„In Notsituationen genügt jedes haltbare Seil um sich mittels des bewährten
Dülfersitzes abzuseilen!“
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Abseilen unterteilt man in Interventionstechniken, Bergsteiger bzw.
Kletterertechniken und Höhenrettungs - bzw. Industrietechniken.
Jeder Teilbereich hat seine Eigenheiten, obwohl sie vom Grundaufbau alle gleich
sind. Mann erstellt bei jeder Abseilaktion einen Fixpunkt, hängt ein Seil ein,
installiert das Abseilgerät, eine Sicherung und dann geht es abwärts.
Bergsteigertechniken:
Hier kommt es darauf an, dass man sein Seil nach dem Abseilen von unten
abziehen kann, deshalb wird es so durch oder um den Fixpunkt gezogen,
dass die Seilmitte genau am FP liegt. Daher kann man auch nur die halbe
Seillänge zum abseilen nutzen.
Dazu wird meistens der Achter, das TRE und der ATC genommen. Ob eine
zusätzliche Prusiksicherung genommen wird, hängt von der Erfahrung des
Einzelnen ab aber mit einer Last auf dem Rücken oder bei Steinschlaggefahr ist
sie jedem zu empfehlen.
Höhenrettungstechniken:
Hier wird grundsätzlich redundant gearbeitet und man unterscheidet zwischen
Abseilen und Ablassen. Manchmal werden die Systeme auch wegen der Sicherheit
kombiniert. Verwendete Abseilgeräte sind von Bornack das DSD 30, DSD 60
(Twinseiltechnik), von Petzl das I D dazu ein mitlaufendes Auffanggerät und der
Radeberger Haken. Hier kommt es darauf an, dass man das Abseilgewicht und die
Abseilgeschwindigkeit regulieren bzw. stoppen kann, um Personen zu übernehmen
oder Arbeiten auszuführen.
Interventionstechniken:
Hier dürfen wie bei der Höhenrettung nur absolute Routiniers ran, da meistens
ohne zusätzl. Sicherung gearbeitet wird.
In diesem speziellen Bereich werden verschiedene Techniken.angewandt.
Fastrope:
Ein ca. 4 - 5 cm dickes Seil, das mit den Händen
und Beinen umklammert wird. Keine Sicherheit, geht aber sehr schnell um z. B.
eine Einheit aus einem Heli auf ein gesichertes Dach abzusetzen
Abseilen mit dem Achter:
Einfachseil. Hier wird das Seil mit einem Achterknoten oder Mastwurf an einem FP
angeschlagen. Dann wird ein Achter installiert. Es gibt sehr viele Achterformen.
Man sollte einen mit sog. Ohren verwenden, da diese ein mögl. Umschlagen des
Seils in einen Ankerstich, was unter bestimmten Umständen passieren kann,
verhindert. Ob man einen mit großem Durchmesser nimmt oder einen mit kleinem,
liegt im eigenem Ermessen, jedoch braucht man bei großen mehr Bremskraft, das
heißt Reibung und das führt zu warmen Fingern. Hier gibt es ein sehr gutes
Modell von DMM Industrial. Beim Training sollte man darauf achten, das man von
Anfang an die schwache Hand zum bremsen benutzt, um die starke Hand für die
Waffe freizuhaben.
Abseilen mit selbstbremsenden Abseilgeräten:
Hier werden folgende Gerät verwendet: Meistens das Rollgiss 200 Tactical,
manchmal das Bornack DSD 30 und ganz wenig das Petzl Stop. Meistens werden
diese Abseilgeräte mit der taktischen Schnelltrennkupplung von Bornack
kombiniert. Durch sie kann man das Abseilgerät ganz schnell und in Notfällen
auch unter Last lösen. Damit das Seil nicht störend und verräterisch herumhängt,
wird es in einen Seilsack gestopft. Abseilgeräte bieten ein hohes Maß an
Sicherheit, da die meisten beim Seilloslassen bzw. Gerät loslassen blockieren.
