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Wenn man schon länger in der Outdoor und “Tactical” Szene unterwegs ist, wird einem der Name Claw Gear durchaus ein Begriff sein. Bei einigen von euch werden jedoch noch irgendwo im Hinterkopf Erinnerungen hoch kommen, dass es in den frühen 2000er Jahren Qualitätsprobleme und auch schamlose Kopien namhafter Hersteller gab.
Warum erwähne ich das alles in meiner Einleitung?
Fakt ist, dass die heutige Firma Claw Gear nichts mehr mit eben diesem negativ besetzten Namen und der dahinter stehenden Firma zu tun hat.
Irgendwann nach 2011 wurde nämlich die Marke von der in Steyr-Gleink ansässigen TMH Trading GmbH übernommen und von Grund auf neu aufgebaut. In Kombination mit einem zweiten Firmensitz in der Schweiz werden nun alle Produkte im eigenen Haus entwickelt. Dabei wirbt man bewusst mit “Swiss Engineering”, nicht zuletzt deshalb, da Design, Schnitte, Stoffe und Tests so gut wie möglich unter einem Dach er-, be- und verarbeitet werden.
Unter dem Namen Armamat verkauft die TMH Trading GmbH aber nicht nur die hauseigene Claw Gear Marke, sondern auch Produkte namhafter Hersteller wie Arc'teryx, Brügger & Thomet, Crye Precision, Magpul, 5.11 Tactical etc.
Die hier vorgestellte Fleece Jacke mit der Modellbezeichnung “Milvago” wurde mir von Armamat freundlicherweise zur Verfügung gestellt, damit ich sie euch vorstellen kann. Nachdem die letzten Tage noch richtig warm waren, konnte ich sie erst richtig am Forentreffen letztes Wochenende ausführen und kann euch nun endlich meine Ausführungen dazu präsentieren.
Zwei Anmerkungen bevor wir starten:
- Ein ausführliches Review zur Claw Gear Harpagus Softshell wurde vor kurzem von Green Ant veröffentlicht.
- Der Milvago gehört zu der Familie der Falconidae (falkenartige Greifvögel) - insofern hat man sich hier in Bezug auf den Firmennamen “Claw Gear” eine schöne Anspielung ausgedacht.
Anspruch
Mit dem Milvago Modell will Claw Gear eine Fleecejacke anbieten, die nicht nur als Baselayer verwendet werden kann, sondern auch als äußerste Bekleidungsschicht. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde die Jacke so konzipiert, dass sie
- winddicht
- schnell trocknend
- wärmend
- feuchtigkeitsabführend
- widerstandsfähig
ist.
Außderm soll die Anordnung der Taschen ermöglichen, dass ein Zugang während des Tragens eines Rucksack oder Chest Rig möglich ist. Dies sind die Ansprüche, die erfüllt werden sollen. Wie dem nun tatsächlich ist und ob man die selbst gesteckten Ziele erreicht, werden wir gleich sehen.
Materialien:
Kurz zu den verwendeten Materialien:
Das Fleece besteht aus 100% Polyester, die Nähte sind mit Garn von “Coats” genäht und die Reißverschlüsse von YKK.
Aufbau:
Die Jacke verfügt über vier Taschen. Jeweils zwei an den Oberarmen und zwei im Bauchbereich.
Die Oberarmtaschen verfügen über einen Ein-Weg YKK Zipper und haben keine internen Organisationsmöglichkeiten oder Laschen. Direkt darüber ist jeweils eine Velcro Loop Fläche für Patches/Abzeichen/IR.
Die Fronttaschen verfügen über einen Zwei-Weg YKK Zipper. Wie schon von Green Ant im Harpagus Review beschrieben, sind die Zipperpulls nur am oberen Läufer des Reißverschlusses angebracht. Hier würde ich auch entweder beide Zipper mit einem Pull ausstatten, oder zumindest den Unteren.
