Es muß nicht immer Karambit sein - eine kulinarisch-pazifistische Anregung....


  • Vielen der "Stammgäste" hier ist ja meine primäre Interessenlage hinlänglich bekannt...ebenso wie das Mitlesen bestimmter Herrschaften, die sich brennend für allerlei Rezepte interessieren...


    Natürlich ist es das Kulinarische, in dem ich mich - natürlich neben dem Beseitigen :) - vor allem durch auftragsweise schneidende Arbeiten für meine "Großmeisterin" im heimischen Koch-Dojo betätige.


    Und zu diesem "Kernbereich meiner privaten Interessen" (Datenüberwacher: Ab hier also bitte weghören...) möchte ich Euch heute ein interessantes Werkzeug vorstellen, ein Geschenk von "Rumpeltroll": das MORA 175 P


    Das 18 cm lange und 88 g leichte Werkzeug mit der 63 mm langen und 2 mm starken Klinge ist ursprünglich für Handwerker und zum Schneiden von Leder, Dachpappe oder Linoleumfußboden gemacht - hat mich aber schon lange interessiert, weil es sich sicher auch für viele andere nützliche Tätigkeiten verwenden läßt, z.B. das Kräuterernten...



    Daten finden sich hier


    http://www.moraofsweden.se/con…ng-felt-leatherknife-175p


    Leider gibt es derzeit wohl keinen inländischen Anbieter, aber die Gebrüder Tjarks bieten zumindest den "älteren", jedoch auch ein wenig kleineren Bruder an, das Modell 175 mit einer 5 mm kürzeren Klinge...


    http://www.hkgt.de/shop/messer…lassic-handwerker-_c.html


    Warum stelle ich Euch heute dieses nützliche Gerät vor? Nun, viele ähnlich Interessierte verwenden ja derzeit zu Sammel- und Erntezwecken sehr gern ein Karambit mit einer Hawkbillklinge, die ganz ähnlich gestaltet ist wie bei diesem Werkzeug. Zunehmend scheint man jedoch in Wiesbaden zu der Auffassung zu gelangen, etwas mit einem verlustsichernden Ring am Hinterende müsse ja (weil es sicherer und bequemer zu handhaben ist) dann zwangsläufig eine böööööse Waffe sein. Ich möchte nicht gern in der Nähe dieser Herrschaften sein, wenn sie autofahren, denn wenn sie sich anschnallen, müßten sie ja nach dieser Logik sofort wild darauf werden, mit der Mörderkarre ihre Mitmenschen umzukacheln....



    Nun, sei es drum. Jedenfalls gibt es ja auch zum Kräutleinmähen die altbewährte Hippe, diesmal eben nicht die alte Hippe, sondern die nette, altmodische :) Viele dieser Werkzeuge sind klappbar und wären hier also falsch unter den Feststehenden eingruppiert, eben weil feststeht, daß sie genau dies nicht tun....Ihr versteht...So gibt es klappbare Hippen von vielen traditionellen deutschen Herstellern, aber z.B. auch SEHR schneidig und preisgünstig von Opinel.


    Alle diese Werkzeuge schneiden mächtig-gewaltig, häufig besser als viele bööööse Karambits. Nachteil des Opinel ist allerdings, daß das Öffnen ein wenig langsam und mühselig ist, Ihr kennt das Problem. Zu einfach wär ja auch wieder schlecht, weil es ja dann wieder automatisch ein Meuchelwerkzeug sein muß....(elektrische Fensterheber machen aus einem Pkw einen Panzer??).
    Jedenfalls sei den schnöden Einhand-Hassern beim nächsten Pilzesammeln von Herzen gegönnt, sich nicht mit einer freien Hand am Hang festhalten zu können und - begleitet von schrillen Schreien, zunehmend in Stöhnen und Jammern übergehend - durch Disteln, Geröll und Nesseln waldige Hänge hinabzupurzeln, ihre Steinpilze nehme ich dann gern....


    Realität ist aber leider eben, daß eifrige Hüter der öffentlichen Sicherheit und Ordnung selbige zu verbessern trachten, indem sie dem rechtstreuen Bürger einhändig bedienbare Taschenmesser oder irgendwie besonders praktisch gestaltete Gegenstände (...die ja dann automatisch Waffen sind, siehe oben...) mit großem Eifer abnehmen, während sie sich mit 8 Mio. illegaler Schußwaffen ein wenig schwerer tun oder schwarz bejackte uniformierte Banden putzig-euphemistisch als "sowas wie einen Motorradclub" bezeichnen...


    Das schränkt die Wahl der NOCH nicht beanstandeten Erntewerkzeuge natürlich ein, denn wir möchten ja nicht pilz- und kräutleinsammelnd durch den Wald hüpfen und dann behandelt werden, als hätten wir das Rotkäppchen massakrieren wollen...



