Hier noch ein etwas kurz ausfallender Test, die Begründung dafür folgt im Test selbst.
Extrema Ratio Fulcrum II Tanto Folder, desert warfare
N690 Stahl mit der "üblichen" ER-Beschichtung
Partieller Wellenschliff
Griffschalen anodisiert, Material konnte ich nicht ausfindig machen
Klingenlänge 95 mm
Gesamtlänge 220 mm
Klingenstärke 6 mm
Gewicht 200 Gramm
Das ER Fulcrum II T war nach meinem PF Bravo für ganz kurze Zeit mein EDC. Es ist/war mein erster folder von ER, nachdem ich schon ca. 25 fixed davon besitze.
Das Messer kommt in der ER-üblichen Verpackung: Karton und bei den Foldern sind zusätzlich noch Schaumstoffeinlagen.
Beim ersten befingern fällt sofort auf, dass es sich um ein recht massives Gerät handelt, ich würde mal meinen abgesehen von den bekannten Superfolderklassen wie ER RAO, Medford, etc. gehört es vermutlich mitunter zu einem der massivsten die es serienmässig gibt.
Geschlossen wirkt es wie ein "Prügel", kompakt aber relativ dick.
Der Gürtelclip ist ebenfalls massiv und lässt sich gut einhängen. Einzig der Daumenpin kann beim Einhängen hin und wieder im Weg sein.
Dank der Mulden im Bereich des Daumenpins steht dieser nicht über den Rest der Griffschalen raus. Der Pin ist kegelfömir und mit zwei feinen Rillen versehen. Diese verhindern das Abrutschen beim öffnen.
Beim Öffnen wird man sich spätestens bewusst, dass man hier keine zierliche Klinge in die Arbeitsstellung bringen will. Der Widerstand ist gut spürbar, eher schon an der oberen Grenze für ein einhändiges öffnen, da hilft jeweils ein ruckartiges Handgelenkschütteln und es folgt der unüberhörbare "CLACK", das einrasten des backlocks.
Im geöffneten Zustand ist das Messer im ersten Moment für ER-fixed gewohnte Sammler/User eher gewöhnungsbedürftig. Die Klinge seinem fixed Namensvetter Fulcrum nachempfunden wirkt beinahe zierlich neben dem doch eindrucksvollen Rahmen bzw. der Griffschalen.
Wenn man das Messer mit fest geballter Faust hält, macht sich der Gürtelclip auf der Handinnenseite stark bemerkbar, beinahe störend ist er. Rotiert man das Messer minimal in der Hand, verschwindet dieses störende Gefühl, die Griffposition würde sich dann aber eher zum Stöcke (Äste?!?) schnitzen eignen.
Die augenscheinlich "kleine" Klinge erweist sich bei genauer Betrachtung als äusserst massiv, der 1/2 grind gibt auch der Spitze noch genügend Material/Festigkeit damit sie nicht verloren geht. Der Backlock ist einer der härtesten den ich je an einem Messer erlebt habe. Zu Beginn hatte ich ziemlich Mühe, das Messer wieder zusammen zu kriegen, obwohl ich mich nicht gerade als Schwach einstufen würde.
Nach den ersten paar Schliessvorgängen zeichnen sich eins zu eins die Rillen des backlocks auf dem Daumen ab.
Den backlock kann man zusätzlich mit einem pin blockieren, bei einem derart harten backlock würde sich das aber meiner Meinung nach erübrigen, da man das Messer kaum freiwillig mehr zu machen möchte .
So hart der lock zum betätigen ist, so satt und fest sitzt die Klinge im offenen Zustand. Da bewegt sich rein gar nichts, kein Spiel, kein Bewegen, rein gar nichts.
Der Zeigfinger passt perfekt in die Mulde beim Pin. Da der Daumen vom öffnen ja bereits rillenförmige Abdrücke hat, passen diese nun perfekt und ohne zu verrutschen in die Rundung am Ende des Klingenrückens.
Leider, wie es bei ER's ab und zu mal der Fall ist, lässt die Werksschärfe zu wünschen übrig.
Filegranarbeiten wie präzises Schneiden an kleinen oder dünnen Materialien ist aufgrund des brachialen Klingenrückens von 6mm sowie dem 1/2 flatgrind nicht so einfach, ich würde gar meinen nahezu unmöglich.
Dafür besitzt der Fulcrum II T auf dem Ende der Griffschalen eine leicht geneigte, aber ebene Fläche, welche wunderbar als Schlagwerkzeug eingesetzt werden kann. Sogar mit dem Klingenrücken kann man z.B. kleiner Nägel die ein bisschen herausstehen, zurechtrücken.
Interessant finde ich die Tantospitze, wenn das Messer auf Schärfe gebracht wird, dann kann man damit doch einige auch feine Schneidarbeiten verrichten, solange man einen stabilen Untergrund hat.
Für mich waren die "Nachteile" betreffend präzise und feine Schneidarbeiten sowie der harte backlock, der sich beinahe nicht einhändig bedienen lässt der Ausschlag das ER nicht mehr als EDC zu benützen.
Damit ich mir trotzdem ein Bild von dem Messer machen konnte, habe ich mir dazumals eine etwas ausgefallene Arbeit als Testobjekt einfallen lassen.
Eine Stahlröhre (Wäscheleineaufhängerohr) wurde mit dem ER FIIT von Rost, Rostschutzfarbe und Lack befreit.
2,5m lang, 50mm Durchmesser und 50 Jahre alt, unzählige Male gestrichen ...
Zum schleifen war ich zu faul, da die Haken so oder so immer wieder im Weg waren habe ich kurzerhand mit dem ER die gesamte Stange "abgeschabt".
Es ging zügig von statten, da man genug Masse, Hebel und nicht zuletzt auch eine extrem stabile Klinge an dem Ding hat.
Die Beschichtung erwies sich als enorm zäh und widerstandsfähig, ich muss sagen, so stark hätte ich die nicht erwartet, immerhin wurde durch mehrere Schichten Farbe, Lack, Schutz direkt auf ein Stahlrohr gekratzt.
Ansonsten kann ich leider nicht viel zu normalen Arbeiten sagen, da das Messer maximal 1-2 Wochen im aktiven Gebrauch war.
Auch dieses Messer erhält von mir den Status unkaputtbar.
Daher ist dieses Review eher mit Vorsicht zu geniessen, aber sagt trotzdem ein bisschen was aus.
Meine Bewertung:
5/10 Optik
10/10 Dauerhaftigkeit
4/10 Ergnomie (Gürtelclip drückt je nach Handlage)
3/10 Handling (Backlock und Gürtelclip sind ein Manko)
6/10 Preis/Leistung
3/10 Sammlerbegierde
7/10 Verarbeitung
XX/10 Schnitthaltigkeit (keine Beurteilung)
1-2 Wochen Einsatzdauer, könnte nach wie vor problemlos eingesetzt werden.