Tournique und geeignete Bandage?

  • In unserem Revier wurde ein Jäger durch Schwarzwild verletzt.An mir ist es haarscharf vorbeigekommen. Alle Verletzungen sind bis maximal Knie aber tief.


    Grund genug für ein kleines 1.Hilfe Pack für die Jagd im In und Ausland


    da ich im Auto bereits ein SEHR gut ausgestattetes Kit habe dachte ich an folgendes:
    Einen tournique
    Celox
    Eine sehr gute Israeli Style Bandage



    Was ist zur Zeit up to date ?

    By a route obscure and lonely,
    Haunted by ill angels only....

  • Hallo,


    meine Empfehlung geht Richtung:


    - SOF-TT W Tourniquet
    - T4 Verbandpäckchen Notfallverband (ohne Druckverbandsoption eingebaut), alternativ OLAES Verband oder Uriel


    Und ganz wchtig, mind 1 Rettungsdecke und Handschuhe

  • Der Tournique ist in meines Wissens nach in D zur ersten Hilfe nicht erlaubt. Israeli Bandage funktioniert sehr gut (T. natürlich auch). Wärmeerhalt ist einer der Schlüssel zum Erfolg und wird gerne vernachlässigt, bzw unterschätzt. Ich würde neben einer Israeli Bandage aber auch noch ein normales Verbandspäckchen mitnehmen und Pflaster.

  • Natürlich darf man ein TQ zur ersten Hilfe auch in D nutzen.


    - SOFT T wide (besser 2)
    - Bandage wie Israeli oder OALES (probier aus, welche du besser findest)
    - H&H gauze
    - Rettungsdecke (besser 2)
    - Einmalhandschuhe (min. 2 Paar)
    - gute Schere


    dann noch ein wenig Pflaster/normale Verbandpäckchen
    Celox / Quickclot usw. sind nicht unbedingt notwendig.

  • Danke für die Hilfe,
    es geht primär um starke Verletzungen bis Oberschenkel---zum Gebrauch muss ich mich unbedigt einlesen - und dann ggfs die Bandage wählen ---ggfs eine Familienpackung quick cloth !

    By a route obscure and lonely,
    Haunted by ill angels only....

  • Mit einem Tourniquet sollte man umgehen können, sonst stoppt man eventuell nicht nur nicht die Blutung adequat sondern richtet auch noch Schaden an. Und mit "umgehen können" meine ich nicht mal ein YouTube Video gesehen zu haben, sondern reale Übungen an einem Dummy unter fachlicher Anleitung und regelmäßige Wiederholungen.


    Ich würde, wenns um stärkste Blutungen geht, als Laie eher zu Quickclot oder Celox greifen. Ist viel einfacher und risikoärmer anzuwenden und kann auch für Verletzungen verwendet werden die sich nicht an den Extremitäten befinden. Dazu ne ordentliche Bandage und eventuell etwas Combat Gauze und/oder Verbandsmull. Handschuhe und Rettungsdecke sind obligatorisch.


    CU
    Denis

    Alles Gute im Leben ist entweder ungesetzlich, unmoralisch, oder es macht dick.

  • Ich bin skeptisch, das sich mit Quickclot eine fette Aterienverletzung am Bein, ohne die Wunde vorher trocken zu legen, stoppen läßt. Das Zeug klumpt wie die Höälle, aber mit genügend Druck im Gefäß wirds halt schwierig.
    Bisher habe ich bei großen Verletzungen die Wundblutung durch Unterbrechung des Zuflusses gestoppt. Dann Druckverband drauf und Blutstopp vorsichtig, dosiert geöffnet. Bisher hatte ich also Schweineglück das meine "Patienenten" deswegen keine Folgeschäden hatten. Es geht um 1. Hilfe in Deutschland, speziell während der Jagd. Innerhalb eine bestimmten Zeit sollte also ein Rettung möglich sein.
    Große Verletzungen an Extremitäten, wie Beinen oder Armen bluten in der Regel sichtbar stärker als Brustkorb oder Bauchverletzungen, diese bluten oft unssichtbar in den Körper! Letzendlich zählt für mich in der Pampa "Lieber.... als Tod! Ich setze daher auch ein Tourniquet ein, in der Regel hat man immer etwas dabei um einen Blutstau anzulegen. Gürtel, Bindedraht, Senkel, Hundeleine die Liste ist beliebig verlängerbar.
    Dies ist meine Meinung und ich verweise bei solchen Themen auch nochmal darauf. Es ist meine Meinung, meine Erfahrung und nur Meine!!!!
    Ironiemodus an
    Abbinden kann zum schnellen Tod führen, daher Augen auf, nicht am Hals abbinden oder direkt unterhalb vom Kopf!!!! Lebensgefahr!!!!
    Ironiemodus aus
    Sorry ich mußte einfach die Spannung bei mir raus nehmen. ;(