Innenseitig erhält man Zugang auf das Shockcord, mit dem man den Bund individuell anpassen kann. Über Metalösen wird das Cord nach außen gelenkt und dort noch mit einem Cordlock gesichert.
Die linke Brusttasche hat zudem noch einen Durchlass für ein Kabel, um beispielsweise Kopfhörer über den Innenraum der Jacke zu verlegen.
Die Jacke wird frontseitig über einen YKK Zipper geschlossen, der zusätzlich einen Windfang an der Innenseite aufweist.
Weitere Features wären eine kleine Schlaufe im Nackenbereich, um beispielsweise Kabel oder andere Gegenstände zu sichern. Weiters ist rückseitig zwischen den Schultern eine kleine Patchfläche. Ich gehe einmal davon aus, dass diese für IR Patches gedacht ist.
Im Gegenzug zu den sonst per Klett verstellbaren Bündchen an den Ärmeln, wurden bei der Milvago elastische Bänder eingenäht. Dabei wird ein wenig Armlänge eingebüßt, weil der Ärmelabschluss dazu tendiert, sich nach innen zu wölben.
Die Kapuze verfügt über einen Kordelzug und bekommt dadurch einen angenehm zivilen Look. Die Öffnung für das Gesicht wird bei vollständig geschlossenem Reißverschluss auf ein absolutes Minimum gebracht. Fast wie in einem Mumienschlafsack.
Auf der Innenseite der Kapuze ist ein Schweißband eingenäht, dass dem Ganzen noch zusätzlich einen noch schöneren Look gibt.
Haptik und Verarbeitung:
Bereits auf den ersten Blick dachte ich mir, dass die Jacke im Grunde wie ein Lodenmaterial wirkt. Dass es nicht nur mir so geht, wurde mir am Forentreffen in Österreich bestätigt, als ich die Jacke zu früher/später Stunde trug und dazu neugierige Fragen beantwortete.
Die Jacke schaut nicht nur so aus, als sei sie von schwerer Qualität, sie ist es auch. Das Material ist ordentlich dick und weich, außen mit regelrecht lodenmäßiger Walkoptik, während innenseitig das Fleece aufgeraut ist und mehr Richtung Teddyfell geht.
Das Ganze hat nicht nur seinen optischen Reiz, sondern macht auch ordentlich Sinn in Punkto Wärmehaushalt, Atmungsaktivität und Robustheit, aber dazu kommen wir später.
Die Verarbeitung ist bis auf den einen oder anderen weg stehenden Faden, der schnell beseitigt ist, tadellos. Ich kann im Gegensatz zu Green Ant nicht so genau auf Verarbeitungsdetails eingehen (da ich nicht selber nähe, fehlt mir hier das Wissen), jedoch kann ich euch versichern, dass alles sauber versäumt, und die Stresspunkte gewissenhaft vernäht sind.
Sowohl Optik als auch Haptik kenne ich bis jetzt nur von teuren Firmen wie TAD Gear und Co, wobei gewisse Details anders gelöst wurden.
Passform:
Endlich eine weitere Firma mit europäischen Größen! Hier gibt es keine Missverständnisse und Unklarheiten wie jetzt nun die internationale Größe Medium und Large von Neuem interpretiert wird. Hier ist Large die Größe 52 wie es sein soll und dementsprechend passt die Jacke auch. Vielen Dank und das meine ich jetzt todernst!
Ich bin 1,80kg mit ca. 75kg und längeren Gorillaarmen und die Jacke passt perfekt mit Größe Large. Die Milvago Jacke hat einen typisch athletischen Schnitt, ist aber gleichzeitig nicht zu körperbetont und dementsprechend weit gehalten.
Sollte dies berufsorientiert nötig sein, ist es möglich unter der Jacke unbemerkt verdeckt eine Waffe zu tragen. Im Zweifelsfall sollte man jedoch eine Nummer größer dafür verwenden.