Viper Maga - wirksame Designelemente gut vereint

  • Dank unermüdlicher Anstrengung von Bastian "Xpedition" traf kürzlich bei mir ein:





    Viper Maga V 5912 SFC
    (Carbonschalen, Stonewash-Klinge mit Teilzahnung im hinteren Bogen


    http://www.viper.it/it/tattica/maga.html


    http://www.coltelleriacollini.…r-v5910fc-knife-6484.html



    Klingenlänge mm: 95
    Klingenstärke mm: 3,5
    Klingenmaterial: Böhler N690
    Grifflänge mm: 124
    Griffstärke netto mm: 15
    Griffmaterial: G10 (Varianten mit anderen Griffmaterialien sind verfügbar)
    Gewicht g: 156
    Clip, rostfreier Stahl


    Danke, Bastian, für die Beharrlichkeit und übrigens auch den sehr fairen Kurs!


    Ersteindruck: Sehr sauber gearbeitet, alle Kanten gerundet, alles paßt sehr gut, läuft bestens. Der Eindruck, den bereits das Bastinelli RED aus gleicher Fertigung erzeugt hat, bestätigt sich deutlich: Viper baut Messer mit erheblicher Qualitätsanmutung zu sehr erschwinglichen Preisen. So eine Kantenbearbeitung findet man ansonsten bei Reeve oder Spartan - und die lassen sich das anders bezahlen....


    Das Messer kommt höllenschaarf aus der Schachtel, rasiert mühelos und bietet mit der „Unterspitze“ am Ende der vorderen Schneide einen extrem leistungsfähigen Ansatzpunkt sowohl für flachen Oberflächenschnitt als auch für einen wuchtigeren Hieb…Die Klinge läuft vom ersten Aufflippen an seidenweich, ein „Einspielen“ wie bei einigen anderen Messern im Bestand oder wie bei IKBS-gelagerten Klingen häufiger zu lesen ist hier gar kein Thema.

  • Das Messer selbst ist der Entwurf eines Kampfkünstlers, Boris Manasherov, mit der gleichen Erblast geschlagen wie alle anderen innovativen Designer in diesem Bereich auch: Messer werden in diesem Bereich seit vielen Jahrhunderten eingesetzt, und das ist ein Bereich, in dem man sich schon immer größte Mühe hinsichtlich Funktionalität gegeben hat. Wenn der Arsch des Trägers davon abhängt, entwickelt man halt nicht erst seit gestern Ehrgeiz.


    So kann man kaum erwarten, daß Meister Boris für sein (Krav) Maga-Messer auf einmal selbiges von Grund auf neu erfunden hat - aber er hat sozusagen beste Zutaten zu einem neuen "Messer-Gericht" kombiniert, das in der Summe überzeugt:




    (Hier einmal mit den augenfälligsten „Seelenverwandten“, dem Cherusker / Frank LLC und einem Blade Systems Raptor)


    Bei der Klinge ein wenig Kershaw/Onion Offset, ein wenig Fox/Rostohar Specwog Warrior und ein wenig Blade Systems Raptor, immer mit derselben Grundidee, die auch vorher schon mehrfach parallel gedacht wurde und so wirklich nicht den Eindruck macht, geklaut zu sein - nur folgerichtig.






    Das Ausziehen eines Recurve zu einer "Unterspitze" und das Ausbilden einer penetrationsstarken Primärspitze (ob nun Modern Tanto, Gladius oder Spearpoint) führt zu einer Kombination von Eigenschaften penetrationsstarker Messer im Stich mit Eigenschaften von Hawkbill- und Karambitklingen im Schnitt / Hieb.






    (Hier einmal ein Bildbeispiel mit einem besonders penetrationsstarken Messer, dem CRKT Otanashi Noh Ken, und einem Karambit mit Hawkbill-Klinge, dem S&W Karambit. Letzteres übrigens ein „Billigmesser“ mit jedoch erstaunlich guter Ergonomie und nach ein wenig Feineinstellung mit ausgezeichnetem Klingengang, der sehr gut auch ein Tipup-Aufschwingen der Klinge in Reversehaltung ermöglicht…)



    Der Klingenrücken ist konkav und endet hinten in einer hakenförmigen Rampe, die gleich zwei Zwecke erfüllt: Ein Haken für das Trapping wie beim MOD Dieter ATAC Stinger, der jedoch nicht so angespitzt ist, gut in der Tasche getragen werden kann und dort wie ein Emerson Wave funktioniert. Der Trapping-Haken ragt heraus wie für Gunting, gemeinsam mit der Form des Griffs merkt man da doch auch Anleihen an Bram Frank und das Cherusker LLC.



