Review ClawGear RAIDER MK.III

  • Hallo,


    wie schon angekündigt hier mal ein Review zur ClawGear RAIDER MK.III Hose.


    Erstmal ein bißchen was Grundsätzliches zu Reviews überhaupt: Man kann in einem Review im wesentlichen zwei verschiedene Dinge herausfinden.

    • Entweder, wie gut irgendwas zu mir passt
    • oder wie gut es eine Liste von mehr oder weniger allgemein sinnvollen Anforderungen erfüllt.

    Das erste ist langweilig für alle anderen, weil es so subjektiv ist. Trotzdem passiert genau das in gefühlt 80% aller Reviews, die man so in Qualitätsmedien zu lesen kriegt. Das zweitere ist spannender für alle anderen, es ist aber auch schwieriger, weil man die Anforderungen an das reviewte Teil ja nicht genau kennt, sondern zu einem größeren Teil raten muss. Firmen verraten einem nicht ihre "Lasten- und Pflichtenhefte". Falls sie so seriös sind und diese überhaupt explizit führen.


    Trotzdem versuche ich mich mal an Nr. 2.


    Dafür braucht es also erstmal eine Liste von Anforderungen, die eine Feldhose vermutlich erfüllen muss. Also hier erstmal die Liste (über die kann man sich natürlich streiten), danach werde ich mal darauf eingehen, in welchem Maße die ClawGear Raider MK III sie erfüllt.


    Ein Lastenheft mit den Anforderungen an eine Feldhose sieht ungefähr so aus:

    Ich werde in den folgenden Tagen mal auf diese Punkte eingehen, indem ich zu jedem Punkt mal ein wenig schreibe und Bilder einfüge.


    Hier fehlen sicherlich ein paar Anforderungen wie z.B. IR-Tauglichkeit oder Feuerfestigkeit. Da ich das nicht festellen kann, hab ich's mal weggelassen.


    Gruß,

    7 Mal editiert, zuletzt von Green Ant ()

  • Die Hose ist aus Baumwoll-Polyester-Mischgewebe (35% Baumwolle, 65% Polyester) Ripstop. Bei Multicam und den beiden A-TACS-Varianten ist das echtes Markenmaterial (RSX1207) von Duro (siehe Bild 1). Bei schwarz und vegetato weiß ich es nicht.



    Bild 1 - Material


    Die Reißverschlüsse sind Markenware von YKK. Auch eine gute Wahl (Siehe Bild 2).



    Bild 2 - Marken-Reißverschlüsse von YKK, eine gute Wahl


    Bei den slotted Buttons und den D-Ringen (zum Einhängen von Fangleinen) wählt ClawGear eine Eigenmarke. Ob das in der Qualität und Haltbarkeit an die Branchen-Nummer-Eins ITW Nexus Military herankommt, ist nicht klar (siehe Bild 3).



    Bild 3 - ClawGear slotted Buttons und D-Ring


    Das verwendete Nähgarn an den Nähten ist das Coats Duet 30, ein reines Polyestergarn der Firma Coats. Spielt etwa in der Liga wie Gütermann Tera 40. Gutes Garn. Das Versäuberungsgarn taxiere ich mal auf Coats Duett 100. Gleiches Material, aber nicht so stark. Muss ja aber auch nicht.


    Im aufwändig gearbeiteten Kniebereich der Hose sind innen Einschübe für Knieschoner vorgesehen. Dafür ist eine Einschubtasche aus Coolmax auf der Innenseite eingearbeitet (siehe Bild 4). Leider gibt ClawGear keinen Hinweis, welcher bereits handelsübliche Neopren-Einschub hier hineinpasst. Im Angebot hat ClawGear auch keinen dafür. Also selbst ausmessen und dann mal schauen, was es online gibt.



    Bild 4 - im Kniebereich innen liegende Einschubtaschen aus Coolmax für Knieschoner


    Auf der Außenseite der Kniepartie ist ganz normales Baumwoll-Polyester-Mischgewebe verarbeitet (siehe Bild 5). Das wirkt auf mich merkwürdig, denn wenn eine Stelle ganz offensichtlich dafür ausgelegt ist, über den Boden zu scheuern, wäre ganz klar Corduda 500 oder 1000 der Stoff der Wahl. Für mich ein Minuspunkt an dieser Stelle.