So kann man z.B. mit beiden Händen arbeiten /schießen oder man stürzt nicht ab,
wenn man überfordert ist.
Australian Rappelling:
Hier wird der Gurt gedreht, so dass man hinten angeschlagen und abgelassen
wird. So hat man beide Hände frei und kann z.B. mit einer Schrotflinte über einem
Fenster positioniert einen langen Flur oder Ähnliches decken. Man kann sich im
AR auch abseilen, das ist dann aber auch mehr oder weniger nur eine Mutprobe,
da das Einsatztaktisch grenzfällig ist.
Kopfüber Abseilen:
Ist eher nur eine Mutprobe. Hier sollte aus Sicherheitsgründen ein Gurt mit
Brustgurt verwendet werden.
Taktisches Abseilen
Besonders im taktischen Bereich sind moderne Hilfs - und Einsatzmittel
erforderlich. Zur Standardausrüstung gehören ausgewiesene Kernmantel -
Kletterseile, Sitzgurt, Karabinerhaken und Abseilachter. Dazu werden
Passivschutzmittel wie Abseilhandschuhe, Helm, Weste und evtl. eine
Schutzmaske verwendet. Ein ergänzendes Einsatzmittel ist das Schlauchband.
Trotz seines geringen Gewichtes und seines geringen Volumens ist es
erstaunlich hoch belastbar.
Der taktisch Abseilende sollte sein Seil in einem „Seilsack“ am Oberschenkel oder
an einem Fuß hängend transportieren. Somit wird vermieden, dass die anlaufende
Aktion nicht durch das hinab fallende Seil verraten wird.
Taktisches Abseilen sollte vor Allem leise von Statten gehen. Rappelige
Kydexscheiden und lose Ausrüstungsteile können zu fatalen Folgen führen.
Wenn der Abseilende in einer Hand eine Waffe führt während er mit der
anderen Hand abseilt, so sind das völlig konträre Abläufe, da die erstere Aktion die
Abwärtsbewegung koordiniert, während die andere ein eher ruhiges sondieren
des Schussfeldes bzw. die Zielaufnahme verfolgt.
Training
Anfängliche Höhenangst oder geringe Überwindungen dürfen nicht mehr
hemmend wirken und neben dem, aus routinierten Abläufen entstandenen
Selbstvertrauen, muß auch das notwendige Materialvertrauen entstehen.
Erst dann kann man das einhändige Abseilen angehen. Die freie Hand stellt
mit ausgestrecktem Zeigefinger die Waffe dar. Bei eigenen Unsicherheiten
kann diese Hand zur Hilfe benutzt werden.
Im weiteren Übungsablauf wird mit einer Kurzwaffe trainiert, diese sollte mit einer
Fangschnur gesichert sein.
Selbst wenn taktisches Abseilen vom Einzelnen nie ernsthaft benötigt wird,
so sind die Trainingserfahrungen doch sehr wertvoll, da hier anspruchsvolle
Bewegungsabläufe koordiniert werden müssen.
Das schafft Selbstvertrauen.
Bemerkung
Wer solche Abseilaktionen unternimmt sollte vorher Notfallpläne entwickelt haben
und nur bestmöglich präpariert (Helm u. Notfall - Assistent) derartige Unternehmungen
angehen. Wie geht es weiter wenn etwas passiert? Z.B. einer stoppt aus Angst auf
halber Höhe. Haare bzw. Kleidung geraten in die Abseilgeräte. Ich empfehle ein gut
erreichbares Messer mit zu führen. Auch zwei Notseilklemmen, eine Umlenkrolle und
zwei Bandschlingen, um im Notfallgeeignete Maßnahmen einzuleiten.
Techniken in Höhen und Tiefen sind gefährlich und können tödlich enden. Deshalb
sollte man wissen was man tut. Auch die Gefahr eines Blackouts ist nicht zu
unterschätzen.
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