  • Naja sowohl Tourniquet-Systeme als auch Quickcloth sind primär dazu entwickelt worden, eine lange Transportzeit in eine Klinik/ Feldlazarett zu überbrücken. Sowas wird es in Deutschland/ Mitteleuropa in Friedenszeiten nicht ansatzweise geben.


    Und wie mein Vorredner schon schrieb, ist die Anwendung nicht so einfach wie man denkt. Tourniquet... Okay... JA kann man machen. Ich würde aber immer, wirklich IMMER einen stinknormalen Druckverband anlegen. Zur Not nen Zweiten. Solange du keine Amputationsverletzung hast, gibt es mMn keine Indikation dafür...
    Vor allem wird sich jeder Chirurg im Krankenhaus bei dir bedanken, wenn du auf eine Wunde das Zeug raufgemacht hast. Im dümmsten Fall kann dir gerichtlich nachgewiesen werden, dass die Verwendung in diesem bestimmten Fall gar nicht indiziert war.
    Außerdem ist die Wundheilung nach Quickcloth echt bescheiden...


    Israeli-Bandage
    Verbandpäckchen
    Dreiecktuch!!
    Notfalldecke


    Damit bekommt man auch fiese Wildverletzung adäquat versorgt.


    Wichtig ist auch, zu wissen, wo man sich befindet, damit die Rettungskräfte einen finden!

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • [...] Sowas wird es in Deutschland/ Mitteleuropa in Friedenszeiten nicht ansatzweise geben [...]


    [...] einen stinknormalen Druckverband anlegen. Zur Not nen Zweiten. Solange du keine Amputationsverletzung hast, gibt es mMn keine Indikation dafür [...]

    Da gab es mal an anderer Stelle auch so eine Diskussion, wo ich identisch argumentiert habe, v.a. bezüglich Tournique. Das Zitierte sehe ich genauso und würde das so unterschreiben.
    Unter Vorbehalt, dass ich vielleicht in der falschen Region lebe habe ich Tourniques nur zweimal in den letzten Jahren in berechtigter Verwendung gesehen. Ein Personen-Zug-Unfall und ein Motorrad-Leitplanken-Unfall, beide mit subtotaler bzw. vollständiger traumatischer Amputation. Alles andere sollte mit genug Druck versorgbar sein. "Ungünstige" Verletzungslokalisationen wie Leiste/Axilla/Thorax/Bauchraum/Kopf kann man eh nicht mit Tournique versorgen. Da hilft im Zweifel nur Druck! Selbst die wenigen Schussverletzungen, die zusammen gekommen sind, waren alle nicht für Tourniques geeignet gewesen.
    Wer möchte, kann sich so ein Ding zulegen. Viel Sinn sehe ich darin nicht.

  • Da stimme ich zu 100% zu.


    Hier in Hamburg testet die Bundeswehr, die hier auch Primärrettungsdienst fährt, gerade CAT-Tourniquets in der präklinischen Notfallversorgung. Ich weiß da bis jetzt auch nur einen Fall, wo der Notarzt entschieden hat, einen CAT anzulegen. Und das war bei einer subtotalen Unterschenkelamputation.


    Nichts desto trotz möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass sowohl die Verwendung eines CATs oder Quickcloth o.Ä. von einem Laien nicht differenziert genug betrachtet werden kann und dieser im dümmsten Fall auch strafrechtlich verfolgt werden kann!
    Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Und hier zählt auch nicht der "good-will" oder Notkompetenz oder sonst was. Ich bin mit bei Quickcloth sogar fast sicher, dass es sich dabei um ein als Medikament eingestuftes Wundversorgungssystem handelt. Ich finde nur grad die Quelle nicht.