    Unten an der Klinge ist ein Carson-Flipper angebracht, der in geschlossenem Zustand weit genug oben aus dem Rahmen herausschaut, um auch in dickeren Einsatzhandschuhen nicht zu "versinken" und dank Hebelwirkung für ordentlich Schwung sorgt.


    Der treibt die Klinge dank IKBS (noch so eine Anleihe, die Sinn und Spaß macht ) aus dem Griff wie Outburst & Co., dabei aber ohne jede Antichance von Federn, Rasten usw.


    Öffnungshilfe Nr. 3 ist eine geriffelte Vertiefung in der Klingenflanke, die wie ein Spyderhole funktioniert, und zwar ebenfalls wie "gefluppt" dank IKBS. Der Detent Ball ist dabei gut eingestellt und weder verwaschen im Klingengang noch so knackig, daß man erst mal stark ziehen müßte.


    Den Liner finde ich allerdings typisch italienisch, also sehr schlank und elegant und eigentlich abenteuerlich dünn. Ein Folder zum Bau von Holzforts käme mir so nicht ins Haus - für diesen Anwendungsbereich geht es an, die Finger werden zusätzlich durch den Flipper vor einem Zurückklappen der Klinge geschützt.



  • Der Griff ist ergonomisch sehr gut geformt - allerdings ist er erstaunlich klein.




    Das Messer liegt in meiner Hand (Handschuhgröße nur 8!) wie dafür gemacht, für Stefan oder Jörn würde es da aber wirklich eng....Die Handlage forward und reverse ist für mich ausgezeichnet beim geöffneten Messer.






  • Beim geschlossenen Messer ragt allerdings schon aus meiner Kinderhand wenig heraus - das Cherusker LLC als großer Cousin faßt sich geschlossen deutlich wirksamer, man kann beim Maga auch unterhalb des Hakens kaum wirksam den Griff fassen, wenn der Haken forward vor der Hand liegen soll, wie es beim LLC möglich ist.






    Das Umfassen des „Hakens“ ist auch keine echte Lösung für den Forward-Einsatz des geschlossenen „Maga“, das faßt sich einfach nicht definiert und belastbar genug so…



    Reverse läßt sich das Maga aber relativ gut als Kubotan führen und schwingt dann bedarfsweise entweder auf oder kann "am Mann" aufgezogen werden...Auch hier ist das längere LLC aber eindeutig im Vorteil






    Der Griff füllt die Hand zwar gut, das hätte man aber auch flacher durch einen längeren und oder etwas höheren Griff ebenso hinbekommen. Und den hätte man deutlich flacher bauen können als jetzt beim Maga, das im Vergleich zu flachen Framelocks wie dem Otanashi Noh Ken eigentlich unnötig aufträgt.





    Insgesamt ist das „Maga“ in der derzeitigen Größe für mich also eher ein Ultima-Ratio-Tool als eines für einen abgestuften Einsatz auch mit nonletalen Schlag- oder Drucktechniken, wie sie z.B. sehr gut mit Messern wie dem LLC, dem Extrema Ratio Nemesis oder dem CRKT Otanashi Noh Ken möglich sind….Aber als Ultima-Ratio-Tool ist es ein sehr ernsthaftes und wirksames Messer…
    Der Stahlclip (nur Tipup, seitenwahlfrei) hat eine sinnvolle Spannung, baut jedoch ebenfalls ein wenig hoch.


    Im Griff befinden sich Indexkuhlen, über einer davon liegt der Clip, der zwar entsprechend gemuldet ist, mich persönlich jedoch beim Indexing stören würde.


    Ansonsten stimmen beim Griff und der Klinge alle Winkel, Spitze(n) und Schneide sind immer genau da, wo sie im besten Fall sein können. Senkt man die Spitze, bis die Vorderschneide einigermaßen waagrecht liegt, liegt sie noch weiter unterhalb der Außenlinie der Finger als beim Bastinelli RED.




