Fragen zu ballistischen Platten

  • Einige Fragen von einem absoluten Neuling:


    1. Weshalb wird Soft-armor auf der Körperseite getragen, wenn die SK3 bzw. 4 Platten vom Körper weg getragen werden? Verringert Soft-armor nur das Traum Risiko und hält sozusagen die letzte Energie des Geschosses auf?
    Bei Beschuss"tests" auf youtube (jaja ich weiss...) werden Platten meist OHNE Soft-armor beschossen und halten trotzdem die Projektile ab. Auch hier wieder: Soft-armor ist also dazu da, um Traumas zu verringern? Oder ist er auch dazu da, um im schlimmsten Fall ein Durchkommen des Geschosses zu verhindern?


    2. Dem Gedanken mit dem Trauma folgend, könnten ja anstatt Soft-armor, Anti-Traum Platten verwendet werden?


    3. Wird bei SAPI wie auch bei ESAPI, SK1 back up benötigt (bzw. NIJ IIIa)?


    4. James Yeager rät in einem seiner Videos zu NIJ IIa anstatt zu NIJ IIIa Schutzwesten, da letztere nur den Nachteil haben, schwerer zu sein und den einzigen Vorteil besitzen ein paar exotische Geschosstypen aufhalten zu können. Seht ihr das auch so? Bitte keine Kommentare zu seiner Person, die ist klar umstritten.


    5. Würde eine NIJ IIa Weste auch als Soft-armor für eine NIJ III oder NIJ IV Platte genügen?



    Es gibt im I-net ja viel darüber zu lesen. Aber ehrlich, für mich ist das nicht schlüssig. Bei Beschuss"tests" halten die Platten die Projektile ab und dann soll trotzdem noch ein SK1 Back up getragen werden (wenn doch Anit-Traum Panels günstiger wären)? Wie gesagt, ist das Gebiet Neuland für mich und würde mich auf informative Beiträge sehr freuen. Auf Halbwissen ("Ich glaube das ist so...") wird gerne verzichtet. Danke.

  • Zuerst ist es wichtig, zwischen der deutschen Schutzklasse SK4 und dem amerikanischen NIJ Level 4 zu unterscheiden.


    Nach deutscher Klassifizierung muss ein SK4-Aufbau eine 7,62x51 mit Stahlhartkern stoppen. Zulässig sind dabei max. 40mm Trauma. Das SK1-Schutzpaket dient dabei mehreren Dingen: Zum einen stoppen der Restenergie. Mir sind Fälle bekannt, wo das Geschoss die SK4-Platte durchschlagen hat und von der SK1-Packung dann gehalten wurde. Punkt zwei ist das Fangen von Sekundärsplittern. Die SK4-Platten sind aus Keramik. Die bei Beschuss entstehenden Splitter werden von SK1 gestoppt. Der dritte Faktor ist der Traumawert. Dieser wird durch SK1 hinter der SK4 verringert.


    Der Paketaufbau ist nur logisch: Die harte Keramikplatte streift den Mantel vom Hartkern, dieser wird in den folgenden Kevlar- oder Aramidlagen gestoppt. Weichballistik vor der Platte würde einfach durchlöchert werden.


    Von den reputablen deutschen Herstellern gibt es derzeit keine SK4 Stand alone Platten. Die aktuellen Platten werden immer in Kombination mit SK1 getragen. Das Tragen mit reinen Traumapaketen reicht dabei NICHT aus.


    Was die Beschusstests angeht: In der Regel werden die Platten nicht an ihr Leistungsmaximum gebracht. Das geht schonmal damit los, das die nötige Munition am Zivilmarkt garnicht verfügbar ist. Ein vergleichbarer Beschuss mit üblicher Weichkernmunition sollte da schon mit .300 Win Mag, 8x57 IS oder .338 Lapua Mag erfolgen.


    Es wird meistens kein Traumawert ermittelt. Die Platte kann in der Regel ausweichen, ein ggf. tödliches, temporäres Trauma bleibt unermittelt.


    SAPI und ESAPI sind nach NIJ Level 4 zertifiziert. SAPI ist meistens nicht standalone, ESAPI hingegen schon. SK-Schutzpakete und NIJ-Pakete zu kombinieren ist keine gute Idee. Und wenn, dann eine NIJ 4 vor einer SK1.


    Eine NIJ Level 3a Weste stoppt .357 Sig und .44 Mag, was 2a nicht tut. Dennoch: Ich würde einer SK1-Weste den Vorzug geben. Wegen den besseren Traumawerten. Das etwas höhere Gewicht ist in Kauf zu nehmen, zumal ich so die Chance habe, mit SK4 Platten auf eine höhere Schutzklasse aufzurüsten. Das geht bei Level 2a nicht bis zur vollen Schutzwirkung von Level 4.