    Fassen wir noch einmal zusammen: Ein Karambit-Ring muß nicht unbedingt sein, Spinning ist nicht das Geeignete für jeden Kräuterfreund, gerade bei ruppigerem Grün. Außerdem hat ja Spyderco mit Civilian und Matriarch gezeigt, daß Hawkbill auch ohne Ring gut funktioniert. Nur geht sowas einhändig auf und ist deshalb böse...Eine Opinel-Hippe schneidet mindestens so gut wie ein Matriarch, die Klingenspitze ist auch fast exakt am gleichen Punkt oder sogar noch ein wenig weiter unten-vorn, hat aber Defizite im Bedienungskomfort. Und - TATTAA! - schon wissen wir, warum wir diesen Thread hier bei den Fixed finden :)


    Hier einmal ein paar Vergleichsbilder zur Position der Klingenspitze im Vergleich der MORA-Hippe mit einem Matriarch, bei einem Karambit sieht es, siehe oben, nicht viel anders aus:






    Im Direktvergleich gefällt mir die Handlage beim MORA sogar aufgrund des fülligeren Griffs gerade für dynamischere und ruppigere Anwendungen (natürlich also z.B. den gaaanz dicken, fiesen Rosmarin) besser als die des Matriarch, die Schneidleistung steht dem des Spydie auch nicht nach....


    Damit man es zum Sammeln schön kulinarisch-pazifistisch und ohne Harmoniestörungen bei den ängstlichen Mitmenschen mitführen kann, hat MORA eine Sicherungshülle mitgeliefert, die nicht den Anspruch einer "richtigen" Scheide erhebt, sich jedoch mit ein wenig Bastelei sogar mit einem TekLok versehen läßt...allerdings verdient das Messer definitiv auch den Aufwand für eine hübsche Kydex oder eine Lederscheide!



    Das sitzt dann hoch am Gürtel, läßt sich erstaunlich flüssig nach vorn/oben ziehen und verschwindet dezent unter dem Feld-und Waldblüschen...



    Von mir eine dicke Kaufempfehlung, vielleicht lassen sich ja auch die Tjarks-Brüder bei genügend Anfragen zur Aufnahme ins Sortiment bewegen! Und holt es Euch, solange man nicht im neuen Wiesbadener Stil dazu schreibt:


    "Besorgniserregend ist die Verbreitung besonders heimtückischer Messer von MORA, die sich besonders bei skandinavischen Jugendbanden besonderer Beliebtheit erfreuen, beispielsweise der berüchtigten Bullerbü-Gang oder dem jugendlichen Intensivtäter "M." aus Lönneberga, ebenso der Ikone weiblicher Teen-Delinquenz, der Pippi L."

  • Ich weiß nun nicht ob ich über deinen Beitrag lachen odef über unsere eifrigen Gesetztesvertreter weinen soll...
    Genial gedchrieben, infornativ und ein Spaß zu lesen, Danke!

  • Zuallererst ist dieser Thread DAS, was ihn hier in dieser Beitrags-Systematik an dieser Stelle auftauchen läßt: eine Produktvorstellung eines Messers mit entsprechender Kaufempfehlung.


    Das ist ein sehr preisgünstiges und praktisches Messer mit guter Ergonomie und sehr guter Schneidleistung und - aus den angesprochenen Gründen - eine gute Alternative für Hawkbill-Interessierte zu anderen Hawkbill-Messern, deren Führen aus dem einen oder anderen Grund beschränkt sein könnte.


    Im "Nebeneffekt" sieht man natürlich im Direktvergleich zwischen Karambit, Matriarch und 175P, wie sinnentleert eine rechtliche Differenzierung nach bestimmten technischen Gestaltungsmerkmalen zwischen diesen Messern im Ergebnis ist. Dem Karambit wegen seiner Hawkbill-Klinge angesichts jahrhundertealter europäischer Tradition in der landwirtschaftlichen und handwerklichen Benutzung solcher Hippen sozusagen "per Definition" böse Eigenschaften anzudichten ist ebenso sinnreich wie eine Differenzierung nach vorliegenden Gestaltungselementen, die die Bediensicherheit oder den Bedienkomfort positiv beeinflussen, da diese Eigenschaften grundsätzlich JEDE Anwendung fördern und von Straftätern zuweilen nur aus dem Grund ausgewählt werden, daß man auf ein allgemein praktisches Werkzeug eben zu ALLEN Zwecken prioritär zugreift.


    Es gibt "klassische" Täterfahrzeuge, z.B. den legendären schwarzen 3er oder 5er BMW - man sollte bei dieser Betrachtungsweise dazu raten, diese Fahrzeuge als "von Straftätern präferenziert und offensichtlich besonders gut zur Begehung von Straftaten geeignet" zu verbieten....die Lobbyarbeit der Automobilhersteller wäre für uns sicher leuchtendes Vorbild. Nach der bisherigen "Logik" müßten dann die entsprechenden Taten rapide zurückgehen, weil die Täter NICHT einfach auf irgendwelche anderen Modelle ausweichen würden...


