Carbon Steel ätzen mit Senf, Kaffee & Essig

  • Hab mir ein OPINEL No 6 in Carbon Steel besorgt. Eigentlich nichts besonderes, bis Senf in's Spiel kommt!
    Da habe ich der Klinge erst mal - da sie eh irgendwann anläuft - eine dekorative "Senf Patina" verpasst.
    Toll, welche Strukturen und Farben sich daraus ergeben! Diese "wilden" Strukturen und Farbspiele von Purple über Kornblumenblau bis zum Schwarz machen aus jedem Messer ein Unikat. Einfach, billig und unverwechselbar!
    Sauscharf sind sie ja eh schon, auch ohne Senf! :biggrin:


    Gruß
    Günni.

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  • Was für nen Senf hast du denn verwendet? Wie lange war er drauf? Wie hast du ihn aufgetragen?



    :D

  • Ohne Schleichwerbung zu machen, mittelscharfen Senf. Die Art des Auftragens richtet sich nach der Struktur, die man erreichen möchte. Harter Pinsel mit großem Borstenabstand, feine Spritze, Fliegenschwamm ... Striche, Wischtechniken, "Siebdruck" ... da sind keine Grenzen gesetzt!
    Wichtig: Ist der Senf einmal drauf, wirkt er schon. Über eine Patina "drüber" ätzen geht ohne abschleifen nicht! Der Senfauftrag sollte sehr dünn sein und für eine "wilde Struktur" ungleichmässig! Nach ca. 1 Stunde erziehlt man schon nette Ergebnisse wie z.B. oben auf dem Bild


    Geht auch: Wattestäbchen oder Pinsel mit Essig oder Zitronensäurekonzentrat, löslichem Kaffee für gleichmäßige "Farbe" bzw. generell alles was Säure enthält.
    Man kann auch mit einem Edding "freie Bereiche" aufzeichnen und so z.B. via Essig seinen Namen auf die Klinge bringen.


    Ähm - geht natürlich nur mit Kohlenstoffstahl und Klinge vorher entfetten!

    Gruß
    Günni.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mr.Freeze ()

  • Yepp, sieht auch gut aus!
    Bei einem OPINEL könnte man dann noch den Holzgriff entsprechend "flammen" und schon hat man ein tactical Opinel :biggrin:
    Ich glaube, ich hab noch ein neues rumliegen...

    Gruß
    Günni.

    Einmal editiert, zuletzt von Mr.Freeze ()

  • Dann solltest Du auf jeden Fall etwas Stahlwolle und 800er Schleipapier parat haben! Der erste Versuch geht meistens daneben... :whistling: Nach 30 Min. "senfen" kriegt man die Patina noch relativ gut wieder runtergeschliffen.


    Ich werd mir auch noch eine Hand voll OPINELs besorgen! Hab da noch ein paar Ideen... :biggrin:

    Gruß
    Günni.

  • Auf meinem Opinel steht "France" drauf.
    Also nix Carbone, nix ätzen? Oder doch?
    Und sauscharf ist das Ding auch nicht, total stumpf triffts eher, da haben sich die Sharpmaker-Steine eher aufgelöst, als dass das Biest rasiert. Irgend ein Tip, wie ich das scharf kriege?
    War ein Mitbringsel von Oskar, was muss der mich hassen :D .

    Holger - T.I.T.A.N. #5555 - Kopportunist #5555
    "Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", Otto von Bismarck

  • Bootsmann: Sorry, steh auf dem Schlauch.....Mousepad und Schleifpapier....OK.
    Und dann? Klinge im 90% Winkel und Schneidphase erstmal ganz wegnehmen? Und dann Sharpmaker?
    Oder wie?
    Danke im voraus!

    Holger - T.I.T.A.N. #5555 - Kopportunist #5555
    "Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", Otto von Bismarck

  • Kein Thema, is auch blöd zu erklären...


