Das Auswandern in ein nordamerikanisches oder skandinavisches "Nest" mitten in der Natur, aber mit Job, Strom und fließend Wasser ist das eine, aber ich habe das Thema so verstanden, dass man in der richtigen Wildnis völlig autark - also als Jäger und Sammler - leben möchte, ohne zwischendurch, wenn der kleine Hunger kommt, mal eben zu McDoof zu fahren. Ich denke, es hat schon seinen Grund, warum ausgerechnet im hohen Norden kaum Menschen leben und (von den Inuit an den Küsten abgesehen) diese nicht das ganze Jahr nur vom Jagen und Fischen leben. Ich glaube, 99,99 Prozent würden keinen Winter überleben, allein in einer Blockhütte und als Selbstversorger. Von den restlichen 0,01 Prozent mit Survivaltalent hätten die wenigsten auf Dauer Spaß: tägliche harte Maloche, eine Verletzung (Beinbruch)oder Erkrankung (Blindarm, Infektion) kann lebensgefährlich sein, nie soziale Kontakte etc.
Manche glauben, ein Jagd- und Angelschein sei schon die halbe Miete. Im Winter müsste man sich aber monatelang täglich durch meterdickes Eis der zugefrorenen Gewässer kämpfen, um an Fische zu gelangen. Bei extremer Kälte ist der Energiebedarf sehr hoch, besonders, wenn man sich noch durch den Tiefschnee kämpfen muss. Forellen und Kaninchen haben aber nur mageres Fleisch, welches kaum über den langen Winter helfen wird. Außerdem benötigt man Vitamine. Man müsste gegen Mangelerscheinungen schon viele rohe Innereien wie Leber, Herz und Hirn essen und z.B. innere Baumrinden und andere nicht so schmackhafte Pflanzen kochen, Seegras essen usw., wenn man genug Vitamin C und dergleichen zu sich nehmen möchte. Auf Dauer nicht so doll, oder?
Ein Inuit kann damit besser umgehen als ein deutscher Zivilisationsflüchtling, der lieber ein Glas frisch gepressten O-Saft trinkt. Als während der Indianerkriege einige Indianerstämme vor den Weißen nach Kanada flüchteten, drohten ihnen dort im Winter auch Tod durch Kälte und Hunger, und das waren wirklich erfahrene und fähige Jäger und damals war der Wildbestand noch sehr viel höher. Wie gesagt, es hat schon seinen Grund, warum im Norden Amerikas, Europas und Russlands kaum Menschen leben. Als 4-Wochen-Tourist im Sommer, bewaffnet mit Kreditkarte zum Jagen im Kühlregal des Supermarktes, sieht man aber nur die schönen Seiten der Wildnis.