    Dabei fällt mir ein, daß derzeit gegen mehrere Personen wegen des Verdachts ermittelt wird, ein Opfer in einen Hinterhalt gelockt und mit Ziegelsteinen zu Tode geprügelt, ein zweites schwerstverletzt zu haben. Ich erinnere mich auch noch an einen Ehrenmordfall, bei dem das Opfer schrecklicherweise mit Stichen und Hieben mit einem Ast in Hals und Gesicht sowie durch Erdrosseln ermordet wurde...und an diverse Fälle von "Körperverletzung mit Todesfolge", weil ja Täter, die mit ihren Stiefeln ein niedergeschlagenes Opfer tottrampeln, natürlich nicht billigend in Kauf genommen haben, daß man an solchen Petitessen gleich sterben könne...


    Zuweilen erlangen Gegenstände übrigens ausschließlich wegen ihres "Hypes" in Medien eine größere Beliebtheit in Täterkreisen, die dann umgedeutet wird in eine besonders hohe "Eignung" zur Begehung von Straftaten. Klassisches Beispiel ist das Balisong, das nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung außer in den Händen weniger wirklicher Spezialisten in einer Konfrontationsstituation jedem klug getragenen Fixed unterlegen ist. Falls ich es nicht vermeiden kann, in so eine Situation zu geraten, wäre mein inniger Wunsch, dann wenigstens an so einen eitlen Wedel-Poser zu geraten, der mir mit seinem Gefuchtel noch Zeit läßt, Abstand und Schußwaffenbedrohung zwischen ihn und mich zu bringen, statt an jemanden zu geraten, der ein bereits einsatzbereites Messer sofort in Fortsetzung einer Ziehbewegung gegen mich einsetzen kann....


    Dieses Messer wird hier in der Überzeugung vorgestellt, daß in unserem Kreis JEDES Messer zu ehrenwerten, gesetzestreuen Zwecken eingesetzt wird, im Falle mangelnder Rechtstreue aber auch soviel technisches Verständnis vorliegt, ohnehin jeden verbotenen Gegenstand entweder zu substituieren oder das Verbot zu ignorieren, wenn man schon auch die Strafvorschriften für KV oder Raub ignoriert. Sei es drum....Jedenfalls ist DAS HIER ein Werkzeug, nach meiner privaten, unverbindlichen Einschätzung also in keiner Hinsicht beschränkt.


    Legt man dann MORA und Karambit mal nebeneinander, fragt man sich natürlich, WAS das Karambit da so "böse" machen soll...


    Der rechtstreue Bürger wird auch mit dem Karambit nichts Böses anstellen, der Straftäter wird das Verbot ignorieren oder etwas anderes "Geeignetes" zur Tatbegehung finden, vom Werkzeug bis zum Alltagsgegenstand.


    Also noch mehr verbieten? Jedes Messer und jeden "gefährlichen Gegenstand" führungsverbieten? Der Bürger zu seinem eigenen Schutz als Staats-"Insasse" wie in einer JVA oder einer Klapsmühle? Nur zu seinem Besten, natürlich...


    Man ist momentan dabei - entsetzlicherweise mit guten Erfolgsaussichten - uns zu vermitteln, die nun häppchenweise öffentlich aufgedeckte Bürger- und Firmenbespitzelung à la Prism, Tempora & Co. werde ausschließlich zum Wohle der Bürger durchgeführt. Politiker und Journalisten sind peinlich berührt, das ist was gaaaaanz Neues, und von Echelon hat natürlich keiner was gehört. Dass die Bürgerbespitzelung ohne jeglichen Gerichtsbeschluß und individuellen Anfangsverdacht offenbar Ausmaße erreicht hat, die man sich öffentlich lieber nur für stalinistische Militärdiktaturen vorstellen wollte, während man andererseits in Deutschland Mautdaten noch immer auch nicht bei Mordermittlungen gegen bereits konkret und individuell Tatverdächtige auswerten darf, soll mir mal einer erklären....


    Aber vor diesem Hintergrund bin ich - leider - auch ziemlich sicher, daß sie uns ebenso "erklären" werden, die moderne "Schwertjagd" zur Eliminierung höchstkrimineller Taschenmesser werde nur zu unserer Sicherheit und unserem Besten mit so merkwürdigen Ergebnissen durchgeführt....

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Danke Micha, Du hast es wieder einmal geschaft ein heikles Thema ohne Umschweife direkt auf den Punkt zu bringen.
    Ich hoffe immer mehr, dass entsprechende, hier angesprochene, Behörden hier kräftig mitlesen und es vielleicht doch zu dem einen oder anderen Denkanstoss bei den Herren führt ... :pray:

    Gruß Stefan

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