aber what the hell ist Kuh-Dex?
Michel beschreib es schon gut. Ausgang war eine Idee von Markus Reichart. Michel hat es ausgetüftelt und schweigt zu dem Geheimnis. Klar, würde ich nicht anders machen.
Eine irgendwie in mehreren Schritten stabilisierte und imprägnierte Lederverarbeitung. Hart, macht, wie eingangs in der Überschrift erwähnt, „Poch Poch“ wenn man sie auf einen Tisch klopft. Sprich: Das Ding, respektive die Dinger sind hart. Nicht so hart, dass sie brechen, aber merklich und wesentlich härter als herkömmliche Lederscheiden.
Aber warum das ganze?
Kydex tut es doch auch, oder nicht? Ja, sicherlich ist Kydex eine gute Wahl, wenn ich etwas robustes für draußen möchte.
Viele Vorteile:
-Wasserunempfindlich
-Stabil
-Multifunktional zu verwenden
-Kaum Abnutzungserscheinungen
-Resistent gegen Blut, Dreck, Schmutz
-Abwaschbar
-etc...
Kydex bietet aber auch durchaus Nachteile:
-Plastikoptik
-hinterlässt nicht selten Kratzer auf der Oberfläche des Messers
-passt nicht zu allem
-etc...
Vor allem das meist kratzige Geräusch und die Tatsache, dass Kydex durchaus die berüchtigten „Kydexspuren“ verursacht, sind ein Umstand, der mir persönlich immer nicht so gut gefällt.
Sicherlich gibt es hier die Möglichkeit ein Lederfutter einzubringen, wie es Markus macht, oder ein Microfaser Inlay, wie beispielsweise Martin von Blade Systems.
Beides führt dazu, dass das Kratzen aufhört und eben keine Kratzer mehr auf der Klinge entstehen.
Beides hat aber auch einen Nachteil: Ich mindere so den Größten Vorteil der Kydex. Ich kann sie eben nicht mehr so einfach unter fließendem Wasser auswaschen. Darunter leidet natürlich dieses Inlay.
Warum denn nicht dann prinzipiell Leder?
Viele Vorteile:
-Optik
-Haptik
-Exklusivität
-Schont das Messer und die Klinge
-Passt zu jedem Messer
-etc...
Leder bietet aber auch durchaus Nachteile:
-Pflegeintensiv
-Kann durchweichen
-Nicht so resistent gegen Dreck, Blut schmutz
-kann mit der Zeit ausleiern
-etc...
Darum ist der Ansatz von Michel und Markus sehr gut. Eigentlich genial. Man verbindet die positiven Eigenschaften von Leder mit denen von Kydex, nennt das ganze Kuh-Dex und alle sind glücklich?
Im Prinzip ist es die Kurzfassung.
Kuh-Dex bietet eine ähnliche Stabilität wie Kydex, leiert nicht aus, ist weitestgehend Schmutz, Blut, Dreck resistent, lässt sich abwaschen, macht keine Kratzer und das für mich wichtigste: Das fühlt sich noch so an und sieht nach wie vor aus wie Leder.
Super.
Kuh-Dex ist somit eine gute Wahl, wo Robustheit eine Rolle spielt, Dreck vorkommt es aber trotzdem Leder sein soll.
Wer also mit dem Gedanken spielt, die Pfade der Serienscheiden verlassen zu wollen, sollte sich noch mal näher mit Kuh-Dex befassen.
Kommen wir aber nur zur Verarbeitung:
Wie bereits oben angedeutet, sind die Scheiden von Michel perfekt gemacht. Da sitzt alles dort wo es hin soll. Die Nähte sind blitzgerade, die Kanten sauber gearbeitet.
Das Messer rastet wie bei einer Kydex mit einem Klack in die Kuh-Dex ein. Hier muss man sich keine Gedanken darüber machen, dass das Messer trotz fehlendem Sicherungsriemen verliert.
