Shillelaghs

  • heute war ein Spaziergang durch die dichten Hecken besonders erfolgreich, es gab Shillelaghs, sowohl Rohlinge aus Eichen- wie aus Schwarzdornholz.
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    und weil das Glück mir heute hold war, ein Rohling für ein "Meisterstück"
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    Die Schnittflächen sind mit Holzleim behandelt, deshalb die weiße Farbe. Mit dem Holzleim trocknen sie nicht so schnell über die Schnittflächen aus und reissen dann auch nicht so schlimm. Das Einzige was jetzt noch fehlt ist die Zeit. Je nach Dicke werden sie wohl ein Jährchen oder mehr brauchen, dann soweit in Form gebraucht und mit Leinöl (Whiskybutter wäre das Originalrezept, aber irgendwie liegt mir die Ranzigkeit der Butter nicht) eingestrichen und wochenlang geräuchert. Dann werden sie dann irgendwann das was sie werden sollen.


    Viele Grüße
    Roman

  • Und damit man auch mal schauen kann, wie wunderschön so ein Shillelagh von Roman dann fertig ausschauen kann, hier mal zwei Bilder von meinem...




    Die Maserung des Knaufs sieht toll aus, der Schaft strahlt nach Romans Behandlung in dem auf den Bildern sichtbaren Braunton...Hin und wieder mal ein wenig Fett aufs Holz, das reicht als Pflege völlig hin.


    Das Holz ist bei sehr hoher Stabilität überraschend leicht, selbst bei dem Durchmesser dieses Stocks hier. Wegen der Eisenspitze ist dieser hier mein Begleiter bei Wanderungen im Wald oder im Winter - sehnsüchtig warte ich auf einen weiteren mit einem Gummistopper als Spitze für den urbanen Gebrauch. Der wird dann meinen City Stick ablösen.


    Ich gewöhne mir immer mehr an, so einen Stock wirklich ständig im Alltag mitzuführen. Den entsprechend Interessierten kann ich Romans Shillelaghs wirklich überzeugt ans Herz legen. Was für seine Messer gilt, gilt auch für seine Stöcke: Sie haben einfach Seele :thumbup:

  • Moin.
    Sehr geil. Ich habe noch ein paar Rohlinge zum Trocknen, dürften aber noch ein paar Monate brauchen. Die ersten Versuche sind mir leider nicht geglückt, die Rissbildung war zu stark. In meinem Schirmständer steht allerdings der Schwarzdornstock meines Großvaters, der hatte zum Glück meine Größe. So kann ich den Stock auch mal spazieren führen.
    Gruß
    Ugorr

    per aspera ad astra

  • Ugorr,
    das ist das leidige an den Stöcken, sie reißen einfach sehr schnell. Gestern war ich noch drei schneiden und habe dabei den Stock gefunden den ich letzte Woche in der Hecke beim Rückmarsch nicht mehr gefunden habe. Dieser Stock stand wie gesagt ein paar Tage einfach draußen, selbst bei einer relativ feuchten Witterung ist er bereits an dem Querast mehrmals böse eingerissen. Ich habe ihn natürlich mitgenommen, aber ob er noch zu dem taugt für was er vorgesehen war sehe ich erst Ende des Sommers.


    Was das Holz betrifft was am besten für einen solchen Stock geeignet ist kann ich nur soviel sagen dass sowohl Eiche wie auch Schwarzdorn, also die klassischen Hölzer für Shillelaghs, sich augenscheinlich am besten eignen, wobei ich einen leichten Vorteil beim Schwarzdornholz sehe. Auf Eichenbäumen wächst so gut wie kein Ast in der Form dass er sich von an Anfang an direkt dazu eignet, meist muss er im trockenen Zustand noch nachgebogen werden. Das in Form biegen besorge ich über einen Alkoholflamme. Im Baumarkt findet man gewöhnliches Bioethanol. Die Flüssigkeit schütte ich in ein offenes Gefäss, z. B. eine alte Tabakdose, und zünde sie an. Über dieser Flamme lässt sich der Stock einigermaßen ohne große Brandschäden zu verursachen erwärmen. Sobald der Stock an der "Biegestelle" ausreichend heiß ist kann man ihn in Form biegen, diese Form hält er nach dem Erkalten für immer. Was nicht mehr zu korrigieren ist sind Stelle an denen der Stock aufgrund eingewachsener Astansätze Absätze hat, das ist dann eben ein Zugeständnis an die Natur.