    Ein sehr spezielles und sehr interessantes Messer zumindest für uns zart Gebauten – mit Steigerungspotenzial:


    Mein Traum-Maga wäre ca. 15 Prozent größer, Framelock mit gegenüberliegender G10-Platine, insgesamt also deutlich flacher bauend und auf jeden Fall hinter dem „Haken“ am Griff mit vier Fingern zu umschließen. Dann dürfte die Klinge auch gern in 3/16 Zoll ausgelegt sein (was für Buchs irgendsowas knapp unter nem halben Zentimeter wäre :) ).

  • Hallo!
    Ich habe das Messer mehrfach im Laden befingern können.
    Positiv:
    1. Das Messer flippt recht gut. Aber die neuen ZTs machen es noch besser.
    2. Design ist ausgefallen.
    3. Preis passt. ca um die 150 EUR
    4. Der Designer ist ein cooler netter Typ!


    Negativ:
    1. Der Clip drückt in die Hand und stört.
    2. Die Klinge wirkt blechig (dünn),
    3. Griff ist recht klein.
    4. Die Sägezahnung ist nicht sehr bissig.


    Warum ich es nicht gekauft hab: Die Idee und der Kampfsport interessieren mich schon. Trotz viele Farbvarianten sagt mir das ganze nicht zu.
    Diese Umsetzung von Viper hätte man geiler machen können. Klinge und Griff etwas größer. Griff gummiert. Mir wer da viel eingefallen. So blöd es sich auch anhört: Die farbliche Geamtgestaltung war der Grund warum ich es nicht genommen hab.

  • Hallo Micha,


    vielen Dank für dein Review des Messers und den Hinweis auf die Messermarke. Durch deinen Bericht bin ich nochmals auf deren Homepage gelandet und habe 2 Messer wieder gefunden. Hatte diese mal hier im Forum gesehen, mir aber die Marke und den Namen nicht gemerkt.


    Insofern geht die Anfrage nachher an Bastian ;--)



    Gruß Pit

  • Sehr gut gemachtes Review, Respekt.
    Kann man die Messer in D auch außerhalb der eigenen 4 Wände tragen?
    Eher nicht, oder.

    Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer.
    Es gibt Tage da wirst du mit dem Kopfschütteln einfach nicht fertig.

  • Danke! :)


    Ist über die Eigenschaft als Einhandmesser hinaus auch noch wohl unstrittig ne HuS-Waffe....also nur unter den Einschränkungen von 42a draußen führbar.
    Ich habs am Freitag mal einem nicht so messeraffinen Kollegen gezeigt - da sorgt dann insbesondere die Klingenform doch für allerlei Besorgnis :)

  • Guten Abend Micha


    Sehr schönes Review von dir, klase aufgebaut. :thumbup: Messer sieht speziell aus, aber deswegen hat es seinen Charme.
    Klar, es ist ein Selbstverteidigungsmesser und nicht um damit einen Schönheitspreis zu gewinnen. ;)


    LG


    Sacha

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

  • Wieder einmal ein sehr aussagekräftiges Review, danke.
    Das messer an sich ist eben sehr speziell, aber wenn man es zu nutzen weiß, sicher eine interessante Alternative zu den anderen im Review genannten.

    MfG, Joachim
    Nachrichten bitte per E-Mail.

  • Wenn ich eine Vitrine hätte, wäre das Maga einer der heißesten Kandidaten dafür. So bleibt es eher ein Wunschtraum. Danke, dass du uns mit einem so guten Review daran teilhaben lässt, Micha :)

    "Having a suitable light is analogous to being able to change the weather."
    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • Danke für das Review. Ich konnte mich mit dem Messer nicht anfreunden und hab es weiterverkauft. Mir war es zu klobig und doch zu klein... und der Lock ist scho sehr dünn. Verarbeitung ist aber super.


    Beste Grüsse


    Claude

  • Der hervorragenden Beschreibung von Micha M. ist von meiner Seite aus nichts hinzuzufügen. Ich hab mich für die Kombination aus Canvas Micarta mit stonewashed Klinge entschieden, die mir von allen Varianten am besten gefiel.