    Bild 5 - Außenseite des Kniebereichs (Gesäß gleichartig): Baumwoll-Polyester statt Cordura


    Der Gesäßbereich ist ebenfalls doppelt gearbeitet. Auch hier hätte für die äußere Stoffschicht Cordura Verwendung finden können. Dies wäre konsequent gewesen. Leider sind sowohl die Kniepartien als auch die Gesäßpartie so geschickt vernäht, daß man quasi die ganze Hose auftrennen muss, um die entsprechenden Partien durch Cordura zu ersetzen. Also nicht für "mal eben zum Änderungsschneider geben".


    Erklärbar ist der Verzicht auf das logische Cordura durch die damit vermutlich einhergehende Verteuerung der Produktion. Gar nicht mal deswegen, weil Cordura ein so viel teurerer Stoff wäre, sondern wegen der damit verbundenen zusätzlichen Aufwände: mehr Zutaten, mehr Lagerhaltung, mehr Nachorderungs-Management, etc. pp.



    Bild 6 - Doppelte Kappnähte, hier im Bereich Gesäß. Einmal mit doppeltem, einmal mit dreifachem Fadenlauf


    Zu den Nähten: die Hose ist an den den allermeisten Nähten mit doppelten Kappnähten gearbeitet, an vielen davon sogar mit dreifachem Faden pro Naht (siehe Bild 6). Das ist eine hochwertige, robuste und haltbare Verarbeitung. Bis auf eine Naht: Die Naht an der Innenseite der Hosenbeine ist eine einfache Naht auf links (siehe Bild 7). Das fällt auf, denn das ist deutlich unter der Robustheit sämtlicher anderer Nähte dieser Hose. Wer mit der Hose beispielsweise über Mauern will oder über Eskaladierwände - oder andere Veranstaltungen, bei denen die Innenseiten der Hosenbeine beansprucht werden - könnte über kurz oder lang zu Nadel und Faden greifen müssen, um hier Reparaturarbeiten durchzuführen.



    Bild 7 - einfache Naht auf links (unten quer), darüber versäuberte Nahtzugabe


    Warum um alles in der Welt macht ClawGear sowas? Es kann daran liegen, daß es schlicht kompliziert ist, an einem Hosenbein beide Nähte (außen und innen) mit einer (doppelten) Kappnaht zu nähen. Kompliziert bedeutet: ohne entsprechende Fertigungstechnik (Dreinadel-Säulennähmaschinen) ist es teuer und langsam.

    Dennoch sollte es in diesem Preissegment eigentlich dazugehören. Ich habe mal einige meiner taktischen Hosen durchgeschaut. Es ist auch bei den Herstellern im unteren bis mittleren Preissegment eigentlich mittlerweile Standard, alle Nähte robust als Kappnähte zu arbeiten. Müssen ja nicht unbedingt doppelt sein. Aber selbst eine einfache Kappnaht ist schon reißfester als eine schlichte Naht auf links. TacGear macht das so, TruSpec ebenfalls, Haglöfs auch, selbst MilTec/MFH arbeitet an zwei meiner Hosen nicht unter 'ner Kappnaht. Bei anderen Herstellern müsst ihr mal selbst nachschauen in eure Hosen.

    Der Fairnis halber muss gesagt werden, daß auch noch ein anderer Grund in Frage kommt für die Wahl einer deutlich weniger robusten Naht: Es fällt auf, daß ca. 1,5 cm Nahtzugabe an dieser Stelle zur Verfügung stehen. Das ist für eine fertig konfektionierte Hose sehr viel. Dies kann bedeuten, daß ClawGear absichtlich die Möglichkeit lassen möchte, die Hosenbeine durch eine einfache Näharbeit, die bei einer Änderungsschneiderei für 5 € zu machen ist, auf die gewünschte Weite zu bringen. (Ich werde dies jedenfalls tun und dabei die Naht durch eine doppelte Kappnaht ersetzen.)

    Kommen wir zu den Taschen (siehe Bild 8 :( die sind bombenfest aufgenäht und an den entsprechenden neuralgischen Punkten durch Riegelnähte noch zusätzlich robust gemacht. Da gibt es aus Verarbeitungssicht nichts zu meckern. Die slotted buttons sind durch stabiles Band angenäht.



