Juchtens Shillelaghs

  • Die meisten von uns kennen glücklicherweise mittlerweile einige Juchten-Messer, es ist aber leider weniger bekannt, daß Roman auch so wunderschöne wie praxistaugliche Gehstöcke nach Art der irischen Shillelaghs herstellt. Die Auswahl der Rohlinge erfolgt mit großer Erfahrung und Sorgfalt, die Trocknung in seiner Schmiede erstreckt sich z.T. über Jahre, die Bearbeitung erfolgt in der Tradition der klassischen Herstellung.


    Das Ergebnis ist ein Gehstock, der seinen Besitzer bei einem Mindestmaß an Pflege viele Jahre begleiten kann. Mein erster Stock von Roman ist mittlerweile auch durch zwei Winter mit mir gegangen, hat größere Temperaturwechsel mitgemacht, ist naß geworden usw. - und zeigt keinerlei Schäden. Gepflegt wird er allenfalls mal mit Trockenwischen, gelegentlich gehe ich mit einem geölten Tuch darüber...


    So ein Stock begleitet mich immer öfter, mittlerweile führe ich fast täglich einen mit und gewinne ihm vielfältigen Nutzen ab, ohne ins Detail gehen zu wollen :)


    Romans Stöcke lösen dabei auch ein spezifisches Problem für mich: Es gibt nur sehr wenige Stöcke auf dem Markt, die mir in ihrer Gestaltung, ihrem Stil, der Stabilität und der Anwendungsmöglichkeiten wirklich zusagen. Stöcke wie den African oder den Chinese Walking Stick oder auch den Irish Blackthorn von CS mag ich nicht wirklich in urbaner Umgebung tragen, der Irish Blackthorn sieht an mir aus wie Rübezahls Wanderstecken....Andererseits ist mir der CS City Stick, eigentlich ein sehr gutes, führiges und stabiles Modell für den urbanen Gebrauch, einfach zu elegant zu meinem Feldzeug. Außerdem hat er den Nachteil, daß er - obwohl er natürlich keiner ist! - ausschaut wie ein Stockdegen. Wenn dann ein obskurer Schrat mit Einsatzstiefeln und einem offen getragenen Neckie sowas beim Stadtbummel schwingt, überkommt dann doch den einen oder anderen Ordnungshüter die vage Lust, mal am Knauf zu schrauben, um zu schauen, ob er da was Scharfes herausdrehen kann...


    Bislang war dieses Problem nicht ganz gelöst für mich, da der erste Stock von Roman für den urbanen Einsatz für mich nicht wirklich optimal war...


    Aber nun! :) Mein Wanderstock von Roman mit der sehr gut greifenden Eisenspitze hat ein schlankes, schönes und wunderbar führiges Brüderchen für den urbanen Gebrauch bekommen, einen Stock mit Gummispitze.



    Auch wenn es Roman das Herz gebrochen haben mag (vermutlich er sich eher über den langbärtigen Kongo-Schrat kaputtgelacht mit seinen Opa-Allüren....) brauchte ich so einen Stock, denn in der Stadt brachte die massive Eisenspitze des anderen Stocks eher Nachteile und hätte wohl z.B. in Italien auch die Denkmalschützer und Ordnungskräfte unnötig erzürnt :) Dafür ist sie im Wald und insbesondere im Winter wunderbar, greift immer gibt ausgezeichneten Halt und Abstützkraft.



    Der schlanke neue Stock paßt auch viel besser zu meinen rustikalen Feldklamotten als der City Stick, den ich zwischenzeitlich verwendet habe - ein wirklcih sehr guter und führiger Stock, aber eben auch unpassend elegant zu Feld-Oliv oder Kongo-Tarn....
    Der Shillelagh, wunderbar gerade gewachsen und mit einem ergonomisch so gut passenden Knauf, als habe in mir die Natur sozusagen in die Hand wachsen lassen, ist mit seinen gerade mal 380 g drastisch leichter als der Stock mit Eisenspitze mit gut 600 g Gewicht und auch als der City Stick mit seinen rund 480 g. Trotzdem habe ich an seiner Stabilität keinerlei Zweifel. Der neue Stock ist ausgezeichnet führig, wirkt nicht ZU leicht, liegt aber ganz "unbeschwert" in der Hand - perfekt nach meiner Vorstellung für den urbanen Gebrauch.
    Einen Gentleman wird das nicht aus mir machen, aber näher herankommen werd ich dem wohl auch nie :)


