ein paar stahlfragen

  • hi leute, wollte einmal mehr von der Erfahrung und dem wissen der experten hier in der runde profitieren:


    was bedeuten folgende begriffe:


    1. Warmfestigkeit


    2. Zugfestigkeit


    3. Festigkeit


    ??? ich mein, was Zähigkeit und schnitthaltigkeit zb bedeuten, ist mir klar, aber was ist mit den dreien da oben???


    gruss Dominik

  • Also zur Zugfestigkeit kann man sagen das es eine Einheit in N/mm2 Kraft pro Fläche ist,
    das bedeutet bei einem Stahl angenommen S235 (der Alte ST37) ein Draht mit 1mm x 1mm Kantenläge (1mm2) ein Gewicht von 37 KG oder 370 Newton halten kann bevor er reißt.


    Das Ganze kann Werkstoffspezifisch im Spannungsdehnungsdiagramm abgelesen werden, darin wird der Elastisch - Plastische Verformungsgrad von Werkstoffen angezeigt bis hin zum Versagen (Bruch oder Riß).


    Hier nochmal der Wiki Link SPD


    Ich hoffe das konnte dir erstmal unter Zugfestigkeit weiterhelfen.


    Gruß Mark

    Einmal editiert, zuletzt von ColtSeavers ()

  • ja konntest du ein wenig, danke :)


    aber ich habs noch nicht so ganz verstanden: ist dann nicht ein stahl, der zb sehr zugfest ist, nicht auch gleichzeitig sehr zäh? verstehst, was ich meine? ist das nicht quasi das gleiche? also so wie ich mir das jetzt vorstell, wenn ein stahl sehr zugfest ist, müsste er doch immer im genau gleichen mass zäh sein oder? Zähigkeit ist ja quasi die wiederstandsfestigkeit gegen ein brechen der klinge oder?


    gruss Dominik

  • also ich meine, ein material, das resistent gegen eine längsbelastung ist, ist doch genauso resistent gegen eine laterale Belastung oder eine schockbelastung..... oder???

  • Worauf genau möchtest du heraus? das kann ich grad nicht nachvollziehen?
    Zähigkeit geht zu lasten der Zugfestigkeit denn es wird spröder (so in etwa) aber das kommt ganz auf das Material an.
    Hast du was bestimmtes im Auge?


    Gruß Mark

  • ok... das verwirrt mich jetzt. bei mir haperts da glaub ich grad noch an verständniss.


    ein zähes material kann doch nicht spröde sein oder? kohlenstoffstähle gelten doch deshalb als zäh, weil sie ein feines gefüge haben oder? und spröde würde doch bedeuten, dass es zb bei schockbelastung leichter bricht/ausbricht oder? also eben nicht zäh ist...? oder versteh ich jetzt grad was ganz falsch? :hmmm:

  • Hmmmm.
    ok ich glaube wir reden an einander Vorbei.
    was hast du denn für Material im Auge? vielleicht können wir ja so zusammenkommen.


    Gruß Mark

  • das gefühl mit dem aneinandervorbeireden habe ich auch :D


    habe gerade kein bestimmtes material im auge, habe neulich mal mit tops knives über die stähle 5160, 1095 und s30v geschrieben, und sie sagten mir, s30v wäre der zäheste (toughest), der drei, dicht gefolgt von 5160.


    da habe ich mal wieder bissl in der stahltabelle gestöbert, welche legierungsbestandteile gut für was sind. und da wollte ich eben mal wissen, was die einzelnen begriffe eingentlich bedeuten, da mir manche, wie eben Zugfestigkeit und Warmfestigkeit nicht klar waren/ sind. die Zähigkeit gibt mir doch aufschluss darüber, wie resistent eine klinge gegen zerbrechen/ ausbrüche ist oder? und der test dazu wäre ja der kerbschlagzähigkeitstest oder? http://de.wikipedia.org/wiki/Kerbschlagbiegeversuch


    gruss Dominik

  • UIIIIIII mann sollte nicht im Halbschlaf schreiben


    DU HAST NATÜRLICH RECHT!!! Zähigkeit und Sprödigkeit sind zwei gegensätzliche Entwicklungen.