    Bild 8 - Verarbeitung der Taschen sauber mit Riegelnähten, wo es Sinn macht


    Zu den Reißverschluß-Schlitten fällt auf, daß die Metallgriffe fehlen und Accessory Cord eingeschlauft ist (siehe Bild 9). Ausnahme ist der Reißverschluss im Schritt. Das sieht erstmal schick aus und ist auch gerade in der Mode, es hat jedoch hinsichtlich der Haltbarkeit einen Nachteil: wenn sich der Knoten öffnet, dann ist das Accessory Cord weg und man kann den Reißverschluss nicht mehr öffnen. Natürlich ist diese Schlaufe (mit Handschuhen, in hektischen Situationen, mit verschwitzten Fingern und dgl.) einfacher greifbar als ein metallener Griff, aber es spricht eigentlich nichts dagegen, beides zu kombinieren und hier ein redundant ausfallsicheres System zu schaffen, indem man die Kordel durch den Metallgriff und den Schlitten selbst schlauft. Und leise wird das ganze dadurch auch noch.



    Bild 9 - Griff der Reißverschluss-Schlitten


    An den Hüftpassentaschen ist eine zusätzliche Stoffschicht aufgebracht, so daß man bedenkenlos Messerclips verwenden kann. Sehr nettes Feature!

    Abseits der beschriebenen Robustheit macht die Verarbeitung insgesamt einen guten Eindruck, der dem Preis gerecht wird: nirgendwo baumeln lose Fadenenden rum, alle Nähte sind hochpräzise und parallel und auf Kante, alle Fäden sind vernäht. So muss das sein.


    Nächstes Kapitel folgt bald.

    3 Mal editiert, zuletzt von Green Ant () aus folgendem Grund: Sachlichen Fehler korrigiert: Innen am Kniebereich gibt es EinschubTASCHEN aus Coolmax, keine Einschübe selbst!

  • gefällt mir sehr gut Dein Review - freue mich auf die Fortsetzung...
    besonders auf eine eventuelle Lösung der Mini- Klett- Dinger an der Kniekehle, die sich bei mir öffnen beim Knien - ich hab Gummiband eingeschlauft - ist beim Einsteigen in die Hose nervig aber beim tragen gut...


    Gruß Tom

    Ich bin kein Rassist - ich hasse alle !

  • Hallo Green Ant,


    Super Review,1a. :thumbup: Freue mich schon auf die Fortsetzung.



    Gruss


    suomi70

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

  • Hi Green Ant,
    danke bisher für das Review!
    Wenn's die ClawGear jetzt auch noch in Pencott oder Kryptek geben würde... :love:

    MfG vom Bodensee,
    Burning_Heaven a.k.a. Chris

  • Ein richtig richtig gutes Review!!
    Hat mir bei meiner Kaufentscheidung definitiv weitergeholfen, dankeschön!! :)

  • So, nächster Teil. Es geht um den Tragekomfort der Hose.


    Als allerersten Punkt mal gleich etwas, von dem man kein Foto machen kann: die Hose hat nirgendwo eine Belüftungsmöglichkeit. Weder gibt es Netzgewebe, das an weniger beanspruchten Stellen verarbeitet worden ist (Kniekehlen oder Schritt sind da die üblichen Kandidaten) noch gibt es die Möglichkeit, durch Offenlassen von Reißverschlüssen in irgendeiner Form Taschen zu belüften, die wiederum per Netzgewebe "nach innen" verarbeitet worden sind (Ausnahme: man kann natürlich den Hosenstall offen lassen). Dazu ist der Stoff richtig dick und dicht und hat einen hohen Polyester-Anteil. Bedeutet: wer hohen Wert darauf legt, nicht zu schwitzen, könnte mit dieser Hose unzufrieden sein.


    Ein weiteres Teil, das bei Hosen üblicherweise für Tragekomfort sorgt, ist ein gut gearbeiteter bequemer Hosenbund. Die RAIDER MK.III hat hier einen schönen ca. 6,5 cm breiten Hosenbund, der vorne mit einem großen 2,5 cm durchmessenden slotted Button verschlossen wird (siehe Bild 10). Das Verschließen ist ein bißchen frickelig, weil das Knopfloch ein bißchen eng ist. Aber das ist ja mit Hilfe von 2 kg Dynamit abstellbar. Nein, Scherzeken. Der Hosenbund ist - das gehört sich für diese Breite - als Formbund gearbeitet. Das erhöht den Tragekomfort, denn so passt er sich der konisch nach oben zulaufenden Taille an. Der gesamte Hosenbund ist auf Taille geschnitten, nicht auf Hüfte. Die Breite von 6,5 cm mit nur einem Knopf zu verschließen, ist nicht mehr so ganz kraftschlüssig. Zwei übereinander liegende kleine Knöpfe oder eine Hak-Möglichkeit übereinander wäre hier ggf. eine Alternative gewesen.