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • Ich bin mit bei Quickcloth sogar fast sicher, dass es sich dabei um ein als Medikament eingestuftes Wundversorgungssystem handelt. Ich finde nur grad die Quelle nicht.


    Quikclot und Celox unterliegen in Deutschland nicht mal der Apothekenpflicht. Und zumindest Celox ist wohl was die anschließende Wundversorgung und -heilung angeht recht unkritisch. Die ersten Versionen von Quikclot hatten ja das Problem mit der Hitzeentwicklung.


    Natürlich ist ein Laie weder Arzt noch Rettungsassistent, da hilft dann nur der normale Menschenverstand. Und wenn eine Wunde derart blutet das ich sie mit Druck alleine nicht in den Griff bekomme, dann gibt es eben, sofern ich Quikclot/Celox dabei habe, für mich, als Laien, nur zwei Optionen, entweder ich verwend das Zeug oder ich lass den Verunfallten vollends auslaufen. In beiden Fällen kann ich vor dem Kadi landen, aber ich erkläre lieber warum ich ein Hämostatikum eingesetzt habe, als das ich erkläre warum ich nichts getan habe obwohl ich hätte können.



    CU
    Denis

    Alles Gute im Leben ist entweder ungesetzlich, unmoralisch, oder es macht dick.

  • Na eh, wennst dir an einem schießstand in der pampa oder im revier in die femoralis pfefferst, ist das sicher nur eine Phantasie
    dass einem dann sehr, sehr schnell was einfallen muss...


    Ist ja klar, dass Notärzte kaum auf TQ entscheiden- die haben dann ja schon alle Ressourcen eines OPs, Rettungsfahrzeugs oder -hubschraubers
    zur Verfügung. TQ und QC sind für den geschulten Laien gedacht, der mit einigen Handgriffen erreichen kann, dass sich seine Lage zumindest nicht
    gravierend verschlechtert.

    "The man should calm his mind and look into the depths of others. Doing so is likely the best of the martial arts." Yoshimasa

  • Du bestätigst meine Theorie. Genauso wie ich ein AR-15 mit Schutzweste Klasse 4 brauche, falls im Kindergarten gegenüber ein Kidnapping stattfindet und ich die Terroristen ausschalten muß, brauche ich Quickclot für Dein Beispiel.

  • Och. Nicht jetzt schon Äpfel mit Birnen mischen.
    Das Beispiel von Overton war nicht ganz unrealistisch. Kommt mal stark drauf an in welcher Gegend man sich bewegt. Sprich, wie dicht dort das Rettungsnetz ist.
    Deine Theorie hört sich stark danach an, dass alle die Tourniquet und Quickclot mitnehmen, den Bezug zur Realität verloren haben.
    Es gibt da bestimmt Beispiele, wo das nicht so ist.

  • TQ und QC sind für den geschulten Laien gedacht


    Naja und genau da trennt sie die Spreu vom Weizen. Ich würde jetzt auch nicht pauschal behaupten, dass das ganze Geraffel grundweg unsinnig und schlecht ist. Aber es bedarf eben einer gewissen Ausbildung und vor allem Übung! Ich glaube kaum, dass die Meisten hier in der Lage sind, differenziert zu entscheiden ob TQ oder nicht. Die Bundis mit San-Helfer A und B, viele unser Polizisten und Rettungsdienstler/ Notärzte mal ausgenommen.


    Quickcloth lasse ich jetzt mal bewusst außen vor. Das zeiht ja noch weitere Kreise...


    Sollte man mit der Handhabung jedoch vertraut sein: why not? Ich plädiere trotzdem für ne israeli Bandage und Dreicktücher plus diverse Mullbinden.

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • Es ist nicht so, dass ich eure fachlichen Argumente in Frage stelle, aber beim Thema "falsche" Erste Hilfe sieht es (zumindest in Österreich) so aus, dass Fehler von Laien zwar durchaus vor Gericht landen könnten, aber keine Strafe zu erwarten ist, sofern die verwendeten Mittel nicht schon allgemein verboten sind.