    In der Regel sind die Traumawerte bei SK-Schutzwesten besser als bei vergleichbaren NIJ-Klassen, das variiert bei den Amerikanern von Hersteller zu Hersteller.


    Die deutschen SK-Zertifizierungen sind in der Regel etwas besser als die amerikanischen Äquivalente. Auch deshalb wird mehr und mehr nach VPAM geprüft.

  • Zur Informations noch


    bei den Amis fängst so an


    NIJ IIa > II > IIIa > III > IV
    Sprich die a sind immer die Leichteren


    Deutsche Schutzklasse wird auch mit mehr und stärker geladener Muntion beschossen.
    Unter anderem sind es da bei den US Normen grad mal 1 oder 2 Geschosse wo bei der Deutschen Norm 5 genommen werden.


    Schutzpaket im nassen Zustand und oder Aufgesetzte Treffer werden zudem auch nicht in jeder Norm berücksichtigt.



    Bissi was zum Nachlesen, falls wer möchte ;) zu NIJ
    https://www.ncjrs.gov/pdffiles1/nij/223054.pdf


    Zitat

    Anit-Traum Panels


    Sind nur dazu da um die Deformation, die sich durch das Geschoss an der Weichballistik abzeichnet zu minimieren.
    Sprich sie machen aus den 40mm z.B. 20…stimmt jetzt nicht explizit, jedoch kann man sich das so vorstellen.


    Unter anderem müssen Traumaplatten keinen positiveren Erfolgt versprechen. Weil es auch das Gegenteil verursachen kann. Heißt die Geschosse werden durchgelassen bzw. schlagen durch die Weste durch. Vergleichbar mit einem Gummiband. Je weiter sich die Fasern dehnen können, desto höher die Gefahr des Reißens. Drum ist Schutzballistik immer so eine Waage zwischen Gewicht und Schutzwirkung.

    „Ein freier, denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt;
    oder wenn er bleibt, so bleibt er aus Gründen, aus Wahl des Bessern. “

  • Vielen Dank für eure Antworten! Jetzt ist schon mal vieles klar. Was mir noch nicht einleuchtet, ist folgendes:


    - Wenn du schreibst "- Das geht bei Level 2a nicht bis zur vollen Schutzwirkung von Level 4.", wäre dann eine Schutzwirkung bei "nur" Level 3 gegeben? Oder ist immer 3a bei "amerikanischen" bzw. SK1 bei "deutschen" Platten erforderlich?


    - Bei Stand alone Platten entfällt der weichballistische Schutz. Heisst das, dass eine Schutzwirkung gegen Sekundärsplitter nicht gegeben ist? Sind die Traumawerte auch schlechter als bei Platten welche zusätzlichen back-up durch Weichballistik benötigen?


    - Sind Trauma Panels generell nur für Weichballistik sinnvoll?


    Ich schätze das wirklich, wenn ich solche kompetente Antworten erhalten. In anderen Foren hätte der erste Schreiber bereits einen Link gepostet, mit allen möglichen Infos, nur nicht mit einer Antwort zu meiner Frage.

  • In einer Standalone-Platte ist die Weichballistik quasi mit eingebaut. Die Schutzwirkung ist also erst mal gleich.


    Wie was zu kombinieren ist, schreibt der Hersteller vor. Und da kenne ich eben nur SK4 in Kombination mit SK1 oder Level 4 in Kombination mit Level 3a.


    Mit den Trauma Panels habe ich keine Erfahrung. Ist bei deutschem Schutzmaterial auch garnicht zwingend nötig, die Schutzklasse spezifiziert ja einen entsprechenden Traumawert. Mir wäre es zu schwer.

  • Glaub da gibts was...Mehler?? Hab vor einigen Tagen mit jemanden gesprochen
    der wohl bissi mehr weis..


    Also es gibst wohl eine von BSST
    VPAM 6; 18mm stark (Triple Curve) 1,1Kg SK3 ca. 220-250 Euro
    oder SK4 aber um die 500 Euro

    „Ein freier, denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt;
    oder wenn er bleibt, so bleibt er aus Gründen, aus Wahl des Bessern. “

  • Bei dem Shop wäre ich äusserst vorsichtig, da hab ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ausserdem habe ich so meine Zweifel, dass er a) alles an Lager hat und b) alles ganz sauber ist (und c) er überhaupt ne Ahnung von der Materie hat).
    Da würde ich es vorher hier versuchen: TacStore.ch und mal fragen wie das mit den Exportbeschränkungen genau ist.

  • Erscheint mir auf den ersten Blick eine Apotheke zu sein. Bei ernst gemeintem Interesse bin ich gerne bereit einen Kontakt zur Beschaffung von passenden Schutzpaketen herzustellen.

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