    Bild 10 - Breiter Hosenbund


    Umlaufend um den Hosenbund finden sich 7 Gürtelschlaufen, von denen die zentrale hintere sehr breit ausgelegt ist. Das verhindert zuverlässig ein Maurerdekollete (wobei sich das bei Hüftbundhosen eher bildet als bei Taillenbundhosen wie dieser hier). Zu den 7 Gürtelschlaufen ein bißchen Geschichte: Gürtelschlaufen wurden in den letzten Jahren immer weniger. Wir sind mittlerweile 'runter auf nur 5 Stück an einer üblichen 40-Euro-Jeans. Ist ja auch billiger. Was man sich damit kauft, ist der "Gardineneffekt", sprich; der Gürtel ist noch an Ort und Stelle, aber die Hose hängt zwischen den einzelnen Gürtelschlaufen 5-10 cm tiefer unten - wie eine Gardine an der Stange. Alles, was in die Hose reingesteckt ist (T-Shirt, Hemd, etc.) arbeitet sich auf diese Weise zuverlässig raus, ohne daß man sich irgendwie anstrengen muss. 7 Gürtelschlaufen verhindern das zuverlässig. Die Gürtelschlaufen erlauben das Durchstecken von Gürteln bis zu einer Breite von 6 cm (siehe Bild 11).



    Bild 11 - Gürtelschlaufen und breite zentrale Schlaufe hinten, Klett-Einstellklappen für die Weite sind auch zu sehen


    Eine Frage stellt sich mir hier allerdings: wieso wurde so eine aufwändig gearbeitete breite hintere Gürtelschlaufe gewählt? Hier hätten es bspw. zwei direkt nebeneinander befindliche einfache Schlaufen auch getan. Alternativ hätte man auch A-TACS Gurtband verwenden können. Hier wären meiner Einschätzung nach Kosteneinsparungen möglich gewesen, ohne daß die Funktionalität oder Qualität darunter gelitten hätte. Von einer eventuellen Einsparung hätte man vielleicht einige Dinge, die ich in Teil 1 angesprochen habe, realisieren können?


    Den Bund kann man zusätzlich noch über Klett-Einstellklappen auf die eigene Weite bringen (siehe Bild 11 ganz links oben). Das ist im Grunde sehr hilfreich, wenn man keinen Gürtel verwenden kann oder möchte. Damit man dieses Feature einhändig bedienen kann, ist es üblicherweise mittels eines Square Rings durch Umlenkung realisiert oder einer Klemme (das ist euch allen durch die alten ACU-Hosen bekannt, kennt ihr alle, siehe hier ganz oben in der Mitte). Damit ist es einhändig bedienbar. Das System an der RAIDER MK.III arbeitet direkt, sprich: es ist ein wenig umständlicher einhändig zu bedienen und den Flaschenzug-Effekt hat man auch nicht. Finde ich fraglich, das so zu machen.


    Was mir direkt hierbei auffällt, ist, daß der Hosenbund nicht durch eine Schicht Vlieseline gefüttert ist (siehe Bild 12). Dies würde den Tragekomfort meiner Meinung nach deutlich steigern, gerade wenn ich einen Rucksack mit Hüftflossen oder einen Battle Belt trage. Das entscheidende Argument für eine Fütterung ist aber noch ein anderes: Wenn ich die Klett-Einstellklappen verwende, die die Weite des Hosenbunds regulieren, ziehe ich mir naturgemäß Falten in den Hosenbund. Die scheuern und drücken. Mit einer Polsterung wäre das einfach zu abzumildern. (Gottseidank passt mir die Weite der RAIDER MK.III ohne daß ich diese Regulierung benötige. Aber eine Polsterung werde ich mir hier einnähen, dabei werde ich die Einstellklappen entfernen, denn sie machen zum einen so wenig Sinn und zum anderen brauche ich sie nicht, weil der Hosenbund passt und ich ihn wenn überhaupt per Gürtel einstellen werde.)



    Bild 12 - der Bund ist sehr dünn, hier ist nix gepolstert!


    Ein weiteres Merkmal für Bequemlichkeit sind komfortable Hosentaschen (sog. Hüftpassentaschen). Davon hat die RAIDER Mk.III sehr angenehme große, die von oben zugänglich sind, so wie Jeans-Hosentaschen. Um genau zu sein, sind sie so groß, daß ich mich schon ein wenig bücken muss, um Dinge, die am Boden der Hosentaschen liegen, zu erreichen. Das ist der Guten vielleicht schon ein ganz bißchen zu viel. (Ich denke, ich werde eine Zwischennaht setzen und die Hosentaschentiefe um 1-2 cm kürzen.)


