Suche Messerschärfer für Laien

  • ein Messerschärfsystem für Laien, das ist schwieriger als man denkt.
    Sobald man sich ja mit verschiedenen Schärfsystemen beschäftigt, Messer wieder schärft, damit Stunden verbringt, dann ist man ja kein Laie mehr. Wir gehen immer davon aus dass die Menschheit Messer sieht wie wir, das ist mitnichten so. Die meisten Menschen haben nicht mehr Messer in der Hand als ein Besteckmesser, wie die schneidentechnisch aussehen wissen wir ja alle.


    Es soll ja hier nicht darum gehen wie man ein optimales Schärfsystem handhabt, sondern das Messerschleifen so "auf ein Gleis zu stellen" das auch Ungeübte eine Schneide wenigstens wieder zum Schneiden bringen. Überspitzt ausgedrückt, wir wollen Tante Frieda keinen "Sechsgenarationenstein" von Meister Horioshi unterjubeln, der Meister kann damit eine Klinge zum Zerteilen von einer dahintreibenden Entendaune bringen, bei Tante Frieda dient das gute Stück bestenfalls als Buchstütze.
    Wir wollen auch nicht einen einfachen Sensenwetzstein bei den lieben Verwandten deponieren, der macht zwar stumpfe Klingen scharf, aber wässert sich auch leicht mit dem Blut der ungeübten Hand.


    Ich weiß, diese "Durchziehschleifgeräte" sind von übelstem Charakter. Seltsamerweise ist diesen Dingern, egal wie billig sie sind, die Macht gegeben selbst bei modernsten Superstählen wahrhaft Späne abzuhobeln, etwas was jedem Enthusiasten die Haare zu Berge stehen lässt.


    Aber lassen wir einmal die Gefilde der teuren Vitrinenmesser hinter uns und wenden uns dem tristen Alltag derer Messer zu die das machen müssen wozu die teuren Messer gedacht sind, aber irgendwie doch nie machen müssen. Begeben wir uns an den finstersten Ort der denkbar ist, einer Küche. Hier finden wir die Messer die den schlimmsten Belastungen ausgesetzt sind, einfache Küchenmesser aus dem Nachlass vergangener Epochen oder aus dem Schnelleinkauf vor der Supermarktkasse. Es sind einfache Messer aus einfachen Stählen, ausgestanzt und schnell von Maschinen mit Griffschalen versehen. Es sind sozusagen die Verfluchten, die Sklaven, die unterste Kaste. Ihr Betätigungsfeld reicht vom Zwiebelschälen über das Einschlagen von Nägeln für das Aufhängen von Bildern von Onkel Ferdinand bis hin zum Aufschrauben festgefressener Schrauben. So sehen sie auch oft aus, abgegriffen, verätzt durch die Spülmaschinenspülmittel und Schneiden auf "denen man Paris reiten kann" ohne sich wund zu scheuern.


    Natürlich, man kann auch solche Messer wieder auf Meistersteinen scharf bekommen, aber wozu, sie halten die Schneide meist nicht länger als bis zum nächsten Aufenthalt in der Besteckschublade, dort klappern sie mit anderen Besteckteilen um die Wette so dass man denkt das Kettenrasseln der Verdammten zu hören.


    Jetzt, im Einsatz, die Hände feucht, der Braten im Hinterkopf, die Kartoffel gerade gesalzen, jetzt soll das Messer geschärft werden, Zeitfenster maximal eine halbe Minute bis zum nächsten Einsatz. Was spricht jetzt dagegen das Messer sprichwörtlich durch einen solchen "Durchzieher" zu ziehen? Keine Frage, die Schneide wird wieder schmäler, die Späne fliegen, das Geräusch lässt einem die Haare zu Berge stehen, aber das Messer schneidet wieder. Punktum, Ziel erreicht. Solche Messer haben eine begrenzte Lebensdauer, aber dafür sind sie gemacht worden, dafür kosten sie auch so wenig.


