Rustikales Küchenmesser nach japanischer Art auf Teakholz mit Messingbeilage

  • Ich hatte neulich so eine Kräuterwippe gefunden, extrem verrostet, aber alt. Also noch wahrscheinlich von irgendeiner substantiellen Qualität. Und nach einigem Überlegen entschied ich mich dafür, mal ein Küchenmesser daraus zu basteln.


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    Ich hab versucht die Schneide so gut es geht beizubehalten, bzw. möglichst wenig von dort wegzunehmen, denn ich wollte den gehärteten Teil behalten, und ich bin mir ziemlich sicher, dass nur an der Schneide gehärtet war. Sowas merkt man ja wenn man von hand sägt besonders gut. =)


    Also kam da so eine Santoku-ähnliche Klingenform raus, und um eine möglichst lange Klinge zu haben, blieb nicht viel für den Erl über.
    nach etwas Recherche wie man so kurze Erle eigentlich überhaupt verbaut - hatte ja auch hier gefragt - hab ich den Erl dann leicht Konisch zugeschliffen, und dann erstmal mit einem Bohrer ein Loch in den Griff gebohrt, etwas geweitet, und dann mit einem glühenden Metalldorn in der gleichen Form wie der Erl auf die Endform ausgebrannt. ich wollte den Erl selber nicht so doll erhitzen.


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    Das ging ganz gut, der Erl hatte am Ende etwas mehr Luft als mir das lieb war, darum hab ich ihn nicht einfach eingehämmert, sondern zusätzlich verklebt.


    Der Griff ist aus altem Teakholz, was mal bei einem Waldbrand übergeblieben ist, wenn ich das richtig erinner. Also teils von aussen gut verkohlt war. Aber innen war es noch super, auch wenn es von aussen schn sehr altersmorsch aussah. Den Griff h ab ich vn Hand rundgeschliffen, die messingzwinge sitzt passgenauer als der Erl, aber auch verklebt. Der ganze Griff ist gerade, also nicht konisch, darum hat die Zwinge auch keine "Klemm-Wirkung", deswegen das Verkleben des Erls. Die hintere Messingplatte ist nicht einfach draufgeklebt, sondern vorher hab ich auf der Rückseite der Platte mittig einen 5mm durchmessenden Messingstift, ca 1cm lang angelötet und eine Vertiefung in den Griff gebohrt. Gut luft gelassen, damit ordentlich Platz für Kleber ist und dann angeklebt. Schrauben wäre noch eine Idee gewesen, aber das hab ich schnell verworfen.


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    Das Holz ist mit Walnuß- und Avokadoöl behandelt. Ich muss sagen, Teak wird echt schick. Der Tang geht maximal zur Hälfte in den Griff, und Teak ist rel. leicht, dazu die heftig dicke Klinge mit 5mm an der dicksten Stelle, das ergibt eine sehr frontlastiges Messer. =)
    Fühlt sich in der Hand eher wie ein Hackebeil an.


    Zur Klinge:
    Die ist viel zu dick geworoden, also nicht am Rücken, da würde mich das nicht stören, aber ich hab sie nicht dünn genug ausgeschliffen. Zum einen, weil ich die Rostnarben so gut es geht behalten wollte, zum anderen wollte ich am Klingenbereich wie gesagt möglichst wenig schleifen, wegen der Härtung.


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    Ich hab eine 30° Schneide angebracht, beim Schleifen auf dem Stein aber gemerkt, dass die Härtung entweder von Anfang an nicht so super war, oder gelitten hat beim Schleifen. Sehr schnelle Gratbildung und schwierig loszuwerden. Ich schätze, das teil ist nicht so super hart.
    Trotz der Dicke schneidet es aber Gemüse astrein, und solange ich es nicht zum Knochenhacken missbrauche, denke ich dass die Schärfe schn in Ordnung geht und einigermassen bleibt.


    Erst hinterher ist mir aufgefallen, dass entgegen eines traditionellen Hochos der Winkel von Erl zur Schneide runter nicht rechtwinklig ist - was er bei Hochos so weit ich das beurteilen kann, immer so ist.
    Der Punkt plus der nicht konische Griff lassen das Messer optisch etwas komisch wirken finde ich. Der Griff ist vielleicht auch ein wenig zu dick, wobei er gut in der Hand liegt. Fühlt sich einfach komisch an, auch wegen der Gewichtsverteilung.


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    Für mein erstes Küchenmesser bin ich aber recht zufrieden. Wäre der Erl nicht so "dünn", würde es vielleicht sogar als taktische Brechstange taugen. =)


    Ach ja, kann jemand etwas mit der Schmiedemarke anfangen?
    Die Zahl "225" und darunter ein kreis, darin sieht es für mich aus wie die Seitenansicht eines bärtigen Mannes. (Seemann? Mütze auf, sieht ein bisschen aus wie der Kapitän von Tim und Struppi. =)


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    Größere Bilder kann man bei Flickr gucken.
    http://www.flickr.com/photos/c…/in/set-72157626617429189


    **Entschuldigt bitte die wahrscheinlich reichlich fehlenden "O's" im Text. ;)

  • die Umsetzung ist einwandfrei gelungen, vor allem hat so das Wiegemesser endlich ein Betätigungsfeld gefunden wo es wieder gebraucht wird.
    Man muss auch keine große Sorge haben wenn diese alten Stähle mal ein bißchen warm werden, selbst wenn sie stellenweise ausglühen beim Bearbeiten, die lassen sich wirklich wieder im Holzkohlengrill auf die erforderliche Härte bringen.
    Mir gefällt auch das man die alte Schmiedemarke noch sieht, das hat irgendwie etwas.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Danke euch beiden.