    Als letztes noch die Gesäßtaschen (siehe Bild 13): hier hat ClawGear mitgedacht, die Reißverschlüsse schließen beide jeweils nach außen, sprich: man merkt es beim Hinsetzen, wenn man vergessen hat, den Reißverschluss an einer Gesäßtasche zu schließen, weil man sich auf den Knubbel des Schlittens setzt. Die Hose verleitet dazu, die rückwärtigen Taschen zu schließen. Wer gerne mit offener Gesäßtasche rumläuft, weil er das umständlich findet, die Tasche dauernd zu öffnen oder zu schließen, wird von dieser Hose ein bißchen gegängelt ;)



    Bild 13 - Gesäßtasche offen


    Ein weiterer Aspekt des Tragekomforts ist, wie gut sie sportliche Bewegungen mitmacht. Hierzu fällt auf, daß sie sowohl im Schritt als auch an den Beinen sehr komfortabel weit geschnitten ist. Das ist natürlich eine einigermaßen schwammige und ungenaue Angabe. Daher sei hier einfach gesagt, daß der Schnitt gegenüber dem klassischen ACU-Hosenschnitt weit ausfällt. Den wird jeder von uns vermutlich kennen. Sie sieht dabei aber nicht baggy aus.


    Ergänzung (inspiriert durch User TITANIUM:(


    Da dies eine Hose ist, die ganz deutlich darauf ausgelegt ist, damit zu knien, hierzu auch noch ein paar kurze Worte: auf der Rückseite der Kniepartie im Bereich der Kniekehle ist ein Klettpanel angebracht und zwei Kletthaken-Klappen, die man eng ziehen und dann auf das Klettpanel aufkletten kann (siehe Bild 14). Dies fixiert den Knieteil der Hose auch tatsächlich bei den Knien. (Wie oben schon angegeben, hat die Hose nur zwei Einschübe für Knieschoner, die sind aber nicht dabei und man kann bei ClawGear auch keine passenden kaufen.) TITANIUM berichtet, daß die Klettklappen vom Klettpanel bei Belastung von selbst wieder abgehen. Ich habe versucht, das zu provozieren durch extrem enges Ankletten und dann komplettes Duchbeugen des Knies, es ist mir aber nicht gelungen. Mag aber daran liegen, daß Klett dazu neigt, langsam zu verdrecken und dann seine Kletthaltekraft einbüßt. Bei mir funktioniert dieses Feature also gut. Die Kniepartie kommt beim Knien auch sauber unter dem Knie zu liegen und nicht irgendwo anders.



    Bild 14 - Fixierung der Kniepartie durch Klettklappen im Bereich der Kniekehle


    User TITANIUM hat vorgeschlagen, durch die beiden Enden der Klettklappen ein Gummiband (z.B. ein Shock Cord) zu ziehen und trotz nicht mehr haftenden Klett die Kniefixierung nutzen zu können. Finde ich eine gute Idee. Geht mit der Hose gut, denn die beiden Klettklappen enden in Schlaufen. Man muss da also keine Löcher bohren.


    Fortsetzung folgt.

    9 Mal editiert, zuletzt von Green Ant () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert, Links zu weitergehenden Informationen eingefügt.

  • ja, was sagt man dazu...Bombe!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
    Absoluter Überblick bei großer Detailtiefe, das war ein riesen Aufwand und das Ergebniss ist 1A!!
    Vielen Dank für die getane Arbeit!


    Nur Eines noch...also ... das Maurerdekolteé ... :russroul:

  • Die Hose verfügt über 10 Taschen, und zwar jeweils

    • zwei Hüftpassentaschen (vulgo: Hosentaschen, da wo man die Hände reinsteckt, wenn's cool aussehen soll)
    • zwei Oberschenkel-Fronttaschen,
    • zwei Oberschenkel-Seitentaschen (Cargotaschen),
    • zwei Unterschenkeltaschen und
    • zwei Gesäßtaschen.

    Gehen wir sie mal durch.


    Die Hüftpassentaschen (Hosentaschen, siehe Bild 15) hatte ich im 2. Teil bereits beschrieben, da mir aufgefallen war, daß sie so tief sind, daß sie bis mitten auf den Oberschenkel runterreichen. Das bedeutet natürlich, daß hier für eine Hosentasche enormer Stauraum zur Verfügung steht. Meiner Meinung nach etwas mehr als notwendig, da der Stauraum auf den beim Gehen auf und nieder arbeitenden Oberschenkeln liegt. Die Hüftpassentaschen haben keinen Schließmechanismus und kein Taschen-Innenleben. Sie haben allerdings direkt darüber einen D-Ring, an dem man in den Taschen versenkte Dinge an einer Fangleine sichern kann.