    D.h. ein Zäher Werkstoff ist unter Normalbedingungen weniger Spröde


    Mea Culpa

  • Richtig der Kerbschlagversuch gibt einen Einblick in die Zähigkeit des Werkstoffes.
    Die "Kerbschlagarbeit" eines Werkstoffes sinkt zum Beispiel mit fallender Temperatur.

    Einmal editiert, zuletzt von ColtSeavers ()

  • hat jetzt noch jemand was intelligentes zu den Themen Festigkeit und Warmfestigkeit beizutragen? nachdem ihr fertig gelacht habt was wir hier für nen käs zusammengeschrieben haben? ;)



    gruss Dominik

  • oh mann nachdem du dich grad schon der Peinlichkeit hingeben musstest, geht es mir genauso... hätt ich doch gleich in wiki geguckt... sorry!


    ich wird gleich mal noch die anderen begriffe in wiki eingeben!


    sehe ich das richtig dass die Warmfestigkeit für messer ziemlich unerheblich ist? ich mein, wir stochern ja mit unseren messern ja nicht im feuer rum... wollen ja nicht die Wärmebehandlung ruinieren...

  • ok, der begriff Warmfestigkeit ist geklärt, ebenso der der Zugfestigkeit.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%A4higkeit


    http://de.wikipedia.org/wiki/Festigkeit


    irgendwie klingt Zähigkeit und Festigkeit für mich nach fast dem gleichen, ausser vll, dass Festigkeit eher mit einer art Elastizität verbunden ist, so dass das material in seine ausgangsform zurückkehrt, während sich Zähigkeit ausschliesslich darauf bezieht, wie wiederstandsfähig ein material gegen einen bruch ist, egal ob es sich dabei verformt oder nicht. hoff eich hab das jetzt richtig verstanden?

  • grob gesagt ist etwas zäh wenn es sich schlecht zerreißen lässt, fest ist etwas in das man schlecht ein Loch reinschlagen kann.


    Warmfestigkeit ist für Messer eher von untergeordneter Bedeutung, aber das ist auch relativ, eigentlich hat damals 154CM den 440C ersetzt, der Grund war einfach, 154CM hat einfach mehr Wärme weggesteckt als 440C. Ob er letztendlich der bessere Klingenstahl ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Ansonst muss man einfach mal bei z. B. Crucible Steel nachsehen, die sind ja so freundlich ihre Stähle samt Zusammensetzungen ins Internet zu stellen, inklusive Vergleiche mit anderen Stählen, das ist natürlich nicht nur bei Crucible Steel so, Uddeholm macht das auch, die hiesigen Stahlwerke bei den meisten Stählen weitgehendst auch.
    Weiterführend, ohne sich die Mühe machen zu müssen Fachbücher zu Rate zu ziehen, die Seiten von -Metallograf- sind sehr lesenswert und aufschlussreich.


    Wir bewegen uns bei den Messern und dem dafür verwendeten Material innerhalb eines Werkstoffs der unglaublich "Luft" nach oben und unten hat, hier feste Gesetzmässigkeiten aufzustellen ist so etwas wie heutzutage behaupten dass die Erde eine Scheibe ist (wobei man von oben nur eine Scheibe sieht, alles andere reden uns die Wissentschaftler ein, wir nehmen es nur hin). Stahl ist unglaublich belastbar, seine Legierungsbestandteile schwanken um bis zu 50 %, seine Wärmebehandlungen schwanken von Einzelfall zu Einzelfall, trotzdem funktioniert er.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Huhu,


    also zur Zähigkeit.