    Wie bereits befürchtet, ist mir der Griff des Maga aber etwas zu klein. Der kleine Finger liegt genau auf der "Erhöhung" am Griffende und damit sehr unbequem.
    Auch der Clip stört mich irgendwie. Den könnte ich natürlich auf die andere Seite schrauben, aber dann funktioniert die Öffnung mittels Haken ja nicht mehr richtig.
    Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich das Maga behalten werde.


    Viper Maga 1.jpg Viper Maga 2.jpg


    Ich hab (je nach Handschuh-Hersteller) Größe 9-10

  • Danke für die ausführliche Vorstellung. Hab es letzt auch im MM entdeckt und hab überlegt es mir zu holen. Ist mir aber doch irgendwie zu praxisfern. Für SV bestimmt super, zum arbeiten wohl eher nicht.

    If you can’t fix it with Duct Tape, you ain’t using enough Duct Tape

  • Hier einmal hochgeholt mit besten Grüßen an Kosta(s), der so etwas natürlich unbedingt braucht, EIN Klingonenmesser reicht auf keinen Fall :)


    Hinzugefügt hier gern mal ein paar Bilder des Maga gemeinsam mit anderen bemerkenswert guten SV-Foldern und mit Fixed mit ähnlich ungewöhnlicher Klingenform.


    Meins ist mittlerweile vorn auch rückenscharf, das geht gut und verschwindet in dem Bereich - im Gegensatz zu gewissen anderen italienischen Produkten - dann auch komplett im Griff im geschärften Bereich :)


    Bilanz nach gut vier Jahren im Bestand, Vorführungen in diversen Workshops usw.: Nix falsch gemacht.
    Das Messer überzeugt nach wie vor durch die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Öffnungshilfen, seine Ergonomie und die Leistung der Klinge.


    Backup-Handwerkzeug :)



    Das Maga zwischen zwei Fixed mit ebenfalls ungewöhnlicher Gestaltung der Klinge.
    Links das Wildsteer 3CK-Karambit, ein durchdachtes kleines Ding, das diverse Haltungen ermöglicht und so gut schneidet, wie es in der Hand liegt.
    Rechts ein Blade Systems Raptor M, dessen Klingengestaltung denselben Überlegungen folgt wie beim Maga und übrigens auch bei Dean Rostohars Warrior-Messern aus der FKMD-Fertigung (....war ein interessanter Meinungsaustausch mit Dean!....)



    Das Mage hier neben dem A&R Oprichnik, im Lieferzustand "Zivilversion" des FSB-Einsatzmessers "Karatel", mittlerweile diesem durch Anschliff der oberen Schor angeglichen. Der Troll und ich besitzen und schätzen das ungewöhnliche und russentypisch ein wenig klobig wirkende Ding, das aber sehr viel Sinn macht....




    Und hier das Mage in der Runde kleiner sehr leistungsstarker Backup-Folder zwischen dem Browning Vanquish und dem NOKS (und auch Melita-K) Mangust-K (bzw. "Mongoose").


    Mit keinem der drei macht man etwas falsch, leider ist das Maga allerdings deutlich teurer als die beiden Mitbewerber, insbesondere beim Vanquish ist die Preis-Leistungs-Relation ziemlich unschlagbar....


  • Ja Micha was soll Ich dazu noch sagen.
    DAS wäre der Klingonen-Folder in meiner Sammlung.
    Dagegen ist das Eschaton(*) ein elegant-technischer versuch der Föderation was eigenes auf die Beine zu stellen.
    Grundsätzlich weiß das Design zu gefallen nur versuche ich doch solche klingen zu vermeiden.
    Auch wenn mein Liebling(*) eben so eine merkwürdige Klinge hat, deswegen kommt es selten mit.
    Aber dafür hole ich mir das arrakis 8)


    Ob es nicht doch mal den Weg in meiner Sammlung findet kann ich nicht ausschließen.


    Aber das Mangust-K dürfte sofort einziehen :D
    Hab gestern mal ein Borovik bestellt und wollte noch den kizlyar Stachel ordern.
    Aber ich warte mal ob wir hier eine Bestellung organisieren können.



    Grüße
    Kostas

    „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,
    nicht mit schlechten.“


    George Bernard Shaw
    Irischer Schriftsteller

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