    "Nebenbei" ist der Stock auch noch sehr schön, der Knauf ist - wie auch bei seinem "breitschultrigeren" Bruder - sehr schön gemasert (rechts der neue Stock):



    Roman, danke für Deine Mühe, Sorgfalt und Geduld bei der Auswahl und Bearbeitung. Das Ergebnis ist jeden Tag Wartezeit und jede Bearbeitung wert. Danke, daß ich so etwas von Dir bekommen konnte.


    An Euch meine Anregung, Roman nicht nur auf seine tollen Messer und Blankwaffen anzusprechen, sondern auch auf so einen Gehstock!
    Und meine "Einladung", Eure Juchten-Shillelaghs hier dann auch vorzustellen!


  • hallo Jörg,
    soweit ich das noch in Erinnerung habe ist der Stock mit der Eisenspitze aus Schwarzdorn und der neue Stock von Micha aus Haselnuss.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Hallo Micha


    Die zwei Gehstöcke sehen super aus. Was mir besonders gut gefällt, ist die Maserung der Knäufe. :thumbup:
    Möge Dir der neue Stock viele Kilometer treue Dienste leisten.



    LG


    Sacha

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

  • Gangs of New York. Ich hoffe du hast keine Kerben auf deinem "Prügel" ; D

  • Hochinteressant! Keine Ahnung, warum ich das jetzt erst sehe! Habe auch lange überlegt und im Internet gesucht und leider nicht gefunden, wonach ich gesucht habe. Wo ich deine Stöcke jetzt sehe, bekomme ich schon wieder schwer Lust auf so ein echten Schwarzdornstock. 8o

    Ernest Hemingway once wrote, "The world is a fine place and worth fighting for." I agree with the second part.

  • Tolle Formgebung an dem Exemplar. Bestehen spürbare Unterschiede im Gewicht von Eiche und Schwarzdorn? Schwarzdorn soll wenn ich mich nicht irre ja schwerer sein und man strebt ja, insbesondere in den Kreisen dieses Forums, immer nach schwerer, größer, robuster :D

    Ernest Hemingway once wrote, "The world is a fine place and worth fighting for." I agree with the second part.

  • Soweit ich weiß, sind diese beiden einander im Gewicht sehr ähnlich.
    Mein zweiter Stock, der für die Stadt, ist übrigens deutlich leichter (Haselnuss und schlanker als der erste...), das war aber ausddrücklich erwünscht.

  • was das Gewicht betrifft, Schwarzdorn und Eiche geben sich bei gleicher Dimension im Material nach meinem Empfinden nichts.


    Beim Schleh- oder Schwarzdorn ist es allerdings leichter einen geraden Vertreter zu finden als bei Eichenholz. Wenn ein Schwarzdornstamm durch irgendwelche Ereignisse zum Querwachstum gezwungen wird sprießen seine Äste dem Sonnenlicht entgegen, was naturgegeben gerade Äste zur Folge hat. Wenn man einen solchen Stamm "ernten darf", ganz würde ich ihn nicht abholzen, auch würde man aufgrund des langsamen Wachstums einen Stamm in Ruhe lassen wenn ein schöner Stock sehr nah am Stammanfang wächst, dann muss man eben noch ein bißchen länger suchen.