    Schwarzdorn ist als Ersatz, was es ja eigentlich einmal war, überaus geeignet. Laut den Geschichten über die Shillelaghs in vergangenen Jahrhunderten war Eichenholz die erste Wahl, wieso man auf Schwarzdorn auswich kann ich mit Bestimmtheit nicht sagen, aber wenn in Irland eine gleiche Abholzung des Waldes stattfand wie in Schottland kann ich das gut nachvollziehen. Schwarzdorn ist neben seiner guten Elastizität von enormer Härte und die eingewachsenen Dornen verstärken den Stock noch einmal durch den Querwuchs. Der einzige Nachteil am Schwarzdorn ist eine Stelle zu finden wo solches Holz in richtiger Größe wächst. Bei uns ist die Pflege von Hecken leider nicht mehr so aktuell wie auf den britischen Inseln. In dem Buch -Vergessene Künste- findet man ein ganzes Kapitel was sich mit der Pflege von Heckenbewuchs befasst. Dort wird beschrieben das die starken Pflanzen mit einem gezielten Hieb halbiert werden umgebogen werden damit die Hecke noch dichter wächst. Durch dieses waagerechte Zurichten der Schwarzdornstämme (oder ähnlicher Gehölze) wachsen die Triebe nach oben und bilden auf jedem jetzt waagerecht wachsenden Stamm einen "Miniwald". Das sind natürlich Quellen von Schwarzdornstöcken von denen wir nur träumen können.


    Bei uns würde ich den zuständigen Förster oder Eigentürmer vorsichtshalber vor dem "Ernten" fragen ob das in Ordnung geht, es kann sich nicht jeder damit anfreunden dass man Stöcke abschneidet mit einem Stück Stammholz. Das Schneiden der Stöcke ist aber kein sehr großer Eingriff in den Lebensraum Hecke, selbst eine massive Hecke aus Schwarzdorngehölz mit mehr als 50 Meter Länge und über 10 Meter Breite bringt nicht mehr als drei bis vier passende Stöcke und kann letztendlich nur cirka alle 10 Jahre wieder hinsichtlich eventuell nachgewachsener Stöcke in Augenschein genommen werden.


    Über die richtige Zeit zum Schnitt und die Weiterbehandlung des Holzes diente mir die Literatur über den Bogenbau, die sich sehr tiefgehend mit der Behandlung des frischen Holzes befasst. Die Zeit spielt fast keine Rolle, wenn einer meint er sollte bei abnehmenden Mond schneiden kann er das gern tun, es schadet zumindest nicht. Fakt ist das die Zeit keine Rolle spielt, im Winter ist es eben leichter weil keine Blätter vorhanden sind und man direkt sieht ob es sich lohnt von den Dornen verstochen zu werden. Das Kernholz hat das ganze Jahr über den gleichen Feuchtigkeitsgehalt, nur die Flüssigkeit führende Schicht unter der Rinde weist je nach Wetterlage im Winter weniger Flüssigkeit auf.


    Die Schnittflächen sind so schnell wie möglich zu versiegeln, ob man Schellack oder einen schnelltrocknenden Holzleim nimmt ist egal, Hauptsache das Holz kann über die meist großen Schnittflächen am Knauf nicht ausdunsten. Die Rinde wird am Stock belassen und die Stöcke dürfen keinem Sonnenlicht ausgesetzt sein, sonst reißen sie schneller als man "Schei......" rufen kann. Die Vorgehensweise der Bruyeresucher habe ich verworfen, jahrelanges Einlagern in trockenem Sand ist mir zu aufwendig, wenn es auch vermutlich die besten Resultate ergibt.


    Nach einem trockenen Sommer und genug Zugluft im Schatten dürfe der Stock soweit sein dass man ihn in einem trockenen Innenraum lagern kann, wo er noch einmal ein paar Monate braucht. Die "Schnellmethode" die Herr Dean Torges in seinem ausgezeichneten Buch -Auf der Spur des Osage-Bogens- beschreibt, um Zeit zu sparen das Bogenholz im Sommer in einem Auto lagern, die dort herrschenden Temperaturen sprechen eine Sprache für sich, habe ich verworfen, der Knauf eines Schwarzdornstocks ist oft verwachsen und dort reißt er bei einer "Ruckzucktrocknung" nur allzu gern. Das Zauberwort heißt also wie bei vielem handwerklichen was mit Naturmaterialien zu tun hat -Zeit-.


    Endlich getrocknet kann man ihn räuchern, um eine schöne lackartige Schicht durch Rauch zu erzielen muss man den Stock mindestens über 50 Stunden dem Rauch aussetzen, ich rede hier von Kaltrauch, die Temperaturen sollten nicht über 30 Grad gehen. Als Räuchermehl kann ich das gleiche Räuchermehl empfehlen was auch zum Kalträuchern von Schinken benutzt wird, ein Sack von 10 kg fertigem Räuchermehl kostet im Großhandel für Fleischereien cirka 10 Euro und zwei Säcke sollten ausreichern über eine Räucherdistanz zu kommen. Natürlich kann man die Stöcke auch gleich miträuchern wenn man Schinken räuchert.