    Dasselbe gilt für die Oberschenkel-Fronttaschen (ebenfalls Bild 15, rechts unterhalb der Hüftpassentasche). Auch diese Tasche hat keinen Verschluß, hat kein Taschen-Innenleben und kann mit dem D-Ring kombiniert werden. Sie ist nicht ganz so voluminös wie die Hüftpassentasche.



    Bild 15 - Eingang zu den Hüftpassentaschen (oben) und der Oberschenkel-Fronttasche (darunter)


    Bevor wir zu den außen aufgenähten Taschen kommen, mal ein Foto der Taschenbeutel in der Hose (Bild 16). Ich muss sagen, ich bin etwas begeistert. Extrem sauber und robust gearbeitet. Alle Taschenbeutel verstürzt und die Versäuberung weggenäht. Sauberer geht's nicht. Nirgendwo steht eine Stoffecke über. Abgesetzter coyote-farbener Ripstop-Stoff. Ok, gehört eigentlich in den ersten Teil des Reviews, aber hier passt es gerade, weil wir ja über Taschen reden.



    Bild 16 - Taschenbeutel


    Die Oberschenkel-Seitentaschen (Cargo-Taschen) sind Raumwunder. Es passen zwei 1-Liter-Tetrapaks Milch in eine dieser Taschen! Die Taschen falten sich auch im leeren Zustand sauber zusammen (siehe Bild 17). Was bei großen Cargotaschen immer zu einem Problem wird, ist, daß bei Teilbeladung der Inhalt arbeitet, da die Oberschenkel beim Gehen/Laufen arbeiten. Das ist hier auch so. Verschiedene Hersteller versuchen derzeit, das mit verschiedenen Methoden in den Griff zu bekommen. Leo Köhler verwendet Kompressionsriemen, die neue Generation der ACU-Hose verwendet oben ein umlaufendes mit Kordelstopper fixierbares Shock-Cord, andere nehmen innen liegendes Gummiband. ClawGear nimmt nichts von alledem. Hat mich ein bißchen gewundert.


    Die Cargotasche wird mit einer Patte geschlossen, zur Arretierung dienen zwei verdeckte große slotted Buttons. Innerhalb der Tasche ist ein D-Ring, an dem man bspw. Fangleinen befestigen kann. Weiteres Innenleben (Klettpanel oder ein Schlaufenband) hat die Tasche nicht. Das ist schade. Eine Tasche dieses Volumens schreit förmlich danach, ein bißchen untergliederbar sein zu können. Ablaufösen am unteren Ende hat die Tasche auch nicht. Wenn ungebetenes Wasser hineinkommt, dann muss das durch das Gewebe ablaufen. Was bei etwas 2 l Wasser schon mal was dauern kann. Alternativ mal eben einen Handstand machen.


    Auf der Außenseite der Cargotaschen sind hochkant Reißverschlüsse angebracht. Der auf der linken Cargotasche führt zu einer kleinen separaten Tasche (bspw. für ein Handy), der auf der rechten Cargotasche führt zu einem Stück Stoff, unter dem man hindurch greifen kann und dann an den kompletten Tascheninhalt drankommt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Unterschied beabsichtigt oder ein Konstruktionsfehler ist, denn das Arrangement unterscheidet sich genau durch eine 8 cm lange Naht.


    Aber sinnvoll ist das so schon. Beispielsweise kommt man so an Tascheninhalt auch dran, wenn man in einem Fahrzeug sitzt.



    Bild 17 - Oberschenkel-Seitentaschen (Cargotaschen)


    Dann gibt es noch die Unterschenkeltaschen. Diese befinden sich außen an den Unterschenkeln und beginnen knapp unterhalb der Kniekehlen. (siehe Bild 18 ). Sie werden ebenfalls mit einer Patte geschlossen und zwar mit Klett. Bei ihnen fällt auf, daß sie einen recht schmalen Einstieg haben. Ich habe schon keine großen Hände, aber meine Hand passt nicht hinein - bzw. wenn ich sie so weit hinein schiebe wie es geht, dann komme ich nicht an den Taschenboden dran. Das müsste so nicht sein. Auch hier wieder: wenn sich der Labello in diese Tasche verirrt hat: kurz Handstand machen.