    Nur um einen zu nennen, eine Schweizer Firma die Taschenmesser herstellt bietet so etwas an, das Gerät hat einen Handschutz wie ein Degen, diese fürchterlichen kleinen Schärfeinsätze nehmen es mit jeder Schneide auf, das Ergebnis ist alles andere als unter dem Mikroskop vorzeigbar, aber die Messer schneiden wieder, und jeder Ungeübte bekommt das hin, und das Teil kostet rund 15 Euro.


    Wie gesagt, es geht nicht darum das optimale Schärfsystem zu nennen, es geht darum die Messerschneide eines Verbrauchmessers wieder auf schnelle Art und Weise herzustellen, für einen Ungeübten, und so dass der Ungeübte sich beim Schärfen nicht verletzt.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Roman- ich muss sagen es ist immer wieder schön deine Antworten zu lesen!
    Nein es ist eher ein Genuss! Und sowas entsteht bei Dir noch um 3 Uhr in der Nacht :thumbup:
    Da es mir leider etwas schwerer fällt, hoffe ich Dir genügt ein einfaches aber ehrlich gemeintes Dankeschön.
    Ich freu mich schon darauf den nächtsten Beitrag von Dir zu lesen und das nächste Meisterhafte Messer von Dir zu bewundern!


    Gruß CedricP

  • ein toller Beitrag! vielen Dank dafür.



    Ich persönlich sehe das auch so für den Küchengebrauch. Habe meinen Eltern nen Vulkanus hingestellt und damit sind alle Küchenmesser ruckzuck bei ner guten Gebrauchsschärfe. Ob der Anschliff jetzt schön ist oder ne Kraterlandschaft mit Serrations ist erstmal nicht so entscheidend, ja, letzlich vielleicht sogar förderlich.

  • das sicherlich nicht. Bei Billigmessern ist das aber nicht wirklich ein Thema und selbst bei häufigem Einsatz des Schärfers dauert das ne ganze Weile, eh das Messer unbrauchbar wird.

  • nochmal, die Lebensdauer von solchen Messern ist gar kein Aspekt, sie sollen schneiden. Und jetzt kommen wir vielleicht an den Punkt den wir gar nicht so gern hören wollen, Messer die man oft benutzt werden stumpf. Stumpf bedeutet nicht dass man wieder mit ein bißchen "Lederpoliernuckelei" die Schneide wieder herrichten kann, sondern dass man eine Schneide wieder neu einschleifen muss. Und wenn ein Messer so benutzt wird dasd das wieder und wieder geschieht, dann sieht man schon nach kurzer Zeit wie hoch die Gebrauchsdauer und somit die Lebensdauer eines Messers ist.
    Es gibt wirklich Messer die so benutzt werden dass man es merklich sieht, und irgendwann sieht man es nicht nur, die Klinge selbst wird schmäler. Dann ist es eine Frage der Zeit bis das Messer seine Aufgabe erfüllt hat, dann wird es ausgewechselt und durch ein anderes ersetzt.


    http://www.tacticalforum.de/files/icon/messageS.png
    Hier ist ein CS Vaquero, die Serrations sind schon lange weg, bei regelmässigem Gebrauch und wechselndem Schnittgut haben die Dinger die Überlebensfähigkeit einer Eintagsfliege an einem gut besetzten Forellenbach, ohne Serrations schneidet es besser als vorher, ein Opinel was nicht mehr breiter ist als ein "Küchenkneipchen" (wird aber immer noch benutzt) und ein Ankermesser wo sich schon die Schneide in andere Form gezogen hat, schneidet aber immer noch sehr gut.
    Alle Messer sind gut, lassen aber unzweifelhaft erkennen das regelmäßiger Gebrauch Material kostet, das ist eben so.


