das hier ist so eine Angelegenheit wo ich hin- und hergerissen bin. Eigentlich gebe ich allen vernünftigen Einwänden Recht, von Franks Post aus angefangen. Eigentlich sehe ich das auch so, man sollte nicht blindlings in eine nicht bekannte Baustelle investieren. Eigentlich hat man nur ein altes Werkzeug in der Hand, es hat nicht mal ideellen Wert, also was solls? Das ist ja auch alles vernünftig.
Verdammt, es kann doch nicht immer alles vernünftig sein, der Mann will ein Messer aus einem Fleischerbeil machen lassen und wir stellen uns an wie ein mittelmässiger Waschmaschinenelektriker, der einem, anstatt endlich mal den Schraubenschlüssel in die Hand zu nehmen, etwas von dem Vorteil der schonenden Unterhosenschleuderei bei modernen neuen Waschmaschinen erklärt.
Also, melde Dich bei diesem Schmiedekurs an und nimm dein Fleischerbeil mit, der Schmied wird schon etwas damit anfangen zu wissen.
Wenn es dich vorab beruhigt, natürlich kann man aus dem Fleischerbeil ein Messer machen, ob man genau die Klingen daraus machen kann die Dir vorschweben steht auf einem anderen Blatt, aber ein Umbau ist machbar. Natürlich kann man nicht blindlings unvernünftig sein, ein bißchen Handwerk ist auch bei Unvernunft unverzichtbar.
Man sollte zuerst einmal die Griffschalfen entfernen, die sind vermutlich ohenhin so mit Fett getränkt das kein Kleber sie mehr kleben kann. Mit der Lamellenscheibe schleift man den Erl an und schaut sich den Funkenstrahl an, dann weiß man die ungefähre Richtung. Danach würde ich einfach mal den Erl erwärmen auf cirka 750 grad und in Öl abschrecken, lässt es sich nicht mehr feilen ist es gut, lässt er sich feilen muss man stufenweise den Härtevorgang etwas höher ansetzen, zuerst die Abschreckmedien immer schroffer werden lassen, hilft das nicht die Härtetemp. erhöhen. Sobald man die richtige Konstellation gefunden hat weiß man wo man dran ist. Früher gabs auch nicht immer Stähle mit Datenblatt, ging auch.
Nach dem Feststellen wie man das Material härten kann einfach mal alles auf cirka 700 Grad erwärmen und an der Luft abkühlen lassen. Danach weitgehendst metallisch blank machen und einmal mit Penetrant und Fixierer überprüfen ob nicht irgendwo Risse zu finden sind, sind Risse zu finden ist eigentlich meist die Geschichte zu Ende, sind keine aufgetreten macht man einfach weiter. Klingenform großzügig ausschneiden, in Form schleifen und härten. Meist ist es so das man nur eine Klinge aus diesen Teilen machen kann, egal ob Gertel oder eben einem Fleischerbeil, der Zahn der Zeit hat eben sprichwörtlich seine Spuren hinterlassen.
Ich bin wie gesagt auch hin- und hergerissen zwischen dem Aufwand den man treiben muss um aus dem alten Beil eine Klnge zu machen, aber was hilfts, wo steht das Messermachen etwas mit Vernunft zu tun haben muss?
Da gibt es eine Werkstatt die diese alten Mercedes 300 SL wieder herrichten, da kann so ein Auto schon mal mehr als eine halbe Million Euro kosten bis er endlich wieder tiptop da steht. Wo ist da die Vernunft, für das gleiche Geld gibt es zwei schissneue Mercedes SLS mit allen Schikanen. Stimmt, aber eben keinen 300 SL, man kann mit beiden nicht mehr als fahren, aber ein Gullwing ist Kult, der SLS muss es erst werden.
Die Schneide von dem alten Fleischerbeil hat ihre Standfestigkeit bis heute bewiesen, obwohl sie vermutlich mit einem Hammer durch Knochen geschlagen wurde, und das über viele Jahre, mit dieser Leistung muss man zuerst einmal gleichziehen.
Viele Grüße
Roman