    Ich habe es hier bereits schon einmal erwähnt und eine Anleitung verlinkt:


    Dirty Tricks


    P.S. danach wirst du allerdings nochmal ätzen müssen da bei dieser Methode über die gesamte Flanke der Klinge geschliffen wird

  • Bootsmann: Bedankt! Jetzt hab ich es gerafft. Wenn ich mal wieder Langeweile habe, schleif ich an dem Dingen mal rum.
    Wie lange dauert sowas schätzungsweise?

    Holger - T.I.T.A.N. #5555 - Kopportunist #5555
    "Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", Otto von Bismarck

  • ...und wenn der Senf mal leer ist, kann man auch mit löslichem Kaffee schöne Sachen machen!



    z.B. Struktur mit wasserfestem Stift aufmalen, 4 Std. in löslichem Kaffee schwärzen und danach den aufgetragenen Stift mit Verdünnung wieder entfernen. :biggrin:

    Gruß
    Günni.

  • wie Mr. Freeze schon anführte ist ein entfetten der Klinge unabdingbar für solche Ergebnisse in der Ätztechnik. Der im Senf enthaltene Branntweinessig bringt die Ätzung sozusagen in Gang, inwieweit der in Senf enthaltene Zucker oder die Gesamtbestandteile des Senfs dazu beitragen entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall erreicht man zudem mit dieser Technik eine gewisse Korrosionsbeständigkeit die man mit einem Abzug an einer Poliermaschine (Filzscheibe, Polierpaste) noch verstärken kann.


    Mit Essigessenz oder wenn vorhanden Essigsäure sind ebenfalls Strukturen erzielbar, leider hat man nicht den gleichen Einfluß auf den Vorgang wie mit dem Senf, da dieser sich eben salbenartig auftragen lässt.


    Einen Auftrag auf "rostfreie" Messer würde ich allerdings nicht vorschlagen, da auch die Rostbeständigkeit dieser Messer mit einem solchen Verfahren an ihre Grenzen geführt werden kann.


    Bei dem Opinel dass -Schifflaken- erwähnt handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit um die rostfreie Ausführung dieser Messer. Leider bleibt die sprichwörtliche gute Schärfbarkeit des Opinels aus nicht rostfreiem Stahl bei diesen Messern auf der Strecke. Die Idee mit dem Mousepad von bootsmann ist natürlich genial, allerdings ist es möglich dass bei diesem Verfahren auch irgendwann der Schliff komplett erneuert werden muss. Das Schleifen mit Schmirgelpapier in feiner Kornstärke ermöglicht zwar den bestehenden Schliff wieder auf Vordermann zu bringen, doch nur solange bis die fabrikmäßig angebrachte Schneide "flach" wird. Der Neuschliff geht mit einem groben "Abrichtstein" (Korn 80) jedoch schnell über die Bühne.


    Diese Abrichtsteine kann man sich, sofern sich ein Sandsteinbruch in der Nähe befindet, leicht selbst herstellen. Dort findet man immer Bruchstücke aus der Produktion welche zumindest eine plane Seite haben. Falls die Jungs im Steinbruch das nicht übernehmen kann man sich den Stein dann mit einem Winkelschleifer und einer Steinscheibe in Form schneiden (draussen schneiden, sonst erstickt man; ich weiß dass das jeder weiss, ich sage es trotzdem). So kann man sich einen oder mehrere Schleifsteine zurechtmachen ohne dass man sie aus Japan beziehen muss, schließlich haben unsere Vorväter ja auch ihre Klingen scharf bekommen ohne die fleißigen Japaner und die christliche Seefahrt bemühen zu müssen. Auch kann man sich dann Steine herstellen mit mehreren Kilo Gewicht, auf diesen arbeitet man bedeutend besser als auf kleinen Schruppsteinen.


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

  • Danke für die ausführliche Erklärung!
    Du weiß nicht zufällig auch, wie die unterschiedlichen Farben durch "Senfing" zustande kommen? Das geht ja teilweise von Purple zu Kornblumenblau bis Schwarz. Oder hängt es davon ab wie weit sich der Brantweinessig "reinfressen" kann?

    Gruß
    Günni.

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