Schnitt- und Durchstichtest an einem Schutzhandschuh der Marke Hatch SGX 11
Gekauft von einem Kollegen 2007 oder 2008 und seitdem im Einsatz. Das bedeutet aber nicht jeden Tag, sondern im Rahmen der Einsatzeinheit alle 14 Tage zB bei einer Fußballveranstaltung. Weiters wurden die Handschuhe (abwechselnd mit einem anderen Paar) bei seiner Tätigkeit als Einsatztrainer verwendet. Die ersten Fotos zeigen die Beschädigungen an den Handschuhen nach der Dienstzeit.
Produktbeschreibung der Fa COP:
Prüfung nach EN388:
Abriebfestigkeit: Kategorie 4
Schnittfestigkeit : Kategorie 5
Weiterreißfestigkeit: Kategorie 4
Durchstichfestigkeit: Kategorie 2
Material: 53% Nylon, 22% Kunstleder, 22% Polyäthylen, 3% Baumwolle
Der Hersteller wirbt mit optimalen Schnittschutz durch Dyneema – Material und eine Klassifizierung nach EN 388
http://de.wikipedia.org/wiki/Dyneema
http://www.cop-gmbh.de/product_info.php/products_id/3755/
Außerdem soll durch das Gewebe ein Rundumschutz der Hand gewährleistet sein.
Prüfung nach EN388 am 17.09.2009 durch CTC, Hong Kong.
http://www.protherm.ch/d/arbeitsschutz/en/en388.htm
Nun, welcher Exekutivbeamte hat keinen „schnitt hemmenden“ oder „schnittfesten“ Handschuh? Ich schätze mal jeder. Ich auch, aber eine andere Marke (wird wahrscheinlich unseren Test auch nicht überstehen…). Gut beworben und vermarktet, abzielend auf die latente Angst, sich eine schwerwiegende Schnittverletzung zuzuziehen. Oder sich an einer Spritze im Zuge einer Durchsuchung eine ansteckende Krankheit einzufangen.
Um es kurz zu machen: gegen Spritzen gibt’s nur Handschuhe aus dem medizinischen Bereich. Die Nadel dringt durch Kevlar oder andere Gewebe durch weil sie so dünn ist.
DER Schutzhandschuh gegen Schnitte ist beim Fleischer in Verwendung. Nach Erhebung unzähliger Arbeitsunfälle in diesem Bereich aus eigener Erfahrung auch nicht 100 % sicher.
Da die Handschuhe ausgedient hatten entschlossen wir uns, sie mal in Echt auf die Probe zu stellen.
Ausgestopft mit Luftpolsterfolie und Verpackungsmaterial, zwei Finger mit einem Bleistift, umwickelt mit Folie, zum besseren Halt einen EMS in den Daumen gesteckt. Irgendwie fanden wir keinen Kollegen, der sie anziehen wollte….
Im polizeilichen Leben kommen als Schnittwaffen beim Gegenüber eher billige Messer (und Scheren) vor als unsere EDC oder Sammlerobjekte. Deswegen griffen wir auf flächendeckend vorhandene Messer zurück und auch auf welche meiner Messer (wobei das Glock FM eine Revierler-Schärfe hat….).
Vor den Fotos eine Bemerkung: einsatztaktisch oder im Bereich der zivilen Selbstverteidigung ist das Hineingreifen in eine Klinge wohl das Blödeste, was einem einfallen kann!
Die Vermittlung bzw Illusion falschen Schutzes durch solche Handschuhe macht die Sache in meinen Augen nur noch schlimmer.
Diese Dinger sind geeignet sich bei einem Unfallfahrzeug vor scharfen Blech zu schützen, bieten aber keinen Schutz gegen Messerattacken.
Die Kraft der Schnitte wurde uns maßhaltend gewählt. Das heißt, wir haben uns entschlossen aufgrund der harten Unterlage und des darauf liegenden Handschuhes nicht mit aller Kraft drauf zu drücken.