    Zähigkeit ist quasi der Widerstand den der Werkstoff einem auftretenden Riss entgegen bringen kann. Wichtig ist immer der Aspekt, dass der Riss schon vorhanden ist! Ein sehr zäher Werkstoff kann der Ausbreitung des Risses also sehr viel Widerstand entgegen bringen (erschwert die Ausbreitung) und geht trotz Riss nicht gleich kaputt. Gegenteil ist wie gesagt die Sprödigkeit -> d.h. Riss ist im Werkstoff, dieser kann dem Riss nix entgegensetzen und geht kaputt (eine Kaffeetasse ist spröde! klirr und kaputt :D)... in kurz: Zähigkeit = Widerstand gegen Risswachstum (bei der Prüfung wird in die Probe schon ein Kerb oder Riss eingebracht)... Duktilität, also Verformungsvermögen sind etwas anderes und beziehen sich auf ungekerbte Werkstoffe


    Zugfestigkeit: Ist einfach die maximale Spannung die ein Werkstoff in einem sogenannten Zugversuch ertragen kann, bevor versagt... das Beispiel von Colt mit dem 1 x 1 mm Draht ist ansich gut um es zu verstehen :)


    Die Zähigkeit korreliert übrigens nicht zwingend mit der Festigkeit des Werkstoffes. Und wenn, dann gegenteilig zu deiner Vorstellung. In der Regel ist die Zähigkeit um so geringer, je höher die Festigkeit des Stahls ist. Bei Stählen steigt die Festigkeit dafür mit der höhe der Härte... Also umso Härter der Stahl ist, um so höher ist die Festigkeit und umso niedriger die Zähigkeit des Stahls. Darum härtet man die Stähle auch nicht unendlich auf, weil sie sonst bei den ersten Rissen versagen würden (zusätzlich Risse schon beim Härten), aufgrund der ihrer sehr geringen Zähigkeit...


    die PM Stähle kann man aufgrund des hohen Anteils an Legierungselementen etwas höher Härten bei noch ganz akzeptabler Zähigkeit... allerdings sind PM Stähle laut definition auch keine richtigen Stähle, sie sind etwas spezieller und dank des Fertigungsverfahren ein wenig gegen die Natur, sollte man also nicht niedrig legierten und hochlegierten Stählen vergleichen :)


    Warmfestigkeit hast du ja schon geklärt mit wiki :)


    Beste Grüße
    Sven


    Edit: Roman war schneller und hat es wunderschön in seinem ersten Satz zusammengefasst!!! :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von Dar ()

  • Dar hat es schon ganz gut beschrieben, Romans ersten Satz hätte ich anders formuliert.


    Wärmefestigkeit: keine nenneswerte Eigenschaftänderung bis Temperatur x
    Festigkeit: Widerstand gegen verformung
    Zähigkeit: Verhalten bei Riss( kann auch als Vorteil bei Kerben genutzt werden)
    Duktilität: Biegen bevor Bruch
    Härte: Widerstand gegen das Eindringen eies härteren mit Prüfkraft beaufschhlagten Prüfkörpers mit definierter Geometrie
    Sind übrigens alles Grössen die von der Temperatur abhängig sind.


    Gruss
    Stefan

  • wow, danke an euch alle, jetzt ist es mir echt nochmal um einiges klarer!


    also, dass Festigkeit eben nicht mit Zähigkeit korelliert, war mir nicht klar, jetzt aber schon!


    und dass es sich mit der Zähigkeit so verhält, dass es sich um die wiederstandsfähigkeit gegen die AUSBREITUNG eines bereits vorhandenen risses handelt ist mir jetzt auch grad erst beim lesen eurer Posts klar geworden!


    also ist es bei einer abgefahrenen klingenform, die nicht richtig durchgehend ist, sondern zb einen haken auf der Rückseite hat, wie man es bei manchen Jagdmessern findet, oder aber bei sägezahnungen auf dem rücken besonders wichtig, auch einen relativ zähen stahl zu haben, oder?


    solche dinge sind ja quasi schon so eine art eingebaute Schwachstelle, von der aus sich mikrorisse ausbreiten können, bis die klinge bricht, oder? seh ich das richtig?


    gruss Dominik

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