CPM 440 und Takefu Suminagashi

  • Hallo,


    habe einen Konvolut an Stahl aus einem Nachlass bekommen.
    Dabei waren CPM 440, Takefu Suminagashi und Niolox.
    Niolox Blech ist nur 1,5mm Dick. Also eher was für den Küchenbereich denke ich mal.
    Die Frage ist: wo sind die Stärken des CPM 440 und Suminagashi?
    Nach dem recherchieren im web habe ich festgestellt das es von dem CPM 440 mehrere Varianten gibt (CPM T440V, CPM 440V)
    Auf dem Stahl stand aber nur CPM 440, also ohne "T", oder "V". Gibt es den Stahl auch nur mit der Bezeichnung CPM 440? Und wo sind seine Stärken?


    In Verbindung mit Suminagashi habe ich eigentlich nur Küchenmesser gesehen. Kann man den eventuell auch für Outdoormesser verwenden?


    Der Vorbesitzer konnte leider keine Angaben zu den Materialien machen, da er sich damit überhaupt nicht auskennt und die ihm quasi in den Schoß fielen.

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  • CPM440 ist die alte Bezeichnung für S60V. Ob mit oder ohne Zusatzbuchstaben ist meines Wissens egal. Die Stärken sind Rostfreiheit und hohe Verschleißfestigkeit. Schwächen sind die hohe Bruchempfindlichkeit gegenüber nidrig legierten Stählen sowie die relativ schwere Bearbeitbarkeit. Wenn man auf hochlegierte Stähle steht ist es eine der besten Stahlsorten.


    Suminagashi ist ein japanische Lagenstahl der fast immer aus unlegierten oder sehr niedrig legierten Stahlsorten hergestellt wird. Vorteile sind die hohe erreichbare Härte, hohe Flexibilität, leichte Bearbeitbarkeit und die unwahrscheinlich hohe erreichbare Schärfe. Nacheile sind die geringere Verschleißfestigkeit und er ist natürlich nicht rostfrei.

  • S60V aka CPM 440 wird so weit ich weiß nicht mehr hergestellt, da die Wärmebehandlung recht kompliziert war. Dank weniger Legierungselemente die Karbide bilden ist das Zeug etwas besser bearbeitbar als S90V, schleifen wird trotzdem kein Spaß machen. Fräsen, bohren und reiben geht aber mit sehr gutem Ergebnis wenn man hohe Schnittgeschwindigkeiten mit VHM-Werkzeug wählt. Vorschübe sehr gering wählen. Spant sehr kurz und ergibt eine gute Oberfläche. Darauf achten, das ordentlich weichgeglüht wurde. Aufpassen das es beim Bearbeiten nicht zu warm wird.


    Für ein Messer absolut brauchbar, vor dem letzten Anlassen aber auf jeden Fall tiefkühlen, das nimmt einen guten Anteil an Restaustenit weg. Wichtig ist hier auf jeden Fall eine gute Härterei.


    Niolox aka SB1 aka 1.4153 ist besser schleifbar als S60V, zulasten der Verschleißfestigkeit ist die Zähigkeit besser. Gerne genommenes Allroundmaterial. Die Wärmebehandlung ist beherrschbar, sollte aber wie bei S60V im Vakuum erfolgen.


    Zu dem Japaner kann ich nichts sagen, nicht meine Welt. Ich würde zumindest für mich kein Messer draus machen, aber das ist persönliche Präferenz.Für ein Gebrauchsmesser meiner Meinung nach ungeeignet.

  • Nilox ist ja hinreichend bekannt, man kann bestimmt auch eine feine Klinge aus 1,5 mm dickem Blech machen. Der CPM ist ein PM-Stahl, die Wärmebehandlung ist halt legierungsbedingt aufwendig.
    Der Japaner ist wenigstens mit einfachen Mitteln zu härten, wieso man keine Gebrauchsmesser daraus machen sollte erschließt sich mir nicht, wir machen ja auch Gebrauchsmesser aus Triebwerkslagerschalenstahl, und der war bestimmt nicht für Klingen gedacht, der Suminagashi ist allerdings für Messerklingen gedacht.
    Ich würde mich nicht so verzetteln bei den ganzen Stählen, schneiden tun sie geschärft fast alles gut, wie lange hängt eben meist vom Härten ab. Neumodische Stähle, die bestenfalls neumodisch hergestellt wurden (und selbst dieses neumodisch ist schon Jahrzehnte alt) ziehen eben besser als bewährte Stähle. Ich weiß, man darf nicht stehenbleiben, aber offen gesagt streitet man sich heute welcher Stahl am besten für ein taktisches Messer ist, und das in einer Zeit wo der Kampf Mann gegen Mann mit der blanken Klinge nur noch im Fernsehen oder auf dem PC-Bildschirm stattfindet. Im ersten Weltkrieg hatte keiner eine Klinge aus den neuen "Super-Duper-Stählen", aber die Messer haben trotzdem funktioniert.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Oh mein Gott! :D
    Das mit der Wärmebehandlung des CPM440 hört sich ja total kompliziert an.
    Ich glaube, wenn ich daraus was mache, lass ichs lieber vom Fachmann härten.


    Danke allen für die Informationen. :thumbup:

  • Das Härten überlasse ich immer einer guten Härterei, die haben die Erfahrung und die Ausrüstung. Außerdem brauche ich nach einer Schutzgashärtung nur noch mal fein drüber schleifen und bin auch bei den schlecht zu bearbeitenden Stählen zügig fertig.

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