    Bild 18 - Unterschenkeltaschen


    Die Gesäßtaschen hatte ich ja schon weiter oben beschrieben, siehe Teil 2.


    Nachtrag zum Schließen der Cargotaschen mit Handschuhen. Hab das mit Oakley Factory Pilot Handschuhen versucht. Leider ohne Erfolg (siehe Bild 19 und 20). Öffnen ging.



    Bild 19 - Versuch, die Cargotasche mit Handschuhen zuzuknöpfen



    Bild 20 - Versuch, die Cargotasche mit Handschuhen zuzuknöpfen


    Fortsetzung folgt.

    4 Mal editiert, zuletzt von Green Ant () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert. Nachtrag hinzugefügt.

  • Habe in Teil 3 nochmal versucht, die Cargotaschen mit den 2,5 cm großen slotted Buttons mit Handschuhen zu schließen. Hab ich nicht geschafft. Öffnen ging.

  • In diesem Teil soll es darum gehen, mal zu überlegen, ob die ClawGear Raider MK.III im Feld durch den Inhaber (cooler würde ich jetzt "Operator" sagen) instandhaltbar/setzbar ist.


    Im wesentlichen können die folgenden Schäden auftreten:

    • Es kann ein Loch in die Hose hineinreißen.
    • Eine Naht kann platzen/aufgehen.
    • Ein Knopf kann abgehen.
    • Ein Reißverschluss geht kaputt/wird ungängig.
    • Eine Klett-Schließe kriegt im offenen Zustand Dreck ab.

    Ein Loch in der Hose ist bei dem haltbaren Polyester/Baumwoll-Stoff recht unwahrscheinlich. Wenn es hineinreißt, dann verhindert auch das Ripstop-Gitter, daß es weiter aufreißt. Würde das dennoch passieren, so könnte man es notfalls feldmäßig vernähen, das ist bei dem Stoff kein Problem. Man benötigt aber durchaus eine kräftige Nadel und besser einen Fingerhut, der Stoff ist schon robust.


    Etwas anderes ist das im Kniebereich. Der Kniebereich ist natürlich für den Bodenkontakt prädestiniert, daher kann es hier zu Scheuerstellen kommen, die das Gewebe ausdünnen und irgendwann reißt es dann. Eine Reparatur durch Stopfen bringt hier natürlich nichts, zum einen, weil eine gestopfte Fläche nicht besonders scheuerresistent ist, zum anderen, weil im Kniebereich der Stoff beim Hinknien auch noch gedehnt wird, also unter Spannung kommt. ClawGear hat hier insofern vorgebeugt, als am Knie zwei Stoffschichten übereinander zum Einsatz kommen. Wenn dahinter noch ein Knieprotektor eingesteckt wird, wird das Knie dahinter noch mehr geschützt.


    Aber: Reparieren kann man eine durchgescheuerte Stelle am Knie nicht feldmäßig. Hier wäre das Stoffstück auszutauschen und das ist extrem aufwändig. Es sind ca. 10 Nähte zu lösen und nachher wieder nachzunähen. Zudem gehen diese Nähte teilweise durch 4 Lagen Stoff. Das ist schlicht nicht alleine hinzubekommen. Wie schon gesagt, hätte hier eine Cordura 1000-Auflage dieses Problem schon von vorneherein unterbunden. Ist nicht teuer. Man braucht davon nicht viel.


    Wenn an dieser Hose eine Naht platzt/aufgeht, dann ist dies vermutlich am allerersten die Hosenbein-Innennaht, dies ist die konstruktiv schwächste. Und wie oben beschrieben gibt es durchaus Anwendungsfälle, in denen sie unter Last kommt (über Mauer oder über Eskaladierwand klettern). Man könnte sie feldmäßig mit Nadel und Faden einfach flicken, besonders haltbar ist das aber nicht. Alle anderen Nähte der Hose sind Kappnähte, meist doppelte Kappnähte, häufig mit 3 nebenanderliegenden Fäden vernäht. Sehr unwahrscheinlich, daß die aufgehen. Eigentlich nicht vorstellbar. Hat ClawGear extrem robust konstruiert.


    Geht ein Reißverschluss kaputt, so kann das entweder der Hosenstall-Reißverschluss sein, oder einer der beiden Gesäßtaschen-Reißverschlüsse oder einer der beiden Cargotaschen-Reißverschlüsse. Flicken kann man Reißverschüsse natürlich im Feld nicht. Bei den Gesäßtaschen- und dem Hosenstall-Reißverschluß ist das auch nicht weiter problematisch, es ist nicht schick, aber auch nicht schlimm.