    Ich mag das auch total gerne, wenn ich irgendeinen alten Stahl habe, auf dem irgendwelche Prägungen sind, egal ob Schmiedemarke oder anderes, oder eben auch tiefe Rostnarben, all sowas zu behalten. Sowas kriegt man nicht einfach so mit einem neuen Stück Stahl hin. =)

  • Hallole,


    gefällt mir sehr gut. Mit was hast du den Griff eingeklebt, Epoxidharz?
    juchten: Wie würdest du vorgehen, wenn du die Klinge im Holzkohlengrill härten würdest? Im Wasser abschrecken und dann Spannungsarmglühen?


    Gruß Kuni

    Dulce et decorum est, pro patria mori

  • kuni,
    ich muss Gottseidank diese Verrenkungen am Grill nicht machen, eigentlich erfordert es an Mindestmaß einen Schmiedeherd mit einem tiefen Feuer, genau zu regelnde Luftzufuhr und genug Holzkohle, am besten walnussgroß oder noch kleiner (Holzkohle brennt leichter als Schmiedekohle und braucht weniger Luft, gerade die Luft ist der ausschlaggebende Punkt, zuviel Gebläseluft im Feuer schadet dem Stahl und lässt ihn unregelmässig Wärme annehmen).
    Aber es gibt natürlich auch Schmieden, gerade dort wo kein großer Schmiedeherd steht sondern ein bis zwei mehr oder weniger fleißige Helfer Blasebälge von Hand bedienen müssen und der Meister vor einem Feuerchen kauert und das beste aus der Lage zu machen versucht.


    Also, gehen wir einmal von einem Behelfsfeuer aus, und vergiss den Grill, es geht zwar, er kommt aber nicht an die Möglichkeiten von ein paar Backsteinen ran.
    Besorg Dir vier Backsteine, am besten die alten roten und keine Natursteine, die platzen und es fliegen Splitter durch die Gegend. Dann braucht man einen Sack Holzkohle, eine Zange und ein Gefäß mit ein paar Liter altem Öl, am leichtesten ist meist Frittenfett zu besorgen, Altöl geht zwar, stinkt aber bestialisch und die Dämpfe sind giftig.


    Einfach zwei Steine rechts und links einer Feuermulde aufstellen, zwischen einem paar Steine ein Stück altes Wasserrohr plazieren, und zwar so das es gerade so in den Raum zwischen den Steinen reinragt. Das Ende außerhalb der Steine mit einem Fahrradschlauch verbinden und einfach einen Föhn am Schlauch festmachen.
    Zualerst glühen wir die fertige Klinge einmal aus, also Feuer zwischen den Steinen entfachen, gut anbrennen lassen und die Klinge ohne Gebläseluft mit dem Rücken nach unten in das Feuer einhalten und dort solange belassen bis das Feuer wieder erkaltet ist.
    Klinge säubern, dann wieder Feuer starten. Die Klinge wird mit dem Rücken zuerst in dem Feuer plaziert und ohne Gebläse soll sie langsam Wärme ziehen. Wenn sie anfängt rot zu glühen den Föhn starten (oder den Motor von einem alten Vorwerk-Staubsauger, die gibts für fast nichts beim Wertstoffhof oder auf dem Speicher, bzw. Keller), Die Luft soll nicht direkt auf den Stahl treffen sondern durch glühende Kohlen streichen. Sobald die Klinge langsam anfängt hellrot zu werden oder wenn ein Magnet nicht mehr greift, dann die Klinge aus dem Feuer raus und ab ins Öl.
    Aufpassen, Öl brennt sprichwörtlich wie Zunder, also die ganze Geschiche draußen über die Bühne bringen und das Gesicht nicht über das Gefäss mit Öl halten. Ich weiß, das weiß jeder und es ist unnötig das ich es schreibe, aber ich schreibe es trotzdem, ich habe schon alte Handwerker ohne Augenbrauen gesehen.


    Sobald die Klinge im Öl abgeschreckt ist hat sie Vollhärte, ist also im Moment so hart das sie brechen kann. Um die Vollhärte in Arbeitshärte umzuwandeln wird die Klinge angelassen, dazu wird sie wiedr langsam erwärmt. Man kann das zwar am Feuer machen, aber raten würde ich es keinem, ein Backofen der vor der ganzen Härterei schon auf cirka 200 Grad eingestellt ist tut gute Dienste. In dem Backofen wird die Klinge auf das Rost gelegt und dort eine halbe Stunde belassen, dann ist sie durchgehend auf 200 Grad erwärmt und die Vollhärte hat sich in Arbeitshärte gewandelt. Ich kühle sie danach in abgestandenem Regenwasser ab (das passt gut, ich habe ein undichtes Dach in der Schmiede und habe einen Topf unter dem kleinen Loch im Dach stehen, so habe ich immer Nachschub; war ein Zufall, trifft sich aber gut, ich bin meist zu faul um mit der Gießkanne an die Regentonne zu gehen), man kann sie auch einfach an der Luft kalt werden lassen.


    Danach hat man eine gehärtete Klinge. Ich weiß, das ganze ist nicht mehr als ein Notbehelf, aber es funktioniert leidlich und Spaß macht es auch.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Hallo Roman,


    danke für das ausführliche Tutorial. Ich sehs nicht als Notbehelf, eine alte Klinge darf doch auch ruhig mit einem alten einfachen Verfahren behandelt werden. In der Berufschule hab ich mal gehärtet, ist aber auch schon wieder über 20 Jahre her. Damals aber mit Härteofen. Der Backsteinofen klingt doch schon mal sehr zweckmässig. Vielleicht werde ich mich in den Wintermonaten mal versuchen.


    Gruß Kuni

    Dulce et decorum est, pro patria mori

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