    Ein Lebensmittel-Leinöl und ein mehrmaliger Auftrag damit versiegelt den Stock eigentlich für mindestens ein Menschenleben, ein Stück unbehandeltes Schwarzdornholz habe ich noch hier liegen das jetzt fast 30 Jahre alt ist, es ist nach wie vor in bestem Zustand. Wenn man allerdings einen Stock möchte der hochglanzmässig daherkommt kann man ihn komplett mit Schellack einstreichen. Ein mehrmaliger Schellackauftrag mit dem üblichen Schleifen zwischen den Aufträgen führt zu einem richtigen Hingucker. Schellack hat allerdings den Nachteil dass er nicht extrem hart ist, der Vorteil ist allerdings das man jederzeit eventuelle Lackschäden wieder mit Schellack reparieren kann und Schellack ist hautverträglich, zumidest die Sorte die ich benutze wird auch dazu genommen Holzspielzeug für Kinder damit zu streichen.
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    Die Methode mit dem Schellack sieht man auf dem gedrungenen Stock aus Weißdorn und auf dem schlanken Stock aus Hagebuttenholz (Hagebutte ist ein schwieriger Werkstoff, das Holz ist in dem Sinne nicht feucht sondern nass, wenn man einen solchen Stock im Sommer schneidet läuft die "Brühe" förmlich aus ihm heraus, die Trocknung muss extrem langsam erfolgen und dauert sehr lange und selbst dann kommt es noch zu Längsrissen, ich musste diesen Stock auch mit Holzkitt reparieren).


    Viele Grüße
    Roman

  • Hallo,


    ursprünglich bin ich ja von Micha M.'s Thread bzgl Juchtens Shillelaghs wieder daran erinnert worden, selber in die Richtung etwas zu probieren.
    Mittlerweile habe ich einen ziemlich geraden Haselnußstecken mit ca. 130cm fertig.
    Da war nicht viel zu tun ausser ablängen, abschmirgeln, einölen.


    Im Keller warten noch 4 Haselnußrohlinge aufs Trocknen, Ausbiegen/Richten und Verarbeiten.
    3 der 4 Rohlinge sind auf den Bildern zu sehen (der in der Mitte hat derweil 170cm):
    DSC_0109_2014_08_24.jpg


    DSC_0110_2014_08_24.jpg


    Im Winter sollte sich dann noch mal ein Weißdornrohling dazugesellen und ev. etwas aus Esche.
    Langfristig hätte ich aber auch Interesse an Schwarzdorn (bzw. Schlehdorn, wie sie hier bei uns eher genannt werden).
    Kornelkirsche/Hartriegel wäre auch mal interessant, aber die zu finden wird wohl noch schwieriger als Schlehdorn.


    Ich betrachte die 4 kommenden Haselnußstecken mal als Lehrmaterial und hoffe, dass ich die dank Romans Tipps schön geradegebogen bekomme.
    Fotos wirds dann wohl (frühestens) erst nächstes Jahr geben.


    Vielleicht gibt es ja noch einige andere, die in diese Richtung herumexperimentieren und Fotos/Infos beitragen können.

  • Hallo,


    Jetzt muss ich das Thema wieder aufwärmen...
    Durch meine Kampfkunst, und im besonderen durch den Besuch eines "Half Staff"-Seminar, wurde das Verlangen nach einem ordentlichen Half Staff immer größer.
    Einen 1m Rattan hab ich ja schon. Für "Outdoor" sieht der aber affig aus.
    Also musste ein ordentlicher Shillelagh her.
    Laut Anleitung Jagdstöcke Selbermachen soll man den Stock mitte Dezember, kurz vor Neumond schneiden.
    Das mit Mitte Dezember kling ja noch logisch da in diesem Zeitraum die Pflanzen am wenigsten Saft haben.
    Die Sache mit dem Neumond ?(
    Egal, auf jeden Fall wurden bei mir zufällig beide Vorraussetzungen erfüllt.


    Jetzt mal schauen wie die Trocknung verläuft.
    Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher ob ich die Rinde entfernen soll oder nicht...


    Vielleicht hat ja jemand noch einen Tipp.


    Grüße von der frühlingshaften Alb
    Jörg

  • das hier ist ein Thema mit langem Atem, monatelange Pausen sind hier inbegriffen, das bringt die Sache sozusagen mit sich.
    Das mit dem Termin zum Schneiden muss man nicht so eng sehen, Bäume führen bei Temperaturen über Null Grad immer Saft nach oben in die Äste, ob es Dezember oder Februar ist. Wenn man mal ein bißchen Ausschau hält sieht man auch wohin das führen kann, Bäume können Risse auf der Sonnenseite haben. Das ist gerade dann der Fall wenn die Tagestemperaturen über Null liegen und es nachts bitterkalt wird. Der Saft im Baum kommt dann nicht schnell genug "unter die Erde" und friert in der "Transportschicht" unter der Rinde ein, die logische Konsequenz sind Risse die die Rinde platzen lassen.
    Für das Innere des Baumes ist es eigentlich egal wann man schneidet, das Innenholz hat fast das ganze Jahr die gleiche Feuchtigkeit.
    Wichtig ist vor allem die Schnittflächen mit Leim oder Schellack zu versiegeln damit der Stock über die geschlossene Rinde austrocknen kann, dann reisst er auch nicht.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

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