    Geht jedoch ein Cargotaschen-Reißverschluß im offenen Zustand kaputt, dann schließt die Cargotasche nicht mehr. Bei der linken Cargotasche ist das kein Problem, weil der Reißverschluss nur ein kleines separates Stück der Tasche in etwas mehr als Smartphonegröße öffnet, bei der rechten hingegen ist durch ihn der komplette Tascheninhalt zugänglich - der könnte sich dann rausarbeiten. Da muss man dann schon mit Panzerband was drüberkleben und immer wieder nachschauen, ob es nicht abgefallen ist und erneuert werden muss. Hier wäre interessant zu wissen, ob die rechte oder die linke der beiden Cargotaschen nun der Konstruktionsfehler ist. Sie sind komischerweise unterschiedlich gemacht bei meinem Exemplar dieser Hose.


    Wenn von der Hose ein Knopf abgeht, so ist dies entweder der slotted Button am Hosenbund oder einer der slotted Buttons an den Cargotaschen. Alle sind mit recht robustem Band angenäht. Ob man sie genau so wieder annähen könnte, ist zweifelhaft, man benötigt hier eine sehr starke Nadel. Es spricht aber auch nichts dagegen, diese Knöpfe im Notfall einfach mit normalem Nadel und Faden anzunähen. Ohne das Band, an dem sie jetzt sind.


    Schließlich könnte noch eine Klett-Schließe im offenen Zustand Dreck abbekommen und dadurch ungängig werden. Klett-Schließen haben nur die beiden Unterschenkeltaschen - also auch noch diejenigen, die dem Dreck am nächsten sind. Üblicherweise werden verdreckte Klettflächen mit einer Drahtbürste gereinigt. Sollte die feldmäßig nicht zur Verfügung stehen, muss der Inhalt der Unterschenkeltaschen woanders untergebracht werden. Das ist nicht so schlimm, sie sind nicht groß. Viel mehr als ein Päckchen Kippen passt da nicht rein. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, warum gerade die untersten, drecknahen Taschen an der Hose unbedingt mit einer Schließe versehen sein müssen, die besonders anfällig für Dreck ist.


    Fortsetzung folgt.

    Einmal editiert, zuletzt von Green Ant ()

  • Du gehst wirklich auf alles ein, ich habe fast den Eindruck, das die Hose bei mir auf dem Tisch liegt und ich selbst genau hinsehe!
    Gut verständlich beschrieben, so das jeder folgen kann. Du kanst gut mit Worten umgehen. Absolute Spitze..


    Dafür von mir den :1st:

    Beste Grüße
    scts

  • Erstens: :clap:
    und danke für dein Review! Echt Hammer!


    2tens, ich hab diesen Passus gleich mal bei meinen 2 geprüft, denn ich war der Meinung dass ich was übersehen habe. Aber leider ist bei keiner der beiden Varianten, welche ich besitze, ein Durchgang in die große Cargotasche :(

    Auf der Außenseite der Cargotaschen sind hochkant Reißverschlüsse angebracht. Der auf der linken Cargotasche führt zu einer kleinen separaten Tasche (bspw. für ein Handy), der auf der rechten Cargotasche führt zu einem Stück Stoff, unter dem man hindurch greifen kann und dann an den kompletten Tascheninhalt drankommt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Unterschied beabsichtigt oder ein Konstruktionsfehler ist, denn das Arrangement unterscheidet sich genau durch eine 8 cm lange Naht.

    Have you my go-stop over-meadow’d?.

  • Danke für's Lob!


    ich hab mittlerweile persönliche Nachrichten von zwei weiteren TF-Usern, die beide ebenfalls schreiben, daß es bei ihren ClawGear-Hosen keinen Durchgang vom Reißverschluss in den großen Raum der Cargotasche gibt. Dann ist das bei mir vermutlich ein Konstruktionsfehler.


    Gruß,

  • Produktionsfehler oder? :)


    Ja, Produktionsfehler. Ist beim Nähen halt so, daß man mal unabsichlich eine Lage zu viel oder zu wenig unter die Nadel legt. Kommt vor. Muss ich überlegen, ob ich das so durchgehen lasse oder ob ich reklamiere...


    Gruß,

  • Du schreibst ja das es gar nicht mal schlecht ist, also sehe es einfach als Verbesserung wenn es nicht signifikanten Unterschied macht.

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