    Viele Grüße
    Roman

  • Roman es ist immer wieder ein Genuss deine Beträge zu lesen. :)


    So, jetzt zu meinem Problem. Ich habe vor Jahren einen kleinen Stein mit einer gröberen und einer feineren Seite gekauft. Der Stein kam so gut wie nie zum Einsatz und vor ein paar Tagen kam mir die Idee zwei Küchenmesser, die schon ziemlich stumpf waren, damit zu schärfen. Es ist ein kleiner Stein, deswegen habe ich das Messer fixiert und bin mit dem Stein von Ricasso Richtung Spitze gefahren. Dabei habe ich versucht es wirklich richtig zu machen. Ich habe dann auch versucht kreisend zu schleifen und im ersten Moment schienen mir die Messer scharf, nach dem Abwaschen schien das gar nicht mehr so. :( Ich habe mir die Schneide genau angeschaut, das was ich gesehen habe, war auf einmal eine konvexe Schneide. Die Messer habe ich jedenfalls nicht scharf bekommen. Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe. :( Oder brauche ich vielleicht noch einen feineren Stein zum Abziehen??? Ich gebe auch zu daß ich mich nicht an einen Winkel mit 40 Grad gehalten habe, scheint mir mit freier Hand unmöglich, ich habe versucht den bereits vorgegebenen Winkel zu nutzen aber irgendwie ist es falsch gelaufen. Tja, so viel zu meinem Versuch, anscheinend brauche ich wirklich einen Lansky obwohl ich gerne das nutze was die Natur hergibt.

    vae victis

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  • wo ein Wille ist, ist zwar immer ein Weg, aber nicht automatisch der Erfolg den man sich erhofft.


    Das Problem "kleinerer Stein-perfekter Schliff" ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Jetzt sind wir wieder bei Küchenmessern. Sind wir mal ehrlich, eigentlich achten wir alle viel zuviel auf die Messer die nichts schneiden müssen als auf die Messer die jeden Tag arbeiten müssen. Keine Sorge, ich bin keiner der "Wasser predigt und Wein säuft", ich muss mich auch immer darauf achten die Kochmesser einigermaßen bei Laune zu halten. Aber Fakt ist, wenn das Kochmesser nicht mehr schneidet hat man zu lange gewartet, die Schneide ist, wenn man sie unter eine Lupe betrachtet, rund geworden.


    Irgendwann geht es jeder Schneide so die im Dauereinsatz ist und bei der nicht jeder Tag die gesamte Schneidfase wieder auf Vordermann gebracht wird. Schneiden, Wetzstahl, sonst ein Schärfsystem, schnell schnell, geht schon wieder. Das ist alles legitim und kein Beinbruch, aber irgendwann ist die Schneide rund, das ist so sicher wie das berühmte "Amen" im Gebet. Jetzt kommt der große Moment wo die Schärfsysteme beweisen können wozu sie gemacht worden sind. Da man geneigt ist ein Messer schonend zu behandeln will man, meist ob man will oder nicht, auch schonend mit der Schneide umgehen. Das ist auch kein Beinbruch, bringt aber bei einer rund gewordenen Schneide nicht viel, es geht nicht voran, man kippt automatisch in die Bewegung um überhaupt ein wenig Schärfe zu erzeugen. Dann passiert der Teufelskreislauf, wir schleifen die Rundung. Das sieht dann so aus das man den Grad der dabei entsteht als Schärfe empfindet, das ist aber keine neue Schneide, sondern lediglich ein abstehender Grad, ein bißchen abgekipptes Metall, mehr nicht. Jetzt wischt man die Klinge sauber und wischt natürlich auch den Grad mit weg, Fazit: wir sind soweit wie vorher und ärgern uns, geben naturgegeben zuerst dem Schärfsystem, dann dem Messer, dann dem Stahl und zum Schluß vielleicht uns die Schuld. Endresultat: schlechte Laune und noch immer ein stumpfes Messer.


    Also, ich nenne diese Messer jetzt mal Arbeitsmesser, egal ob sie in der Werkstatt, im Wald, auf der Jagd oder in der Küche ihren Dienst tun müssen. Messerschneiden die unter schwerem Beschuss stehen büßen ihre Schneide ein, man kann sie mit Wetzstählen oder sonstigen Behelfsmitteln eine Zeit bei Laune halten, aber das ist nur eine Frage der Zeit bis sie nicht mehr schneiden. Das Einzige was jetzt hilft ist das Einrichten einer neuen Schneide. Das Einrichten einer neuen Schneide kostet immer ein wenig Material, das ist unabdingbar, Klingenstahl nutzt sich beim Gebrauch ab und wächst nicht dabei. Ein großer Schleifstein, z. B. ein aggressiver Korundstein, leistet hier gute Dienste. Ich kenne mich bei den ganzen Schleifsystemen am Markt nicht so gut aus, aber die werden wohl auch eine grobschleifende Option haben.