    In jedem noch so kleinen EH-Kurs wird darauf hingewiesen, dass man absolut keine Angst vor rechtlchen Konsequenzen bei Fehlern haben muss.
    Auf meiner ehemaligen Dienststelle wurde der Vortrag von einem Richter (gleichzeitig Bezirksstellenleiterstellvertreter vom ÖRK) gehalten, also gehe ich schon sehr davon aus, dass man sich auf diese Info verlassen kann.

  • Das israeli emergency bandage ist Spitze und ich empfehle es ständig als Ergänzung zum KFZ-Verbandkasten oder für Freizeitaktivitäten. Nach ein paar Minuten vormachen und nachmachen lassen, jeweils in der Selbst-und Fremdversorgung, hat so ziemlich jeder die Funktionsweise und Anwendung kapiert. Für diesen Zweck am besten immer eins extra zum Üben mitbestellen. Gerade in der Selbstversorgung ist es unter Nervosität dem Gefummel mit herkömmlichen, losen Wundauflagen und Bandagen überlegen. Durch den grünen Bandagenstoff sieht man auch nicht dauernd dieses alarmierende, stressende Blutrot, was ich persönlich für beruhigend halte, aber natürlich aufmerksamer Beobachtung bedarf.


    Die Rettungsdienstler haben es damals gleich draufgelassen, als sie mich nach einer Schnittverletzung am Unterarm mit zweifacher Sehnenruptur (neues Spydie Matriarch :rolleyes: ) abgeholt haben. Sie kannten es zwar noch nicht und schauten etwas verwundert, erkannten aber direkt die Wirkung. Es fing auch tatsächlich erst wieder an zu suppen, als der Verband in der Notaufnahme cirka 30-45 Minuten (von wegen kurze Rettungswege) nach dem Unfall aufgeschnitten wurde. Bis zur OP, so etwa 2-3 Stunden später, kam ein neuer Verband drauf.


    Bei der Ausbildung in der Bundeswehr wird mittlerweile auch zwischen dem alten "Helfer im San-Dienst" und dem weiterführenden "Einsatzersthelfer" unterschieden. Bei letzterem erlernt man unter anderem den Umgang mit Tourniquet, Morphin- und Atropin-Autoinjektoren und anderen Medikamenten und Verbandmitteln wie Combat Gauze oder QuikClot. Immer wieder mit dem deutlichen Hinweis darauf, dass diese Methoden ausschließlich im Auslandseinsatz anzuwenden sind (ging auch nicht anders, weil uns die entsprechende Ausrüstung nur im Einsatz zur Verfügung stand).


    Privat nehme ich von der Anschaffung eines Tourniquet bisher jedenfalls Abstand. Zur Fremdversorgung ist es mir zu heikel, und zur Eigenversorgung sehe ich wenig Bedarf, da ich mich hierzulande abseits von gut befahrbaren Straßen und Wegen seltenst mit Dingen beschäftige, bei denen mit dem plötzlichen auf- oder abreißen von Gliedmaßen zu rechnen ist. Das emergency bandage hat mir dagegen schon hervorragende Dienste geleistet. Obendrein bietet es auch die Möglichkeit, es bei schlimmer blutenden Wunden ähnlich einem Tourniquet enger zu drehen. Dazu gibt es einige lehrreiche Videos auf Youtube. Im Endeffekt hat man dann unter Stress vielleicht einen Verband zu eng gezogen, aber immerhin keine Gliedmaße einfach nur abgebunden.


    Daher lieber ein oder zwei Bandagen im Rucksack, vielleicht in unterschiedlichen Größen und für fast alles gerüstet sein, als das doch sehr spezielle Tourniquet. Die Selbstversorgung bei Waldarbeitern, Kampfmittelräumern oder Arbeiten an gefährlichen Maschinen fällt mir dafür höchstens ein. Ok...und Jäger.

  • hanomag
    hier in meiner Gegend sind in den letzten 5 Jahre min. 3 Personen verstorben, welche nur das Anlegen eines TQ´s am Leben gewesen wären.
    Alles Unfälle im Wald, auch mit einer Hilfsfrist von 15min, ist der RTW/NAW nicht so schnell vor Ort.
    2x Kettensäge
    1x Schießunfall auf der Jagd.

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