Verarbeitungstechnisch ist das ganze auf einem Top Level. Wer dachte, die Verarbeitungsqualität an den bisherigen Bildern abschätzen zu können, der sollte sich mal eine Scheide in die Hand nehmen. Da gibt es dann noch einen ganz anderen aha-Effekt.
Die Kommunikation mit Michel ist vorbildlich. Soweit machbar und realisierbar wird jeder Kundenwunsch berücksichtigt.
Zu den Scheiden als solches:
Gefertigt hat mir der Michel zwei Scheiden gefertigt. Eines für mein Kiku Matsuda, ein Hash Kamui, und eines für mein Rahmenmesser von Murat.
Die Scheide des Kiku war nicht der Brüller. Die Scheide des Rahmenmesser in meinen Augen schon perfekt, aber so ein Messer kann durchaus auch eine weitere ausgefallene Scheide vertragen. Dazu später.
Kiku:
Das Kiku hat eine von Michel Bushcraftscheiden bekommen. Die hat er ja schon des Öfteren gefertigt und hier gezeigt. Insofern gibt es hier keine Bahnbrechenden Neuerungen.
Feuerstahlloop, Zippo Tasche, alles mit Chicago-Srews verschraubt. Toll. Macht die Scheide sehr funktional und ein echter Hingucker ist es obendrein. Voll „aufgerüstet“ mit sämtlichen Anbauteilen ist es keine kleine Scheide, dem sollte man sich bewusst sein. Ich persönlich mag es sehr. Stört es, kann es ja auch „zurückgebaut“ werden. Die Anbauteile werden mit Querriemen und einem den Chicagos gehalten. Ein kleiner Schraubendrehereinsatz und schon ist die Scheide individuell zusammengestellt.
Wie generell bereits geschrieben: Keine Blöße, was die Verarbeitung betrifft. Es passt alles. Das Messer rastet sauber ein. Grandios.
Die Nähte sind hier rot, als kleiner optischer Hingucker. Ansonsten, wie unschwer zu erkennen, der Rest ist schwarz.
Rahmenmesser:
Zu meinem Murat hatte ich ja bereits eine ausgefallene Scheide mit einem Titanclip. Die gefällt mir nach wie vor.
Für ein anderes Projekt, das dauert aber noch, hatte ich mir Inspiration geholt und wollte dazu eine Scheide, die ich mittels Cobra Buckles multifunktional nutzen kann. Die Scheide wurde jetzt zunächst für das Rahmenmesser durch Michel umgesetzt. Die feinen Cobra Zubehör Teile gabs beim Kumpel Robert (Sartools).
Auch hier Kuh-Dex und Feuerstahlloop.
Es ist eine eckige Basisscheide, die am unteren Ende den Loop hat. Darauf mit Chicago Srews verschraubte Querriemen, die die Dreierplatten tragen. Dies kann vorne als auch hinten montiert werden.
Die Dreierplatten ermöglichen das Andocken von Cobra Buckles. Hierzu habe ich Gurte in unterschiedlichen Länge bestellt (schon mal Danke an Eule).
Durch diesen Aufbau bieten sich fantastische Tragemöglichkeiten. Ich kann es umhängen, ich kann es wie einen Gürtel ummachen, egal ob längs oder quer, kann es am Oberschenkel befestigen, direkt am Gürtel längs oder Quer, es vor der Brust tragen, auf dem Rücken....
Klar. Das System ist aufwendig, nicht ganz günstig und auch nicht das leichteste. Aber cool ist es schon.
Von der Verarbeitung her genau so hervorragend gemacht, wie die andere.
Beide Scheiden fallen klar in die Kategorie „Top notch“. Man findet kaum bis gar nichts, was nicht perfekt gemacht wäre. Selbst das „Kaum“ im vorherigen Satz ist, wenn man ehrlich ist, zu streichen.
Es bleibt nur folgendes Resümee: Michel, Du bist ein Scheidenkönig und ein Ledervirtuose!
So, aber nun Bilder.