Die anderen Threads zum Ridgeback sind ja keine Reviews, deswegen hab ich den hier mal aufgemacht. Ich hoffe, das passt so
Heute habe ich aus einem Tauschdeal mit einem Forenmitglied (danke nochmal) ein neuwertiges (also neu, wohl nur ausgepackt) Böker Plus Ridgeback bekommen. Das Messer basiert auf dem gleichnamigen Design des amerikanischen Messermachers Bill Coye. Das Original ist gerade in Übersee wohl echt der Renner. Und ich verstehe wirklich gut, warum - und das, obwohl ich "nur" die Production-Version von Böker habe. Schon beim Auspacken war ich ausgesprochen zufrieden. Es hat exakt die Größe, die ich mir auch vorgestellt habe und die Handlage ist fast schon traumhaft.
Ich hab mir das Ridgeback unter Zuhilfenahme eines (nicht im Lieferumfang enthaltenen!) IWB-Loops direkt mal auf 3 Uhr in den Hosenbund gefriemelt (blöde Wampe, ist nur im Weg) und trage es seitdem mit mir herum. Ich habe diese Trageweise schon bei mehreren Messern ausprobiert und bin letztendlich immer wieder auf TekLoks oder ein Paddle umgestiegen. Meistens lag das daran, dass die Messergriffe (Pohl Force Charlie One, Bastinelli R.E.D. etc.) dann in bestimmten Situationen (Autositz, Kinosessel, Couch bei der Freundin) unangenehm in die Seite pieksten - das gibts beim Ridgeback dank des angenehm gerundeten und außerdem ja sehr kurzen Griffs nicht. Mal schauen, ob ich dabei bleibe. Auch sonst ist die Verarbeitung in Ordnung. Klar - da hab ich schon besseres in der Hand gehabt, aber eben auch für ein vielfaches des Preises. Will sagen: Man kann die Übergänge zwischen den Schalen/Linern und dem Erl spüren, aber die Überstände bewegen sich (gefühlt) im Bereich <0,5 mm. Ich weiß natürlich nicht, wie das beim Coye-Original aussieht, aber vielleicht sollten sich Sammler mal dort umsehen
Aber ich sehe mich ja eher als User (oder mit Blick in meine Messerschublade: "Ansammler"). Und als solcher bin ich mit der Handlage ausgesprochen zufrieden. Ich bekomme gut drei Finger ordentlich um den griffig und doch angenehm gestalteten Griff - der pinky legt sich fast automatisch dahinter, bekäme im Zweifel aber doch noch ein kleines Stückchen Griff in die Finger. Meine Handschuhgröße kenne ich leider nicht.
Die Klinge ist laut Aussage von beagleboy im Blauen stonewashed. Ich hätte jetzt auch behauptet, das sei gestrahlt - so wie es aussieht. Egal wie: sieht jedenfalls ordentlich aus. Nicht ganz so ordentlich: Am Ricasso wurde beim Anschliff minimal geschlampt. Eine kleine Schleifkerbe wie beim Original hätte dem Gesamtbild besser gestanden. Vielleicht lass ich das mal machen, aber im Moment stört es nicht - mal gucken, wie ich das ohne Kerbe selbst nachgeschärft bekomme.
Die Spitze ist recht fein ausgeschliffen, sieht aber noch angemessen robust aus. Insgesamt ist der Schliff leider leicht asymmetrisch. Das betrifft nicht nur die Sekundärfase, sondern auch den Übergang zwischen Klingenspiegel und Primärfase. Auf einer Seite ist der Übergang nicht gerade, sondern gewellt - und eben nicht symmetrisch zur anderen Seite. Man sieht es kaum - mit einem Messschieber kann man das aber ganz gut feststellen.
Ganz nette Details: Das Coye-Logo auf dem rechten Klingenspiegel, die Seriennummer auf dem Rücken und die Stahlbezeichnung 440C in der vorderen Fingermulde. Ansonsten recht schnörkellos und schlicht - ganz nach meinem Geschmack.
Die Scheide ist eine der besten Serien-Scheiden, die ich je hatte. Das Messer rastet - wie von John-117 beschrieben - mit einem satten "Klack!" in der Scheide ein und hält absolut wackelfrei und schüttelsicher. Da entschuldige ich sogar die leichten Bearbeitungsspuren (ein paar glänzende Stellen). Das Material ist allerdings recht dünn - mal gucken, wie lange das hält. Bei meinem R.E.D. war das Kydex schon nach wenigen Monaten leichten Gebrauchs am Scheidenmund so eingerissen, dass das Messer wackelte und schon bei leichtem Schütteln herausfiel. Das Konzept der Kydex sieht hier aber sinnvoller aus, ich bin also zuversichtlich.
Ich hab natürlich auch mal ein paar Sachen damit geschnitten. Gouda würfeln: Keine Beanstandung. Salami schneiden: Geht super. Butter aufs Brot schmieren: Ganz ok. Die Schneideigenschaften sind zur Brotzeitzubereitung also völlig in Ordnung
Insgesamt kann man das Böker Plus Ridgeback wohl mit den folgenden Worten beschreiben: Tolles Design mit trotz aller Mängel ordentlicher Umsetzung und hohem Gebrauchswert.
2014-06-23 - Böker Plus Ridgeback.jpg 2014-06-23 - Böker Plus Ridgeback - Vergleich, ER TASK C.jpg 2014-06-23 - Böker Plus Ridgeback - Scheide.jpg 2014-06-23 - Böker Plus Ridgeback - Serial.jpg 2014-06-23 - Böker Plus Ridgeback - 440C.jpg
Ein wenig Eigenwerbung: das gleiche Review in meinem Blog.