    In dem Buch -Vergessene Künste- von John Seymour ist eine schöne Anleitung um sich seinen eigenen Stock selbst heranwachsen zu lassen. In Großbritannien ist die Kunst der Heckenpflanzung eine althergebrachte Handwerksarbeit. Man kultiviert dort Hecken um die Anpflanzungen gegen Wind und Wetter zu schützen. Der Schwarzdorn bietet dafür ideale Voraussetzungen. Nach den Ausführungen von Herrn Seymour werden die Schößlinge wachsen gelassen bis sie cirka Unterarmdicke haben. Mit einem beherzten Haumesserschlag, der von unten nach oben geführt wird, wird der Stamm halbiert und dann in die Waagerechte gebogen, eventuell noch in dieser Stellung mit Seilen etc. verankert. Alle Äste wachsen jetzt senkrecht dem Licht entgegen, die Hecke wird somit dicht und die entstandene Schnittstelle am Stamm lässt das Regenwasser ablaufen.


    Also, wer Zeit und Muße hat, Schlehdornstecklinge ausgraben und zuhause anpflanzen, man kann schon bald Schlehen ernten und sieht seine Shillelaghs frohgemut dem Himmel entgegen streben. In diesem Fall gibt es sogar noch die Möglichkeit zwei oder drei vor dem "Ernten" leichte Schnitte im Griffbereich anzubringen, so vernarbt das Holz an dieser Stelle und ist griffiger.


    Schlehdorn ist zäh und sehr hart, leider haben die Dornen des Schlehdorns auch diese unangenehmen Charaktereigenschaften, es ist also Vorsicht geboten, ein solcher Dorn sticht ohne weiteres tief bis unter die Haut, und natürlich ist die Spitze dieser Dornen nur noch hart und bricht wie Glas, was zu noch unangenehmeren Entfernungsmodalitäten führt.


    Beide Hölzer haben gute Eigenschaften was die Eignung als Spazierstock oder als Shillelagh betrifft, bei Eichen ist es nur sehr aufwendig endlich einen Ast zu finden der gerade ist, und wenn er gerade ist, dann ist der Stock meist da gewachsen wo ein Fehlen des Astes den Gesamteindruck des Baumes stört. Wenn es ein Eichenstock sein soll, dann empfiehlt sich ein Anruf beim Förster und die Frage wo der nächste Einschlag bei einem Eichenbestand stattfindet. Wenn die Holzfäller ihre Arbeit getan haben ist es gewöhnlich ohne Einwände möglich sich aus dem Kronenbereich einen Stock zu schneiden Jetzt braucht man sich auch keine Gedanken mehr um den Wuchs des Baumes zu machen.


    Beide Hölzer halten ihre Rinde gut, auch nach dem Trocknen. Geräucherter Schlehdorn nimmt eine lackartig glänzende Schicht an, bei der Rinde des Eichenholzes reicht es wenn man sie mit einer Messingbürste abbürstet und dann mit Leinöl behandelt. Die Rinde der getrockneten Eiche fühlt sich an wie versteinert.


    Wer keine Metallspitze an seinem Stock haben möchte kann sich was die Dauerhaftigkeit der Stockspitze betrifft einfach behelfen. Die Stockspitze wird rund geschmirgelt und ein Ring aus einem Metallrohr, cirka 1 cm breit, wird dort aufgebracht, und zwar so dass noch cirka 20 mm Holz herausschauen. Beim Benutzen bekommt dieses Holz eine Art Pilzform und legt sich an den Eisenring an, diese Art Stockspitzen greifen auf jedem Gelände und sind dauerhaft.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei



  • Nach einem 600 g schweren Schwarzdornstock mit Eisenspitze und einem 400 g leichten Haselnussstock mit stadttauglicher Gummispitze hatte ich nun das Glück, einen der sehr seltenen Gehstöcke aus Eiche von Roman zu bekommen: Solide 800 g schwer, satte 32 mm Durchmesser und ca. 95 cm Länge, unten mit einem Eisenring gegen Ausfransen eingefaßt.....




    Der für Eiche selten gerade Schaft und der Knauf fassen sich ergonomisch sehr angenehm, das Gewicht ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, jedoch auch für mich als allenfalls durchschnittlich kräftigen Menschen noch gut zu handhaben und vertrauenerweckend und beruhigend wie ein ganzes Rudel großer Brüder. Bei dieser Solidität kommt gar kein Zweifel auf - auf diesen Stock kann man sich in jeder Situation stützen.


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