Vor einigen Wochen habe ich, mehr durch Zufall, ein Video über das Frank Bowie gesehen.
Frank Gonzales schreibt in seiner home page, frei übersetzt"... die Messer sind eher der rauhe Typ, gebaut zum benutzen, sie sind für den Gebrauch bestimmt und nicht für die Vitrine. Robustheit und Funktionalität gehen vor Schönheit..."! Kontakt aufgenommen und ca 4 Wochen später konnte ich es vom Zoll abholen. Als Angehöriger der Streitkräfte gab es auch noch einen Bonus. (Gibt es wohl auch für Polizei ...)
Zunächst mal die Daten:
Hergestellt ist es aus EN 31 ( was immer das sein mag) carbon steel und wird in Nepal bei Khukurihouse gefertigt.
Gesamtlänge 36 cm, Klingenlänge 23,7 cm, Breite max. 6,5cm, Dicke 1cm(!). Entsprechend ist das Gewicht von 970g, mit Scheide 1230g.
Die Bezeichnung:" ...heavy duty chopper..." trifft damit durchaus zu.
Die Verarbeitung ist insgesamt gut, es gab keine störenden Kanten, die Griffschalen waren sauber an den durchgehenden Erl, welcher sich verjüngt, angepasst. Hier aber die erste Kritik, 2 Nieten standen leicht über. Nicht so, das es bei der Arbeit stören würde, aber doch fühlbar. Die 2. Kritik war die Schärfe. Die Schneiden waren zwar sauber ausgeführt, jedoch, zumindest für meinen Geschmack, zu stumpf. Schneiden deswegen, weil der vordere kurvige Teil ballig ausgeführt ist, während der hintere einen Flachschliff aufweist. Dies macht Sinn, ist doch der vordere Teil zum Hacken gedacht, der hintere für feinere Arbeiten.
Die Scheide ist gut verarbeitet und hält das Messer sicher. Das umlaufende breite Band, welches durch 2 Schrauben befestigt ist, soll dazu dienen das Bowie horizontal zu führen. Ich habe das nicht ausprobiert, halte es aber bei dieser Größe für problematisch. Dafür ist ein Vildmark Räv besser geeignet. Ich habe mal auf 2 Bildern dargestellt, wofür man es nutzen könnte. Einmal mit einem F1 von Fällkniven und dann mit einer Tasche. Das F1 ist nur provisorisch angebracht, bei tatsächlicher Nutzung würde ich das Band lösen, die Schlaufe durchstecken und die Scheiden durch Tape miteinander verbinden. Die Sinnhaftigkeit, ein so großes Messer noch zusätzlich zu beschweren, respektive in der Scheide noch breiter zu machen, mal außen vor, aber die Möglichkeit besteht.
Nachdem ich das Messer auf Schärfe gebracht hatte ging es in den Wald. 2 armdicke Äste wurden abgeschlagen, kein Problem. Hier trat allerdings, was ich auch erwartet hatte, Kritikpunkt 3 auf. Da ich mit Handschuhgröße 8,5 recht kleine Hände habe, rutschte der Griff im Schlag nach vorne. Eine Griffverdickung am Ende wäre da hilfreich. Ich habe mich mit einem Fangriemen beholfen. Anschließend wurde eine Schlagfalle gebaut. Das Zurichten der Holzstücke mit dem vorderen Teil und das anschließende Anbringen der Kerben und Flächen mit dem Flachschliffteil ging sehr gut von statten. Auch die Herstellung von Lockenstäben war kein Problem. Verzichtet habe ich auf batonning, wüsste aber auch nicht, warum es nicht funktionieren sollte! Die Schnitthaltigkeit war gut. Keine Klingenausbrüche, kein Umlegem derselben. Armhaare rasieren ging nicht mehr so leicht, war aber noch möglich.
Zu Hause habe ich mich, ohne Nachschärfen an Äpfeln, Tomaten und Zwiebeln gemacht. Das Schälen der Äpfel war problemlos, allrdings kam beim Versuch sie zu schneiden sehr schnell die Spaltwirkung zum Tragen, was bei der Klingendicke nicht verwundert. Dasselbe passierte bei den Zwiebeln. Bei Tomaten bekam ich Scheiben hin, diese sind ja auch elastischer.
Insgesamt für mittel- schwere Holzarbeit gut, für Küchenarbeit nur mit großen Abstrichen geeignet.
Verwendungszweck: Für mich wäre es ein Campknife, welches ich im Rucksach mitführen würde. Am Gürtel ist es mir zu schwer. Alternativ wäre ein Umhängeriemen. Ein 2. kleineres Messer ist zu empfehlen, da feine Arbeiten nicht seine Stärke sind. Da ich Messer zur Jagd nutze, hier mal ein paar theoretische Erwägungen: 1. Zum Aufbrechen zu groß! Zur Verarbeitung des Wildprets zu groß und zu grob! Für Revierarbeiten ist mir die Hepp deutlich lieber! Zum Abfangen gut geeignet (wenn auch für Rehwild zu groß). Natürlich bekomme ich alles auch mit diesem Messer hin, letztlich ist die Technik ein entscheidender Faktor, aber optimal ist es nicht.
Fazit: Wer ein großes, schweres Messer sucht, sollte sich das Teil mal ansehen. Wenn ich mal eine Gegenrechnung aufmache und ein GEK am Gürtel (319g) eine Säge im Rucksack (200g) und ein SAK in der Tasche (135g) habe, komme ich mit 700g auf eine Ausrüstung, mit der ich fast alles abdecken kann. Aber das muss jeder selber wissen. Spass macht das Teil auf jeden Fall.