    Mit diesem groben Stein wird die neue Schneide eingerichtet. Ich erkläre es jetzt einmal so als ob das Messer in einem Schraubstock eingespannt wäre, dann kann man es sich besser vorstellen. Also, wir stehen vor dem Schraubstock, das Messer ist so eingespannt dass die Klinge links aus dem Schraubstock herausschaut, Schneide zu uns gerichtet. Jetzt wird wie beim Feilen von der Spitze zum Ricasso hingeschliffen, und zwar solange bis man die neue Schneide mit dem bloßen Auge erkennen kann und sie sich scharf anfühlt. Im Anschluss wird mit dem gleichen Stein vom Ricasso in Richtung Spitze geschliffen, so werden die ganzen Spuren vom ersten Schliff einigermaßen plan geschliffen.
    Jetzt das Ganze umgekehrt, Messer schaut aus dem Schraubstock rechts heraus. Wie gesagt, alles umgekehrt, erster Schliff jetzt vom Ricasso zur Spitze, dann plan schleifen von der Spitze zurück zum Ricasso.


    Danach sollte sich eine Schneide eingestellt haben die schon sehr bissig ist, was man jetzt mit dieser Schneide macht ist jedem selbst überlassen. Diese neue Schneide kann man sofort benutzen nachdem der Grat abgezogen ist, man kann sie auf feineren Steinen oder mit Schmirgel oder was weiß ich feinschleifen, polieren, honen, über Leder abziehen usw.. Aber aller Feinschliff und Poliererei setzt voraus dass eine Schneide vorhanden ist die scharf ist und die Grundlage für einen Endschliff bietet. Solange man nur die rund gearbeiteten Schneidfase so bearbeitet das keine neue Schneide entsteht entsteht nur Frust.


    Wie gesagt, das Leben eines Arbeitsmessers ist nicht lustig, es muss jeden Tag brennen, und zwar wie eine Kerze die an beiden Enden Feuer hat. Diese Messer sind meist schon so vom Stahl eingestellt das sie grobe Schleiferei oder Maschinenschleiferei klaglos wegstecken. Man kann auch einen Kult um diese Messer machen, aber eigentlich sind sie Verbrauchsgegenstände. Und manchmal wenn ich gefragt werde was ein gutes Gebrauchsmesser ist, dann fällt mir immer die gleiche Antwort ein, es soll sich gut greifen lassen und eine Schneide haben die ein paar mm breiter ist als normal, dann schleift man nicht direkt so ins Material das die Proportionen schnell verloren gehen, der Stahl spielt eigentlich keine Rolle.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Danke Juchten, das war sehr hilfreich. Nur Schraubstock habe ich keinen, werde mir so etwas besorgen müssen, einen gröberen Stein und diese Methode mal ausprobieren. Die Frage ist nur, wie ich den Winkel halten kann.


    Ich habe die Küchenmesser hergenommen weil sie nicht viel wert sind und habe gemeint, sie wären zum üben gut. Ist wohl schwieriger als ich gedacht habe. Ich habe übrigens kein Schleifsystem benutzt sondern nur einen kleineren Stein. Wollte mal üben und ausprobieren was damit geht.

    vae victis

    2 Mal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • etwas vergessen.
    Den Schraubstock habe ich nur mit an Bord genommen das man es sich besser vorstellen kann.
    Viele Grüße
    Roman
    PS: Kibo, probier es doch mit einem einfachen offenporigen Sensenwetzstein, die Dinger sind günstig und haben eine lange Form, frag einfach im Fachhandel nach den zerbrochenen vom Versand, diese billigen Sensensteine werden immer im Paket versandt, ein paar gehen dabei immer drauf, die bekommt man meistens geschenkt, wer käuft schon zerbrochene Steine?

    panta rhei

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